Interview: Enforcer

By Tinu
 
Metal neu definieren.



Die schwedischen Enforcer gehören der neuen, jungen und wilden Gilde der aufstrebenden Metal-Bands an. Ihre Wurzeln liegen irgendwo in der "New Wave Of British Heavy Metal" und dem traditionellen US-Metal. Seit dem Labelwechsel zu den Genre-Giganten Nuclear Blast geht es mit dem Vierer steil bergauf. Die Resonanzen auf die letzten Scheiben («From Beyond», «Live By Fire») und die Live-Shows liessen die Schar an Fans stetig wachsen. Die sympathische Art der Nordländer auf und neben der Bühne tat sein Übriges dazu. Beim Tourstart, zusammen mit Destruction und Flotsam And Jetsam, stand mit Bandleader Olaf Wikstrand gegenüber und entpuppte sich als völlig relaxter und interessanter Interviewpartner.

MF: Wie hat alles bei dir begonnen?

Olaf: Keine Ahnung, das muss gleich nach der Geburt gewesen sein (lacht). Mein Vater war Musiker und Musik spielte in meiner Familie immer eine grosse Rolle. Es gibt zu viele Bands, die mich beeinflussten. Ich denke aber, alles was du hörst, inspiriert dich auf eine gewisse Weise. Das müssen nicht immer Metal-Bands sein. Als wir mit Enforcer starteten, stand eher die Idee im Raum, wie wir klingen wollten. Es war nicht diese "eine" Truppe, der wir nacheifern wollten, sondern ein Gemisch aus den Sounds, das uns inspirierte. Je länger wir dies nun tun, desto klarer werden auch unsere Vorstellungen und unsere Kreativität. Dabei entfernen wir uns immer mehr von unseren Einflüssen und werden zu den Enforcer, wie wir sie uns vorstellen. Du willst ja nicht die Kopie einer Combo sein, die dich beeinflusste. Man versucht etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, das es vielleicht in der Form noch nicht gegeben hat. Auch wenn das nicht einfach ist und auf eine gewisse Weise auch limitiert ist, hat jeder Musiker seinen eigenen Charme, den man nicht kopieren kann.

MF: Wie schwer war es für euch mit Enforcer zu starten?

Olaf: Keine Ahnung, ich denke, es spielte keine Rolle, ob wir nun aus Schweden kommen oder nicht. Wir gehörten der ersten Welle der Internet-Bands an. Dabei hatten wir eine grosse globale, nicht lokale Gefolgschaft. Dies hatten viele Bands vor uns nicht. Andere Gruppen mussten sich zuerst einen Namen in ihrer Stadt machen, um dann regional, national und vielleicht auch international aufzufallen.

MF: Welche Erinnerung hast du daran, als du zum ersten Mal ein Album von dir in den Händen gehalten hast?

Olaf: Es fühlte sich wie ein Stück Plastik an (lacht). Aber ja, zu der Zeit..., keine Ahnung..., die erste Scheibe..., oftmals bist du nachher am unglücklichsten mit deinem Debüt (grinst). Damals war ich nicht so glücklich mit dem Sound. Uns fehlte das Geld für einen Sound, der uns zusagte. Trotzdem war diese erste Platte für uns ein unvergessliches Gefühl. Klar finde ich das letzte Album das Beste, das muss ich ja sagen (grinst). Aber schlussendlich bin ich mit allen sehr zufrieden. Jedes Werk reflektiert eine Ära der Band. Eine Wolke zahlreicher Inspirationen.

MF: Stehst du lieber im Studio und lebst deine Kreativität aus oder bist auf der Bühne und gibst Vollgas?

Olaf: Beides hat seinen Charme. Kreativ zu sein, bedeutet ab und zu sich selber zu killen (lacht). Es gibt aber auch Momente an denen du sehr stolz auf das Geschriebene bist. Das ist das grösste Auf und Ab in diesem Prozess. Das höchste der Gefühle überkommt dich, wenn du auf der Bühne stehst.

MF: Ist es wichtig, als Band ein Image zu haben?

Olaf: Das kommt auf die Band an (grinst). Für mich kann dies ein Extra für eine Truppe sein, auf und neben der Bühne. Es gibt Mucker, die auf der Bühne stehen und zu Hause was völlig anders machen. Es ist wichtig, dass du fühlst, was du spielst. Das ist dieses Extra, das auch von den Fans wahr genommen wird. Für mich ist dies das Interessante. Jetzt spreche ich als Fan, was ich mag. Ich mag Artisten, welche zu 100% verkörpern, was sie fühlen. Und nicht 99% (lacht), verstehst du? Nenn das Image, für mich ist es was anderes. Eine Einstellung, eine Lebenshaltung. Ob es ein gefaktes oder ein reelles Image ist, stellt man schnell fest. Wichtig ist, dass man sich dabei wohl fühlt und sich nicht verstellt. Es muss aus deinem Innern kommen. Es ist wichtig, ob man das Ganze nur spielt oder auch fühlt (lacht). Zwei Personen können exakt die gleichen Kleider tragen. Bei einem platzt alles, bei anderen sieht es wie angegossen aus. Beide verkörpern ein Image, aber es ist ein immenser Unterschied, wie du in diesen Kleidern aussiehst und dich fühlst (lacht).

Es ist heute für die Bands sicher nicht leichter geworden. Es kommt noch immer darauf an, ob dich ein Label unterstützt und dir die nötige Promotion gibt, um zu überleben. Wie stehst du zu deinem Manager und zu deiner Plattenfirma? Das kann vieles positiv beeinflussen. Ein Image kann da mithelfen, aber selten steuern. Auch wenn du auf YouTube über Nacht eine Million Klicks hast, bedeutet dies nicht, dass du für die Ewigkeit zu den ganz Grossen gehören wirst. Hast du Talent, veröffentlichst du Qualität, dann besteht die Möglichkeit, dass du länger am Ball bleiben kannst als andere. Darum ist es auch schwer zu sagen, ob es heute die bessere Metal-Szene ist, als damals. Ich denke, dass jedes Genre seinen Höhenflug zu Beginn hatte. Sei es Heavy Metal oder Black Metal, es waren immer die Truppen, die etwas starteten, welche die Besten waren. Sie waren völlig unlimitiert. Alles was ihnen folgte war auf eine gewisse Weise eine Kopie. Die besten Heavy Metal Bands stammen logischerweise aus der Vergangenheit. Alles was danach kam, auch wir, versuchte dieses Konzept neu zu definieren. Wir arbeiten an einer neuen Generation von Metal-Bands und hoffen, dass wir alles auf ein neues Level hieven können.

MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?

Olaf: Wir arbeiten an neuen Songs. Was danach kommt, keine Ahnung, denn du weisst nie, was die Zukunft für dich bereit hält. Musik ist unsere Leidenschaft..., sollte etwas kommen, dass unsere Band zerstört, kann ich dir nicht sagen, was ich machen werde.