Interview: Killswitch Engage
By El Muerte
Es war von Anfang an klar, dass dies ein harter Montag sein würde. Ich war gerade erst von meiner Rock-am-Ring-Odysse zurückgekehrt (um 6:00 Uhr Morgens!), um kurz darauf schlaftrunken die Zugreise nach Zürich anzutreten. Bei meiner Ankunft wurde die Zeit dann immer knapper, und ich schaffte es gerade in der letzten Minute vor dem Interview-Termin, mich zum Rohstofflager zu begeben. Dann der Schock: Killswitch hatten abgesagt, Sänger Howard Jones (der zudem mein Interview-Partner gewesen wäre) hatte Hals- und Stimmprobleme. Glücklicherweise konnte ich kurz darauf Bandboss, Songwriter und Hyperaktivitäts-Gitarrist Adam D. auf ein kleines Schwätzchenkillswitchengage05.jpg (33345 Byte) entführen...

MF: Nach der Veröffentlichung eines Albums, das von vielen als der Metalcore-Standard schlechthin verstanden wird, Sängerwechsel, einigen weltweiten Tourneen, der Veröffentlichung eines Albums, das vom deutschen Metal Hammer-Magazin zum wichtigsten Release des Jahres gekürt wurde, und wieder endlosen Touren - Wie geht es dir?

AD: ...wow, haben wir das tatsächlich geschafft? Fühlt sich gut an. Ich denke eigentlich gar nicht in solchen Bahnen, es geht mir nur darum, eine gute Zeit zu haben, Konzerte zu spielen und unser Ding durchzuziehen.

MF: War Musik eigentlich immer das, was du machen wolltest?

AD: Absolut! Ich begann mit Songwriting und Recording, als ich noch in der Highschool war, ich wollte das schon immer.

MF: Gab es einen Punkt, an dem du erkannt hast, dass sich deine Arbeit nun endlich auszahlt?

AD: Nein, ich habe immer weiter gemacht. Ich habe nie aufgehört.

MF: Was würdest du machen, wenn's mit Killswitch nicht funktioniert hätte?

AD: Ich wäre wahrscheinlich Produzent. Eventuell würde ich auch eine weitere Band starten - ich hab' da übrigens was am Kochen...

MF: Scheinbar hat jeder in eurer Band seine eigenen Seiten-Projekte. Ist es nicht schwer, sich auf Killswitch zu konzentrieren?

AD: Ja, klar! Wir sind ja nicht immer beschäftigt, wir werden nie komplett ausgefüllt sein. Ich habe Freunde, mit denen ich was ausprobiere..., es macht einfach viel Spass, die Musik so sehr geniessen zu können. Ich weiss, was du meinst, aber ich muss einfach meine Zeit auffüllen.

MF: Ich habe euch vor drei Tagen am "Rock am Ring"-Festival gesehen, und war ein wenig überrascht, wie nahe euch die anderen Bands stehen. Der Unearth Gitarrist hat mal bei euch mitgesungen, dafür hast du bei ihrem Gig kurz Gitarre gespielt...

AD: Ja, Kenny. Wir stehen uns ziemtlich nahe. Tatsächlich bin ich mit ihm am Rumbasteln...

MF: Auch die Slipknot-Jungs standen bei euch am Bühnenrand, und während Mastodon spielten, waren auch Mudvayne und Shadows Fall am Bühnenrand - Ich hätte gedacht, dass da etwas mehr Konkurrenzgeist herrscht.

AD: Nun ja, wenn man mit Bands tourt, dann lernt man sich zwangsweise ja auch kennen, und bis jetzt verstehen wir uns super mit all diesen Musikern.

MF: Ihr habt in Amerika eine Tour mit Slayer bestritten, wie war das?

AD: Es gab gute und schlechte Tage...

MF: ...ich habe ein Bootleg runtergeladen, in dem tatsächlich ein Typ während eures gesamten Gigs "Slayer, Slayer!" brüllt...

AD: Ich denke, dass jede Band, die als Vorgruppe von Slayer fungiert, solche Sachen durchstehen muss. Es geht halt nicht anders, das muss man ignorieren.

MF: Noch eine Frage zu eurem Songwriting: Auf "Alive or just breathing" habt ihr ein grosses Spektrum an Metal- und Hardcore-Elementen benutzt, um diese monolithischen Songs zu erschaffen. Auf "The end of heartache" habt ihr das zu Gunsten klassischer Songwriting-Elemente ein wenig zurückgenommen. War das ein natürlicher Schritt?

AD: Ja, so was wie ein Fein-Tuning. Wir mögen unsere Songs genau so.

MF: Hat sich da jemand im Vorfeld den Kopf darüber zerbrochen?

AD: Ehrlich, so war es nicht. Wir haben einfach einige Sachen ausprobiert, unser Ding durchgezogen. Es geht uns nicht um Verkaufszahlen, oder darum, einigen Leuten bewusst das abzuliefern, was sie sich wünschen. Wir schreiben Musik, mit der wir glücklich sind, auf die wir stolz sein können.

MF: Ich habe irgendwo gelesen, dass du dich während drei Tagen eingeschlossen hast, um die ganze Scheibe im Alleingang zu schreiben. Stimmt das, und wenn ja, brauchst du diesen Druck?

AD: Ja, das war eine Woche, nachdem wir die 2003-Ozzfest-Tour gemacht haben. Wir hatten eine Deadline, und ich bekam einen Anruf, dass ich eben noch eine Scheibe zu schreiben hätte, weil wir in zwei Wochen ins Studio
mussten. Also habe ich mich eingeschlossen, und eine Riesenmenge Demos gemacht.

MF: Schreibst du nie im Tourbus, oder sonstwo unterwegs?

AD: Nein, das ist verdammt schwer. Wenn ich endlich aufwache, muss ich in den Club, um alles aufzustellen, dann mache ich Interviews, esse etwas, dann kommt die Show, und danach müssen noch Biere vernichtet werden. Und darauf geht's wieder in die Koje.

MF: Wie sieht's in der nahen Zukunft aus, es soll eine DVD geben, hab' ich gehört?

AD: Wir sind noch nicht sicher. Wir wissen noch nicht, was darauf sein wird. Wir müssen uns mal darüber Gedanken machen.

MF: Wie siehts's mit einer neuen CD aus?

AD: Es steht noch nichts, es gibt noch keine Songs, sorry.

MF: Ok, das war es dann auch schon, möchtest du noch was loswerden?

AD: Ja, es tut uns wirklich leid, dass wir nicht spielen können! Viele Leute sind extra hier hin gereist, weil wir ja nur diesen einen Gig bei euch gebucht haben. Wir werden das auf jeden Fall wieder gut machen, wir fliegen vielleicht auf unserer England-Tour in diesem Herbst kurz runter.

MF: Besten Dank!

AD: Nix zu danken!