Interview: Krokus
By Rockslave
Sie gehörten in 80ern zu meinen absoluten Faves und als Schweizer sowie wohnhaft im Kt. Solothurn, war ich natürlich doppelt stolz auf die wohl verstanden immer noch beste Schweizer Rockband aller Zeiten: Krokus! Dass ich Jahre später gar die Gelegenheit bekommen sollte, direkt mit ihnen in Kontakt treten zu können, erachte ich als grosses Privileg und erfüllt mein Rockerherz mit grosser Freude. Mittlerweile sind es längst wieder drei Jahre her, seit ich das letzte, respektive erste Interview mit Marc Storace (v) und Tony Castell (b) geführt habe. In der Zwischenzeit ist einiges geschehen, vor allem was den Abgang von Fernando von Arb, dem letzten verbliebenen Gründungsmitglied betrifft. Darüber wurde in der Öffentlichkeit viel geredet und geschrieben. Welche aktuelle Meinung Marc Storace dazu hat, ob Krokus das Hallenstadion nochmals ausverkaufen werden und was es generell mit "Hellraiser", dem neuen Album, auf sich hat, erfahrt Ihr unten stehend. Durch einen Verkehrs-Stau hatte sich der "Maltese Falcon" auf der Fahrt nach Hause etwas verspätet, was sich aber zum Glück nicht auf die zur Verfügung stehende Interview-Zeit ausgewirkt hatte. (MS = Marc Storace)

MF: Marc, am nächsten Freitag kommt das neue Krokus-Album in der Schweiz und Deutschland heraus, etwas später folgt der Rest von Europa. Was heisst das für euch? Business as usual oder verspürt die Band eine gewisse Anspannung?


MS: Also..., da besteht schon ein gewisses Excitement in einer positiven Art..., weil mit jeder neuen Platte..., das heisst mit "Rock The Block" haben wir in Europa bereits einen grossen Schritt getan, zum ersten Mal in der ganzen Karriere der Band in Schweden ("Sweden Rock" - MF) gespielt. Dann gingen wir in der Schweiz (auch zum ersten Mal!) von 0 auf 1 in den Charts und spielten in Montreux. Dieses Mal, wenn du auf der Homepage nachschauen gehst, sind es viel mehr Länder..., was jetzt nicht heisst, dass wir überall dort spielen werden. Es braucht eine gewisse Anzahl Verkäufe, um das zu ermöglichen und dass die Veranstalter aktiv werden, wenn sie sehen, dass genug Fans Interesse zeigen. So können Hallen ausverkauft werden, alle Spesen werden bezahlt..., damit die Band anreisen kann. Logisch ist da aber eine Spannung da..., auch musikalisch. Also in meinen Augen..., ich bin ja (jetzt - MF) am längsten mit dabei..., und total zufrieden. Wir haben ein Ziel erreicht, das Krokus schon lange nicht mehr hatten: Wir liefern jetzt nicht eine Kopie von uns selber ab, sind aber immer noch uns selber. Wir erlaubten uns Innovation und Kreativität, die wir so schon lange nicht mehr geliefert haben. Schon bei "Heart Attack" haben wir versucht, zurück zu den Wurzeln zu gehen..., das war 1988..., und da hatten alle gedacht, wenn wir uns so zu sagen kopieren, erreichen wir den Erfolg wieder. Das war sowieso eine falsche Philosophie gewesen, das Rad für Hardrock war überdreht in gewisser Weise und der Grunge im Aufwind. Das war der Niedergang des Hardrock's, der so in den Untergrund gedrängt wurde, aber nie verschwand. Nun dreht sich das Riesenrad abermals und mit ihm kommen auch wir wieder. Zusammen mit der ganzen Szene..., wir, also Krokus sind da nicht alleine. Bei "Rock The Block" haben wir das bemerkt und deshalb habe ich ein gutes Gefühl. Die Songs überzeugen , die Band tickt richtig und es besteht eine gute Kameradschaft. Jeder schaut auf den anderen..., es wird demokratisch abgestimmt. Das hat angefangen mit "Hellraiser" (zum CH-Film "Handyman" mit Marco Rima) , wo wir entscheiden mussten, welcher Song am besten dazu passt. Das war auch der Grund, warum wir das Album "Hellraiser" genannt haben.

