Interview: Emergency Gate
By Rogoer W.
Emergency Gate sind eine junge Heavy Metal-Band aus Deutschland, die mit ihrem ersten Album „Nightly Ray“ ein innovatives Album aufgenommen haben. So innovativ, dass ich lange ein wenig Mühe mit ihrer Musik hatte. Trotzdem habe ich die Einladung an ihr erstes Schweizer Konzert im Rock-City Uster gerne angenommen, und wurde dort von ihrer Live-Performance vor nur wenigen Leuten begeistert (siehe Live-Bericht). Frei dem Spruch folgend „was einem begeistert soll man fördern“, habe ich dem Bassisten Mario anschliessend ein paar Fragen per E-Mail geschickt, die er in Rekord-Zeit beantwortet hat. Nehmt also Teil an der Geschichte einer sehr jungen Band, aus der noch was Grosses werden könnte. (MA = Mario)

MF: Wie ist die Band entstanden?

MA: Zuerst hatten wir ein Spaßprojekt mit dem Namen Second Head. Es war ein Mix aus einer Coverband à la Nirvana, GNR etc. und einem Teil Eigenkompositionen. Nach einigen Konzerten waren unser Sänger Cem und ich dabei, daraus eine eigenständige Band zu formen, die Heavy Metal spielt. Somit suchten wir uns Musiker, die Metal aus den Boxen bringen wollten – und daraus entstand dann Emergency Gate. Zwar war es noch nicht die heutige Besetzung, aber EG waren geboren.

MF: In welchen Bands habt ihr vorher gespielt? Wie war deren Stil?

MA: Cem spielte wie ich in diversen Schulbands sowie Second Head. Cem hatte allerdings noch ein Nebenprojekt mit dem Namen Bruja (Experimental Melodic Death Metal). Chris (Keyboarder) spielte in einer Schulband – so weit ich weiß. Vladi, der Gitarrist, hatte diverse Bands (Rock/Metal/Grunge etc.), in denen er die Saiten schrubbte. Unser Drummer spielte bei Stormhammer und diversen anderen Bands.

MF: Ihr spielt eine ungewöhnlich eigenständige Musik. Wie seid ihr auf diesen Stil gekommen?

MA: Das ist einfach zu beantworten: Bei uns hört jedes Bandmitglied verschiedenste Metal- bzw. Musikgenres. Chris beispielsweise Sentenced über Wave, Gothic und Blackmetal, Vladi Metalcore, Grindcore, Cem modernen und klassischen Metal (AC/DC, Testament, In Flames etc.), aber auch Reggae. Ich bin mehr der Powermetaller bzw. einer, der auch die alten Metaller/Rocker wie Mötley Crüe, GNR, Bon Jovi usw. hört. Im Großen und Ganzen also eine super Mischung an Einflüssen, die uns auch diese Vielseitigkeit ermöglicht.

MF: Was waren eure Haupteinflüsse?

MA: Wie gerade oben erwähnt, hat jeder seine Genres – jeder bringt seine Ideen unter, und das ist auch gut so. Darum kann man nicht direkt von Haupteinflüssen sprechen. In einem Song überwiegt das eine, im Anderen das Andere .


MF: Ihr habt erst kürzlich euren Schlagzeuger ausgewechselt. Neu spielt an den Kesseln Chris Widmann von Stormhammer. Wie ist es zum Wechsel gekommen?

