Interview: Accept
By Tinu
Die Solinger Stahlschmiede ist wieder unterwegs. Alleine der Umstand, dass die beiden Gitarristen Wolf Hoffmann und Herman Frank, sowie Bassist Peter Baltes und Schlagzeuger Stefan Schwarzmann erneut «on the road» sind, liess die Metalfans in freudiger Erregung verharren. Dass Sänger Udo Dirkschneider nicht mit von der Partie sein sollte, schmälerte allerdings recht schnell die Hoffnung auf ein gelungenes Comeback.

Schliesslich versuchten Accept schon 1989 mit «Eat The Heat» und einem anderen Sänger (David Reece) eine dirkscheiderische-lose Zeit zu starten. Das Ganze entpuppte sich als Flop, ging schnell den Bach runter und wurde von der Accept-Fangemeinde nicht akzeptiert. 20 Jahre später präsentierten die Deutschen einen neuen Shouter auf ihrer Homepage. Der ehemalige TT Quick-Schreihals Mark Tornillo sollte die Lücke füllen, welche Mister Dirkschneider hinterlassen hatte. Was im World Wide Web allerdings als erste Soundfiles zu hören war liess den Fans das Blut in den Adern gefrieren. Schlechte Vorzeichen? Nimmt man allerdings das Konzert von Accept im Z7 als Massstab, so haben die Jungs mit ihrem neuen Schreihals alles richtig gemacht. Mark singt die alten Klassiker souverän und mit dem über zwei Stunden dauernden Gig machte die Truppe beste Werbung in eigener Sache. Die beiden neuen Songs «Teutonic Terror» und «The Abyss» reihten sich dabei nahtlos in den Accept-Groove ein. Im August wird es sich weisen in wie nah oder fern «Blood Of The Nations» bei den vergangenen Perlen von Accept liegt. Vorab stand Gitarrist Wolf Tinu Rede und Antwort zum neuen Album der unerhofften Wiederbelebung der Band und der Zukunft.

MF: Bald erscheint euer neues Album. Wie seid ihr beim Songwriting vorgegangen?

WH: Wie immer. Peter und ich haben uns zusammengesetzt und dabei unsere Riffs, darauf basiert der Accept-Sound, sortiert. Gegenseitig werfen wir uns die Bälle zu. Das hat bis heute bestens funktioniert. Wir sind ein super Team. Daraus entstehen die Grundideen und Workingtitel, so ein Arbeitstitel, für den Chorus. Die haben wir Mark weitergereicht, der die Texte dazu geschrieben hat. Peter und ich überlegen uns meistens schon, welcher Gesang zu einer Idee passen könnte. Mark hat diese Vorschläge manchmal übernommen, oder sie verworfen und seine eigenen Ideen beigesteuert. Herman hat ein Lied geschrieben und Stefan seine Interpretationen des Druming beigefügt. Nicht jeder Trommelschlag wurde Stefan vorgegeben wie er ihn zu spielen hat. Dies wurde mit unserem Produzenten Andy Sneap festgelegt und ausgearbeitet. Das Ganze war eine Teamarbeit. Früher hat Gaby (Hoffmann) beziehungsweise Deaffy die Texte geschrieben. Heute erledigt dies Mark. Das ist auch gut so. Wenn man einen Amerikaner in den eigenen Reihen hat, der selber seine Lyrics schreiben kann, liegt dies auf der Hand. Mister Tornillo hat seine Texte so geschrieben, dass wir unserer Accept-Linie treu bleiben konnten. Er hat dem ganz klar Rechnung getragen, wofür die Band bekannt ist.

MF: Wie wird das neue Material klingen? Ist das eher «back to the roots», oder wie Accept heute klingen könnte?

