Interview: Excelsis
By Maiya R.B.
Zweifellos gehören Excelsis zu einer Art musikalischem Nationalstolz in der Schweizer Metalszene. Ihre bisher veröffentlichten Alben haben ihnen eine treue Fangemeinde von Lateinamerika bis Griechenland beschert. Viel zu lange musste man auf eine neue CD warten, doch nun ist es endlich soweit! "Standing Stone" ist auf dem Markt und wirft natürlich Fragen auf, die Sänger Münggu (Mue) für Metal Factory beantwortet hat.

MF: Ihr seid von Metal Factory zum CD-Tipp des Monats August gekürt worden. Wir fühlt man sich dabei?

Mue: Also ehrlich gesagt erfüllt es uns mit Stolz! Wir haben die Songs im bandeigenen Studio aufgenommen, und da wir auf HD - Recording umgestiegen sind, mussten wir den ganzen Stoff neu erlernen. Computer-Neandertaler goes Mars, so in etwa fühlten wir uns. Man wird natürlich, je länger man am Album arbeitet, immer skeptischer und vor allem kritischer mit sich selber, hört hier und da etwas, das man noch ändern könnte. Doch wenn uns dann so etwas wiederfährt, dann sind wir jedes Mal wieder stolz, und dies sind für uns Früchte der harten Arbeit, die uns wieder und wieder vorantreiben.

MF: Wieder mal habt Ihr ein Konzeptalbum veröffentlicht. Wie kam es dazu, dass Ihr Euch diesmal für die Geschichte der Schweizergarde entschieden habt?

Mue: Wir haben uns lange zusammengesetzt, um zu diskutieren, welches Thema wir beim Album behandeln wollen. Irgendwie erwähnte plötzlich einer, er habe gestern eine Doku über die Schweizergarde gesehen, und dass es eindrücklich gewesen sei, wie diese Jahrhunderte alte Tradition noch heute extrem gepflegt wird... und Päng !! Da war es, unser neues Thema! Doch irgendwie war es schwieriger, als wir dachten. Das Problem von unserer Seite bestand darin, dass wir weder über den religiösen Hintergrund noch über den Papst berichten möchten, sondern wirklich rein die Geschichte, wie die Söldner schlussendlich nach Rom kamen und warum sie der "Lord" unbedingt an seiner Seite haben wollte, wie es bei der Belagerung von Rom ablief etc. Einfach solche Einzelheiten sollten erklärt werden ohne jeden religiösen Beigeschmack, da wir politisch und religiös neutral sind und es auch bleiben!

MF: Wie lange habt Ihr das Album denn inklusive all der Recherchen zum Thema vorbereitet, bevor Ihr ins Studio gegangen seid?

Mue: Wie lange wir das vorbereiteten, können wir nicht mehr genau sagen. Es werden so um die zwei Monaten gewesen sein, die Lieder ohne den Text bestanden natürlich schon länger! Wir produzieren immer zuerst den Song und anschliessend den Text dazu. Für uns ist es einfach wesentlich einfacher, auf diese Art ein Konzeptalbum zu realisieren. Ein riesiger Zufall war es auch, dass ein Vater eines Bandmitgliedes in der Schweizergarde war und uns viele Sachen genau schildern konnte. Wir waren recht beeindruckt, dass es auch heute noch Menschen gibt, für die es das höchste ist, für Ruhm und Ehre zu dienen! Hat doch so etwas rittermässiges wie anno dazumal an sich, oder?

MF: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Many Maurer, Tumba Zaffa und Chrigel Glanzmann?

Mue: Many kennen wir nun schon seit 12 Jahren. Er hat uns die erste Scheibe "Anduin the River" und "Kurt von Koppigen" in seinem Studio aufgenommen. Er ist einfach ein prima Kerl und ein extrem geiler Musiker, auch heute noch. Er weiss einfach wovon er redet, da er sich schon jahrelang in diesem Geschäft bewegt. Er half uns bei den Verkabelungen, den Positionierungen der Mikrofone und gab uns Tipps, wie und auf was wir beim Aufnehmen achten sollten. Speziell sind auch seine Fähigkeiten als Gitarrist, und so fragten wir ihn, ob er vielleicht beim Song "Lost Chamber" die Solos und E- Bow Parts reinhämmern kann, denn die kann selten einer so spielen kann wie er. Gefragt, getan! (Bisch e geile Siech ;-) Zu den Jungs von Tumba Zaffa kamen wir per Zufall. Sie waren schon vorher an einigen Konzerten von uns, und fragten dann, ob wir vielleicht die Noten für unseren Song „Dragonslayer“ hätten und sie den Song Hackbrett-technisch vertonen dürften. Wir: "Noten....öööhhh... was ist das.....? Öhhh nein!" Als wir dann so ins Gespräch kamen, fragten wir sie, ob wir vielleicht einige Songs hören könnten. Wer uns kennt der weiss, dass wir gerne mit Metal-untypischen Instrumenten experimentieren. Die Jungs sind wirklich extrem geil, sie spielen Songs von Metallica, mit dem HACKBRETT versteht sich !! So kamen sie auf unsere CD. Überhaupt keine Frage, solches Talent muss man einfach Unterstützen! Mit Chrigel und den Eluveitie Jungs und Mädels hatten wir schon ein paar mal das Vergnügen, zusammen spielen zu können, und es war wirklich auch immer lustig. So kam es, dass wir ihn nach einem Gig und ein paar Hörnern Met fragten, ob vielleicht Interesse bestünde, uns als Gastmusiker auf der neuen Scheibe zu unterstützen. Er sagte sofort zu, da er ein sehr unkomplizierter und netter Kerl ist, wie im übrigen auch die ganze Truppe.