MA: Ja, das ist richtig. Wie ich dir bereits in Uster erzählte, hat dies mit dem Vorgänger Stefan und seiner familiären Situation zu tun. Stefan wurde im August zum 2ten mal Papa, und wir können verstehen, dass er nicht ewig unterwegs sein kann und sich lieber um seine Familie kümmert (an dieser Stelle wünschen wir Ihm viel Glück mit seiner Familie und in seiner weiteren Laufbahn). Nun denn, Chris meldete sich auf eine Anzeige „Band sucht Drummer“ bei uns. Sofort merkten wir, dass wir die gleiche Sprache sprechen. Und als er den Proberaum beim ersten Jam so richtig rockte – war klar: Das ist er! Chris „The Machine“ Widmann (wie wir ihn liebevoll nennen) lernte innerhalb von drei Proben unser komplettes Programm und fügte sich in kürzester Zeit vollends in die Band ein.
Roger, um dich schnell zu verbessern und also auch Gerüchte zu vermeiden - Chris ist ex-Stormhammer Drummer und somit 100% bei Emergency Gate. Natürlich wird sein Stil auch die nächste CD mitprägen. Darauf sind wir selbst schon gespannt und freuen uns auf die ersten Studiotermine.

MF: Ihr hattet schon sehr viel Airplay auf Internet-Radios. Was bedeutet euch dies?

MA: Es ist ein großartiges Gefühl, im Radio seine eigenen Songs zu hören. Die Airplays werden stetig mehr, auch in UKW-Radios wie z.B. „Rockantenne“ werden wir nun häufiger gespielt – und erreichen somit eine Menge Leute, was ja letztendlich das Ziel jeder Band ist.

MF:Konntet ihr daraus schon Vorteile ziehen?

MA: Natürlich zieht man aus diesen Airplays Vorteile. Wir bekommen Mails aus Brasilien, Portugal, Italien etc., obwohl die CD in einigen Ländern noch nicht veröffentlicht ist. Es stimmt uns natürlich sehr froh, dass auch Personen aus diesen Ländern Interesse zeigen. Doch der Release in diesen Ländern ist schon in Planung – somit hat das Warten bald ein Ende .

MF: Auf dem Cover von „Nightly Ray“ sieht man ein Witchboard. Welchen Bezug hat dieses zur Musik?

MA: Es ist sehr schwer, dies in wenigen Sätzen zum Ausdruck zu bringen – aber ich versuche es. In diesem Cover sind zwei Messages versteckt:

1) Selbst wenn du umgeben bist von völliger Dunkelheit und du keinen Ausweg mehr weißt, hilft dir ein einziger Glaube, um das Licht zu sehen, der dir den Ausweg zeigt – darum auch der Titel „Nightly Ray“. Wenn man unsere Songs hört, geben diese teilweise auch einige kleine Denkanstöße…

2) Spiele nicht leichtfertig mit dem Übernatürlichen (z.B. Witchboard), denn es gibt wirklich Dinge, die unerklärlich sind.

Aber hierzu ein Lob an dich Roger: Wir haben schon zigmal die Frage bekommen, warum dieses Cover – natürlich haben wir es auch so erläutert. Dennoch haben wir nie die Frage direkt zum Bezug zwischen Witchboard und Musik erhalten.

MF: Ihr seid bei Universal unter Vertrag, was für eine junge Metal-Band ziemlich außergewöhnlich ist. Wie kam es dazu?

MA: Dies ist eine Story, die müsste ich dir auf mehr als zehn Seiten schildern, somit halt ich mich nun kurz und knapp: Das ganze wäre ohne unser Team, Knochen-arbeit, Willen, Durchhaltevermögen, Schicksal und natürlich guter Musik nicht zu machen gewesen. Aber wie gesagt, wir sagten vor einigen Jahren zu uns: Lasst es uns tun und unseren Schweiß in diese Sache packen – und es hat Früchte getragen. Aber es hat auch Durststrecken gegeben, in denen keiner mehr wusste, wie es weiter geht und wir relativ am Boden waren. Wir sind wieder aufgestanden wie ein Stehaufmännlein, und wie ein Pittbull haben wir uns wieder festgebissen.
Durch Zufall trafen wir auf einem Konzert The Electric Co / Universal und gaben ihnen die Vorproduktion – na ja, das Resultat kennst du ja.

MF: Was erwartet Universal von euch?

