Interview: Threshold
By Crazy-Beat & Michi
Pünktlich um 19.00 Uhr wurden wir von Threshold Keyboarder Richard West vor dem Z7 empfangen. Der sehr höfliche Brite bot uns etwas zu trinken an und brachte uns zu Threshold Sänger Damian Wilson. Damian, der ja in unzähligen Bands gesungen hat, unter anderem bei Ayreon, Wicked Sensation, Rick Wakeman, Landmarq, Once And Future King, Praying Mantis, usw. , ist meiner Meinung nach einer der charismatischsten Sänger überhaupt. Er hat mich auch live mit Star One und Stream Of Passion wie auch bei Threshold vollkommen überzeugt. Und so freuten wir uns auf ein entspanntes Gespräch mit einem sehr freundlichen, relaxten und redefreudigen Damian Wilson.

MF: Hallo, wie geht es dir?


DW: Nun, das ist eigentlich die Zeit wo ich schlafe, so wie ich es vor jedem Konzert mache. Danach gehe ich dann immer noch eine Runde joggen.

MF: Ah, wirklich?

DW: Ja, meistens zweimal am Tag. Am Morgen vor dem Gig stehe ich auf, rasiere mich und gehe dann das erste Mal rennen. Ok, mein Problem ist, dass ich wirklich zuviel renne. Dadurch sind meine Knie oft geschwollen. Nun, die sind sowieso ziemlich lädiert ha, ha.

MF: Tja, dann musst du unbedingt gute Turnschuhe verwenden.

DW: Das stimmt!

MF: Wie sieht es eigentlich mit Aufwärmübungen deiner Stimme vor einer Show aus?

DW: Nun, das ist gleich wie beim Sport. Ich mache doch ziemlich viel so genannte "Warmups" am Nachmittag vor einer Show, aber auch bevor ich ins Bett gehe. Meiner Meinung nach ist dies sowieso die wichtigste Zeit dies zu tun.

MF: Erzähl mal: Wie sind eigentlich deine Solo-Gigs abgelaufen?

DW: Oh, ho, sehr sehr gut. Wir waren sogar hier im Z7. Es ist echt alles super gelaufen. Wir hatten viel Spass und nächstes Jahr beabsichtige ich ein neues Album aufzunehmen und eine kurze Tour anzuhängen. Einige Gigs waren waren performance-mässig ziemlich intensiv, aber ehrlich, jeder einzelne Auftritt hat uns eine riesen Menge Spass bereitet.

MF: Spielt ihr bei deinen Solo-Gigs mehr Akustik- oder mehr Rock-Songs?

DW: Ähm, was meinst du genau?

MF: Nun, dazumal bei SOP (Stream Of Passion) als du im Vorprogramm spieltest, wurden alle Lieder ausschliesslich mit der Akustik-Gitarre zum Besten gegeben.

DW: Ah, ok. Diesmal haben wir grundsätzlich nur Songs von allen Bands und Projekten, bei denen ich mitgewirkt habe, gespielt. Weisst du, Songs von Landmarq, Star One, Praying Mantis und Threshold. Eigentlich mehr aus den Projekten, als mein eigenes Solomaterial von DWB (Damian Wilson Band). Ich denke, die Leute wollen viel lieber diese Sachen aus meiner Schaffenszeit hören. Das Lustige daran ist, solche alten Songs nach so langer Zeit wieder mal live zu spielen, insbesondere die Titel von Landmarq. Ich war nun wirklich nicht so scharf darauf diese zu performen. Als ich jedoch auf der Bühne stand und die Songs sang, hat es mir extrem viel Spass gemacht und zeigte mir, wie schön diese Songs meiner Meinung nach sind. Hey, ich liebte es.

MF: Hast du die Absicht, wieder mal was mit Landmarq auf die Beine zu stellen?

DW: Nein, es ist nichts geplant was eine Reunion betrifft. "Tracy Hichtings" ist nun Sängerin bei Landmarq, aber ich liebe die Jungs immer noch. Hm, wir waren mal Vorgruppe von Landmarq, das ist aber auch schon wieder eine lange Zeit seither, mit Headspace (mit Adam Wakeman). Kennt ihr Headspace?

