Machine Head in der Schweiz - Es ist doch jedesmal
wieder eine Freude, den Jungs beim Zerlegen der Bühne,
respektive dem Plattwälzen des Publikums, zukucken zu
dürfen. Dass die Jungs nebenbei auch noch verdammt nett
und bodenständig geblieben sind, wird auch Backstage
schnell klar. Adam Duce (Bass) steht mitten im Gang mit
einem Teller Pasta rum und unterhält sich dort (wie auch
später draussen!) mit Fans, und Phil Demmel bringt
gleich seine Gitarre zum Interview mit, und klimpert
darauf seine Aufwärmübungen, während er in gemütlichstem
Oakland-/Frisco-Slang die Fragen beantwortet...
Metal Factory: Wie läuft denn die Tour bislang?
Phil Demmel: Nun, das ist das zweite Konzert... Das
erste war wirklich gut. Vollgepackt, ein kleiner,
schwitzender Club...
MF: Wo war das?
PD: Ehm... Luxemburg! Ja, das war wirklich eine gute
Show.
MF: Also sind die Erwartungen dementsprechend hoch?
PD: Aehm... Ja, ich denke schon. Weisst du, wir haben
die letzten drei Monate oder so nur Bands unterstützt.
Also ist das unsere Chance endlich rauszugehen, und als
Headliner aufzutreten. Also, weisst du, wir freuen uns
über diese Tour!
MF: Ok, also.. Als du in die Band gekommen bist, war
die Situation sehr vage, «Through The Ashes Of Empires»
wurde ohne jeglichen Album-Deal aufgenommen - Wie war
das für dich, unter diesen Umständen zu arbeiten?
PD: Nun, es war...weisst du, ich war der Band eben erst
beigetreten, also kannte ich es gar nicht anders. Ich
wusste einfach, dass da eine Band war, die hart
arbeitete, um die Sache hinzubekommen. Und ich wusste,
dass Zeit essenziell war. Also war es irgendwie toll, am
tiefsten Punkt einzusteigen. Jetzt ernten wir den
entsprechenden Lohn für Monate harter Arbeit.
MF: Du bist jetzt seit vier Jahren dabei. Könntest du
das Erlebte für mich in wenigen Worten zusammenfassen?
PD: Aehm... Wunderbar! Es macht einfach Spass, logisch.
MF: Worin besteht denn deiner Meinung nach die Stärke
von Machine Head, worin unterscheidet sich die Band von
den anderen?
PD: Nun, ich denke dass... die grösste Stärke der Band
sind die Fans. Es sind die loyalen und hingabevollen
Fans, die diese Band zum weitermachen motivieren, sogar
als wir am tiefsten Punkt waren. Es waren die Fans die
sagten «Ihr müsst weitermachen, wir sind immer noch da -
spielt für uns!». Sie führen uns zu dem, was wir tun.
Und ein weiterer Grund dabei ist Robb, weisst du. ein
sehr talentierter Kerl, er hat das Gefühl für Songs, er
weiss wie es zusammen zu basteln ist. Ich denke dass,
ah... wir sind starke Unterstützer, aber er ist defintiv
der Führer dieser Band.
MF: Welcher Song aus eurer Diskographie verkörpert
deiner Meinung nach die Essenz von Machine Head?
PD: Mann, ich weiss nicht ob du das machen kannst... ich
denke, ich denke ein Song wie «Farewell to Arms» vom
neuen Album, der verkörpert irgendwie jeden Aspekt der
Band. Robb's melodische Vocals, das Intro am Anfang,
aehm, die Harmonien zwischen ihm und Adam,
killer-Doublebass von Dave, das Pantera-mässige Ende,
weisst du, es hat wirklich jeden Teil... Die langsamen
Breaks die wir sonst so machen, die schnelleren... das
ist alles, glaube ich.
MF: Kannst du mir etwas über's Songwriting bei
Machine Head erzählen, wie läuft das genau bei euch?