MA: Ich kann ja hier nicht für mein Label sprechen – aber im Grunde genau das, was andere Labels sich ebenfalls wünschen: Eine erfolgreiche Band, die professionelle arbeitet! Professionalität, Livepräsenz, harte Arbeit, damit langfristig auch die CD-Verkäufe stimmen. Wir haben aber auch eine persönliche Bindung zu unserem Label, fühlen uns dort pudelwohl und sind froh, dort untergekommen zu sein.


MF: Ich habe gehört, dass Du ebenfalls gute Kontakte zu Nuclear Blast hast. Was kann man darunter verstehen?

MA: Ich weiß ja nicht, wer dir das erzählt hat – aber es stimmt, ich habe Kontakte - nicht nur zu Nuclear, sondern auch zu anderen Labels. Ich produziere und arrangiere leidenschaftlich gerne Musik/Bands (bis jetzt aber noch keine bekannte Bands, Anm. d. Verf.), und somit liegt es nahe, daß man Leute aus dem Biz kennenlernt. Natürlich, wenn man dann noch von einigen Labels Dinge wie „eine Hammerproduktion“, oder „erste Sahne“ hört, und sich Personen aus Führungspositionen einiger Labels mehr oder weniger als Fan von Emergency Gate outen, ist dies eine besondere Ehre.

MF: Ihr habt bis jetzt für Größen wie Axxis und Evergrey eröffnet, wie waren diese Shows?

MA: Die Shows sind super gelaufen. Wie du selbst in Uster bemerkt hast, geben wir für wenige Leute dieselbe Show wie für 2000 – die Leute bezahlen für dich Eintritt und somit haben sie ein Recht auf eine 150-prozentige Show. Wir haben bei diesen Shows auch alles gegeben, und es ist durch den Applaus wieder deutlich geworden: Wir haben Live überzeugt! Wir sind leidenschaftliche Musiker, für uns ist es das Größte, wenn Konzertbesucher nach Hause gehen und sagen: „Super Band – gute Show – geiler Abend – das will ich wieder sehen/hören“ und wir den Applaus bekommen für das, was wir in Jahren erarbeitet haben. Zusätzlich lieben wir die Nähe zum Publikum – wir wollen ihre Meinung hören. Aufgrund dessen haben wir schon viel lernen dürfen, was letztendlich die Shows immer wieder auf ein höheres Niveau gebracht hat.

MF: Was waren eure sonstigen Bandhöhepunkte?

MA: Einer der größten Höhepunkte war, als ich einen Anruf von Spike Streefkerk (Phil Collins, Gölä, Def Leppard etc) bekam und dieser meinte: "...eure Musik ist etwas Besonderes. Ich will mit euch arbeiten...“. Mittlerweile ist Spike einer der besten Freunde von Emergency Gate. Auch als wir unseren Manager OT kennen gelernt haben, war das so ein Highlight... Eigentlich ist das bei jedem in unserem Team so. Was on stage-Höhepunkte angeht, war dies sicher der Gig mit zwei Mitgliedern der alten Bonfire, die zusammen mit uns einige Songs unserer ersten CD performten; und natürlich der erste Headlinerauftritt, nach Graveworm und Visions of Atlantis zu spielen. Die Unterzeichnung bei The Electric Co / Universal oder die Nachricht, in den USA auf den Markt zu kommen, die Endorsements von z.B. Ernie Ball, Diezel, etc. Dies waren auch in irgendeiner Weise Höhepunkte – im Grossen und Ganzem ist jeder Tag ein Höhepunkt, der die Band weiterbrachte.

MF: Im Rock City habt ihr gerade mal vor 18 Leuten Vollgas gegeben, und das sogar ohne Eintritt zu verlangen. Wieso?

