Interview: Herman Frank

By Tinu
 
Will im Emmental rocken.



Spricht man von messerscharfen Riffs und Schwindel erregenden Soli, dann kommt man an einem Namen nicht vorbei. Herman Frank, dem in Hannover lebenden Franken, der die Saiten schon bei Moon'Doc, Victory, Sinner oder Accept glühen liess. Nach seinem Ausstieg bei Accept, trat Mister Frank wieder vermehrt mit Victory auf und haut nun seine dritte Soloscheibe aus der Hüfte. «The Devil Rides Out» beinhaltet genau das, was man von ihm erwartet. Ein lupenreines Rock-Metal-Werk. Dieses Mal arbeitete Herman mit dem Jaded Heart-Bassisten Michael Müller und dem ehemaligen Axxis- und Rage-Trommler André Hilgers zusammen. Wie beim Vorgängers «Right In The Guts» stand auch dieses Mal Rick Altzi am Mikrofon. Was Mister Frank zum neuen Album zu berichten weiss, könnt ihr im folgenden Interview nachlesen. Darin geht es nicht nur um die neue Solo-Scheibe, sondern auch um die Wiederveröffentlichungen von «Right In The Guts» und «Loyal To None» sowie ein bald erscheinendes Live-Album von Victory.

Herman: André Hilgers spielt neu Schlagzeug bei uns, den kenne ich von ein paar Festivals, als ich mit Accept unterwegs war. Der Typ passt wie die Faust aufs Auge. Er ist ein wahnsinniger Victory-Fan und von all dem Zeug, das ich komponiert habe. Geplant war, dass er drei Tage für das Einspielen der Drums braucht. Nach eineinhalb Tagen war er fertig (grinst). So musste Bier her, damit wir die restliche Zeit überbrücken konnten (lacht). André kennt Michael Müller, und so kam das Eine zum Anderen. Mülli kam nach Hannover und hat hammermässig gespielt. Die beiden haben den gleichen Groove und das hört man der Platte an. Produziert habe ich wie früher. Dank unserer Plattenfirma AFM konnte ich mir dieses Mal auch das Horus-Sound-Studio in Hannover für die Drumrecordings leisten (lacht). Wobei mir Arne Neurandt, ein hervorragender Engineer, beim Drumsound half. Den Mix hat Charlie Bauerfeind übernommen und so dem Album den runden Abschluss verliehen.

MF: Habt ihr im Studio alles live eingespielt?

Herman: Ach Quatsch, das macht heute doch kein Mensch mehr! Bei mir zu Hause im Studio habe ich alle Lieder vorbereitet und schickte meine Gitarrenparts den anderen über Dropbox zu. Dann schloss ich mich mit Mülli und André zwei Wochen im Proberaum ein, um die Songs mit den Beiden einzuüben, so dass jeder wusste, was er im Studio zu spielen hatte. Das war auch eine gute Gelegenheit für die Mitmusiker, ihre Ideen einzubringen. Spielst du im Studio zusammen alles live ein, löst sich die Band als Folge daraus, ziemlich oft schnell auf. Der Eine erinnert sich nicht mehr an die Bridge, der Andere spielt den Refrain doppelt und in Fis satt F, und der Dritte hat den Schluss vergessen. Das führt zu unnötigem Stress und kostet Nerven. Darum, zusammen Einspielen? Nee, BITTE (lacht)! Das passiert dann auf der Bühne. Als Produzent konzentriere ich mich gerne auf ein Instrument. Mir ist keine Band bekannt, die heute noch zusammen im Studio steht. Höchstens gemeinsam an der Theke (lacht). Was gibt es sonst noch zur neuen Platte? Es sind zwölf Songs drauf. Wir haben jetzt dank AFM einen weltweiten Vertrieb. Sie haben die beiden ersten Herman Frank-Alben übernommen und mit Bonusmaterial wiederveröffentlicht. Zum ersten Mal wird es vom neuen Album, eine Fan-Box geben. Als Highlight haben wir fünf Demos mit meinem «Urgesang» draufgepackt. Das ist das erste Mal, dass man meine Stimme auf einer CD hört (lacht). Meistens schicke ich Rick eine Version mit meinem Gesang zu, damit er eine ungefähre Ahnung bekommt, wie ich mir vorstelle, dass die Tracks klingen sollen.