WH: Wir haben mit den beiden veröffentlichten Songs («Teutonic Terror» und «The Abyss») zwei Nummern willkürlich ausgewählt. Der Rest des Albums klingt aber relativ ähnlich. Insofern sind dies typische, starke Accept-Songs mit einem modernen Sound. Charakterisieren könnte man die Lieder in der Linie von «Restless And Wild» und «Balls To The Wall». Oder anders ausgedrückt, das, was man von uns aus den achtziger Jahren gewohnt ist, mit einem moderneren Arrangement versehen. Dabei versuchten wir nicht, irgendwelche Radio-Hits zu schreiben. Aus diesem Grund spielte die Länge der Tracks keine Rolle, und ein Arrangement konnte ruhig etwas länger ausfallen. Scheissegal! Solang es gut klingt, haben wir das so belassen.

MF: Wie seid ihr zu eurem neuen Produzenten gekommen?

WH: Die Nachricht, dass wir wieder am Start sind verbreitete sich extrem schnell über das Internet. Andy hat das mitbekommen und ist an uns herangetreten, da er ein Accept-Fan der ersten Stunde ist: «Mensch, ich habe gehört, dass ihr eine neue Platte machen wollt und möchte gerne mit euch reden.» Hier, bei uns in Nashville, haben wir uns getroffen und verstanden uns mit ihm auf Anhieb gut. Das war der Grund wieso wir nicht nach einem anderen Produzenten suchten. Wir waren der Meinung, dass er der perfekte Mann für den Job ist. Anhand der Vorschläge, die er einbrachte, beziehungsweise als wir das erste Material von ihm hörten, entschieden wir sofort, das ist unser neuer Produzent. Andy hatte alle Bonuspunkte auf seiner Seite. Ein Knöpfchendreher, der seinen Job schon seit vielen Jahren macht und weiss, was er tut. Ausserdem ist er Gitarrist und ein grosser Accept-Fan. Mister Sneap hat sich wie ein weiteres Bandmitglied angefühlt. Als wir kürzlich in London spielten, haben wir ihn eingeladen mit uns auf die Bühne zu gehen. Dort spielten wir «Balls To The Wall» zusammen. Das alleine zeigt, was Andy für ein Typ ist. All die anderen Produzenten, mit denen wir gearbeitet haben, hätten nie mit uns auf der Bühne gestanden. Der Sound auf «Blood Of The Nations» trägt total seine Handschrift. Andy hat uns zudem bei der Songauswahl, wie auch beim Arrangieren unter die Arme gegriffen. Dabei hat er uns drauf hingewiesen, dass man diesen oder jenen Part auswechseln sollte und so hat er am neuen Werk sehr kreativ mitgearbeitet und es mitgestaltet.

MF: Andy ist bekannt für die eher härteren Produktionen. War dies auch ein Grund, dass ihr euch für ihn entscheiden habt?

WH: Für uns war nicht ausschlaggebend, was er davor gemacht hat. Sondern, dass er ein Accept-Fan ist, einen Supersound kreiert und genau weiss wie diese Truppe klingen soll. Ausschlaggebend war, was ein Fan von uns erwartet. Das Schwierigste an einer solchen Comeback-Platte ist, den Sound zu treffen, der typisch für uns und trotzdem zeitgerecht ist. Das ist eine superschwere Gratwanderung. Als Songschreiber hätten wir in die ganz alte Richtung abdriften können. Es ist sehr schwierig, die Lieder typisch nach Accept klingen zu lassen, damit keinen Fan zu enttäuschen, und das Endmaterial trotzdem nach etwas Neuem tönen zu lassen. Das gelingt nicht jedem Produzenten und uns als Band auch nicht immer. Bei «Blood Of The Nations» ist es uns als Team aber bestens gelungen.

MF: Was erwarten die Fans von Accept?

WH: Das weiss ich selber nicht so genau. Als Songschreiber will man seine herausfliessenden Ideen verarbeiten. Schlussendlich kreiert man Musik nicht nur für sich selbst und stellt die Setliste nicht nur nach den eigenen Bedürfnissen zusammen, sondern man will damit die Leute anturnen und unterhalten. Dabei war Mister Sneap super hilfreich für uns und hat all die typischen Merkmale aus uns herausgekitzelt. Das, wofür Accept bekannt ist! Manchmal weiss man das beim Schrieben selbst gar nicht (grinst).