MA: Tja, die Vorband Excentric hat ja leider abgesagt - dennoch kann ich das verstehen, da sie eine einmalige andere Chance nutzen wollten. Somit ist der Lokalsupport also ausgefallen, und in Uster war unser erster Auftritt in der Schweiz – das sagt alles. Aber wir arbeiten dran, dass wir öfter in der schönen Schweiz auftreten – zumal wir einen Teil des Albums in der Nähe von Buchs gemacht haben. Die Schweiz ist ein geiles Land, und wir fühlen uns dort wohl. Also Schweizer Metalfraktion: Würde uns freuen, euch mal auf einem Konzert von uns zu sehen – haltet die Augen offen, wenn es wieder heißt: Emergency Gate goes CH!

MF: Was ist euch bei der Live-Performance besonders wichtig?

MA: Live ist es für uns wichtig, natürlich zu wirken – dem Publikum zu zeigen, dass wir Spaß an der Musik haben und wir uns freuen, mit ihnen Party zu machen.

MF: Anschließend seid ihr noch ins Publikum gekommen, um mit den Leuten zu quatschen. Was bedeuten euch die Fans?

MA: Fans sind für Bands allgemein wichtig, sie konsumieren die Musik, die du machst – es wäre gelogen, wenn ich was anderes behaupten würde. Allerdings habe ich ja schon erläutert, dass wir den direkten Kontakt zu Fans und Konzertbesuchern suchen. Sie sind die besten Kritiker! Außerdem wollen wir für das Publikum nicht unerreichbar sein. Wir sind doch auch nur Menschen….

MF: Ihr kommt aus München und habt euch in dieser Gegend einen Namen erspielt. Wie wichtig ist München für euch?

MA: München ist zweifellos eine schöne Stadt, allerdings geht unser Fan-Stamm deutlich über München hinaus… Und auch diese Fans sollen die Chance bekommen, uns live zu erleben – wir sind darum gerne auf Wanderschaft.

MF: Was wollt ihr mit der Band erreichen?

MA: Natürlich wollen wir soviel Fans wie möglich weltweit erreichen. Wäre zu hoch gegriffen zu sagen, Gold und Platin in jedem Land, aber dennoch: Von unserer Musik gut leben zu können, das ist sicher der Traum eines jeden Musikers. Und natürlich weltweit nachgefragt werden für Tourneen etc.

MF: Wann können wir den Nachfolger von „Nightly Ray“ erwarten, und in welche Richtung wird er möglicherweise gehen?

MA: Ich denke, Ende nächsten Jahres wird die neue CD das Licht der Welt erblicken.
Zwecks Sound lassen wir uns bestimmt wieder was Gutes einfallen – Lasst euch überraschen.

MF: Ich habe in meiner CD-Kritik begeistert über eure „Rock Me Amadeus“-Version geschrieben und dass euch deutsche Texte gut stehen würden. Gibt es schon Pläne, meinen Vorschlag auf dem nächsten Album umzusetzen?

MA: Roger, leider noch nicht. Im Moment sind wir zu sehr damit eingespannt, mit „Nightly Ray“ Konzerte zu spielen und einigen anderen Planungen – unsere allererste CD „Emergency Gate“ enthält einige deutsche Songs – dennoch haben wir eigentlich für uns beschlossen, in der Zukunft ausschließlich englisch zu texten was unsere eigenen Songs betrifft.

MF: Ein paar letzte Worte an unsere Leser?

MA: Emergency Gate würde sich wünschen, auch in der Schweiz eine gewisse Fanbase zu haben, da wir sehr gerne bei euch in CH sind – also liebe Metaller der Schweiz, besucht unsere Homepage www.emergency-gate.com und hört mal rein – falls es euch gefällt, gibt’s unsere CD in allen Plattenläden in der Schweiz, falls nicht könnt ihr sie bei Amazon oder bei eurem Händler bestellen. Und dann hoffe ich natürlich, dass wir bald wieder in der Schweiz zu Gast sein dürfen!

MF: Rock on – danke fürs Interview.