Interview: Requiem
By Steve Butcher
Mit ihrem neuen Werk «Within Darkened Disorder» bringen die Eidgenossen Requiem, erwartungsgemäss, wieder starkes Material auf den Markt. Mit dem altbewährten Team Andy Classen (Produzent, u.a. Belphegor, Legion Of The Damned, Asphyx) und Dan Seagrave (Coverartwork) wurde der Sound in den Grundsäulen manifestiert, und zugleich ein Schritt in richtung Moderne getan. Metal Factory durfte sich mit dem Bassisten und Neo-Grunzer Ralf Winzer Garcia (= RWG) über die Platte und Zukunftspläne unterhalten.

MF: Ralf, ich gratuliere zu einer grandiosen Scheibe! Was hältst du von eurem neusten Werk, jetzt, wo du ein wenig Abstand davon bekommen hast?


RWG: Ich persönlich denke, dass dies die ausgereifteste Platte ist, die wir gemacht haben bis jetzt. Alle unsere typischen Trademarks sind immer noch vertreten, aber simpler und zugleich besser und kompakter verpackt in die Arrangements. Auf den vorherigen Alben hatten wir auch schon überwiegend starkes Songmaterial. Allerdings finde ich, dass die Hitdichte dieses Mal noch grösser ist als in der Vergangenheit. Die Songs sind auch noch eingängiger und nachvollzieh-barer und enthalten den schon bereits genannten Wiedererkennungswert. Wo REQUIEM drauf steht ist immer noch REQUIEM drin, nur in diesem Fall noch gereifter und reduziert zum Maximum. So, wie dies mittlerweile auch die personelle Besetzung ist.

MF: Die grosse Änderung ist ja sicherlich, dass du den Job am Mikrofon geschnappt hast, nach-dem euer ehemaliger Sänger Michi den Austritt bekannt gab. War das für euch ein gelungener Schachzug?

RWG: Ob und wie das nun ein gelungener Schachzug war, bleibt zum grossen Teil natürlich auch den Hörern überlassen. Wir waren schon gespannt darauf, wie die Leute auf meinen Gesangsstil reagieren würden. Angesichts der durchwegs guten bis sehr guten Reviews hat dies aber wohl einen sehr positiven Anklang gefunden. Von der allgemeinen Arbeitsweise her hat sich ja nicht viel geändert, da ich ja die Jahre zuvor schon immer alle Texte geschrieben hatte. Gesang generell hat mich sowieso schon immer interessiert und Spass gemacht, weswegen dies eigentlich ein völlig logischer Schritt war. Rein von der Spielfreude her und vom allgemeinen Ablauf in der Band jetzt ist es aber definitiv gelungen.

MF: Mit eurem Produzenten Andy Classen und dem Künstler Dan Seagrave arbeitet ihr schon einige Projekte lang zusammen. Wie man merkt, hat sich das definitiv gelohnt. Werdet ihr auch in Zukunft wieder auf beide zurück greifen?

RWG: Die Zusammenarbeit mit Andy Classen im Stage One Studio hat sich natürlich über die letzten drei Platten hinweg sehr stark gefestigt. Man kennt sich mittlerweile natürlich sehr gut und die Aufnahmeprozesse sind sehr einfach geworden, wie allgemein die gesamte Kooperation bei der Produktion eines Albums. Auch im Fall vom neuen Album hat sich dies sicherlich gelohnt. Ich würde sogar soweit gehen, dass «Within Darkened Disorder» aufgrund der vorhergehenden Erfahrungen mit Andy auch extra speziell gelungen ist. Wo und wie wir die nächste Platte machen werden, wissen wir aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Dies entscheiden wir eigentlich immer erst, wenn die neue Runde für das Songwriting ansteht. Von daher haben wir da sicherlich noch ein paar Monate Zeit. Andy Classen wird aber sicherlich immer ein absolut beliebter Kandidat auf der Liste des Möglichen sein. Was Dan Seagrave angeht, ist dies ähnlich. Die letzten beiden Cover sind grossartig geworden. Am liebsten würden wir diese gerne als Vinyl Doppelalbum irgendwann mal veröffentlichen, damit seine Kunst auf dem grösseren Format mal wirklich zur Geltung kommt. Wer das nächste Cover gestalten wird oder in welche Stilrichtung es gehen wird, wissen wir jetzt aber noch nicht. Ideen haben wir immer noch reichlich, aber auch hier entscheiden wir dies sicher erst in einigen Monaten, bzw. eventuell erst nächstes Jahr. Dan ist aber auch wie Andy sicherlich weiterhin auf unserer Liste.

MF: Da nun eure Aussaat des Todes auf dem Markt ist, habt ihr irgendwelche Promotion-Tours geplant?

