Interview: Kirk
By Rockslave
Die Schweizer Band aus dem Baselbiet hat mit ihrem Erstling "The final dance" ein beachtliches Album abgeliefert, das sich nicht vor der internationalen Konkurrenz verstecken, respektiv fürchten muss. Dass überdies in Fernost gar eine respektable Platzierung in den Import-Charts (Platz 45) zu verzeichnen war, unterstreicht die Qualität der Songs. Der Melodic Metal mit Progressiv-Einschlag kommt live nicht unerwartet noch eine ganze Ecke härter daher, als auf dem Album. Davon konnte ich mich dieses Jahr, nach dem letztjährigen Auftritt in Bätterkinden, gleich zwei Mal überzeugen. Zum Einen anlässlich der CD-Taufe im April und zum Anderen abermals im Galery Music Club in Pratteln anfangs November. Diese dazwischen vergangenen Monate brachten einen eher unerwarteten Sänger-Wechsel mit sich. Für Tommy Rauch, der seine Zukunftspläne geändert hat, folgte Adi Studer. Klar, dass mein Augenmerk deshalb vor allem dem neuen Shouter galt. Meine persönliche Bilanz dieses ersten Konzertes fiel eher bescheiden aus, was in der Live-Review dieses Anlasses nachgelesen werden kann. Deshalb konfrontierte ich Keyboarder Bruno Berger gleich zu Beginn damit, um zu erfahren, wie es die Band erlebt und damit umgegangen ist.

MF: Bruno..., Hand auf's Herz: Wie gut fandest du den Auftritt vom 9.11.03? Notabene der erste Gig mit Adi als neuen Shouter bei Kirk?

B: Ich fand den Gig sehr gut! Natürlich war ich sehr gespannt, wie das Publikum auf den neuen Sänger reagieren würde, immerhin hat unser alter Sänger Thomi unseren Sound sehr stark geprägt und es war uns klar, dass wir die Stimme von Thomi nicht ersetzen können, sondern ein neuer Sänger auch ein etwas anderer Sound bringen würde. Wir haben in den vergangenen Monaten sehr hart mit Adi geprobt, weil Thomi's Gesangsmelodien doch recht schwierig zu singen sind. Das Echo des Publikums war jedenfalls (fast) unisono sehr positiv auf Adi.

MF: Das Jahr 2003 war insgesamt sicher ein gutes und erfolgreiches Jahr in der Bandgeschichte. Wie siehst du das und was hätte man allenfalls noch besser machen können?

B: Wir wussten immer, dass dieses Jahr mit der CD sowohl einen Meilenstein, aber auch einen musikalischen Wendepunkt in der Bandgeschichte darstellen würde, da mit Vito's Abgang bereits ein langjähriges, wichtiges Mitglied in Rente ging. Ich denke nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben. Der Schweizer Musikermarkt ist sehr beschränkt und Ersatzleute müssen immer musikalisch UND menschlich in die Band passen. Wir sind eben keine Retortenband und für uns ist der Fun-Faktor sehr wichtig. Aber mit der neuen Besetzung am Schlagzeug und Gesang sind wir sicher nicht schlechter als bisher, unser Sound wird aber vermutlich etwas straighter werden. Wir werden die Betonung jedoch auf den Melodien belassen, dies ergibt sich schon aus der Besetzung mit Gitarre und Keys.

MF: Der Abgang von eurem Sänger Tommy Rauch überraschte doch ein wenig nach dem kürzlichen Erscheinen der CD. Wann wurde dies erstmals thematisiert und was war die erste Reaktion der Band?

B: Für Thomi war dieses Jahr ein Übergangsjahr. Da er seit Januar eine berufsbegleitende Weiterbildung macht, hatte er nur sehr beschränkt Zeit für Proben. Wir dachten erst, dass wir uns auch ohne Sänger organisieren könnten, mussten aber im Sommer feststellen, dass die Situation innerhalb der Band zu immer grösseren Spannungen führte. Auch kamen durch den Erfolg der CD Grundsatzdiskussionen auf, wieviel Zeit man bereit sei in die Band zu investieren. Da Thomi auch im kommenden Jahr nicht viel Freizeit in die Musik investieren können wird, wollte er uns nicht bremsen und gab seinen Ausstieg bekannt. Für uns war es ein Schock und eine Befreiung zugleich - ein Wechselbad der Gefühle. Aber ich denke, dass ein Festhalten an der damaligen Situation im Sommer unweigerlich zum Split der Band geführt hätte.

MF: Ihr habt euch nun für Adi Studer als neuen Sänger von Kirk entschieden. Wie ging das vor sich? Hab ihr Auditions abgehalten oder die Wahl kurz und bündig getroffen?