MF: "Hellraiser" bedeutet in vielerlei Hinsicht einen Neuanfang, aber eins vorne weg: Die Scheibe ist besser geworden, als einige Kritiker wohl gedacht haben?!!

MS: Ja..., hey..., was kann ich sagen? Was willst du mehr! (lacht) - Also das ist sehr positiv..., es hat Material drauf, das "grauenhaft" (er meinte natürlich "saumässig" - MF) gut ist. Wenn ich ehrlich bin..., früher..., ich muss es zugeben, hatten wir Anleihen bei AC/DC. Das haben alle gesagt und es war immer so. Aber dieses Mal haben wir weniger Boogie und das Spektrum der musikalischen Ideen ist breiter. Für mich als Sänger ist das ("gopfer deggel" - Kraftausdruck auf Baselländer-Deutsch - MF) wie der Himmel auf Erden, weil ich jetzt "meine Beine ausstrecken kann" (lacht) - Bei den Melodien bin ich jetzt nicht beschränkt, ich verspürte so viel Freude..., der Tony (Castell, b - MF) und der Dominique (Favez, g - MF) haben so gute Music-Tracks abgeliefert, die ich dann mit in den Keller nahm und jeden einzeln einsang. Ich habe pro Woche aber nicht mehr als zwei oder drei Songs gemacht..., darüber geschlafen und mir intensiv Zeit dafür genommen, die ich auch hatte.

Darauf schilderte mir Marc ausführlich, wie die ersten Ideen mittels Jams in Zusammenarbeit mit Mandy Meyer (in seinem Übungskeller in Merlischachen bei Luzern) erarbeitet wurden, frühe Gesangsideen hinzu kamen und so die ersten sechs Songs das Licht der Welt erblickten. Mandy arrangierte das Material mit programmierten Drums, Bass, Rhythm-Guitar und den Leads, derweil Marc die restlichen Vocals, inklusive Backing Vocals einsang und so für die Band ein sauberes Demo gemacht werden konnte. Die restlichen Ideen der anderen, also Tony und Dominique, wurden ergänzt und dann folgte eine kleine Tour, die die Band nach ein paar US-Dates unter anderem auch nach Russland führte! Im Frühling 2006 stiess schliesslich Stefan Schwarzmann zur Band und musste die für ihn neuen Songs schnell lernen. Musiker und Producer Dennis Ward, der für Krokus wie ein sechster Musiker war, kümmerte sich um den Feinschliff von "Hellraiser". Das Meiste wurde dabei beibehalten und nur wenige Details nachbearbeitet. Dabei machte man sich für das Mischen und Mastering das Internet zu Nutze, wodurch mehrmonatige und sehr teure Studio-Aufenthalte (wie bei "Headhunter") ausblieben. Dann kam Dennis nach Grenchen, wo alles eingeübt wurde. Weiter ging es nach Winterbach (bei Stuttgart) ins Studio, wo in zwei Tagen pilotmässig sechszehn Songs aufgenommen wurden. Zuletzt kamen noch die letzten Vocal-Parts aus Basel (wie schon für "Rock The Block") hinzu und fertig war das Ding! Marc betonte dabei den reibungslosen Ablauf über alle Stationen hinweg und dass man sich halt die nötige Zeit dafür nehmen muss.

MF: Du hast jetzt bereits viel gesagt und so "fast die Hälfte" meiner Fragen zerzaust...

MS: ..ohhh, Entschuldigung!

MF: Resümierend kann man also sagen, dass "Hellraiser" erstmals ein richtiges Teamwork-Album geworden ist. Das gab es vorher (zu Zeiten der Long-Noses und auch später) so noch nie!

