Interview: Schandmaul
By Roger W.
In bunt und nicht in braun, mit Intoleranz gegen Intoleranz.



Schandmaul sind ein Phänomen! Musikalisch eigentlich nicht richtig metallisch, ziehen sie mit ihrem Mix aus Folk und Rock mehrheitlich in schwarz gekleidetes Publikum an. Live geht richtig die Post ab, aber auch ihre Alben überzeugen durch Abwechslung zwischen ernst und lustig, laut und leise, inklusive aller Zwischenformen. Das neue Werk «Unendlich» setzt diese Tradition fort. Mit «Bunt und nicht Braun» reden die Schandmäuler erstmals Klartext zu ihrer politischen Einstellung. Ein Lied, das sie, laut einer Ansage von Sänger Thomas Lindner während dem Konzert in Zürich, nie zu schreiben gewünscht hatten. Wieso sich die Schandmäuler trotzdem dazu genötigt fühlten, verriet Lindner im Interview, welches Metal Factory vor dem Konzert führen durfte. Zudem erzählte er, wie es zum Lied «Euch zum Geleit» kam und welchen Einfluss der Schandmaul-Nachwuchs auf die Bandaktivitäten im laufenden Jahr hat.

MF: Ihr habt letztes Jahr in Köln euer 15-jähriges Bestehen gefeiert. Wie war es?

Thomas: Es war grossartig. Wir haben für dieses Festival ewig lange vorbereitet. Wir haben an zwei Tagen gespielt und dabei zwei unterschiedliche Programme präsentiert. Einmal sind wir mit Orchester aufgetreten und haben unser Programm aus dem Zirkus Krone aus dem Jahr 2005 nochmals aufgeführt. Und am zweiten Tag gab es die Rockshow. Dazu waren noch andere Bands da, wie Saltatio Mortis, Fiddlers Green oder die Kammer. Das war eigentlich ein richtiges Festival und es kamen 12'000 Menschen an beiden Tagen. Das hat richtig Spass gemacht.

MF: Waren es zusammen 12'000 Personen oder an jedem Abend so viele?

Thomas: Nein, also jedem Abend.

MF: Beim letzten Jubiläum waren es 7'000 Besucher. Es waren also im letzten Jahr fast doppelt so viele Leute dabei.

Thomas: Das war cool, aber ich glaube, das war einfach das Angebot, eben auch mit den anderen Bands und dass man da zelten konnte. Und es waren auch Fressbuden aufgebaut und Händler haben ihre Sachen feil geboten. Es war für die Leute, glaube ich, ein richtig schönes Festival-Wochenende.

MF: Wie viel habt ihr da ausser der Musik selber gemacht? Konntet ihr das Meiste an spezialisierte Firmen delegieren?

Thomas: Also wir haben im Prinzip alles selber gemacht. Es kam alles von uns, beziehungsweise vom Management, mit dem wir zusammen arbeiten und welches auch unsere Konzertagentur ist. Da wurde also alles von uns selber organisiert. Also zum Beispiel jeder einzelne Händler. Und die Bühne haben wir selber organisiert und aufbauen lassen, also eine Firma beauftragt, das zu tun. Das nahm eineinhalb Jahre organisatorischen Aufwand in Anspruch.

MF: Das ist gewaltig!

Thomas: Ja.

MF: Das heisst, ihr habt jetzt grosses Verständnis für andere Festivals, die das jedes Jahr machen?

Thomas: Definitiv. Da haben wir jetzt einen Einblick.

MF: Jubiläen scheinen euch sehr wichtig zu sein. Ihr feiert diese fünf Jahres-Schritte immer wieder.

Thomas: Ich sage es mal so: Wir versuchen eigentlich, dass jedes Konzert eine Party ist. Für die Leute wie auch für uns. Aber wenn so runde Geburtstage anstehen, ist es nochmals was anderes. Da hauen wir dann gerne mal auf die Kacke.

MF: Bei euch haben die meisten neben Schandmaul noch andere Projekte. Wie wichtig sind diese Projekte in dem Sinne, dass Schandmaul frisch bleiben können?

Thomas: Das sind eigentlich Spielwiesen. Für Schandmaul ist da nichts wichtig. Wenn uns mal mit Schandmaul langweilig wird, dann widmen wir uns den Solo-Projekten. So im Stile von: "Du hast deine Hausaufgaben gemacht und darfst jetzt auf den Spielplatz." Das heisst, dass wir das auch dementsprechend wichtig oder unwichtig sehen. Wenn jetzt mal keine Platte raus kommt, also jetzt bei mir mit Weto, dann kommt halt keine raus. Wenn wir Lust darauf und Spass daran haben, dann machen wir das. Wir werden aber den Teufel tun, um uns den Soloprojekten zuzuwenden (meint wohl: "Es nicht tun." MF) wenn uns irgendwas dazwischen funkt, es Termine von Schandmaul wegnehmen würde oder wenn wir merken, dass wir frisch von einer Tour kommen und körperlich und geistig durch sind... - Es ist eigentlich nur zum Spass.

