Interview: Soulfly
By Sven M.
Es ist nicht leicht, sich Fragen für einen Musiker zu überlegen, den man nicht wirklich gut kennt. Man ist auf die Infos der Medien angewiesen und was man hier und da in diversen Magazinen liest. Darum dachte ich mir, ich frage Soulfly-Frontmann Max Cavalera einfach das, was mich persönlich interessiert. Ich versuchte auf diesem Weg, ihm die Standard-Fragen zu ersparen. Aber da mir unbekannt war, welche Fragen er schon hundert Mal gehört hat und welche nur zehn Mal, hab' ich halt gepokert. Doch bildet Euch selbst ein Urteil, Ihr könnt' mich ja nachher fertig machen, wenn ihr wollt. Ausserdem ein fettes Danke an Rockslave, für den seelischen Beistand ;) - Nun aber ab in den Tourbus! (MC = Max Cavalera)

MF: Wie war eure Tour bis jetzt?

MC: Bis jetzt sehr, sehr gut. Es kamen viele Fans und die meisten Shows waren ausverkauft. Wir versuchten den Leuten in Europa, die Energie von Soulfly zu überbringen, was sehr anstrengend werden kann, bei 57 Shows in 60 Tagen (grinst).

MF: Was denkst du über eure Vorgruppe Cataract?

MC: Wir spielten ja gestern mit ihnen in Fribourg, aber ich konnte sie leider nicht sehen, da ich den ganzen Tag ein wenig krank war. Doch ich will versuchen, mir heute ihre Show anzusehen, denn ich habe nur Gutes gehört von ihnen. Mein Soundtechniker ist aus Serbien und er schwärmt für Cataract, darum bin ich gespannt auf ihren Auftritt.

MF: Wie hast du die Schweizer Fans bis jetzt erlebt?

MC: Nun..., bei Sepultura spürte ich mehr Energie bei den Schweizer Fans, als bei Soulfly. Doch gestern ging wirklich die Post ab und heute ist die Show ausverkauft. Daher bin ich positiv überrascht und wir werden ihnen die Kraft von Soulfly mit Freude schenken.

MF: Wie hat es dir letztes Jahr am Metal-Camp in Slowenien gefallen?

MC: Es war cool! Viele Leute, viele Bands, ausserdem habe ich viele alte Freunde aus Brasilien getroffen, die ich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen habe. Zum Beispiel den ersten Gitarristen von meinem ersten Sepultura Album. Wir haben geredet und es uns gemütlich gemacht. Er ist wieder in einer Band und hat sogar einen Sohn, der jetzt 15 Jahre alt ist und so weiter. Es war wirklich schön über die alten Zeiten zu quatschen. Auch unsere Show war cool.

MF: Wie bist du ins neue Jahr gestartet? Irgendwelche gute Vorsätze?

MC: Ich habe das neue Jahr verschlafen (lacht). Ich ging an Silvester so um zehn ins Bett und bin am Morgen aufgewacht: "Oh, es ist Neujahr!" und das war's(lacht). Und weisst du, ich halte nichts von Vorsätzen für's neue Jahr, ich finde das bescheuert.

MF: Wie sieht die Zukunft von Soulfly aus?

MC: Sie sieht gut aus. Wir haben ein tolles Jahr zum Touren, eine Menge Festivals im Juni und Juli. Ausserdem gehen wir in Amerika auf Tour mit Obituary. Einfach viel, viel touren und ich bin sicher nach all den Festivals werden wir am neuen Album schreiben. Doch ich lege mich da nicht fest, ich lebe lieber jeden Tag und plane nicht gerne, was auf mich zukommt.

MF: Auf eurem Album "III" habt ihr einen Track dem 11. September 2001 gewidmet. Wie hast du diesen Tag erlebt?

MC: Das war ein schrecklicher Tag für die Menschheit, so viele Unschuldige mussten sterben. Ich selber war zwei Tage bevor es passierte auch in New York an einem Meeting. Später sah ich es dann im Fernsehen, einfach schrecklich. Und alle machten Lieder über diesen Tag, so viele Bands, Bruce Springsteen und so weiter. Wir dachten uns, eine Schweigeminute sei das Beste. Wir wollten nicht, wie alle anderen, ein trauriges Lied schreiben, aber trotzdem unser Beileid für die Opfer aussprechen und dem Tag Beachtung schenken.

MF: Von wo holst du dir die Inspirationen für deine Songs?

MC: Eigentlich von überall her. Aus dem Alltag, von Ereignissen, meinen Gefühlen, von Filmen, aus Büchern, oder einfach per Zufall kommen mir Lieder in den Sinn. Wie zum Beispiel vor langer Zeit, als ich in der U-Bahn einen Typ vor mir stehen sah, auf dessen T-Shirt die Aufschrift: "Refuse/Resist" zu lesen war. Hey, dachte ich mir, da könnte man ein Lied draus machen, und siehe da (lacht)! Der Typ weiss sicher heute noch nichts davon (lacht wieder)!

MF: Was ist die treibende Kraft für dich, um Musik zu machen?

MC: Die treibende Kraft um Musik zu machen ist die, weil es funktioniert! Live zu spielen ist so etwas Geiles, obwohl es viel schwieriger ist, als im Studio. Musik ist perfekt, um Gefühle auszudrücken. Ob Wut, Sorgen oder Freude. Ausserdem bin ich ein Musik-Freak! Ich höre immer und überall Musik, ich gehe sogar mit Kopfhörern schlafen! Meine Frau mag das nicht besonders (lacht). Aber ich ändere mich nicht! Ich liebe einfach Musik, es ist das Grösste.

MF: Wie bist du zum Metal gestossen?

MC: Nun, das fing alles sehr früh an. Mein erstes Konzert, das ich besuchte, war Queen im Jahre 1981. Danach Kiss, bis es immer etwas härter wurde bis Venom und dergleichen. Dann kam der Punk-Scheiss und hat mich wieder verändert, wodurch ich anfing Hardcore zu hören. Danach ergab das Eine das Andere. Aber angefangen hab ich mit Queen, ja.

MF: Und zu guter Letzt, wieso trägt euer Gitarrist immer einen Rucksack? Und was ist da drin?

MC: (lacht) - Ich glaube Schrumpfköpfe (lacht weiter)! Nein echt, ich habe keine Ahnung, vielleicht Essen für nach der Show, ich weiss es nicht (lacht immer noch)! Du müsstest ihn selber fragen, aber er wird's dir bestimmt nicht sagen. Er sagt es ja nicht mal uns. Das wird wohl für immer eines der grössten Rätsel von Soulfly bleiben (lacht). (Anmerkung: Just an diesem Abend hatte er ihn nicht an! - MF)

MF: Vielen Dank für das Interview, es war sehr lustig. Ich wünsche dir alles Gute und eine geile Show.

MC: Ich danke dir und bis später.


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