PD: Nun, Robb oder ich tauchen mit ein paar Riffs auf,
die zusammen passen. Etwa eine Strophe oder ein Refrain
zusammen, etwas in der Art. Wir zeigen es dann Dave oder
Adam oder der Band und dann rocken wir unterschiedliche
Beats darüber, versuchen ein paar unterschiedliche
Ideen, und dann kucken wir, was daraus entsteht, oder
wie es dann weitergeht. Es ist alles eine Frage des
Gefühls. Weisst du, jemand beendet einen Teil, dann
fühlt sich jemand zu etwas neuem inspiriert...
MF: Es taucht also niemand mit kompletten Songs auf?
PD: Normalerweise nicht. Der einzige solche Song, der
auch auf diesem Album vertreten ist, war «Asthetics of
Hate», da hat Robb quasi den ganzen Song mitgebracht.
Nicht alles, aber immerhin etwa 75 Prozent.
MF: Also geht ihr auch nie von Lyrics aus, die kommen
später hinzu?
PD: Ja, Robb hat dann eine Idee für einen Melodiebogen,
einen gesanglichen Ansatz, oder was auch immer. Und da
ändern wir auch schon mal die Riffs und so weiter... Das
geht Hand in Hand.
MF: Der melodische Ansatz auf dieser Scheibe, war der
vorausgeplant, oder ist das einfach spontan geschehen?
PD: Das war eine natürliche Entwicklung. Ich denke davon
hört man auch etwas auf «Ashes...», da ist es ziemlich
dominant. Aber ich denke, das neue Album hat alle
Aspekte der vorhergehenden Alben, es hat etwas von «Burn
My Eyes», es hat etwas von «The Burning Red, aber... es
ist definitiv eine natürlich Entwicklung. Es war nicht
beabsichtigt, es ist einfach, was dabei rauskam. Die
längeren Songs... Wir liessen sie einfach sein, was sie
sein mussten.
MF: Welcher der neuen Songs ist dein Lieblingsstück?
PD: Wahrscheinlich «Farewell To Arms». Aus all den
vorher genannten Gründen. Darin steckt jeder Aspekt von
Machine Head.
MF: Als ich mir einen eurer Vorproduktions-Clips auf
eurer Homepage angeschaut habe, bemerkte ich, dass ihr
einem Song den Arbeitstitel «Opeth» gegeben habt -
welcher ist das denn, was ist daraus geworden?
PD: Der hat es nicht auf's Album geschafft. Ich glaube
das war etwas, das Dave geschrieben hatte. Da war so
etwas Piano-mässiges drin. Aber der hat's nicht auf das
Album geschafft.
MF: Ich war wirklich überrascht, als ich den Namen
las...
PD: Yeah, hahaha!
MF: Wenn meine Informationen korrekt sind, hat dieses
Album für die Aufnahmen gar nicht so viel Zeit in
Anspruch genommen - Wie lange dauerte dann die
Vorproduktion?
PD: Die Aufnahmen dauerten eine ganze Weile! Etwa
einanhalb Monate...
MF: Oh, dann war also nur Dave so schnell?
PD: Dave war verdammmmmmmmmmmmt schnell! Alles andere
dauerte wirklich lange. Wir hatten Probleme mit der
Stimmung der Instrumente, Probleme mit den Verstärkern,
Probleme mit den Gitarren. Wir mussten sogar Material
neu aufnehmen.
MF: Gab's denn einen Moment, von dem an ihr euch
ausschliesslich auf's neue Album konzentriert habt -
oder habt ihr auch auf Tour daran gearbeitet?
PD: Nein, die Touren waren vorbei. Es war in etwa wie «Ok
- machen wir eine Pause!». Und dann haben wir uns
entschieden, endlich loszulegen. Robb nahm sich etwas
Auszeit für das Roadrunner United-Zeugs, und danach
haben wir uns auf das neue Album konzentriert.
MF: Diesmal hat ja Robb die Produktion vollständig
alleine geführt - wie hat das die Arbeit im Allgemeinen
beinflusst?