MF: Ihr habt also bei den Nebenprojekten keine Verpflichtungen? Schandmaul ist das Hauptding, für das ihr euch auch persönlich verpflichtet fühlt.

Thomas: Genau, das andere ist nur Spass.

MF: Und es macht auch Spass?

Thomas: Ja, sicher!

MF: Zum neuen Album: Da ist mir zuerst das "bunt und nicht braun"-Lied aufgefallen. War dieses Statement für euch einfach einmal nötig?

Thomas: Leider Gottes war es einfach mal nötig. Man muss dazu sagen, dass die Idee zu so einem Lied schon seit zwei, drei Jahren in unseren Köpfen kursierte. Es ist leider so, dass diese, ich nenne sie mal braune Socken, versuchen, da im Fahrwasser zu fischen. Wobei das anscheinend allgemein die deutschsprachige Musik betrifft. Es gibt beispielsweise fadenscheinige Web-Links im Stile von "Bist du gegen Pädophile, dann klicke hier drauf". Und dann bist du auf einer Nazi-Seite. Solche Links werden z.B. auf unserer Facebook-Seite gepostet. Und unsere Wachhunde, so nenne ich sie mal, die für uns aufpassen, dass da kein Schindluder getrieben wird, haben alle Hände voll zu tun, eben diese Arschlöcher wieder raus zu schmeissen. Diese Situation haben wir uns jetzt eine Zeitlang angeguckt und jetzt war es an der Zeit, mit der Hand auf den Tisch zu hauen und zu sagen: "Hallo, wir sind sehr intolerant gegenüber Intoleranz!"

MF: Hängt diese braune Pest auch mit euren Siegfried-Liedern zusammen? Die Nazis haben diese Nibelungen-Sage ja auch für sich vereinnahmt.

Thomas: Ja, aber warum? Es ist eine uralte deutsche Legende und es hat mit den Nazis eigentlich auch gar nichts am Hut. Und da wollen wir uns auch nicht vor den Karren spannen lassen. Das ist eine alte Legende und eine interessante Geschichte. Da darf man auch darüber singen. Da sehe ich den Zusammenhang zu den Nazis nicht. Aber ich glaube nicht, dass es konkret daran liegt, sondern dass das allgemein bei den deutsch singenden Bands so ist. Wir haben das auch bei unseren Kollegen mitbekommen. Allgemein wird dieses Mittelalter-Rock-Thema von den Nazis okkupiert.

MF: Ihr singt davon, dass ihr auf einem "Kreuzzug gegen Intoleranz" seid. Ihr seid also bewaffnet gegen Intoleranz?

Thomas: Also wir rufen jetzt nicht zu Gewalt auf, natürlich. Ich meine, wer uns kennt, der fragt sich sowieso, warum wir so ein Lied schreiben mussten. Weil keiner, der uns kennt, käme auf die Idee uns in irgendeiner Form mit der rechten Szene in Zusammenhang zu bringen. Aber uns war die Aussendarstellung einfach mal wichtig, also einfach mal ein Statement zu postieren. Wir sind keine politische, sondern eigentlich eine Unterhaltungsband. Wir machen Spass, oder singen Trauriges oder Schönes. Aber diese eine politische Aussage, die musste einfach mal sein. Damit mal ganz klar ist, wo wir stehen.

MF: Kommt dazu, dass ihr euch auch nicht vorwerfen lassen müsst, dass ihr das Thema finanziell ausgeschlachtet habt. Das Lied habt ihr kostenlos zum Downloaden angeboten.

Thomas: Richtig, weil wir diesbezüglich auch gar keine Absichten hatten. Nur weil Kapelle XY das auch schon mal gemacht hat. Wir haben uns deswegen nicht im Zugzwang gesehen, dass wir uns da positionieren müssen, sondern eben als Reaktion auf das, was wir tagtäglich im Internet erleben. Wo die halt aus welchen Ecken auch immer kommen. Und alleine die Diskussion, die danach losging, hat gezeigt, dass wir einigen auf den Schwanz getreten sind.

MF: Da haben sich Leute über diesen Song beschwert?

Thomas: Richtig...

