Interview: Stone Sour

By Denise G.
 
Alle müssen zufrieden sein.


Stone Sour waren in der Samsung Hall zu Besuch, und ich durfte mich mit Josh Rand auf ein kurzes Interview treffen.

MF: Du hast als erstes Bass gespielt, dann hörtest du die Band Racer X, und von da an hast du zur Gitarre gewechselt. Kannst du mir diesen Sinneswandel beschreiben? War das eher ein schleichender Prozess oder ging das zack: "Gitarrenspielen ist meine Berufung"?

Josh: Ja, so in der Richtung. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht viel von denen gehört. Es war deren Eröffnungssong. Der hat mich umgehauen. Ich war beeindruckt, wie schnell und clean das alles klang. Es ging mir anfangs nicht mal darum, Gitarrist zu werden, sondern ich wollte lernen, so sauber und schnell spielen zu können.

MF: Wie beschreibst du deinen Josh Rand Stil?

Josh: Hmmm..., ich denke, es ist eine Mischung aus klassischem Spiel und allem, was ich so aus und in den 80er-Jahren gehört und gelernt habe. Dann kommt da eine Portion Rhythmus Zeugs dazu, welches ich aus dem Thrash Genre mitnahm ,als ich älter wurde und meinen Horizont erweitert hatte. Ein Mix aus allem, was ich so in meinem Kopf gespeichert und verarbeitet habe. Ich höre mir immer noch verschiedene Sachen an und versuche, Neues zu lernen. Ich weiss nicht, ob es notwendig ist, meinen eigenen Stil zu haben.

MF: Hast du ein Idol?

Josh: Oh... Das kommt darauf an... So wie du mich vorher nach meinem Stil gefragt hast. Je nachdem, was es gerade braucht. Die, die mich beeinflussten als ich angefangen habe Gitarre zu spielen. Dann natürlich all die, die mich im Rhythmussektor beeinflusst haben. James Hetfield und Dave Mustaine, Jeff Hanneman... Alle diese Thrasher und auch ein paar klassische, wie die bei Judas Priest und Iron Maiden. Da nur eine einzelne Person heraus zu picken, ist schwierig.

MF: Hast du eine Lieblingband?

Josh: (Grinst und zeigt mir sein Metallica Skull-Tattoo auf seiner Wade) Ja, du hast vielleicht von denen schon gehört, ich habe ein paar Samplers von denen. Metallica sind meine Favoriten.

MF: Wie beschreibst du dich auf der Bühne?

Josh: Sehr seriös. (und alle im Raum fangen an zu lachen) Intensiv seriös.

MF: Welchen Josh bevorzugst du? Den privaten oder den auf der Bühne?

Josh: Oh, definitiv den privaten Josh.

MF: Was war das beste Kompliment, welches man dir als Gitarrist gemacht hat?

Josh: Ich weiss nicht. Ich weiss auch nicht, ob es notwendig ist, für mich Komplimente für mein Gitarrenspiel zu kriegen. Ich meine jeder, absolut jeder liebt meine Frisur und meinen Backroundgesang. (lacht)

MF: Wie beschreibst du mir «Hydrograd», euer neues Album?

Josh: Ich denke, das ist das ausgereifteste Album, welches wir in unserer Geschichte bisher kreiert haben. Eine Kombination aus allen Alben in einem. Aufgeteilt aus allem, was wir aus unseren vergangenen Alben mitnahmen. Als wir unser erstes Album machten, waren wir noch alle grün hinter den Ohren. Das war eher, wie wenn wir ein verrücktes Demo-Album herausgebracht haben. Über die Jahre lernt man Neues dazu und selektiert, was zu einem passt und funktioniert.

MF: Denkst du also, dass das qualitativ das beste Album ist?

Josh: Ehrlich gesagt, ja. Ich denke, das ist unser bestes Album bis jetzt, für mich. Aber jedes neue Album hat einen vergangenen Prozess hinter sich und ist ausgereifter als das Letzte. Das Gute hier bei Stone Sour ist, dass wir Sachen ändern können. Wir sind alle Kumpels. Wir arbeiten so an einem neuen Album, dass es am Schluss für alle das Beste ist und müssen nicht das Ziel von Jemandem einzelnen verfolgen. Also ist es immer wieder von Neuem für uns das Beste, weil wir zusammen das Beste, was wir zu diesen Zeitpunkt konnten, erreicht haben. Es ist das Ergebnis einer Evolution von uns als Band, und deshalb ist es hoffentlich auch das Beste, das wir bisher gemacht haben. Sonst wäre es ja irgendwie ein Rückschritt.


