Interview: Nile
By Xenia S.
Ein wirklich kalter Novembertag, genau das richtige für eine heisse Nile Show im Z7. Vor dem Konzert der Pharaonen habe ich den Gitarristen und kreativen Kopf der Band Karl Sanders (KS) getroffen, welcher glücklicherweise gut drauf, aber etwas zerzaust war. Bevor wir überhaupt anfangen konnten, hat er mir meinen Zettel mit meinen Fragen geklaut und mich ein wenig ausgefragt, bis er dann eingesehen hat, dass es wohl besser ist wenn wir einen Rollentausch machen. Die nächsten zwanzig Minuten habe ich mich dann mit ihm über deprimierende Reviews, das alte Ägypten und seine Solokarriere unterhalten.

MF: Hallo Karl! Na alles klar?


KS: Hey, ja mir geht’s gut, ausser das es hier echt scheiss kalt ist!

MF: „Those Whom The Gods Detest“ ist euer sechstes Album. Was waren die Hauptziele dieses Mal?

KS: Wir wollten ein wirklich zerstörerisches Album abliefern und einen Schritt weiter kommen. Ein Album welches auf den Punkt kommt und die idiotischen Leute aus dem Internet zum schweigen bringen würde.

MF: Heisst das du hörst darauf was die Leute im Internet über euch schreiben?

KS: Nun ich versuche es nicht zu tun. Ich denke aber, dass es sehr wichtig ist was die Fans denken. Deswegen kümmert sich ein Teil von mir darum, was über uns geschrieben wird, aber auf der anderen Seite gibt es so viele verschiedene Meinungen. Wenn du auf zu viele Dinge hörst, verlierst du deinen Weg. Es ist auch irgendwie verwirrend, weil du nicht mehr weißt, was jetzt gut ist und was nicht.

MF: Hört sich ziemlich deprimierend an.

KS: Ja, ist es auch. Weißt du, wenn du ein gutes Review liest, kann dich das glücklich machen, aber dann liest du ein schlechtes Review und du fühlst dich unzufrieden. Deswegen solltest du dir sagen: „Es spielt keine Rolle was andere sagen“, aber wenn du dann einen guten Bericht liest denkst du wieder: „Ehm aber Moment, wenn ich nicht auf das hören kann was die schlechten Berichte sagen, darf ich dann überhaupt auf die guten Hören?“ Also wer weiss schon was gut und was schlecht ist? Ich weiss es auf jeden Fall nicht. Wir machen also einfach, was wir am besten können. In den vergangen Jahren haben wir viel gelernt und dieses Album ist wirklich für die Metalfans.

MF: Mir ist aufgefallen, dass du nicht mehr so viel singst wie früher. Weshalb dieser Wandel?

KS: Ja das stimmt, ich singe auf diesem Album weniger, aber ich bin immer noch drauf. Wir haben versucht meine Stimme an den richtigen Orten einzusetzen. Der super tiefe Mumiengrowl passt halt nicht überall hin. Deswegen haben wir meine Stimme nur eingesetzt wo es passte und nicht wahllos nur damit ich einfach drauf bin.

MF: Ihr habt für eure neue Scheibe mit Eric Rutan (Hate Eternal) zusammen gearbeitet, welcher das Drum Engineering gemacht hat. Weshalb habt ihr nach so langer Zusammenarbeit mit Bob Moore auf Eric gewechselt?

KS: Nun, wir haben schon immer mit Bob zusammen gearbeitet, wir lieben ihn, aber wir haben versucht etwas neun Wind in die Sache rein zu bringen. Wir mochten Eric's Arbeiten schon immer, er ist ein grossartiger Typ und ein wirklicher Metalhead. Er ist voll von Metal-Enthusiasmus. Wenn du mit ihm in einem Raum bist, kannst du nicht anders als vom Metal genau so begeistert zu sein wie er. Es war eine tolle Erfahrung mit ihm zusammen dieses Album zu machen.

MF: Was ich mich schon öfters gefragt habe ist wie ihr auf die Idee gekommen seid über die alte Geschichte Ägyptens zu singen? Death Metal ist ja eigentlich eher für bekannt für seine Texte über das Schlachten von Leuten und vergewaltigen von Frauen.