MF: Als Musiker möchte man sich weiterentwickeln. Hier oder da ein bisschen experimentieren...

WH: ...klar…

MF: …gab es für dich auch Momente, bei denen du wusstest, dass du gerne eine Idee umsetzen würdest, aber dies nicht machen konntest, weil es nicht zu Accept gepasst hätte?

WH: Oh klar, andauernd! Auch auf der neuen Scheibe hatten wir haufenweise Ideen, die gut waren, die aber nicht weiter verwendet wurden, weil sie nicht nach Accept klangen. Die haben wir ganz bewusst rausgefiltert, weil wir ein typisches Accept-Album veröffentlichen wollten. Nicht, dass einer sagen kann: «...ja ist gut, aber nicht Accept...»

MF: Gibt es Dinge, die du heute anders machen würdest, als in der Vergangenheit?

WH: Nein! Schon alleine deswegen nicht, weil fast immer die Umstände diktiert haben, wie etwas läuft. Wir haben immer versucht unser Bestes zu geben, das zu diesem Zeitpunkt möglich war. Ich hatte auch nie das Gefühl: «…das ist nix, aber lassen wir das mal so raus». Darum kann ich auch nicht sagen, dass ich was anders machen würde, oder was bereue. Es gab sicherlich mal Situationen, bei denen man auf den Produzenten gehört hat, und seine Idee supergeil fand. Auch wenn man im Hinterkopf nicht zu 100 % dazu stehen konnte. Wenn es nur nach mir gegangen wäre hätte man dies anders umgesetzt. Aber! Man vertraut und hört in diesem Moment auf eine Person, die mehr Erfahrung hat. Nachher bereut man es. Ist man als Musiker zu tief in einem Song verwickelt, geht das Beurteilungsvermögen erstaunlich schnell abhanden.

MF: Du hast früh mit Klassik-Elementen dein Gitarrenspiel erweitert. Wie kam es dazu? Hörst du dir selber viel Klassik-Musik an?

WH: Das ist mein eigener Stil und meine eigene Vorliebe. Schreibe ich Gitarrenmelodien, fliesst das so aus mir raus. Letztendlich gefiel mir Klassik schon immer ziemlich gut und ich beschäftigte mich schon viele Jahre damit. An einem Klassikprojekt habe ich schon mal gearbeitet und veröffentlichte eine CD namens «Classicals». Darauf transkripierte ich Klassik-Songs als Gitarrenmusik. Ich versuchte immer wieder diese Einflüsse zu verarbeiten. Damals hat das ausser mir noch keiner gemacht. Am stärksten tauchten diese Elemente beim Album «Metal Heart» auf. Es ist schwer zu sagen, welches meine Accept-Lieblingssongs sind. Wahrscheinlich zählt man in solchen Momenten immer die Erfolgreichsten auf. Ehrlich gesagt, führe ich mir meine Musik selten zu Gemüte. Das war ganz witzig... Als wir Andy getroffen haben, hörten wir uns die alten Scheiben von A bis Z durch. Das war für mich sehr aufschlussreich. Vom Gitarrensolo her finde ich «Head Over Heels» sehr gelungen. Klar, auch ein Lied wie «Balls To The Wall», bedingt durch seinen Stellenwert, ist ein Lieblingssong.

MF: Durchforscht man eure Karriere, habt ihr euch 1997 zum zweiten Mal aufgelöst. Was war der Grund dafür?

