Emergency Gate sind eine junge Heavy Metal-Band aus
Deutschland, die mit ihrem ersten Album „Nightly Ray“
ein innovatives Album aufgenommen haben. So innovativ,
dass ich lange ein wenig Mühe mit ihrer Musik hatte.
Trotzdem habe ich die Einladung an ihr erstes Schweizer
Konzert im Rock-City Uster gerne angenommen, und wurde
dort von ihrer Live-Performance vor nur wenigen Leuten
begeistert (siehe Live-Bericht). Frei dem Spruch folgend
„was einem begeistert soll man fördern“, habe ich dem
Bassisten Mario anschliessend ein paar Fragen per E-Mail
geschickt, die er in Rekord-Zeit beantwortet hat. Nehmt
also Teil an der Geschichte einer sehr jungen Band, aus
der noch was Grosses werden könnte. (MA = Mario)
MF: Wie ist die Band entstanden?
MA: Zuerst hatten wir ein Spaßprojekt mit dem Namen
Second Head. Es war ein Mix aus einer Coverband à la
Nirvana, GNR etc. und einem Teil Eigenkompositionen.
Nach einigen Konzerten waren unser Sänger Cem und ich
dabei, daraus eine eigenständige Band zu formen, die
Heavy Metal spielt. Somit suchten wir uns Musiker, die
Metal aus den Boxen bringen wollten – und daraus
entstand dann Emergency Gate. Zwar war es noch nicht die
heutige Besetzung, aber EG waren geboren.
MF: In welchen Bands habt ihr vorher gespielt? Wie
war deren Stil?
MA: Cem spielte wie ich in diversen Schulbands sowie
Second Head. Cem hatte allerdings noch ein Nebenprojekt
mit dem Namen Bruja (Experimental Melodic Death Metal).
Chris (Keyboarder) spielte in einer Schulband – so weit
ich weiß. Vladi, der Gitarrist, hatte diverse Bands
(Rock/Metal/Grunge etc.), in denen er die Saiten
schrubbte. Unser Drummer spielte bei Stormhammer und
diversen anderen Bands.
MF: Ihr spielt eine ungewöhnlich eigenständige Musik.
Wie seid ihr auf diesen Stil gekommen?
MA: Das ist einfach zu beantworten: Bei uns hört jedes
Bandmitglied verschiedenste Metal- bzw. Musikgenres.
Chris beispielsweise Sentenced über Wave, Gothic und
Blackmetal, Vladi Metalcore, Grindcore, Cem modernen und
klassischen Metal (AC/DC, Testament, In Flames etc.),
aber auch Reggae. Ich bin mehr der Powermetaller bzw.
einer, der auch die alten Metaller/Rocker wie Mötley
Crüe, GNR, Bon Jovi usw. hört. Im Großen und Ganzen also
eine super Mischung an Einflüssen, die uns auch diese
Vielseitigkeit ermöglicht.
MF: Was waren eure Haupteinflüsse?
MA: Wie gerade oben erwähnt, hat jeder seine Genres –
jeder bringt seine Ideen unter, und das ist auch gut so.
Darum kann man nicht direkt von Haupteinflüssen
sprechen. In einem Song überwiegt das eine, im Anderen
das Andere .
MF: Ihr habt erst kürzlich euren Schlagzeuger
ausgewechselt. Neu spielt an den Kesseln Chris Widmann
von Stormhammer. Wie ist es zum Wechsel gekommen?
MA: Ja, das ist richtig. Wie ich dir bereits in Uster
erzählte, hat dies mit dem Vorgänger Stefan und seiner
familiären Situation zu tun. Stefan wurde im August zum
2ten mal Papa, und wir können verstehen, dass er nicht
ewig unterwegs sein kann und sich lieber um seine
Familie kümmert (an dieser Stelle wünschen wir Ihm viel
Glück mit seiner Familie und in seiner weiteren
Laufbahn). Nun denn, Chris meldete sich auf eine Anzeige
„Band sucht Drummer“ bei uns. Sofort merkten wir, dass
wir die gleiche Sprache sprechen. Und als er den
Proberaum beim ersten Jam so richtig rockte – war klar:
Das ist er! Chris „The Machine“ Widmann (wie wir ihn
liebevoll nennen) lernte innerhalb von drei Proben unser
komplettes Programm und fügte sich in kürzester Zeit
vollends in die Band ein.