RWG: Es sind diverse Sachen in Planung, allerdings kann ich dazu noch nichts Konkretes sagen, bevor es nicht definitiv ist. Allgemein gesagt ist es für Underground Bands immer schwieriger geworden, passende Tournangebote zu bekommen. "Pay to play" ist ja weit verbreitet, auch wenn das manche Leute nicht so gerne hören wollen. Wir werden sehen. Das eine oder andere gute Festival steht jedenfalls auf dem Plan und weitere einzelne Shows im In- und Ausland auch. Beklagen können wir uns jedenfalls nicht, da wir auch mit unseren sehr beschränkten, finanziellen Mitteln immer noch genügend live spielen können. Mehr zu den aktuellen, kommenden Shows gibt es immer aktuell auf unserer MySpace Seite www.myspace.com/requiemdeathmetal.

MF: Ihr seid Vertreter der alten Schule, was hältst du von der gegenwärtigen und den allgemeinem Entwicklungen der Musik?

RWG: Death Metal heutzutage ist eine stark verwandelte, weiter entwickelte Geschichte, als zu Beginn. Andere Stilrichtungen haben Einzug gehalten, vor allem junge Bands definieren Death Metal für sich heutzutage ganz anders, als ich es damals in jungen Jahren getan hätte. Grundsätzlich ist ja da nichts dagegen einzuwenden. Allerdings machen die Veröffentlichungswellen der verschiedenen Death Metal Stile wie z.B. Deathcore, Götheborg bzw. die Schwedische Schule, US Techno-DM usw. das Ganze nicht gerade einfach. Viele junge Bands kleben in den Standards und Normen fest. Überdurchschnittliches höre ich heutzutage selten bis gar nicht. Diesbezüglich ist es schade, dass hier anscheinend nicht mehr Kreativität gefragt ist. Zudem kommt noch der Punkt, dass sogar die eigentlich Underground behaftete Death Metal Szene z.T. von genormten Hochglanz Marketing- und Promotionmassnahmen infiltriert ist, wie dies z.B. einige grössere Plattenfirmen betreiben. Auffallend dabei ist, dass die Bandphotos, Covers, fette Produktionen usw. alle sehr ähnlich sind und dies zu einem Einheitsbrei verkommt. Mit ein paar wenigen, seltenen Ausnahmen. Death Metal anno 2011 ist in weiten Teilen auch nur noch ein Geschäft geworden, wie Vieles andere in der Metalszene auch. Nichtsdestotrotz besteht eine lebendige Szene, und ab und zu gibt es doch noch Lichtblicke. Auch wenn in letzter Zeit die wirklich herausragenden echten Death Metal Alben meistens von alten Hasen veröffentlicht werden.

MF: Heutzutage werden Bands omnipräsent über das Internet beworben, wer keine Facebook, MySpace oder Twitter Page besitzt, kann seine Fans nicht mehr erreichen. Ist es denn nicht mehr möglich die Fans mit guten Liveauftritten und einer soliden Platte abzuholen?

RWG: Ohne die genannten Plattformen ist es heutzutage aus meiner Sicht nicht mehr wirklich möglich, Leute mit seiner Musik zu erreichen. Vieles dreht sich mittlerweile auch im Underground um Promo- und Marketingmassnahmen. Liveshows und gute Alben reichen da schon lange nicht mehr aus. Dies war in den 80ern und zum Teil in den 90er Jahren noch anders. Die eigentliche Kunstform Musik spielt oftmals keine übergeordnete Rolle mehr. Zumindest ist dies aus Sicht der Industrie so und aus Sicht der Marktwirtschaft. Es verkauft sich, was sich an den Mann/Frau bringen lässt. Und dabei spielt es in erster Linie mal keine Rolle, was es für eine Qualität hat. Mit den richtigen Massnahmen verkaufen finanzstarke Labels auch weniger begabte Künstler, dies ist ja nun auch weitreichend bekannt. Und bei all diesen Veränderungen im Music Business spielt das Internet natürlich eine ganz grosse Rolle. Auf der anderen Seite bieten die von dir genannten Internetplattformen natürlich Bands auch die Möglichkeit, unabhängig zu bleiben und Leute auch ohne Label zu erreichen. Jede Veränderung und Bewegung ergibt eine Gegenreaktion. Und so auch bei diesem Thema.

MF: Ralf, vielen Dank für das Interview. Zum Abschluss noch eine Frage. Was kann man von Requiem in Zukunft erwarten?

RWG: Erwartungen sind immer so eine Sache natürlich, da wir alle älter werden und sich manche Dinge im Laufe der Zeit verändern. Aber was sicherlich immer klar ist und bleiben wird, ist die Tatsache, dass wir immer echten, ehrlichen Death Metal mit REQUIEM spielen werden, abseits jeglicher Trends, mit dem grösstmöglichen professionellen, musikalischen Anspruch. Echter und ursprünglicher Metal eben, für uns selbst und für Leute, die dies so zu schätzen wissen. Danke für das Interview und den Support auch noch an dieser Stelle. CHEERS!