MF: ...unglaublich!

Thomas: So nach dem Motto, dass dann immer so schön getarnt ist: "Öh, wenn ihr gegen Rechts seid, dann müsst ihr aber auch die Linksradikalen beschimpfen."

MF: Aber gegen die seid ihr ja im Prinzip auch. Wenn ihr gegen Intoleranz seid, seid ihr das ja generell. Also egal von welcher Seite diese kommt.

Thomas: Richtig.

MF: Zum neuen Album habt ihr gleich fünf Videoclips gedreht oder zusammen gestellt. Wieso gerade so viele?

Thomas: Wir wollten einfach Futter fürs Internet haben. Ich meine, mittlerweile ist das Internet das wichtigste Medium, um die Leute zu erreichen. Und je mehr du da hast, umso besser. Wir haben in der Sächsischen Schweiz ein super aufwändiges Video zu «Euch zum Geleit» gedreht. Das hat dieses Herr der Ringe-Feeling. Zusätzlich haben wir ein paar Studio-Videos gedreht und ein paar Live-Sachen zusammen geschnitten. Einfach damit man Feuer hat, immer wieder etwas rein zu setzen, damit die Leute was Neues haben. Das war auch die Vorbereitung zur Platte für die Fans, also bevor die Platte rauskam. Da haben wir immer etwas Neues gebracht, damit man es entdecken kann. Das steigert die Spannung, und das hat ja auch wunderbar funktioniert.

MF: Und die Leute waren und sind gespannt?

Thomas: Genau.

MF: «Euch zum Geleit» ist ein sehr schöner Text. Ist das der Song, den ihr selber an eurer eigenen Beerdigung gespielt haben möchtet?

Thomas: Ich kann mir das durchaus vorstellen, dass der auf meiner Beerdigung laufen könnte. Ich muss natürlich auch die Geschichte zu diesem Lied erzählen. Es ist im Bekanntenkreis von unserem Gitarristen Ducky jemand verstorben. Und diese Person hat vor ihrem Tod einen Brief verfasst, der posthum vom Pfarrer der Trauergemeinde vorgelesen wurde. Dieser Brief hat da alle weggefegt, weil er eine sehr positive Botschaft hatte. "Seid nicht traurig, trauert nicht um mich, sondern tragt mich in euren Herzen weiter, und denkt an die schönen gemeinsamen Momente, welche wir zusammen hatten." Der Ducky hat das und den Brief danach frei rezitiert und einen Text daraus geschrieben, den er uns vorgelesen hat. Und das hat uns wiederum alle weggefegt. Also haben wir gesagt, dass wir daraus ein Lied machen müssen. Es ist was Schönes daraus geworden.

MF: Das Lied ist sehr eindrücklich, ich kriege Gänsehaut davon.

Thomas: Ja.

MF: Das Lied geht ein wenig in die Richtung von «Dein Anblick», so wie ich das Lied einmal am Summerbreeze erlebt hatte.

Thomas: Ja, wobei «Dein Anblick» ein eher sehnsuchtsvolles unerfülltes Liebeslied ist. Man sehnt sich nach jemand oder sieht jemanden in Allem, aber derjenige lebt noch. «Bei euch zum Geleit» ist eher der Abschied das Thema mit der Bitte an die Hinterbliebenen, sich eben die schönen gemeinsamen Momente vor Augen zu führen. Es ist ein bisschen Trost spendend. Das wurde mir auch von ganz vielen Leuten gesagt, welche das Lied gehört haben. Dazu fällt mir eine kleine Anekdote ein: Es gibt in Deutschland eine Vereinigung der Bestatter. Von denen hat uns der oberste Vorsitzende per E-Mail angeschrieben, ob er das Lied verwenden dürfe. Weil diese Botschaft genau das ist, was sie versuchen, auf den von ihnen ausgerichteten Trauerfeiern rüber zu bringen. Wir sind sowieso sehr verkorkst, sage ich mal, was das Thema Tod angeht. Damit gehen wir in unserer Kultur ganz komisch um. Da gibt es andere Kulturen, die das ganz anders angehen. Und da versuchen diese Bestatter etwas aufzubrechen. Im Sinne von verschiedenen Aktionen. Einer hat mir beispielsweise erzählt, dass die Enkelkinder mit Fingerfarben den Sarg vom Opa anpatschen und ihre Handabdrücke damit verewigen, so dass man ein bisschen dieses Verzweifelte raus nehmen kann. Ich meine, man hat ein Leben und es wird jedem so gehen, dass es irgendwann vorbei ist. Und dann könnte man ja auch das Schöne daran sehen. Und da hilft vielleicht auch dieses Lied.