WH: Der Gleiche, wie beim ersten Mal. Es war schon immer die Frage, wer bringt welches Komitment mit ein und wie einig ist man sich darüber, wie es weitergehen soll. In einer Band geht es ja nicht nur ums Songschreiben sondern zudem um Dinge wie getourt wird oder wer wann welchen Einsatz leistet. Letztendlich wollte Udo schon immer sein eigenes Ding machen. Da drehte sich bei uns immer vieles um die Sängerfrage. Das war das Hauptthema. Die Geschichte Accept war für uns eigentlich bis zu dem Zeitpunkt erledigt, bis wir Mark getroffen haben. Als Udo uns mitteilte, dass er kein Interesse mehr hat bei Accept mitzuspielen, haben wir die Band schon fast zu Grabe getragen. Dank dem Kennenlernen von Mark entwickelt sich alles in eine andere Richtung. Der Mann klingt original so wie wir uns das vorstellten. Er hat seine eigene Charakteristik, erinnert dabei aber schon an Udo und kann so das alte Material problemlos singen. Wir haben die erneute Chance gewittert. Das war genau vor einem Jahr und deswegen sind wir wieder hier. Die Arbeiten am neuen Album haben Superspass gemacht, wir verstehen uns sehr gut und sind total motiviert.

MF: Keimte vor ein paar Jahren, als ihr zusammen mit Udo bei diversen Festivals aufgetreten seid, nicht wieder die Hoffnung auf, in dieser Konstellation weitermachen zu können oder war schon damals klar, dass alles zeitlich limitiert war?

WH: Das war damals schon klar. Im Vorfeld gab es Gespräche bei denen uns Udo gesagt hat, dass er Accept nur zwei Monate zur Verfügung stehen und danach sofort mit U.D.O. weitermachen wird. Somit stand er uns für die Festivalsaison zur Verfügung und im August war dann wieder Schluss. Da Peter, Herman, Stefan und ich weitermachen wollten, bedauerten wir den Entscheid von Udo sehr. Es lagen uns sehr gute Angebote aus Südamerika vor. Aber auch weitere Festivals im kommenden Jahr kamen für ihn nicht in Frage. Letztendlich sind wir Musiker, die auf Tour gehen wollen, da uns das Auftreten am meisten Spass macht. Deswegen sind wir sehr glücklich, dass wir wieder die Möglichkeit haben auf der Bühne zu stehen. Hätten wir Mark nicht getroffen, würden wir noch immer zu Hause herum sitzen. Aktiv haben wir nicht nach einem neuen Sänger gesucht, haben auch keine grossen Ausschreibungen gemacht, sondern Mister Tornillo ist uns wirklich durch Zufall über den Weg gelaufen. Ich besuchte Peter ausserhalb von Philadelphia. Wir sind zusammen ins Studio gefahren. Dort jamten wir mit einem Schlagzeuger ein paar Accept-Nummern, der an diesem Tag gerade zur Verfügung stand. Der dort ansässige Soundengineer war der Meinung, dass wir doch mal Mark Tornillo anrufen sollten. «Der wohnt hier um die Ecke und kann ein bisschen singen.» Peter und ich haben darauf Mark eingeladen und als er anfing zu singen dachten wir nur: «...das gibt’s doch gar nicht ...» Der Typ singt genau so, wie das bei Accept sein muss. Spontan haben wir das Management und die beiden andern Kollegen in Deutschland und der Schweiz angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass wir DEN Sänger für Accept gefunden haben. Wie wär’s? Wollen wir wieder? Alle waren sofort Feuer und Flamme. Es bestand weder ein Plan, Accept wieder zum Leben zu erwecken, noch suchten wir krampfhaft einen neuen Sänger. Wie es manchmal so ist, war alles ein Riesenzufall.

MF: Ihr hattet mit David Reece schon mal einen anderen Sänger als Udo. Das ging damals ziemlich in die Hose und ist bei den Fans nicht gut angekommen. Wie sieht das heute aus? Ist die vergangene Geschichte noch präsent? Steckt die Befürchtung, dass es nochmal nicht klappen könnte in den Hinterköpfen?

