Death Angel - Exodus 14.12.2010
Interview: Lunatica
By Liane P.
Dass es in der Schweiz nicht nur Berge, Kühe und Käse gibt, weiss mittlerweile jedes Kind. Hierzulande hat man einen Haufen guter Bands zu bieten, die national wie auch international Erfolge verzeichnen konnten, bzw. immer noch können. Lunatica ist eine der Bands aus dem Symphonic Metal Bereich, auf die man sehr stolz sein kann. Erreichte man doch mit der letzten Veröffentlichung «New Shores» sogar Platz 20 der Schweizer Charts.

Das letzte Interview für Metal Factory mit den Aargauern hat im März 2009 mit der Frontfrau Andrea stattgefunden. Da wird es doch Zeit, fast zwei Jahre später mal nachzuhorchen, was da aktuell läuft und wie es mit zukünftigem Material aussieht. Im Metalvetia Metal Club in Herisau traf ich auf Andrea Dätwyler (v) und Zoltan Daraban (g,v), der neu zur Band dazu gestossen ist und bestimmt auch einiges zu berichten hat. (AD = Andrea Dätwyler, ZB = Zoltan Daraban)

Bereitwillig erzählte man über ein neues Album, das 2012, also kurz bevor die Welt untergeht, veröffentlicht wird. Darüber hinaus, ob sich Zolti künftig im Bikini bei Konzerten in die Menge werfen wird und davon, welchen Sport Andrea gerne mag, weil sie dabei nicht schwitzt. Nun, vielleicht habe ich da jetzt auch etwas durcheinander gebracht. Fangen wir also mal ganz von vorne an...

MF: Heute gab es bereits viel zu tun, ihr hattet schon ein Interview, bzw. wurdet sogar gefilmt.

ZB: Ja genau! Für den youtube Channel, bzw. für die Seite des Clubs wurden wir gefilmt und interviewt. Das sind hier sehr engagierte Menschen bei Metalvetia. Sie interviewen alle Bands die hier spielen und am Ende gibt es noch einen Livemitschnitt vom heutigen Konzert. Das alles kann man dann im Nachhinein auf der Seite www.metalvetia.ch anschauen und natürlich auch auf Youtube.

AD: Das wird richtig professionell gemacht, mit grossen Kameras und der richtigen Beleuchtung. Hat wirklich Spass gemacht.

MF: Im Februar 2009 wurde das letzte Album von euch veröffentlicht, nämlich «New Shores», wo ihr, wie auch zuvor, mit namhaften Produzenten und Musikern (z.B. John Payne und Sascha Paeth) zusammen arbeiten konntet. Wir haben jetzt Januar 2011, wie sind denn die Pläne für die weitere Zukunft?

AD: Alex Seiberl, unser Keyboarder, hat hauptsächlich die Songs für die letzten zwei Alben komponiert und ist aktuell wieder daran, neue Ideen zu sammeln und Rohfassungen von Songs zu machen. Ist aber alles noch in den Kinderschuhen.

ZB: Alex hat mich gebeten mal zu ihm zu kommen und mit ihm demomässig ein paar Gitarrenriffs auf seine Ideen zu spielen. Wir wollen da mal zusammen ein paar Sachen ausprobieren. Sobald ich Zeit dafür finde, werden wir das machen. Im Augenblick ist das ja etwas schwierig, da ich mich gerade für unser Vaterland aufopfere. Sobald ich also den Zivildienst überstanden habe, werde ich mich der Sache widmen. Mal schauen, wie schnell es voran geht. Es wird aber definitiv ein neues Album geben. 2012, kurz bevor die Welt untergeht, bringen wir noch ein Album raus.

MF: Zolti ist jetzt seit ca. März 2010 mehr oder weniger neu bei Lunatica. Wie kam das zustande?

AD: Als André Leuenberger, der ein langjähriges Mitglied und auch Mitbegründer von Lunatica ist, ausstieg, kam Marc Torretti für das «New Shores» Album dazu. Das war leider nur ein kurzes Gastspiel bei uns, denn Marc wollte sich dann mehr auf andere Projekte konzentrieren. Das hat sich leider nicht mehr so mit Lunatica vereinbaren lassen. Wir sind aber damals im Guten auseinander gegangen. Die Vakanz musste dann natürlich wieder neu besetzt werden, daher haben wir die Position auf unserer Homepage ausgeschrieben und auch einige Bewerbungen dafür bekommen. Wir haben dann eine Auswahl an Musikern zu uns in den Proberaum eingeladen und Zolti hat sich da klar durchsetzen können.