Roger, um dich schnell zu verbessern und also auch
Gerüchte zu vermeiden - Chris ist ex-Stormhammer Drummer
und somit 100% bei Emergency Gate. Natürlich wird sein
Stil auch die nächste CD mitprägen. Darauf sind wir
selbst schon gespannt und freuen uns auf die ersten
Studiotermine.
MF: Ihr hattet schon sehr viel Airplay auf
Internet-Radios. Was bedeutet euch dies?
MA: Es ist ein großartiges Gefühl, im Radio seine
eigenen Songs zu hören. Die Airplays werden stetig mehr,
auch in UKW-Radios wie z.B. „Rockantenne“ werden wir nun
häufiger gespielt – und erreichen somit eine Menge
Leute, was ja letztendlich das Ziel jeder Band ist.
MF:Konntet ihr daraus schon Vorteile ziehen?
MA: Natürlich zieht man aus diesen Airplays Vorteile.
Wir bekommen Mails aus Brasilien, Portugal, Italien
etc., obwohl die CD in einigen Ländern noch nicht
veröffentlicht ist. Es stimmt uns natürlich sehr froh,
dass auch Personen aus diesen Ländern Interesse zeigen.
Doch der Release in diesen Ländern ist schon in Planung
– somit hat das Warten bald ein Ende .
MF: Auf dem Cover von „Nightly Ray“ sieht man ein
Witchboard. Welchen Bezug hat dieses zur Musik?
MA: Es ist sehr schwer, dies in wenigen Sätzen zum
Ausdruck zu bringen – aber ich versuche es. In diesem
Cover sind zwei Messages versteckt:
1) Selbst wenn du umgeben bist von völliger Dunkelheit
und du keinen Ausweg mehr weißt, hilft dir ein einziger
Glaube, um das Licht zu sehen, der dir den Ausweg zeigt
– darum auch der Titel „Nightly Ray“. Wenn man unsere
Songs hört, geben diese teilweise auch einige kleine
Denkanstöße…
2) Spiele nicht leichtfertig mit dem Übernatürlichen
(z.B. Witchboard), denn es gibt wirklich Dinge, die
unerklärlich sind.
Aber hierzu ein Lob an dich Roger: Wir haben schon
zigmal die Frage bekommen, warum dieses Cover –
natürlich haben wir es auch so erläutert. Dennoch haben
wir nie die Frage direkt zum Bezug zwischen Witchboard
und Musik erhalten.
MF: Ihr seid bei Universal unter Vertrag, was für
eine junge Metal-Band ziemlich außergewöhnlich ist. Wie
kam es dazu?
MA: Dies ist eine Story, die müsste ich dir auf mehr als
zehn Seiten schildern, somit halt ich mich nun kurz und
knapp: Das ganze wäre ohne unser Team, Knochen-arbeit,
Willen, Durchhaltevermögen, Schicksal und natürlich
guter Musik nicht zu machen gewesen. Aber wie gesagt,
wir sagten vor einigen Jahren zu uns: Lasst es uns tun
und unseren Schweiß in diese Sache packen – und es hat
Früchte getragen. Aber es hat auch Durststrecken
gegeben, in denen keiner mehr wusste, wie es weiter geht
und wir relativ am Boden waren. Wir sind wieder
aufgestanden wie ein Stehaufmännlein, und wie ein
Pittbull haben wir uns wieder festgebissen.
Durch Zufall trafen wir auf einem Konzert The Electric
Co / Universal und gaben ihnen die Vorproduktion – na
ja, das Resultat kennst du ja.
MF: Was erwartet Universal von euch?