MS: Ja..., es ist schon wunderschön, wenn es so läuft! Diesmal ist es so gelaufen und ich hoffe, dass es ausgereift ist und passt. Keine Ego's und Alleingänge mehr..., und jetzt wartet aber viel Arbeit auf uns. Das Album kommt am Freitag heraus und die Promo läuft an. Deutschland ist dabei unglaublich..., da gibt es viele Radio-Stationen, die wieder Rock spielen, das ist unglaublich. Ich habe hier die Liste von AFM angeschaut und da staunt man! Da gibt es Sender, die sechs Millionen Zuhörer haben! Das ist die ganze Schweiz... ("gopfer delli" - Kraftausdruck auf Baselländer-Deutsch - MF) und der tiefste Wert liegt immer noch bei circa 150'000..., das ist die Hälfte von Malta! (lacht laut) - das ist unglaublich und Deutschland ist besser für das Touren geworden..., es hat mehr Clubs und Möglichkeiten. Sogar in Amerika, als wir dort getourt haben, kamen Musiker auf uns zu und sagten: "We wanna tour in Europe..., it's much better with Metal and Hardrock, you know - over here it sucks!¨ (lacht) - Wir waren allerdings an der Ostküste und da läuft es nicht so gut. An der Westküste, im Süden, Midwest und Südost (Florida), Nord- und Süd-Carolina, Atlanta..., bis auf Seattle und rein nach Vancouver (Canada), da sind wir stärker. Aber Ostküste..., in Richtung New York..., da ist es verdammt schwer. Aber wir haben dort neue Fans gewonnen und die Bandmembers, die zuvor noch nie in Amerika waren, erlebten ihre Feuertaufe. Das war dennoch gut und gleichzeitig wurde uns aber bewusst, dass wir einen anderen Schlagzeuger brauchten..., Patrick Aeby (d) sah das auch so...

MF: ...genau! Darüber sprechen wir jetzt: Stefan Schwarzmann! Ich habe euch am 31. März in Kloten im AlpenRock gesehen und war total baff über die Frische, die das neue Line-Up ausgestrahlt hat...

MS: ...danke schön!

MF: Nun..., war denn der Fernando (von Arb, g - MF) gegen Schluss eine Art Bremsklotz, dass ihr jetzt wieder so befreit aufspielt?

MS: Ja..., er wurde schon zu einer Handbremse. Er hat zwei US-Tourneen verweigert und vor der dritten ist er bereits ausgestiegen. Ich rief noch am gleichen Abend Mandy Meyer an..., er war nicht nur ein Ex-Krokus Member, der von den Long Noses (von Rohr/von Arb - MF) gekickt wurde, weil er jung, hübsch und talentiert war. Das war nicht erwünscht, da sie immer zuerst im Vordergrund stehen wollten..., immer..., und ja... (lacht auf den Stockzähnen), es ist halt so. Mandy war nach seinem Ausstieg bei Gotthard wieder frei und wir hatten immer noch ein gutes Verhältnis zueinander. Ich hatte ihn ab und zu getroffen..., wir haben zusammen grilliert, er hat meine Frau kennen gelernt und das alles schon Jahre her. Dann besuchte er uns an Konzerten, wie auf dem Hoch-Ybrig oder im ABCMixx in Luzern, wo wir zusammen was getrunken haben, wie gute Kollegen eben. Dann sagte er, dass er es probieren, alles geben wolle und dass es hoffentlich klappe. So wie es scheint, klappt es nicht nur, sondern, wie du gesagt hast..., wir sind selber irgendwie..., ich glaube, in ein paar Jahren, wenn wir zurück blicken und dann denken: "Gopfer deggel nomol" - Kraftausdruck auf Baselländer-Deutsch - MF), trotz allen negativen Dingen um unsere Ohren herum, haben wir das mit starkem Willen und Geist geschafft. Das macht schon stolz... (lacht)

MF: Trotzdem..., noch ein letztes Wort zu Fernando..., er hat von sich gegeben, dass ihm der Ausstieg nicht leicht gefallen sei, was man ja sicher nachvollziehen kann. Gründe dafür sieht er unter anderem bei dir und gewissen Leuten im Umfeld von Krokus. Was kannst du (kurz) dazu sagen?