MF: Ihr habt mit «Märchenmond» nach «Gayas Traum» das Zweite von einem Wolfgang Hohlbein-Buch inspirierte Lied aufgenommen.

Thomas: Richtig.

MF: Das finde ich cool. Denn «Märchenmond» war mein erstes Buch, welches ich von Wolfgang Hohlbein gelesen habe. Das war quasi die Einstiegsdroge.

Thomas: Das war bei mir genauso. Das Lied ist ursprünglich auch von Weto gemacht worden. In Wahrheit ist das Lied fast 20 Jahre alt. Wir haben das mit Schandmaul jetzt neu interpretiert und es hat mit der ursprünglichen Version nicht mehr viel am Hut. Wir hatten vor allem mal Lust, so ein Opus zu machen. Es ist also nicht so dieses quadratisch-praktisch-3.5 Minuten-Lied. Sondern auch mal: "Und jetzt Ducky, gib Gas! Und mach mal ein 3-minütiges Solo hintendran.» Das hat uns sehr viel Spass gemacht. Und es ist auch als Ausklang für die CD gedacht. Ich finde das sehr schön. Also wenn man die CD am Stück hört, gibt es einen richtigen Bogen, der am Schluss im Fadeout verschwindet. Das finde ich sehr gut.

MF: Kommen wir nochmals zum Siegfried. Das ist ja auch ein Thema, das ihr immer wieder gerne aufgreift. Die Nibelungen-Saga scheint für euch eine wichtige Inspirationsquelle zu sein.

Thomas: Sie ist grossartig. Ich habe die Sage als Buch und diese auch als Theaterstück gelesen. Sie macht Spass und es hat unfassbar interessante Charaktere darin. Ich meine, Siegried ist für uns nun wirklich abgefrühstückt. Wir haben ihn in drei Teilen bis zu seinem Tod begleitet und die Birgit hat jetzt den Text für das Prequel verfasst. Weil da geht es darum, wie er entsteht, also wie der Papa von Siegfried zu seiner Mama kommt. Siegfried ist jetzt durch. Da gibt es jetzt nichts mehr zu erzählen. Aber wie gesagt beinhaltet diese Sagenlandschaft noch unfassbar viel, wir gucken mal.

MF: Kommen wir zu den letzten Fragen. Ihr habt mittlerweile so zu sagen acht Kinder in der Band. Wer von euch ist noch nicht Papa? Ich weiss, dass die beiden Damen ja bereits Mütter sind.

Thomas: Der Bassist, der Matthias, ist noch nicht Papa.

MF: Wie viele Kinder hast du selber?

Thomas: Ich habe eines, eine Tochter.

MF: Mir ist bisher noch nicht aufgefallen, dass die Kinder Einfluss auf eure Texte hatten. Ihr habt bisher noch keine Texte über eure Kinder oder die Vater/Mutter-Kind-Beziehung veröffentlicht.

Thomas: Ja doch (lacht). Es hat tatsächlich Auswirkungen gehabt. Aber jetzt nicht auf Schandmaul direkt. Sondern wir werden dieses Jahr noch eine CD mit Schandmaul herausbringen. Das ist ein ganz schönes Projekt: Eine Kinder-CD. Da kommen zehn Kinder-Lieder, aber mit Rock&'n'Roll drauf, raus. Das wird also auch den grossen Kindern gefallen. Und dazu gibt es ein toll illustriertes Vorlesebuch. Ein Kinderbuchautor hat sich diese zehn Lieder angehört, die wir geschrieben haben und hat daraus eine Geschichte gemacht. Und die ist in diesem Buch dann zum Vorlesen mit superschönen Illustrationen drin. Und wenn man als Mama oder Papa keine Lust verspürt vorzulesen, dann gibt es noch eine zweite CD, auf der ich die Geschichte vorlese.

MF: Schön.

Thomas: Ja, und das wird irgendwann im Oktober oder November, aber auf alle Fälle in diesem Jahr, kommen.

MF: Habt ihr die Geschichte bereits bei euren eigenen Kindern getestet?

Thomas: Ja gut, meine Tochter ist jetzt noch kein Jahr alt.

MF: Die kapiert es also noch nicht.

Thomas: Die kapiert es noch nicht (lacht). Aber der Ducky und die anderen haben vor allem die Lieder bereits ihren Kindern vorgespielt, und die gehen ab. Wir hatten also bereits viele kleine Testhörer.

MF: Die verstehen es also?

Thomas: Die verstehen es.