MF: In Sachen Produzenten lasst Ihr Euch wahrlich nicht lumpen und hattet schon so grosse Namen wie Mika Jussila an Eurer Seite. Wen hattet Ihr denn diesmal zur Verfügung?

Mue: Produziert haben wir die Scheibe eigentlich selber, aber ein sehr wichtiger Mann hinter dieser CD ist George Necola vom Lager9 Studio in Winterthur. Wir wollten einfach mal sehen was passiert, wenn ein anderer die Sache in die Hand nimmt, da wir bei den vorherigen Scheiben den Mix selber übernommen hatten. Auch wird man, wie oben schon einmal erwähnt, voreingenommen... Der Bassist findet den Bass zu leise, der Gitarrist die Klampfe, der Keyboarder die Tasten usw. Eine neutrale Person musste her, und das war George. Er hat die Sache toll hingekriegt, sehr roh und sehr grob und das muss so tönen zu Schlachten - und Kriegersound ! Also eigentlich war er so etwas wie ein Co-Produzent für uns, er hat auch Chrigel's Additionals in seinem Studio aufgenommen und an unserem Sound gebastelt und verschoben und verklebt. Er ist einfach auch "e geile Siech" ;-) Er wollte den Sound clean machen, d.h., bei den Blockflöten zum Beispiel musste man das Atmen und den holzigen Klang ohne grosse Effekt-Basteleien hören! Die ganze Scheibe sollte als Metal und nicht als ein einziger "komprimierter Balken" rüber kommen. Aus unserer Sicht hat George das sehr gut hinbekommen! Für das Mastering war Christoph Brandes vom Iguana–Studio Deutschland zuständig, der schon mit Acts wie zum Beispiel Finsterforst oder Necrophagist gearbeitet hat. Er gab dem ganzen wirklich noch den finalen Bums.

MF: Sicher ist es noch zu früh, um jetzt schon über das nächste Album zu sprechen, aber die journalistische Neugier siegt: Habt Ihr schon ein weiteres Stück Schweizer Geschichte für ein nächstes Konzeptalbum im Hinterkopf?

Mue: Mmmhh, schweigen ist Gold ;-)! Nein, nein im Ernst: Ja, wir haben da schon etwas im Kopf, das sich Wotans-Heer oder ähh.. sollten wir sagen, Vuotis-Heer nennt. Ein paar einzelne Bruchstücke von Songs existieren auch schon irgendwo.

MF: Gerne würde ich Euch noch eine perönliche Frage stellen: Wie habt Ihr Euch gefühlt, als ich vor anderthalb Jahren Euer Album "Tales Of Tell" zum Thema meiner Diplomarbeit gemacht habe? (Excelsis haben damals extra für die Präsentation meiner Diplomarbeit einen Song aufgenommen. Anm.d.Interviewerin.)

Mue: Es freut uns wirklich tierisch, dass es doch einige Leute gibt, die wirklich Interesse am ganzen haben und wenn sogar jemand eine Diplomarbeit darüber macht, dann helfen wir doch wo und wie wir können! Es hat uns auch sehr Spass gemacht und wer weiss, vielleicht machst Du ja noch den Doktortitel :-)?? Wir sind dabei, immer gerne wieder!!

MF: Für Schweizer Verhältnisse habt Ihr bisher schon ein paar bemerkenswerte Auftritte gemeistert. Welche Show ist Euch besonders in Erinnerung geblieben und warum?

Mue: Sehr in Erinnerung geblieben ist uns der Gewinn am Rock Hard Contest als Support für Iron Savior und die Begegnung mit den Jungs in ihrem Studio in Hamburg. Wer wollte nicht einmal Masterminds wie Piet Sielk, Kai Hansen oder Dani Zimmermann treffen!? Hammer! Ebenso geil waren die Auftritte als Support für In Extremo, Haggard, Skyclad, Schandmaul, Accept (in einem bumsvollen Z7), mit Korpiklaani, Rage und noch vielen mehr. Ein weiterer Höhepunkt für uns war das Metalcamp 2005 in Slowenien und anschliessend Metalcamp 2006, bei dem wir sogar auf der Hauptbühne mit Grössen wie Dimmu Borgir, Testament, Soilwork, Wintersun, Amon Amarth und vielen mehr standen. Natürlich war es auch ein Highlight, mit einigen der erwähnten Jungs ein Bierchen oder zwei schnappen zu können :-)! Ein wirklich hammergeiles Gefühl und Erlebnis !