ZB: (lacht) Ja das war lustig irgendwie, ich hatte mich ja schon mal für den Gitarristen Posten beworben, als André damals gegangen ist. Im Zuge dieser Bewerbung hatte ich mir die Songs dann angeschaut, geübt dafür und alles einstudiert. Daher hatte ich schon einige Songs spielen können. Als dann Marc Torretti gegangen ist, ich kenne ihn auch gut, er ist ein «geiler Siech», habe ich es gleich wieder probiert und dann hat es geklappt, worüber ich auch sehr froh bin.

MF: Wie schnell hat man dann das komplette Programm drauf?

ZB: Irgendwie ist das schon ein bisschen Stress, na ja kann man nicht wirklich so sagen, aber Ende April hatten wir ja schon das erste Livekonzert gespielt von daher musste das recht rassig gehen alles. Die «New Shores» war ja neu draussen, die Songs hatte ich dementsprechend noch nicht so parat, aber alle anderen Alben konnte ich schon spielen. Also die Songs, die im Live Set waren. Das war ganz schmerzlos und ging alles reibungslos, auch das Proben mit der Band hat sehr viel Spass gemacht. Es war wirklich ein super Einstand.

MF: Spielst du denn die Songs genau so nach wie es vom Original vorgegeben wurde oder bringst du live deine persönliche Note ein?

ZB: Die Rhythmus-Geschichte spiele ich 1:1 nach, das muss einfach sitzen, vor allem im Zusammenspiel mit dem anderen Gitarristen Sandro D'Incau. Die prägnanten Melodien spiele ich auch nach. Bei den Soli variiere ich ein bisschen. Ich versuche die Atmosphäre, die der Gitarrist, der die Songs ursprünglich eingespielt hatte, einzufangen und folge dieser Linie. Es war am Anfang auch etwas schwierig, mich da zu finden. Es ist eben nicht immer ganz einfach, wenn man Sachen nachspielen muss, die jemand vorher schon eingespielt hat. Es gibt da Bands, die erwarten von neuen Gitarristen, dass alles 1:1 kopiert wird. Ein paar Sachen stimmen für mich vom Feeling her nicht so, ich habe da aber wenig Vorgaben bekommen. Einmal hat man mich gebeten, das eine Solo näher ans Original zu bringen. Das ist auch ok für mich. Grundsätzlich spiele ich die Songs hauptsächlich so wie ich sie empfinde.

AD: Manchmal überrascht er mit kleinen Feinheiten. Dann schaue ich rüber zu ihm und denke «Wow cool, mach das ab jetzt immer so»!

MF: Zolti, du hast ja vorher auch schon in einigen namhaften Bands gespielt. Erzähl mal etwas über deinen Werdegang.

ZB: Oh ja, in einigen! Jetzt muss ich überlegen, dass ich keinen Scheiss erzähle, wie war das nochmals..., also 1997 – 2004 habe ich bei Overload gespielt, mit denen ich zwei CDs aufgenommen hatte. Dann bin ich noch parallel dazu bei Inishmore eingestiegen und spielte dort bis 2007. Mit ihnen konnte ich ein Album einspielen. Danach hatte ich eine Zeitlang nichts gemacht und bin dann mit ein paar Österreichern zusammen gekommen, wir hatten eine Hard Rock Kombo namens «Hangmän's Nooze». Das liegt aber gerade auf Eis, so wie es aussieht.

MF: Ich weiss ja, dass du Zolti auch recht engagiert bist, was das Songwriting betrifft. Du sagtest ja, dass du mit Alex zusammen sitzen wirst bezüglich dem neuen Album. In wie weit kannst du deine Ideen da auch umsetzen?

AD: Alex hat als Keyboarder recht viel Möglichkeiten, um zu Hause Songs aufzunehmen oder zu schreiben, denn mit den ganzen Sachen die ein Keyboard bietet, hat sich das eben so ergeben, dass er die Songs für die letzten zwei Alben geschrieben hat. Er ist eigentlich sehr offen und wäre sogar froh, wenn mal jemand anderes ihn da unterstützen könnte. Aber es ist natürlich schon so, dass wir alle zusammen abstimmen, ob der Song gut so ist für ein Album, bzw. ob es allen passt. Er lässt da allen die Freiheit, sich einzubringen. Wenn er das Grundgerüst hat, dann ist es wirklich auch nur das Grundgerüst. Dann kann jeder mit seinem Instrument quasi die Ideen rein bringen. Wenn jemand jetzt ein Demo bringen würde, kann man das ja zusammen weiterentwickeln. Ich denke er wäre froh, wenn man ihm mal die Last von den Schultern nehmen würde, immer wieder neue und bessere Songs schreiben zu müssen.