MA: Ich kann ja hier nicht für mein Label sprechen –
aber im Grunde genau das, was andere Labels sich
ebenfalls wünschen: Eine erfolgreiche Band, die
professionelle arbeitet! Professionalität, Livepräsenz,
harte Arbeit, damit langfristig auch die CD-Verkäufe
stimmen. Wir haben aber auch eine persönliche Bindung zu
unserem Label, fühlen uns dort pudelwohl und sind froh,
dort untergekommen zu sein.
MF: Ich habe gehört, dass Du ebenfalls gute Kontakte
zu Nuclear Blast hast. Was kann man darunter verstehen?
MA: Ich weiß ja nicht, wer dir das erzählt hat – aber es
stimmt, ich habe Kontakte - nicht nur zu Nuclear,
sondern auch zu anderen Labels. Ich produziere und
arrangiere leidenschaftlich gerne Musik/Bands (bis jetzt
aber noch keine bekannte Bands, Anm. d. Verf.), und
somit liegt es nahe, daß man Leute aus dem Biz
kennenlernt. Natürlich, wenn man dann noch von einigen
Labels Dinge wie „eine Hammerproduktion“, oder „erste
Sahne“ hört, und sich Personen aus Führungspositionen
einiger Labels mehr oder weniger als Fan von Emergency
Gate outen, ist dies eine besondere Ehre.
MF: Ihr habt bis jetzt für Größen wie Axxis und
Evergrey eröffnet, wie waren diese Shows?
MA: Die Shows sind super gelaufen. Wie du selbst in
Uster bemerkt hast, geben wir für wenige Leute dieselbe
Show wie für 2000 – die Leute bezahlen für dich Eintritt
und somit haben sie ein Recht auf eine 150-prozentige
Show. Wir haben bei diesen Shows auch alles gegeben, und
es ist durch den Applaus wieder deutlich geworden: Wir
haben Live überzeugt! Wir sind leidenschaftliche
Musiker, für uns ist es das Größte, wenn Konzertbesucher
nach Hause gehen und sagen: „Super Band – gute Show –
geiler Abend – das will ich wieder sehen/hören“ und wir
den Applaus bekommen für das, was wir in Jahren
erarbeitet haben. Zusätzlich lieben wir die Nähe zum
Publikum – wir wollen ihre Meinung hören. Aufgrund
dessen haben wir schon viel lernen dürfen, was
letztendlich die Shows immer wieder auf ein höheres
Niveau gebracht hat.
MF: Was waren eure sonstigen Bandhöhepunkte?
MA: Einer der größten Höhepunkte war, als ich einen
Anruf von Spike Streefkerk (Phil Collins, Gölä, Def
Leppard etc) bekam und dieser meinte: "...eure Musik ist
etwas Besonderes. Ich will mit euch arbeiten...“.
Mittlerweile ist Spike einer der besten Freunde von
Emergency Gate. Auch als wir unseren Manager OT kennen
gelernt haben, war das so ein Highlight... Eigentlich
ist das bei jedem in unserem Team so. Was on
stage-Höhepunkte angeht, war dies sicher der Gig mit
zwei Mitgliedern der alten Bonfire, die zusammen mit uns
einige Songs unserer ersten CD performten; und natürlich
der erste Headlinerauftritt, nach Graveworm und Visions
of Atlantis zu spielen. Die Unterzeichnung bei The
Electric Co / Universal oder die Nachricht, in den USA
auf den Markt zu kommen, die Endorsements von z.B. Ernie
Ball, Diezel, etc. Dies waren auch in irgendeiner Weise
Höhepunkte – im Grossen und Ganzem ist jeder Tag ein
Höhepunkt, der die Band weiterbrachte.
MF: Im Rock City habt ihr gerade mal vor 18 Leuten
Vollgas gegeben, und das sogar ohne Eintritt zu
verlangen. Wieso?