MS: Das wechselt jede Woche..., kurz nach seinem Ausstieg sagte er dem BLICK (Schweizer Boulevard-Zeitung - MF), in der Band herrsche kein Geist..., sie (die Musiker - MF) seien irgendwie so..., ja..., mit anderen Worten ausgedrückt Schlappschwänze und nur er ziehe den Karren, weisst du! Also..., gimme me a break! Fernando wurde zum Bremsklotz..., er wollte nicht gehen und jedes Detail diktieren, wie wenn er derjenige ist, der weiss, wie's geht. Eigentlich tut er das gar nicht..., er merkte nicht, was er anfing zu zerstören. Wenn du in einer Organisation den Leader spielen willst, musst du auch psychologisch mit den Leuten umgehen zu wissen. Wenn du aber zum Bremsklotz wirst und den Rest der Band frustrierst, weil du Chancen an dir vorbei ziehen siehst, nur weil du mit irgend etwas Organisatorischem nicht zufrieden bist, dann kannst du nicht warten, bis alles um dich herum perfekt ist. Wenn eine Auseinandersetzung ansteht, dann muss man zur rechten Zeit kämpfen und nicht warten, bis der Karren vorbei gefahren ist.

Weiter führte Marc (das von wegen kurz war mal abgehakt - MF) zusammengefasst aus, was den frühen Erfolg von Krokus ausgemacht hatte. Er erwähnte dabei auch die Zeit um 1994/1995 herum, wo man zur falschen Zeit ein Top-Album heraus gebracht hatte, das zwar in der Schweiz erfolgreich war, aber eine aus Kostengründen ausgebliebene Tour (u.a. in Deutschland) dann das vorläufige Schicksal besiegelte. Er sprach dabei auch an, dass Freddy Steady (d), Mark Kohler (g) und er damals schon Kinder hatten und dass der kinderlose Fernando ja nicht wisse, was das heisst. Heute betrachte er (Marc) die Band als sein Baby, das er aber mit den anderen teilen möchte und gerne Verantwortlichenkeiten abgibt, respektive teilt. Also Mandy die Demos macht, Stefan sich mehr um die Website kümmert und Dominique gewandt in Studio-Angelegenheiten ist. Er wolle, jetzt wo es heavy zu und her geht, nicht die ganze Last auf seinen Schultern verteilen.

MS: Gottseidank ist es positiv..., ich meine, es wäre schlimm, wenn niemand interessiert wäre und wir in der falschen Ecke nach Gold suchen... (lacht)

MF: Wie siehst du die Stellung von "Hellraiser" zum Karriere-Höhepunkt mit "Headhunter" Kann man dies überhaupt vergleichen?

MS: Ja..., also ich finde, "Hellraiser" ist eine Mischung aus "Metal Rendez-Vous" und "Headhunter". Es hat viele Melodien, wie "Metal Rendez-Vous", hat aber auch Metal drin. Wir haben ja jetzt den Mandy, der wieder Slide-Guitar spielt..., wie Tommy Kiefer (R.I.P.) damals auf "Metal Rendez-Vous". Es wurde immer mehr eher "AC/DC-haft" und bei "Headhunter" hatten wir Tom Allom als Produzenten (Judas Priest) und diesen Einfluss bemerkt man schon etwas. Jetzt hat es auch ein wenig Judas Priest, "Headhunter", "Metal Rendez-Vous"..., Led Zeppelin, Deep Purple..., es hat von allem ein wenig drin. Free und so..., ich müsste jetzt durch das ganze Album hindurch gehen..., erklären, wie ich das sehe..., gewisse Musikteile, aber es hat auch ein paar Sachen, die total Krokus sind..., es ist alles Krokus..., was extra Krokus ist, weisst du. Es ist noch mehr und etwas, das, glaube ich, noch wachsen wird.

MF: Warum habt ihr ("Heart Attack" jetzt mal ausgeklammert) das altbekannte Bandlogo verändert und wessen Idee was das?

MS: Das Bandlogo haben wir in dem Sinne als Symbol verändert, dass das eigentlich ein neuer Laden ist. Er stellt eine Modernisierung dar..., ich meine, der heutige Jaguar sieht wie der alte aus, ist aber neu und das merkt man. Es ist ein neuer Geist drin..., wie im Motor..., läuft anders und ist umweltfreundlicher... (lacht)

MF: Am 25. November spielt ihr ein Konzert in deinem Heimatland Malta...

MS: ...jaaa, endlich! Zum ersten Mal!