KS: Nun, das haben sie im alten Ägypten auch gemacht (lacht). Meiner Meinung nach singen wir eigentlich über das genau gleiche, halt im Kontext alter Geschichte. Es ist vielleicht etwas intellektueller als andere Songtexte, deswegen ist es für einige so spannend. Aber alles in allem ist es immer noch sehr hart und gewalttätig.

MF: Ja, da hast du schon recht, aber das war wohl nicht der Grund weshalb ihr eure gesamten Lyrics auf der Geschichte des alten Ägyptens aufbaut?

KS: Als wir mit der Band angefangen haben und noch keinen Namen hatten, waren wir bereits sehr an der Musik des mittleren Ostens interessiert. Eine Freundin von uns hat uns dann vorgeschlagen, dass wir uns Nile nennen. Wir haben darüber nachgedacht und uns dafür entschieden. Wir hatten also diesen interessanten Namen, aber wussten noch nicht genau was wir jetzt machen wollten. Wie du weißt, sind wir dann darauf gekommen über Ägypten zu singen, denn niemand vor uns hat so was in diesem Genre versucht.

MF: Ich habe gehört, du bist selber noch nie in Ägypten gewesen?

KS: Nein, da ich in den Staaten lebe ist es wirklich verdammt teuer nach Ägypten zu fliegen. Ich spiele Death Metal um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und da wirst du nicht gerade reich damit. Es ist ein Fluch, dass während ich Death Metal spiele ich wohl nie nach Ägypten fliegen kann. Ich müsste mit Nile aufhören und einen normalen Job annehmen um genug zu verdienen. Ich würde aber sehr gerne hin gehen. Wir fragen Nuclear Blast immer mal wieder, ob wir nicht einen Video Clip in Ägypten drehen könnten.

MF: Das wäre natürlich toll.

KS: Haha ja, das wäre es und Nuclear Blast findet das auch, aber wer bezahlt uns das ist die Frage?

MF: Ich hoffe für euch, dass es irgendwann mal möglich ist. Ich habe mir deine zwei Soloalbums angehört und habe mich gefragt, von wo du die Inspiration für solche Musik bekommst, wenn du eben nie die Möglichkeit hast in diese Länder zu reisen? Sie hört sich wirklich sehr authentisch an.

KS: Ein Freund aus Marrakesch sagt genau das gleiche und ich kann nur sagen, dass ich mein Bestes gebe. Wir haben das Glück, dass wir heutzutage mit Hilfe des Internets alles auf dieser Welt ansehen und anhören können. Ich habe viel östliche Musik gehört um mich inspirieren zu lassen. Ausserdem bietet der Discovery und der History Channel auch viele Ideen. Ich würde aber nie behaupten, dass meine Musik 100% authentisch ist, weil ich immer noch viele westliche Elemente einbaue. Aber es ist schön zu hören, dass meine Musik viel fernöstlichen Spirit rüber bringt. Das macht Spass!

MF: Ich liebe übrigens das Cover deines neusten Albums. Wer ist dafür verantwortlich gewesen?

KS: Danke. Das war Michal Loranc, ein Typ aus Polen. George hat mich ihm einmal vorgestellt, weil er die Homepage für Nile gemacht hat. Deswegen haben wir ihm die Chance gegeben mehr Dinge für uns zu machen. Er hat dann das Cover für Saurian Exorcisem gemacht und das war echt toll, deswegen haben wir ihm dann auch noch den Auftrag für das neue Nile Album gegeben. Danach hat er auch die ganzen T-Shirt Designs und unser Back Drop gestaltet. Er ist wirklich super!

MF: Oke, lass uns zu unserer letzten Frage kommen. Was magst du am liebsten hier in der Schweiz?

KS: Es könnte etwas wärmer sein (lacht). Nein ernsthaft, wir liebe es hier zu spielen. Es ist immer einer der besten Spieltage auf Tour. Gestern haben wir in Lausanne gespielt, das war auch nett, aber irgendwie halt doch nicht ganz so wie hier. Es ist uns also immer eine Freude hier zu sein!

MF: Vielen Dank für das Interview und noch viel Spass weiterhin!

KS: Danke dir!