MF: Dann sind wir mal gespannt, was die Herren da ausbrüten werden. Ich stelle es mir auch recht schwierig vor, unter Druck kreativ sein zu müssen.

AD: Das geht auch nicht. Es gibt dann auch so Zeiten, wo man wirklich Abstand nehmen muss, und wenn nichts kommt, dann kann man es nicht erzwingen. Dann muss man sich auch sagen, «Ok, jetzt habe ich gerade keine Ideen». Man muss sich die Auszeit dann auch geben, dann kommen auch wieder neue Ideen. Alex und ich leben ja zusammen, und es kann sein, dass ich ihn den ganzen Abend nicht sehe, weil er oben im Studio ist und komponiert, bzw. ausprobiert.

MF: Jetzt, wo du es selbst ansprichst, kann ich die Frage auch ohne schlechtes Gewissen stellen und so indiskret sein: Alex und du seid ja ein Paar und ihr lebt auch zusammen. Wie lässt sich das denn vereinbaren?

AD: Zu Beginn hatten wir schon Bedenken, ob sich das negativ auf das Bandklima auswirken könnte. Wir sind jetzt schon zehn Jahre zusammen, fast solange wie ich bei Lunatica bin. Für mich ist es ganz klar nur positiv. Ich bin zuvor auch schon in Bands gewesen, und mein damaliger Partner hat das gar nicht so akzeptieren können. Man ist natürlich viel unterwegs und grösstenteils nur mit Männern zusammen. Ich erinnere mich da sehr gerne noch an unsere Europa-Tournee, wo ich mit 23 Männern unterwegs war, wobei alle sehr lieb zu mir gewesen sind und sehr rücksichtsvoll. (alle lachen - "ähm klar, logisch" - Anmerkung Liane) Es ist schön, wenn man diese Leidenschaft zusammen teilen kann und gegenseitig Verständnis hat. Und es ist auch so, dass Kritik gern gehört wird und angebracht ist, das halten wir auch generell in der Band so. Wir sind nicht die, die sich gegenseitig auf der Bühne anmachen "Jetzt hast du da aber einen Fehler gemacht". Aber ich bin eh als Frau der Ruhepol in der Band und recht unparteiisch und versuche zu schlichten, wenn es doch mal Reibereien untereinander gibt. Aber grundsätzlich wie gesagt, sehe ich die Partnerschaft in Kombination mit der Band sehr positiv.

ZB: Dieser Aspekt ist mir zu Beginn auch nicht klar gewesen. Vor vier Jahren habe ich mit Inishmore das erste Mal zusammen mit Lunatica live gespielt. Das war im soundDock 14. Da hat man nichts gemerkt. So wie ich es kenne, haben Beziehungen innerhalb einer Band nie funktioniert. Es war immer eine absolute Katastrophe, daher ist es schön, mal ein positives Beispiel zu sehen. Es funktioniert echt gut.

AD: Auch bei Within Temptation funktioniert das scheinbar ganz gut. Dort ist auch die Sängerin mit dem Gitarristen in einer Beziehung und sie haben sogar zwei Kinder miteinander. Unser eingefleischter Schlagzeuger (mmh?) sagt auch immer: Frauen in einer Band bringen tendenziell Probleme. Aber vielleicht ist es anders, wenn es eine Frontfrau ist und auch nur eine Frau innerhalb der Band. Wir zelebrieren das auch nicht so nach aussen und verhalten uns recht distanziert.

MF: Gehen wir zurück zur Musik, es gibt zwei Songs, die mir vom Text her recht nahe gehen und ich kann sagen, dass ich da beim Hören der Texte schon die eine oder andere Träne vergossen habe. Es geht um die Songs «Farewell My Love» und «Song For You». Gibt es für euch auch Songs, die euch emotional berühren und wenn ja warum? Musik ist für mich wirklich eine sehr emotionale Sache.

Andrea und Zolti (im Chor): Sehr, Musik ist sehr emotional!

ZB: Muss ich jetzt einen Song nennen? Ist das die Idee? Ähm, ist mir eventuell etwas peinlich, ich bin ja keine Pussy oder so, aber na ja, also der Song «Come What May» vom Soundtrack von Moulin Rouge ist wirklich sehr schön. Ich habe den für meine Freundin im Studio neu aufgenommen und ihr zum Geburtstag geschenkt.

AD: Oh, das habe ich gar nicht gewusst, mir gefällt der Song auch gut, da könnten wir ein Duett machen! Ich finde den Song auch genial. Bei mir ist es so, ich bin ein ganz grosser Fan von Tori Amos. Sie ist sehr speziell von der Stimme her und sie polarisiert ganz stark. Sie bringt alles mit 100%iger Emotion rüber, also was sie wie ausdrückt beim Singen, von kraftvoll bis oberzerbrechlich. «Winter» ist so der Song von ihr, wo ich sagen kann, dass er mich sehr berührt. Ich finde sie genial.