MF: Das erste Mal?!! Wow! Jetzt wollte ich gerade fragen, was das für dich bedeutet und ob es dort überhaupt Krokus Fans gibt?!!

MS: Ja...,da hat es ganz viele..., und die haben schon lange darauf gewartet! Damals mit dem amerikanischen Management konnte man nicht viel in Europa spielen und das begann erst wieder mit "Rock The Block"..., erstmals in Schweden und wir waren Ende 2005 auch in Russland. Es sind jetzt auch andere Länger wie Griechenland dran und die Malteser wollten Krokus schon lange. Es war ja nicht die erste Schweizer Band dort, denn ich spielte in den frühen 70ern fünf grosse Konzerte mit Tea. Das war ein Erlebnis, wurde von ihnen nicht vergessen. Es werden viele alte Tea Fans kommen, die meine Karriere verfolgt haben und stolz sind, dass sie einen Malteser haben, der eigentlich..., ich bin es zwar nicht mehr so wie früher. Wenn dort hingehe, ist es mir auch wenig fremd. Es hat sich so entwickelt und nicht alles positiv. Meine Eltern sind nicht mehr dort, sie sind verstorben, aber ich habe ein paar Geschwister und Verwandte. Ich bin jedoch länger hier als dort...

MF: Werdet ihr ein spezielles Konzert spielen und ist es eventuell denkbar, dass ihr den Gig für eine DVD mitschneiden werdet?

MS: Keine Ahnung, was da im Umfeld organisiert wird. Aber dass es von Hand, also so DVD-mässig aufgenommen wird, das ist möglich, aber ich glaube nicht..., weil, wir haben die Halle nicht gesehen. Es ist ein Neubau..., vorher war das die alte Power Station, wo früher mit Kohle Strom erzeugt wurde. Das ist jetzt alt und irgendwie unter Heimatschutz. Jetzt wird die Halle eben für vielleicht Rock-Shows oder so genutzt und es wird immer noch daran rumgemacht.

MF: Wieviele Leute passen da rein?

MS: Wir werden, glaube ich, die ersten sein..., so 2'500. Ein guter Anfang für Krokus wieder..., lieber so, vernünftig und dann ausverkauft. Wir können nochmals gehen..., auch zwei oder dreimal am gleichen Ort. Die Band kann dann Mittelmeerluft atmen und ich ihnen etwas von der dortigen Kultur näher bringen, Leute und Kollegen kennenlernen und sich austauschen. Dann fein Essen gehen..., es ist genau so, wie wenn Kollegen von Malta hierher kommen. Dann zeige ich ihnen Basel, Augusta Raurica (Augst - MF) und wir gehen typisch Schweizerisches essen, einfach mit dem gleichen Stolz. Ich mache das gerne...

MF: Wie steht es mit deiner Physis? Du wirst bald 55 Jahre alt (am 7.10.06 - MF). Was geht noch locker und was nicht mehr?

MS: Mmmhh..., ba ba ba..., mmmh..., früh ins Bett gehen, geht nicht mehr! (lacht) - öhmm..., ja..., also ich lebe immer noch wie früher: Ich trinke gerne Rotwein, Vodka Orange, Grappa..., ab und zu ein Joint..., Sex habe ich lieber mit meiner Frau und Rock'n'Roll kriege ich genug. Und dann habe ich meine Kinder..., der Nachwuchs verleiht auch Energie. Durch ihr Heranwachsen reflektiere ich meine eigene Kindheit. ich geniesse das Leben jetzt wie noch nie! Weil ich glaube, wenn man älter wird, weiss man mehr, um was es im Leben geht und wieso man etwas macht. Der Sinn des Lebens..., ich lebe nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie. Logisch, wenn ich mit anderen Musikern auf der Bühne stehe und es geniesse..., dann ganz egoistisch. Jeder braucht Fun und soll auch ganz egoistisch ein wenig davon im Leben haben. Wir sind nicht nur da, um zu funktionieren, sondern auch zu leben, zu geniessen, gute Parties feiern..., und gesund bleiben! Vor allem gesund, sonst ist die Party vorbei..., es ist halt so. Ich kann das noch lange tun...