B: Ich hatte den Job anonym im Music.ch ausgeschrieben, da ich nicht wollte, dass bereits publik wurde, dass wir nach dem Wechsel am Schlagzeug bei Kirk nun auch den Sänger wechseln müssen. Es haben sich etwa zehn Sänger gemeldet, wovon ich etwa fünf persönlich getroffen habe. Die meisten von ihnen haben beim Anhören der CD und Thomi's Gesängen bereits kalte Füsse gekriegt und schon vor der Audition abgewunken. Echte Auditions gab es daher nur Wenige und Adi hat uns voll überzeugt. Die ganze Phase zog sich über viele Wochen hinweg und wir wollten keine Panikwahl, da wir für nächstes Jahr wieder eine CD planen. Für uns war wichtig, einen Sänger mit Erfahrung zu finden, welcher Thomi's Gesangslinien singen kann. Natürlich wird Adi nicht gleich tönen wie Thomi, deshalb sind wir auch bestrebt, bald mit neuen Songs aufzutreten, welche dann Adi's Gesangsstil voll zum Tragen bringen.

MF: Der Grundstein für weitere Erfolge sind natürlich Auftritte. Inwiefern kann euch dabei euer Producer Dennis Ward unterstützen? Ich denke, da müsste über die berühmten "Connections" doch was zu machen sein, oder?!

B: Dennis ist zum Einen ein sehr guter Freund geworden und kam ja extra von Karlsruhe an die Plattentaufe angereist. Mit einem Producer wie ihm ist es sicherlich leichter, an gute Plattendeals zu kommen, aber um eine Tournee mit PC69 mitzumachen, reden da eben noch etliche geldgierige Leute mit. Sicherlich hoffen wir, dass wir im kommenden Jahr den einen oder anderen Gig als Opener für PC69 (wir waren ja schon mal im Z7 als Opener für PC69 engagiert, siehe Bandbio) spielen dürfen, aber für mehr muss eben auch noch das Budget stimmen. Wir sind keine Live-Maniacs - lieber eine beschränkte Anzahl Top-Gigs, als jede Woche im Hinterzimmer einer Bar aufzutreten. So werden wir ja am 1. Februar 2004 im Alpenrock House mit Shakra zu sehen und hören sein. Weitere Gigs im Frühjahr sind in Planung. Im Sommer hoffen wir auf eine Einladung an ein Openair in Spanien, da wir mehr CD's in Spanien verkauft haben, als in der Schweiz und Deutschland zusammen.

MF: "The final dance" ist ja wirklich ganz gut gelungen. Wie geht es jetzt weiter? Habt ihr schon neue Songs und wann wird das zweite Album für Furore sorgen? Schon nächstes Jahr?

B: Wir würden gerne Ende 2004 wieder ins Studio. Wird haben noch sehr viele Songs aus dem Proberaum, welche aber noch mit Thomi und teilweise mit Vito entstanden sind. Diese müssen wir jetzt zuerst auf Adi's Stimme und Pesche's Drumming umschreiben, damit wir die volle Power aus der neuen Besetzung herausholen können.

MF: In der heutigen Medien- und Kommunikationswelt gehört der Internetauftritt auch für Bands zwingend dazu. Ich habe soeben in eure Site reingeschaut..., sie ist nicht auf dem neuesten Stand! Warum ist das so und welchen Stellenwert hat die Site für Kirk?

B: Ich bin ja selbst Informatiker und weiss, dass das Internet sehr wichtig ist. Wir unterhalten unsere Site selber neben den vielen anderen Sachen, welche noch zu erledigen sind. Die Site wird bei nächster Gelegenheit ein Update erfahren, aber dies hat derzeit für uns nicht höchste Priorität. Wir haben einige Interviews (vor allem in Spanien) gegeben und waren auch bei
verschiedenen Radiosendern.

MF: Euer Musikstil liegt im Moment genremässig klar im Trend. Wird das kommende Material ähnlich klingen oder werden neue Elemente den Kirk-Sound bereichern, ergänzen oder gar verändern?

B: Unsere Mischung mit melodiösem Metal/Hardrock und progressiven Elementen werden wir sicherlich beibehalten. Der Sound wird vielleicht etwas härter und der Speed etwas höher werden, da Pesche im Vergleich zu Vito mehr Metal-Aspekte einbringt. Auch die Gesangslinien werden sich natürlich ändern. Die neuen Songs werden sich also im Sound leicht ändern, deswegen aber nicht schlechter sein! Wir lassen uns hier einfach von der Muse küssen und nicht in eine Richtung zwingen. Abstecher in Richtung Nu- oder True Metal wird es definitiv nicht geben. Vielleicht werden wir aber in den progressiven Teilen neue Sounds oder Instrumente einsetzen, lassen wir uns einfach mal überraschen.

MF: Wie gross ist bei euch das Engagement für die Band? Pesche (Gander) und Sammy (Lasagni) sind ja bekanntlich auch noch für Godiva aktiv. Und du selber? Ich nehme an, du hast noch einen Job neben der Musik, oder?