WH: Nö. Die Situation damals war so, dass wir bewusst eine andere Stilrichtung mit David verfolgen wollten. Zu der Zeit waren die ganzen Power-Balladen angesagt und Heavy-Metal im urtypischen Sinne nicht mehr so erfolgreich. Jeder, der nicht verhungern wollte, musste sich ein bisschen anpassen. Die erfolgreichen Bands haben es geschafft, wir leider nicht. Von vornherein war das bei uns, mehr oder weniger, zum Scheitern verurteilt. Da wir unseren typischen Sound nicht mehr weiterverfolgen wollten, war zu der Zeit die Grundvoraussetzung ganz anders. Darum suchten wir zu der damaligen Zeit keinen Sänger, der an Udo erinnert. Alleine aus diesem Grund kann man die Situation von damals nicht mit heute vergleichen. Heute wollen wir den Fans das geben, was sie von Accept kennen. Ein bisschen aufpoliert in einer neuen Version.

MF: Gab’s auch Überlegungen mit Jörg Fischer oder auch Stefan Kaufmann zusammen zu arbeiten?

WH: Jörg haben wir zwischendurch immer wieder gesucht. Er war aber nicht auffindbar. Keiner weiss genau wo er lebt. Ausserdem spielt er keine Gitarre mehr und ist uns seit damals nicht mehr über den Weg gelaufen. Mit Herman haben die Festival-Gigs 2005 super geklappt. Somit war er erste Wahl, da wir total zufrieden mit ihm waren. Stefan ist Udos rechte Hand, schreibt zusammen mit ihm die Songs und ist Hausproduzent bei U.D.O. Der ist im anderen Lager und steht uns nicht mehr zur Verfügung (grinst).

MF: Du hast dich zwischenzeitlich mit dem Fotografieren beschäftigt. Wie kam’s dazu?

WH: Die Musikszene hat mich noch nie gross interessiert, und ich bin weder ein Fan noch ein Kenner dieser Szene. Wenn ich mir mal eine CD anhöre, dann eine klassische. Ich habe weder eine grosse Plattensammlung noch renne ich den ganzen Tag mit meinem Ipod rum. In der musiklosen Zeit war ich als Fotograf unterwegs. Ende der Neunziger habe ich mich dazu entschlossen. Accept existierte nicht mehr, und eine andere Truppe kam für mich nicht in Frage. Ich war immer ein Teamplayer und wollte ohne Peter und die anderen nicht musizieren. Es gibt viele andere Beispiele, da nimmt sich der Gitarist andere, junge Leute und spielt mit denen eine Solo-CD ein. Aber das wäre nicht mein Ding gewesen. Entweder richtig oder gar nicht. Im «zweiten Leben» hat mir das Fotografieren immer Spass gemacht. Der Werdegang von einem Hobby zu einer professionellen Tätigkeit hat allerdings eine zeitlang gedauert. Seit den letzten zehn Jahren lebe ich sehr gut davon und bin auch sehr erfolgreich. Das hat aber mit meiner musikalischen Vergangenheit überhaupt nichts zu tun. Ich kriege keine Fotojobs, weil ich der Gitarrist von Accept bin, sondern weil ich mich in diesem Bereich etabliert habe.

MF: Du hast vorhin gesagt, dass du ohne deine Kumpels kein Album aufnehmen würdest und trotzdem hast du eine Solo-CD unters Volk gebracht...

WH: ...richtig. Das ist eine ganz andere Art von Musik. Wären wir mit Accept nicht wieder am Start könnte ich mir vorstellen nochmals so etwas zu produzieren, oder mit dieser Klassik-Geschichte auf Tour zu gehen. Das wäre aber dann etwas ganz anderes. Dadurch, dass ich der Songschreiber und ein Teil von Accept bin, klingt neues Material von mir, in einer anderen Bandkonstellation, automatisch wie Accept. Obschon die Songs mit einem anderen Sänger oder anderen Bassisten aufgenommen würden, wäre dies zu nah bei Accept, hätte aber trotzdem nie wie Accept geklungen, wie es jetzt wieder zusammen mit den Jungs und Mark ist. Dann mache ich lieber gar nichts, oder wenn, dann was ganz anderes.

MF: Was wird passieren nach dem Release des neuen Accept-Abums?