MF: Können wir angesichts des neuen Albums mit einer Tour rechnen, evtl. auch im Ausland?

Mue: Also wir würden wirklich sehr gerne für eine Band den Tour-Support übernehmen, doch ist das auch ein bisschen mit dem Finanziellen verbunden. Wenn wir die Chance hätten, dann würden wir sie bestimmt nutzen! Und wer weiss, vielleicht liest dies hier jemand, der Erbarmen mit uns hat und uns helfen möchte ;-)

MF: Wie habt Ihr die Entwicklung der Schweizer Metalszene in den seit Eurem letzten Album vergangenen vier Jahren erlebt?

Mue: Wassss, schon vier Jahre her ?? Fuck! Ich glaube es hat sich sehr viel getan! Ein kleines Beispiel: Ich kenne ein Mädchen das war vor vier Jahren gerade mal 14 war. Sie hörte sich Pop und Hitparaden-Musik an und auf keinen Fall Excelsis. Sie hörte irgend eine April Lawine oder Avril Lavine oder....ich weiss auch nicht genau wie. Nach einem oder zwei Jahren war ihr der Sound zu "uncool" und sie hörte sie immer mehr Metal, und da bin ich auch ein bisschen "mitschuldig". Von Linkin Park, was plötzlich auch "uncool" war, zu Korn (mmhh, jetzt auch uncool), über Nightwish zu In Flames !! In Flames ist ja "voll fett", aber plötzlich wollte sie spezielle Instrumente im Sound und hörte sich Bands wie Korpiklaani, Finntroll oder In Extremo an und... mmhhh manchmal auch Excelsis :-)! Vor 2 Monaten bekam ich eine SMS von ihr und sie fragte mich, ob ich eine Band mit dem Namen Testament :-) kenne! Was für eine Frage an einen Gruftie wie mich ! Ich glaube wirklich, dass Metal immer mehr auf dem Vormarsch ist und die Jungen Metalheads hören vermehrt moderne Bands, aber auch Metal-Dinosaurier wie z.B. Testament, Kreator und viele mehr, und das finde ich geil so! Und dieses Mädchen ist zum Glück auch nicht die Einzige, denn wir kennen doch ein paar Jungs und Mädels in unserer Umbgebung, denen es ähnlich ergangen ist! Ich erwähnte ihr gegenüber noch, dass wir schon mit Testament auf den selben Brettern standen und wir schon Dudelsack und Blockflöten auf unser erstes Album "Anduin" im Jahr 1996 hatten, als der Folk im Metal noch nicht so verbreitet war wie heute. Sie war in dieser Zeit übrigens sechs Jahre alt, und das machte die alten Grufties von Excelsis bei ihr "voll cool". Ist dies nicht ein gutes Zeichen? Die Uhr dreht weiter und weiter... Metal will never die!

MF: Was für Wünsche habt Ihr für die nächsten fünf Jahre, Eure musikalische Karriere betreffend?

Mue: Wir wünschen uns, dass wir alle weiterhin zusammen Musik machen können, dass wir auch weiterhin an vielen geilen Gigs mitmachen können und dass es Leute gibt, die uns auch die nächsten fünf Jahre unterstützen und helfen, wie sie es bisher getan haben.

MF: Habt Ihr eine Message für Eure Fans und die Leser von Metal Factory?

Mue: Wir hoffen, dass wir Euch an einem unserer Gigs antreffen und zusammen einen hinter die Binde kippen können! Wer uns bei der CD-Taufe am 11. Oktober sehen möchte, der ist natürlich sehr willkommen! Die CD-Taufe wird auf der Wäkerschwend, Oschwand im schönen "Bärnbiet" durchgeführt, wo auch Tumba Zaffa (die Hackbrett-Jungs) sowie Pertness, eine geile Melodic Metal Band aus dem Oberland, ihr Bestes geben! Natürlich gibt es Met und Bier in rauen Mengen ;-) Für weitere Infos schaut doch unter www.waeck.ch oder www.excelsis.ch nach. Die Tickets werden bei www.starticket.ch erhältlich sein. Wer genau wissen will, wo die Location ist, der Kopiere 47 07 30.28 / 7 43 42.86 (Koordinaten) in das Suchfeld von Google Earth, und er wird dorthin geflogen ;-)! An die Leser: Unbedingt weiterhin Metal Factory lesen und unterstützen, denn MF ist, und das soll auch so bleiben, dafür mitverantwortlich, dass die Schweizer Metalszene immer mehr wächst und grösser wird! An die Mädels und Jungs vom MF: Vielen dank für Euren Support und weiterhin viel Erfolg! May the force be with you! ;-) Ahhh.. u Maiya, gäu dänksch de a üs bim Dokter-Titu? ;-) Cow-Horns raised!