PD: Ich meine, seine Hände sind überall auf der Platte,
das war ja bei «Ashes…» auch nicht wirklich anders...
MF: Wenn's um den Erfolg der Band geht, sind ja
Amerika und Europa zwei komplett unterschiedliche Paar
Schuhe - Weshalb ist der Unterschied so fundamental?
PD: Ich komme einfach nicht drauf, Mann. Ich meine, wir
sind... was ist los mit Amerika, was muss man tun, um
dort Platten zu verkaufen?
MF: Auf der Sounds Of The Underground-Tour in Amerika
habt ihr ja auch relativ früh gespielt, oder?
PD: Da waren wir eigentlich recht weit oben auf dem
Billing... Es spielten As I Lay Dying, In Flames, und
zuvor wir. Und vorher eben alle anderen Bands.
MF: Trotzdem, dort drüben seid ihr der Opener für
Bands wie Killswitch Engage, was hier wohl nie passieren
könnte...
PD: Ja, dort drüben - Aber nicht hier (Lacht)! Ich weiss
nicht, weshalb das amerikanische Publikum Machine Head
nicht goutieren kann... ich finde es einfach nicht raus.
MF: Ist ja auch ihr Problem...
PD: Yeah, hahaha!
MF: Also, wie stehen die Pläne für dieses Jahr, wann
kommt ihr zurück für eine komplette Headliner-Show?
PD: Wahrscheinlich im November.
MF: Ok, cool. Erzähl mir doch noch was vom Mr. Demmel
ausserhalb Machine Head - was treibst du so?
PD: Wenn ich weg von der Band bin? Ich arbeite. Ich bin
Tischler, ich mache Türen, und Kommoden, und Fenster...
Ich habe neuerdings aufgehört, an der Front zu arbeiten,
ich mache jetzt Bürokram, plane Einsätze.
MF: Brauchst du diesen Job, um dich finanziell
abzusichern?
PD: Ich könnte davon leben, was ich mit Machine Head
verdiene, aber ich habe mich dagegen entschieden. Ich
mache viel Geld, mit was ich so treibe, ich habe zudem
ein Grundstück, ich mache halt gerne Sachen, und ich
habe auch gerne Sachen. Zudem habe ich jetzt einen
Sohn... und möchte, dass der auch Sachen hat. Aber ich
spiele etwas Golf, Basketball, ich Snowboarde, solche
Sachen halt.
MF: Was für Musik hörst du denn?
PD: Ich höre alles! Ich höre Metal, ich höre Rock, ich
höre... Michelle Branch und Pop Musik... Ich schlafe
jeden Abend mit Norah Jones auf den Kopfhörern ein. Ich
höre wirklich alles. Ich bin nicht der grösste Fan von
HipHop, ich hasse Country, aber ich höre etwas Rap.
MF: Gibt es irgendwelche Bands da draussen, die du
den Leuten gerne empfehlen möchtest?
PD: Nein, ich denke dass die Bands, die ich höre, schon
bekannt sind.
MF: Wenn du den Leuten da draussen am Konzert einen
Tipp geben müsstest, von einer Band die nicht aus dem
Metal kommt, was würdest du wählen?
PD: Etwas, das nicht wirklich mit Metal zu tun hat? Ich
stehe auf Maroon 5, hahaha!
MF: Ok, das ist kein Problem für mich - sind ja auch
griffige Songs.
PD: Ja, Maroon 5! Die würden wahrscheinlich nicht darauf
stehen, das hat nicht wirklich etwas mit Metal zu tun.
Ja, das wäre es dann...
MF: Möchtest du den Schweizer Fans sonst noch etwas
sagen?
PD: Nein - Einfach danke für die Unterstützung, Leute!
Wir haben immer gute Shows, wenn wir hier durch kommen,
also... Danke, dass ihr an uns glaubt und mit uns bleibt
- Wir brauchen euch Leute!
MF: Ok, das wäre es dann schon gewesen - Ich danke
dir!
PD: Ok, cool.
El Muerte (links) mit Phil Demmel >>>>
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