WH: Da werden wir erstmals Millionen verkaufen und Gold- und Platinauszeichnungen einheimsen (lacht). Das ist doch klar. Ja ne, da wird schon eine richtige Tour folgen. Wir gastieren heute nur im Z7 weil wir morgen in Stuttgart nochmals vor AC/DC spielen. So ganz kalt wollten wir da nicht auf die Bühne steigen. Dieses Konzert heute sehen wir als Warm-Up, auch weil wir eine neue Crew am Start haben. Dann folgen noch ein paar Festivals und im Herbst dann die richtige Tour. Diese ganzen Auftritte dienen jetzt ja nur dazu, um die Neuigkeit zu verbreiten, dass wir wieder «on the road» sind.

MF: Wie ist es für Accept nach so vielen Jahren in der Szene wieder Fuss zu fassen? Es ist viel passiert und das Business hat sich total verändert im Vergleich zu damals. Downloads, unzählige Bands, die auf Tour sind und ihr kommt und sagt wir sind da...

WH: ..das ist gerade das grosse Wunder. Es ist uns ganz gut gelungen bei den Fans wieder Fuss zu fassen. Wir sind von Null relativ weit oben wieder eingestiegen und konnten mit AC/DC vor 70'000 bis 80'000 Leuten spielen. Das sind Kategorien, die heute nicht mehr so selbstverständlich sind. Dafür sind wir total dankbar und freuen uns riesig darüber. Das ist ein Glücksfall. Letztendlich hat das auch unsere Entscheidung beeinflusst weiter zu machen. Als wir 2005 auf diesen Festivals aufgetreten sind haben wir bemerkt, dass die Nachfrage nach unserer Musik in all den Jahren nicht verloren gegangen ist. Das Interesse an Accept hat mich total überrascht. Darum bedauerten wir es auch, dass wir zu Hause rumsassen, die Fans uns gerne hören, und wir gerne spielen wollten. Alle Seiten wollen uns, wieso durften wir dann nicht spielen? Bloss weil der Sänger keinen Bock hatte? Das durfte doch nicht wahr sein! Aus diesem Grund freuen wir uns heute unheimlich wieder hier zu sein. Bisher waren die Reaktionen auf uns und Mark wirklich super. Da die neue Platte noch nicht veröffentlicht ist konnten wir noch nicht viel neues Material spielen. Darum dachten wir uns a) mal länger als sonst zu spielen und b) nehmen auch mal ein paar alte Songs rein, die wir teilweise noch gar nicht oder schon lange nicht mehr gespielt haben. Wie «Demons Night» oder «Loosers And Winners». Wir wollten nicht das 08/15-Standardprogramm runterspielen, sondern auch ein paar Sachen einbauen, die man schon lange nicht mehr gehört hat.

MF: «I’m A Rebel» stammt aus der Feder von AC/DC. Wie kam’s dazu, dass es zu eurem Song wurde?

WH: Genau. Der Song hat uns unser Verleger, Uli Holzauer... Das war für unser zweites Album, das vom Songwriting her nicht besonders stark war. So entstand bei unserem Verleger die Idee, dass wir mit anderen Songschreibern zusammenarbeiten müssten. «…das machen andere Combos auch…» Da wir unsere eigene Musik unter die Leute bringen wollten fanden wir diesen Vorschlag nicht so toll. Schlussendlich liessen wir uns dazu überreden, und so fand dieser Song den Weg zu uns. Alex, einer der Young-Brüder, lebte damals in Hamburg. Wie unser Verleger. So entstand die Verbindung. «I’m A Rebel» sollte unser Versuch werden endlich einen Radiohit zu haben. Er wurde natürlich kein Hit, hat sich aber mittlerweile zum Kultsong entwickelt. Die Leute hören ihn gern. Er ist aber sicherlich kein Lieblingssong von mir, da er mir ein bisschen zu simpel ist.

MF: Wolf, ich danke dir für das Interview…

WH: …gern geschehen…

MF: …und wünsche dir und der Band alles Gute für die Zukunft.

WH: Danke gleichfalls.