MA: Tja, die Vorband Excentric hat ja leider abgesagt -
dennoch kann ich das verstehen, da sie eine einmalige
andere Chance nutzen wollten. Somit ist der Lokalsupport
also ausgefallen, und in Uster war unser erster Auftritt
in der Schweiz – das sagt alles. Aber wir arbeiten dran,
dass wir öfter in der schönen Schweiz auftreten – zumal
wir einen Teil des Albums in der Nähe von Buchs gemacht
haben. Die Schweiz ist ein geiles Land, und wir fühlen
uns dort wohl. Also Schweizer Metalfraktion: Würde uns
freuen, euch mal auf einem Konzert von uns zu sehen –
haltet die Augen offen, wenn es wieder heißt: Emergency
Gate goes CH!
MF: Was ist euch bei der Live-Performance besonders
wichtig?
MA: Live ist es für uns wichtig, natürlich zu wirken –
dem Publikum zu zeigen, dass wir Spaß an der Musik haben
und wir uns freuen, mit ihnen Party zu machen.
MF: Anschließend seid ihr noch ins Publikum gekommen,
um mit den Leuten zu quatschen. Was bedeuten euch die
Fans?
MA: Fans sind für Bands allgemein wichtig, sie
konsumieren die Musik, die du machst – es wäre gelogen,
wenn ich was anderes behaupten würde. Allerdings habe
ich ja schon erläutert, dass wir den direkten Kontakt zu
Fans und Konzertbesuchern suchen. Sie sind die besten
Kritiker! Außerdem wollen wir für das Publikum nicht
unerreichbar sein. Wir sind doch auch nur Menschen….
MF: Ihr kommt aus München und habt euch in dieser
Gegend einen Namen erspielt. Wie wichtig ist München für
euch?
MA: München ist zweifellos eine schöne Stadt, allerdings
geht unser Fan-Stamm deutlich über München hinaus… Und
auch diese Fans sollen die Chance bekommen, uns live zu
erleben – wir sind darum gerne auf Wanderschaft.
MF: Was wollt ihr mit der Band erreichen?
MA: Natürlich wollen wir soviel Fans wie möglich
weltweit erreichen. Wäre zu hoch gegriffen zu sagen,
Gold und Platin in jedem Land, aber dennoch: Von unserer
Musik gut leben zu können, das ist sicher der Traum
eines jeden Musikers. Und natürlich weltweit nachgefragt
werden für Tourneen etc.
MF: Wann können wir den Nachfolger von „Nightly Ray“
erwarten, und in welche Richtung wird er möglicherweise
gehen?
MA: Ich denke, Ende nächsten Jahres wird die neue CD das
Licht der Welt erblicken.
Zwecks Sound lassen wir uns bestimmt wieder was Gutes
einfallen – Lasst euch überraschen.
MF: Ich habe in meiner CD-Kritik begeistert über eure
„Rock Me Amadeus“-Version geschrieben und dass euch
deutsche Texte gut stehen würden. Gibt es schon Pläne,
meinen Vorschlag auf dem nächsten Album umzusetzen?
MA: Roger, leider noch nicht. Im Moment sind wir zu sehr
damit eingespannt, mit „Nightly Ray“ Konzerte zu spielen
und einigen anderen Planungen – unsere allererste CD „Emergency
Gate“ enthält einige deutsche Songs – dennoch haben wir
eigentlich für uns beschlossen, in der Zukunft
ausschließlich englisch zu texten was unsere eigenen
Songs betrifft.
MF: Ein paar letzte Worte an unsere Leser?
MA: Emergency Gate würde sich wünschen, auch in der
Schweiz eine gewisse Fanbase zu haben, da wir sehr gerne
bei euch in CH sind – also liebe Metaller der Schweiz,
besucht unsere Homepage www.emergency-gate.com und hört
mal rein – falls es euch gefällt, gibt’s unsere CD in
allen Plattenläden in der Schweiz, falls nicht könnt ihr
sie bei Amazon oder bei eurem Händler bestellen. Und
dann hoffe ich natürlich, dass wir bald wieder in der
Schweiz zu Gast sein dürfen!
MF: Rock on – danke fürs Interview.
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