ZB: Zu dem Thema muss ich noch eine Band nennen: Evergrey! Evergrey! Evergrey! Und zwar von A-Z alles. Aber darüber und überhaupt über Musik könnte ich noch stundenlang sprechen...

MF: Apropos Duett, ich könnte mir noch vorstellen, dass ein Duett zwischen dir und Zolti recht cool wäre. Ihr habt ja einige Songs, die auf den Alben im Duett gesungen werden, wie zum Beispiel «Farewell My Love» das du, Andrea, ja mit John Payne (Ex-Asia) eingesungen hast. Wäre das nicht eine Idee?

AD: Je nach Stück, es kommt drauf an. Wir sind natürlich sehr glücklich, dass wir den Zoltan jetzt haben, der auch sehr gut singt. Er unterstützt im Background und es ist natürlich super, dass er sich auch traut, denn die meisten Gitarristen sagen, sie müssen sich zu sehr auf das Gitarre spielen konzentrieren. Da können sie nicht noch zusätzlich singen. Die meisten Songs, die duettmäsig gesungen sind, singe ich dann einfach alleine.

MF: Wäre das nicht was für die Zukunft?

AD: Das ist sicher auch eine Erwägung für das nächste Album. Da habe ich schon ganz tolle Ideen zu dem einen Demosong, mit Abwechslung im Gesang oder miteinander singen. Er weiss noch nichts von seinem Glück (lacht)

ZB: Oh!!! Ok! Da bin ich aber gespannt. Also Duett ist immer geil. «Song For You» ist ein wunderbarer Song.

AD: Stimmt, den haben wir schon lange nicht mehr live gespielt, das sollten wir mal wieder angehen und im Duett proben.

ZB: Nur noch schnell, um es mal festzuhalten: Also «Song For You» möchte ich bei meiner Beerdigung gespielt haben.

MF: Oh, Beerdigung, darüber wollen wir aber jetzt nicht sprechen. Gehen wir wieder zurück zu den Platten. Die «Fables & Dreams» habe ich bei Amazon entdeckt, zum reduzierten Preis wohl gemerkt, wo sie für stolze 37.99 Euro heiss gehandelt wird. Für alle, die das Album noch gerne kaufen würden, gibt es da auch eine andere Möglichkeit?

AD: Das ist noch interessant, keine Ahnung vielleicht brauchen die Italiener Geld. (lacht) Das war noch die alte Plattenfirma. Die «Fables & Dreams» war mal vergriffen, aber die haben wir nachpressen lassen. Das ist aber abartig teuer, da muss ich mal schauen. Vielleicht ist die ja vergoldet (lacht). Man kann das Album aber auch über den Web-Shop kaufen oder bei den Konzerten.

MF: Gibt es noch Themen, die euch ausserhalb der Musik beschäftigen?

AD: Ich lese gerne und schaue Filme. Was ich mir jetzt ganz fest vorgenommen habe, ist wieder etwas mehr Sport zu machen und wieder mit Yoga anzufangen. Schwimmen finde ich auch noch cool, da schwitzt man nicht so und ausserdem kommt ja bald wieder die Bikini-Zeit.

MF: Und bei dir Zolti, wie bereitest du dich auf die Bikini-Zeit vor?

ZB: (lacht) Nun ja ich glaube nicht, dass es irgendjemanden gibt, der mich im Bikini sehen möchte. Das kann ich mir nicht vorstellen. Für mich gibt es hauptsächlich die Musik. Ich lese jedoch auch sehr gerne, ab und zu spiele ich mal Playstation, aber bevor ich etwas anderes mache, greife ich doch eher zur Gitarre. Die Musik füllt mich recht gut aus. Gut zu wissen also, dass wir uns auf ein weiteres Album freuen können, welches mit frischen Inputs und spannender, neuer Konstellation am Entstehen ist. Etwas Geduld brauchen die Fans von Lunatica jedoch noch. Das Album soll irgendwann im neuen Jahr 2012 erscheinen. Ronnie Wolf muss noch voraussichtlich diesen Sommer eine Operation an der Schulter über sich ergehen lassen, was natürlich für einen Schlagzeuger nicht sehr lustig ist. Da wünschen wir mal alles Gute und beste Genesung. Laut Andrea würde er noch mit der Infusion am Arm Schlagzeug spielen, wenn man ihn nicht zurück halten würde. Also brav auskurieren, damit danach wieder voll durchgestartet werden kann. Wir freuen uns drauf!