Auf die Frage nach den mittelfristigen Zielen, die Krokus zum Beispiel bezüglich des amerikanischen Marktes haben, berichtete mir Marc von den neuen Strukturen und Leuten vor Ort und verwies auf den Veröffentlichungstermin von "Hellraiser" im Oktober. Je nach Reaktion darauf, wird (mit Vorteil) ein Package gebucht, respektive die Veranstalter werden sich dann selber melden. Auf der Website stehen alle Kontakte, die es braucht.

MF: Auf "Hellraiser" stehen vierzehn neue Songs. Wieviele davon werden Einzug in die Live Set-Liste halten?

MS: Wir haben schon drei..., wir spielen "Angel Of My Dreams", "Hellraiser" und "Spirit Of The Night". In Deutschland wird "Midnight Fantasy" als Single erscheinen..., und wir werden diesen Song (in Deutschland) auch bringen. Ein weiterer wird "Rocks Off" sein..., punkig und mit frechem Text. Hat Ähnlichkeit mit "Rock The Block", ist aber viel länger. Ja..., ich meine, wir würden gerne mehr "reinziehen", aber ..., leider (für uns)..., wir haben ein Classic-Set mit älteren Songs, die wir zwar viel gespielt haben, aber immer wieder bringen müssen! Wir können nicht einfach den besten..., bekanntesten Song von Krokus auslassen..., "Long Stick Goes Boom", "Screaming In The Night"..., die kann man nicht rausschmeissen! Und "Bedside Radio" ist halt Reserve für den Fall, dass die Fans "crazy" gehen..., dann nehmen wir den wieder hervor oder "American Woman", obwohl kein Krokus Song, ebenso wieder. Vielleicht "Tokyo Night" werden wir nicht überall spielen..., wie "Midnight Maniac"..., mmhh, was haben wir noch? Jesses..., "Bad Boys, Rag Dolls"..., einer wieder zum Reinholen...

MF: ...oder "Winning Man"...

MS: "Winning Man"..., ja...,eben, aber es hat auch andere lange Songs und du kannst dir in einem Krokus-Set nicht mehr als zwei Balladen erlauben!
Sonst kommt bereits die erste Kritik, ob wir weicher geworden seien. Eine Ballade zuviel und schon sind viele Leute vor den Kopf gestossen! (lacht laut) - Es ist nicht einfach, aber..., ja..., irgend jemand muss diesen Job machen! (lacht wieder) - Das war ein Motto, das wir auf T-Shirts für die Crew drauf gemacht haben: "It's a dirty job, but someone's got to do it!"

MF: Oha, die Zeit ist schon mächtig fortgeschritten: Marc..., nochmals ein ausverkauftes Hallenstadion: Denkbar oder unerreichbarer Traum?

MS: Nein nein..., das ist ein gut erreichbarer Traum! Wir müssen nur am Ball bleiben, vernünftig denken und unsere Arbeit erledigen! Es ist letzten Endes nur ein Job und wenn wir unseren Fans das liefern können, was sie hören wollen, sind sie es, die uns weiter bringen, nicht wir. Und die Plattenfirma..., es hängt an allem eigentlich. Wir bringen es , wenn das Volk, die Fans happy sind und sie nehmen es. Das Geben und Nehmen treibt (uns) aufwärts, dann verkaufst du mehr und dann bist du schon wieder interessant für André Becir (Chef von Good News - MF) und wenn er denkt, dass sich das Hallenstadion wieder füllen lässt, dann machen wir das. Vielleicht haben wir eine gute Band mit dabei und falls wir das Level nicht erreichen, dann kann man zwei andere Bands, die Leute anziehen, dazu nehmen und dann füllen wir das Haus und haben wieder dort gespielt. Dann kannste eine DVD davon machen, und so weiter..., es ist möglich.

MF: The last famous words for our readers from Metal Factory are...

MS: ...yes..., ähmm..., keep your head up, the big wheel is turning and Hardrock is back on top!

MF: Vielen Dank für das angeregte Gespräch!

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Bei der Fertigstellung des Interviews lag "Hellraiser" auf Platz 2 (!!) der CH-Charts! Hell yeah...