MF: Welcher ist dein Lieblingssong?

Josh: Auf diesem Album? Das ist schwer zu sagen. Wenn ich einen nennen muss, dann ist es wohl «When The Fever Broke», der letzte Song auf «Hydrograd». Bei diesem Song gab es einen anderen Schreibstil für mich. Normalerweise schreibe und spiele ich sehr riffbetont und lasse alle meine Einflüsse aus meinen Bauch heraus. Hier hatte ich diesen weit geöffneten Song mit all diesen Gitarreneffekten und Tremolos. Das schafft eine ganz eigene Atmosphäre. Dagegegen stehen die Riffs. Das war definitiv eine andere Art für mich, an einen Song heran zu gehen. Auf diese Weise habe ich das bisher noch nie gemacht.

MF: Was ist dein Lieblings Stone Sour Song?

Josh: Für mich schwer zu sagen, das wechselt ziemlich oft. Es kommt da auch ein bisschen darauf an, welche Songs wir auf der Bühne gerade spielen. Im Moment spielen viele ältere Songs, welche wir lange Zeit nicht mehr im Repertoire hatten. Viele Songs vom ersten Album, weil es uns einfach sehr grossen Spass macht, diese zu spielen. Wir haben die zum Teil seit 15 Jahren nicht mehr gespielt. Also gut, wenn du es wirklich von mir verlangst und ich mich hinsetzen muss und dir eine Antwort liefern soll... Mit nur einem Song... Also gut. «30/30-150».

MF: Ihr habt heute eine Show bei uns, danach geht es noch für ein Konzert nach Italien und dann in die wohlverdienten Weichnachtsferien. Wie verbringst du diese Zeit? Ich nehme an auf dem schnellsten Weg zurück zu deiner Familie?

Josh: Also dieses Jahr wird es sehr interessant und beschäftigt. Ich werde für ein paar Tage zu Hause sein, schnappe mir dann meine zwei Töchter, und wir fliegen dann zusammen nach Las Vegas. Wir wollen The Beatles Love vom Cirque du Soleil anschauen gehen und Indoor Skydiving machen. Wir haben einiges geplant. Nach den Weihnachten gehts für ein paar Tage ab nach Laguna Beach. Meine jüngste Tochter hat noch nie das Meer gesehen und will unbedingt dort hin. Also erfüllen wir ihr diesen Wunsch in diesem Jahr.

MF: Nichts mit singen nebem dem Weihnachtsbaum?

Josh (verzieht das Gesicht) nnnaaaahhhh...

MF: Was wünschst du dir für's 2018?

Josh: Für uns, dass wir unseren Erfolg genau so weiterführen können. Dass wir als Band an 2017 anknüpfen können und natürlich das klassische Zeugs wie Gesundheit, Frieden, Liebe. Ist zwar eine ganz schlechte Antwort, aber es trifft genau ins Schwarze. Mit all dem will ich mit Stone Sour ins nächste Jahr gehen. Es war ein fantastisches Jahr, eine tolle Tour und ein geiler Ritt. Wir haben an den grössten Orten gespielt, in ausverkauften Hallen.

MF: Also würdest du auch sagen, das war bis jetzt eure beste Tour?

Josh: Ja Ja. Weisst du, wenn am Anfang alles neu ist, saugt man alles auf und kann es gar nicht geniessen. Das ist alles ganz aufregend und man denkt, nichts kann dieses Aufregende je ersetzen. Mittlerweile ist seither aber eine Menge Zeit vergangen. Seit der Zeit, als ich das erste Mal die Bühne betrat. Als ich das erste Mal Europa oder Asien sehen durfte. All das hat uns damals weggeblasen, und wir waren geflasht. Das tut es uns immer noch, aber wir geniessen unseren Erfolg nun ganz anders. Darauf hoffe ich im nächsten Jahr aufzubauen.

MF: Ich wünsche dir in dem Fall alles Gute und viel Erfolg für's nächste Jahr.