B: Wir sind eine sehr emotionale Band, welche ziemlich chaotisch und undiszipliniert arbeitet. Da wir alle unsere Instrumente relativ gut beherrschen, benötigen wir für einen neuen Song auch nicht so viel Zeit im Proberaum. Aus diesem Grund stellen auch die Engagements von Pesche und Sammy bei Godiva bisher kein Problem dar. Auch Adi hat ja noch eine Band neben Kirk und Pfisti hat seinen Motorrad-Club. Ich selbst habe noch eine paar nicht musikalische Projekte am Laufen. Aber ich denke, die Qualität unserer Musik spricht für sich.

MF: Ihr habt ja aus Japan auf "The final dance" eine erfreuliche Resonanz erfahren dürfen. Wie müssten die Umstände sein, damit ihr die Koffer packt und dort ein paar Gigs spielen werdet?

B: Wir sind derzeit daran mit einem japanischen Distributor zu verhandeln. Einmal "Tokyo Live" ist natürlich der Traum eines jeden Hard Rocker's. Ich sehe dies aber realistisch und es ist eben nicht damit getan in ein Flugzeug zu sitzen und den Stecker in Tokyo einzustecken. Ein paar Gigs in Japan zu spielen bedingt eine gute Organisation und einen zahlungskräftigen Sponsor. Wenn das mit dem Distributor-Deal klappt, steigen die Chancen auf die Finanzierung natürlich beträchtlich. Mein Motto lautet: "Wer alle Ziele erreicht, hat sie zu tief gesteckt!"

MF: Wie frustrierend ist es in Zeiten von DSDS ("Deutschland sucht den Superstar") und "Star Mania", wenn solche gecastete Gebilde dem gemeinen Volk als "Band" auf's Auge gedrückt werden und damit Millionen von CDs verkaufen? Sollte es sowas im Rockbusiness auch geben?

B: Dass nicht immer die musikalisch beste Musik auch die kommerziell Erfolgreichste sein muss, können unzählige Künstler bestätigen, welche ihre ganze Karriere als Geheimtip gehandelt wurden und nie den grossen Durchbruch geschafft haben. Es genügt im medialen Zeitalter eben nicht, "nur" gute Musik zu schreiben, man muss auch über die Mittel verfügen, diese Musik der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Die Manie mit den vielen Superstar-Sendungen frustriert mich weniger als die Tatsache, dass in der Schweiz weder im Radio noch im Fernsehen Schweizer Bands eine Plattform bekommen. Ohne Major-Deal und dem entsprechenden Marketingbudget hat man keine Chance gespielt zu werden. Ein DSDS für Rockbands hätte vermutlich keinen Erfolg, weil die Konsumenten dieser Musikrichtung eher Individualisten sind und Kommerz verpönt ist.

MF: Du als Keyboarder siehst dich immer wieder mit den neuesten Errungenschaften der Technik konfrontiert. Interessiert dich das und bist du mit deinem jetzigen Equipment zufrieden? Was "fehlt" dir allenfalls noch, um kurz vor der "Selbstverwirklichung" zu stehen?

B: Ich spiele Live mit drei verschiedene Keyboards, welche ich je nach Song über Midi verbunden habe. Als Informatiker interessiere ich mich natürlich immer für die Features der neuesten Synthies, aber irgendwann hat man genug Sounds in der Maschine und nach neuen Sounds tüfteln ist nicht so mein Ding. Es ist für Neueinsteiger einfach wichtig, dass man sich kein Low-end Gerät kauft, da Dieses schlechte Sounds liefert und schnell einmal an die Grenzen kommt. Billige Geräte sind meist auch nicht bühnentauglich und entsprechend schnell defekt. Ich spiele mit einem "Yamaha EX7" für die Streicher- und Pianosounds, einem aufgemotzten "Roland E30" für Chöre und Spinett und einem "Waldorf Q" (mein Stolz!) für die Leadsounds und abgefahrenen Pads. Wenn ich für Weihnachten noch einen Wunsch offen hätte, wäre dies der "Alesis Andromeda" - ein echter
analoger Synthie, leider etwas teurer.

MF: Rock und Metal allgemein haben in der jüngeren Vergangenheit wieder ordentlich zugelegt, vor allem quantitativ. Wie siehst du die Chancen für Kirk in den kommenden Jahren? Gibt es euch in drei bis fünf Jahren noch?

B: Leider habe ich die berühmte Glaskugel nicht zur Hand, aber ich denke schon, dass alle in der Band noch einige Jahre mit Kirk weitermachen wollen. Auch werden wir weiterhin Qualität vor Quantität stellen und versuchen, uns nicht von kurzfristigen Musikströmungen beeinflussen zu lassen. Die Flops in der Nu Metal-Sparte sprechen ja eine deutliche Sprache.

MF: Was ich sonst noch sagen wollte..., ist:

B: Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Fans bedanken, dass ihr unsere CD gekauft habt und uns immer wieder an Konzerten und per Mail bestätigt, dass ihr unsere Musik liebt. Ich kann euch versprechen, dass auch 2004 ein Kirk-Jahr werden wird! Wir sehen uns am 1. Februar '04 im Alpenrock House mit Shakra!

MF: Danke für das Interview!