MF: Hatten diese Kinder auf die Band sonst noch weiteren Einfluss? Also tourt ihr jetzt zum Beispiel weniger?

Thomas: Das Touren hat sich in den letzten Jahren verändert. Wobei ich nicht glaube, dass das jetzt alleine an den Kindern hängt, weil es sich jetzt allgemein in der Konzertlandschaft ein wenig verändert, dass Veranstalter montags, dienstags und mittwochs keine Konzerte mehr wollen. Eigentlich auch verständlich, weil der normale Mensch dann arbeiten geht. Der Fan möchte eigentlich am Montagabend nicht an ein Konzert gehen, um dann am Dienstag wieder früh bei der Arbeit zu erscheinen. Das heisst, dass es sich allgemein so ein bisschen verlagert, dass die Konzertreisen eher am Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag sind. Für uns sind das zwei, drei Tage Pause und dann geht's wieder mit dem nächsten Block weiter. Das kommt uns aber mit der Familie auch zu Gute. Dass man nicht sieben oder zehn Tage am Stück irgendwo unterwegs ist, sondern zwischendurch immer wieder nach Hause kann. Das ist auch für mich gut als Sänger. Dann hast du nur drei oder vier Konzerte und anschliessend kann die Stimme wieder auf die Beine kommen. Ich habe vor Jahren schon Touren erlebt, wo dann irgendwann auch wirklich der Arsch ab war, weil die Stimme total durchgerockt war. Und so macht es für alle Beteiligten Sinn. Man ist auch mal wieder zu Hause und kann die Frau beim Dienst am Kinde unterstützen.

MF: Da wird sie wohl nicht nein sagen.

Thomas: Genau (lacht).

MF: Der Nachteil wird dann aber sein, dass ihr jeweils längere Reisewege habt.

Thomas: Ja, aber das war uns eigentlich schon immer egal. Weil wir mit einem Nightliner fahren, sprich mit einem Hotelbus, wo wir auch darin schlafen. Wir reisen immer über Nacht und haben einen Profi, der uns fährt. Uns ist es daher wirklich schnuppe, wie weit es ist. Denn wenn es schaukelt und schunkelt, schläft man wunderbar darin.

MF: Eine Nachfrage zur Kinder-CD: Werdet ihr diese auch live aufführen?

Thomas: Es ist noch nichts spruchreif, aber wir haben das im Hinterkopf, dass wir da mal eine kleine Tournee machen im Sinne von, dass man sich schöne alte Theater mit wenig Platz aussucht, mit Kapazitäten für so 200 oder 300 Personen. Da könnten wir ein Nachmittagsprogramm und ein Frühabend-Programm spielen. Also zweimal und dann kann man das den Kindern familienfreundlich zeigen. Mit zehn Liedern füllst du natürlich noch kein Programm, aber da können wir von den eigenen Liedern noch was dazu klauen. Weil das eine oder andere Lied von Schandmaul gefällt den Kindern durchaus auch.

MF: Spannend ist diesbezüglich, dass diese Kinder in der Schweiz durchaus in den Alben-Charts weit vorne auftauchen können. Zumindest war die CD, welche meine Schwester ihren Kindern zu Weihnachten geschenkt hat, in den Charts recht weit vorne. Zumindest in der Schweiz scheint sich da was zu tun.

Thomas: Okay, spannend! Ich meine, ich bin ja auch selber leidtragend. Wenn man, ich weiss nicht, sagt dir Rolf Zuckowski was?

MF: Nicht wirklich.

Thomas: Mit dem bin ich aufgewachsen. Der hat früher Kinderlieder gemacht, und ich dachte immer so "wäh". Und jetzt sollten wir unseren Kindern selber diese Sachen vorspielen, sind aber nicht wirklich begeistert davon?! Also haben wir gedacht, dass wir halt selber eine CD machen. Damit es mal was Gescheites gibt.

MF: Wunderbar und damit haben wir eigentlich bereits den Blick in die Zukunft gewagt.

Thomas: Genau (lacht).

MF: Wir sind am Ende des Interviews. Gibt es etwas, was du deinen Fans hiermit auf den Weg geben möchtest?

Thomas: Tja, jetzt ist das Konzert natürlich schon gelaufen. Aber schaut, dass ihr euren Hintern von der Couch bewegt und uns live besucht. Wir kommen immer gerne und wir bereiten Spass.

MF: Ihr seid ja im Herbst wieder hier in der Schweiz.

Thomas: In Pratteln im Z7, das ist ja auch Kult. Wir müssen schauen, aber wir kommen immer wieder. Und wenn ihr auch kommt, dann machen wir Party.