Interview: Dead Lord

By Roolf
 
Vor und Nachteile eines Rockmusikers.



Ende August 2017 haben Dead Lord bereits ihr drittes Album «In Ignorance We Trust» schon die beiden Vorgänger unter die Leute gebracht. Waren schon die beiden Vorgänger-Alben wahre Meisterwerke in moderner Tonkunst, so kann auch «In Ignorance We Trust» als Meisterwerk bezeichnet werden. Grund genug also, Hakim Krim, Sänger und Gitarrist von Dead Lord, ein wenig auf den Zahn zu fühlen!

MF: So ist schon die erste Frage nach dem Erwartungsdruck für das neue Album nicht ohne und Hakim antwortet:

Hakim: Ja, der Druck ist schon vorhanden, aber ich denke einfach während des Songschreibens nicht daran! Wir haben einfach probiert, weiterhin gute Songs zu schreiben und solange uns das gelingt, haben wir alles in unserer Macht stehende gemacht! Wir sind auch mega happy mit «In Ignorance We Trust»!

MF: Der Titel des neuen Albums lautet: «In Ignorance We Trust». Welche Bedeutung ergibt sich für dich?

Hakim: Wenn ich meinen Blick in die Welt schleifen lasse und sehe, was alles so schief läuft, dann spüre ich wie Ignoranz bei vielen Leuten um sich greift! Das macht mir schon Angst, wenn jeder nur noch nach seinen Vorteilen schaut! Auch der alte amerikanische Spruch:"In God We Trust" hat mich inspiriert.

MF: Mit Ola Ersfjord war bereits zum dritten Mal der selbe Produzent hinter den Reglern für Dead Lord. Ist Ola Ersfjord der einzig wahre Produzent für euch?

Hakim: Er hat alles, was wir bis jetzt veröffentlicht haben, produziert. Auf dem letzten Album war auch noch Nicke Andersson (Imperial State Electric) bei der Produktion mit dabei. Ola ist für uns genau der richtige Produzent!". Der Produzent wechselt nicht, dafür aber das Aufnahmeort! Nach Dublin und Stockholm war nun Madrid an der Reihe.

MF: Was sind die Unterschiede dieser Aufnahmeorte?

Hakim: (Antwortet als Wetterfrosch) Während es in Dublin und Stockholm immer regnet, so war die spanische Sonne in Madrid unser stetiger Wegbegleiter! Wenn der Aufnahmeort von zu Hause entfernt ist, so hat man den Vorteil, dass man nicht durch alltägliches Zeugs abgelenkt ist und man arbeitet viel fokussierter als zu Hause!".

MF: Für eine Band wie Dead Lord, die ohne Pause nonstop on Tour ist, stellt sich die Frage, wann die Songs für das jeweils nächste Album geschrieben werden?

Hakim: On Tour sind wir eigentlich zu müde, um produktiv an Songs zu arbeiten! Deshalb beginnen wir erst an neuem Songmaterial zu arbeiten, wenn der nächste Studiotermin bekannt ist. Wenn mir während der Tour irgendwelche Ideen zufliegen, dann nehme ich diese auf und lasse die Ideen im Studio zu richtigen Songs wachsen.

MF: Dead Lord haben in den letzten beiden Jahren bereits mehrmals in der Schweiz live gespielt. Gibt es ein Geheimnis, wie man für die Fans immer noch interessant bleibt?

Hakim: Wir probieren uns von mal zu mal noch zu steigern und den Fans eine immer noch bessere Show zu bieten! Auch haben wir immer neue Gimmicks am Start, wie zum Beispiel rauchende Amps!" Wenn Hakim die Ideen mal nicht im gewünschten Masse zufliegen, dann hat er ein bewährtes Allerheilmittel. Eine Flasche Wein kann Wunder beim Songschreiben bewirken, und dann kommen die Ideen wie von selbst.

MF: Dead Lord befinden sich eigentlich nonstop auf Tour. Ist das immer noch Spass oder auch gelegentlich harte Arbeit?

Hakim: Die Zeit auf der Bühne geniessen wir jedes Mal in vollen Zügen! Aber die Zeit dazwischen, mit dem Reisen, Warten auf den Auftritt, Mails checken, ist eher ein notwendiges Übel. Aber die Gelegenheit, jeden Abend in einer anderen Stadt zu sein, hat auch etwas sehr Befreiendes, und ich geniesse das sehr!

MF: Die Musik wird von den meisten Fans zuerst wahrgenommen. Welchen Stellenwert besitzen deine Texte für Dead Lord?

Hakim: Die Texte sind mir sehr wichtig und ich schreibe keine Texte über Partys sondern über das aktuelle Zeitgeschehen, politische und soziale Probleme und auch über sehr persönliche Dinge, wie zum Beispiel, dass ich meine Freundin auf Tour sehr vermisse!

MF: Wie hat sich das Leben in den letzten fünf Jahren für dich verändert?

Hakim: Mit der Band haben wir in den letzten fünf Jahren probiert, soviel wie möglich live zu spielen. Persönlich habe ich probiert, ein wenig Geld auf die Seite zu legen, um mir in Stockholm ein Hausboot zu kaufen. Die Wohnungssituation in Stockholm ist schrecklich, und die Wohnungsmieten explodieren förmlich! Ich will auch weiterhin geile Songs schreiben und hoffe, dass mich das aktuelle Geschehen auf unserem Planeten nicht zu sehr deprimiert!". Trotz der Tatsache, dass es für Dead Lord gut läuft, haben Hakim, Adam und Martin noch einen Job, wenn sie mal gerade in Stockholm sind. Einzig Olle ist Vollprofi. Bei allen Bandmitgliedern besitzt aber Dead Lord absolute Priorität.

MF: Was ist die Bedeutung des Rock'n'Roll-Lifestyle?

Hakim (wie aus der Pistole geschossen): Keinen Boss zu haben, der einem ständig schikaniert! Und natürlich seinen Traum auszuleben. In der Schule haben meine Lehrer mich ausgelacht, als ich ihnen meinen Berufswunsch Rockmusiker bekannt gegeben habe. Mein Wunsch hat sich erfüllt, und ich kann um die ganze Welt touren. Wie alle Dinge, hat auch das Musikerleben zwei Seiten. Während der Tour hat man keinen richtigen Kontakt zu seiner Freundin und den Freunden.

MF: Ist das der Preis, den ein Musiker bezahlen muss?

Hakim (nachdenklich): Ich denke schon, dass das der zu bezahlende Preis ist, und man macht auch gewisse Opfer als Musiker. Vorallem die Situation mit meiner Freundin ist nicht einfach, auch wenn wir uns jederzeit hören können!

MF: Gibt es im Musikstil von Dead Lord noch eine Möglichkeit, etwas ganz Neues zu kreieren?

Hakim: "Wir wollen gar nicht einzigartig sein, sonderm ich will einfach sehr gute Musik, die auf ihre Art zeitlos ist, machen!

Und genau diese zeitlose Musik kann man auf «In Ignorance We Trust» hören. Deshalb möchte ich allen Classic Metal Fans Dead Lord ausdrücklich ans Herz legen, denn diese sympathische Band hat den Erfolg wirklich redlich verdient!