MF: Wie funktioniert die Studioarbeit?

Herman: Rick hat seinen Gesang bei sich in Schweden aufgenommen. Finde ich völlig okay, so kann er dann singen, wenn er gut drauf ist. Aus diesem Grund spiele ich die Gitarren gerne bei mir zu Hause im Studio ein. Du hast die Freiheit, Parts nochmals neu einzuspielen, sollte es am Folgetag dann doch nicht alles so toll klingen.

MF: Du hast einen grossen Wiedererkennungsgrad, dich kennt man einfach…

Herman: …danke, ich glaube, das hört man auch auf der Platte. Es ist keine Gitarrenplatte, es gibt aber coole Riffs zu hören. Eigentlich hätte ich genügend Material für eine Doppel-LP gehabt. Aber Rick war schon mit diesen Songs bedient (lacht). Er hat meinen Arbeitstitel «Thunder Of Madness» ernst genommen und schrieb daraus einen Text (lautes Lachen). Hast du schon mal einen solchen Titel gehört? Das klingt doch obergeil (lautes Lachen).

MF: Von Victory wird es eine neue Live-Scheibe geben…

Herman: Ja, du kannst dich heute bei jedem Konzert mit einem Computer beim Mischpult einstöpseln und nimmst damit die Spuren auf. Da sind schnell mal sieben oder acht Konzerte aufgenommen mit unzähligen Spuren (lacht). Wochenlang habe ich mir die Konzerte angehört (grinst), mich gefragt wieso hier ein F statt ein Fis gespielt wird und bei welchem Song die besten Bassspuren zu hören sind (lacht). Die Scheibe soll ein kleiner Gimmick für die Fans sein.

MF: Wie sieht es aus bei dir mit einer eigenen Biografie oder einem Buch?

Herman: Bin ich wahnsinnig (lacht)? Wenn wichtige Leute dies tun, finde ich das gut. Wenn ein Herr Kissinger, ein hoher Politiker, oder ein wirklicher Künstler, wie Bob Dylan, oder ein Jimmy Page sowas schreiben, dann ist dies ja okay. Aber nicht ab der dritten Klasse, bloss damit du fünf Euros verdienen kannst. Nein, für so wichtig halte ich mich dann doch nicht. Meine Stories erzähle ich bei einer Flasche Schnaps in der Kneipe, das finde ich besser. Muss man sein Privatleben oder alles was man erlebt hat, dermassen austreten? Okay, manche müssen das wahrscheinlich schon tun. Darf ich dann aber so schreiben, wie es wirklich passierte? Darum? Was ist der Sinn und der Zweck? Private Erlebnisse sollte man mit den Menschen teilen, die einem wirklich wichtig sind. Diese exhibitionistische Veranlagung liegt mir nicht. Vielen Leuten, die eine solche Bio schreiben, ist leider nichts zu schade.

MF: Siehst du es heute noch als Privileg, ein Musiker zu sein?

Herman (kriegt sich kaum ein vor Lachen): War es denn schon mal eins? In den 80er-Jahren vielleicht. Abends in der Kneipe, wenn du wirklich bekannt warst (lacht). Es ist ein Privileg, mit dieser Leidenschaft für die Musik infiziert zu sein. Bist du es, dann ist es schwer aufzuhören. So lange ich Spass daran habe, es spannend finde, die Herausforderungen annehme, eine neue Platte aufnehmen kann, ist doch alles prima! Oder auf Tour zu gehen, das finde ich immer noch klasse. Musik heute noch zu machen, das ist und bleibt meine echte Leidenschaft!

MF: Was sind die Zukunftspläne?

Herman: Ich würde ganz gerne auf dem «Ice Rock» bei euch in der Schweiz spielen oder in Balingen. Ansonsten hoffen wir, dass die Platte bei den Leuten ankommt und sie ihnen gefällt.

MF: Dann hoffe ich, dass wir die Herman Frank-Band bald auf den Bühnen sehen und wünsche Dir alles Gute!

Herman: Danke mein Lieber, das wünsche ich Dir auch und hoffentlich sehen wir uns bald wieder!