MF: (beide unisono) Nein!

DW: Nun, wie gesagt, wir haben dazumal für Landmarq eröffnet und später für Ozzy Osbourne… (überlegt). Den nächsten Gig spielen wir dann im Wembley (schallendes Gelächter).

MF: Wie hast du Ruud Jolie (Whitin Temptation), Kristoffer Gildenlöw und Jost van den Brock für DWB gewinnen können?

DW: Jost kenne ich von Arjen Lucasson's Band. Wir waren zusammen auf der Star One Tour. Ruud traf ich mal vor vielen Jahren bei einer Threshold Show, als ich das erste mal mit Threshold unterwegs war, soviel ich weiss in Eindhoven. Er ist echt ein super Typ und darum habe ich ihn gefragt ober er mit mir was machen will. Nun, Kristoffer Gildenlöw ist ein guter Freund von Ruud… so entstehen dann diese tollen Verbindungen.

MF: Ist DWB im herkömmlichen Sinn eine "richtige" Band oder eher ein Projekt?

DW: Ahm, ist es eine richtige Band oder ein Projekt?? (wir lachen alle vor uns hin als er den Satz nochmals nachdenklich wiederholt). Hm, eigentlich eine richtige Band. Ich habe mal von einen Fan aus Südamerika, es war Brasilien, eine E-Mail erhalten und darin stand: "Hey, Damian komm rüber zu uns, denn du solltest unbedingt eine Südamerika-Tour starten und Musik aus allen deinen Projekten spielen. Ich stelle eine Band zusammen und du musst nur rüberfliegen und deine Songs singen." Wow, dachte ich, das ist ja wie im Paradies; grandiose Idee könnte man dann auch zum Beispiel auch in Griechenland, Italien usw. machen ha ha ha. Weisst du, als ich DWB gründete, überlegte ich mir, mit welchen Personen es Spass machen würde und wer auch fähig ist, das Material zu spielen. So habe ich Leute kontaktiert und nachgefragt, ob sie Lust hätten mitzumachen. Ehrlich, am Anfang wollte ich keine feste Band, sprich Mitglieder in dem Sinne haben, sondern nur Gastmusiker und Musiker mit denen ich schon immer mal zusammen "jammen" wollte. Aber es kommt dann meistens doch anders. Musikalisch will ich mich jedoch nicht einschränken lassen, darum macht es auch mega viel Spass bei Headspace zu spielen. Es ist sehr interessant zum Beispiel mit Adam Wakeman Musik zu machen (A. Wakeman spielt/spielte unter anderem auch für Ozzy Osbourne oder Black Sabbath Keyboard). Um auf DWB zurückzukommen, ich finde es sicherlich gut, dass viele Musiker in der Band involviert sind….. Darum wird es zeitweise auch Damian Wilsons Brother genannt (lacht).

MF: A propos Wakeman. War es schwierig mit Rick Wakeman (Yes) zusammen zu arbeiten?

DW: Oh ja, das wars wirklich, aber Rick ist wirklich einzigartig. Ich liebe ihn.

MF: Ok, lass uns über Threshold reden. Auf eurer Homepage präsentiert ihr einen neuen Song "Smile At The Moon". Dieser erinnert an den alten Threshold-Stil.

DW: Das ist so, nicht? Ein toller Song, der von Richard (Keyboards) geschrieben wurde und nicht von mir. Dieses Lied existiert schon seit einigen Jahren. Wir haben es jedoch nie aufgenommen. Viel mehr kann ich jedoch darüber nicht sagen. Wir haben jetzt ja das Box-Set rausgebracht und wir beabsichtigen auch wieder eine Platte einzuspielen. Weisst du, ein Album rauszubringen kostet heutzutage viel Geld. Also, man verdient in der heutigen Zeit mehr mit Touren und Merchandising. Jetzt sind wir auf Tour, um das bereits erwähnte Box-Set zu promoten.

MF: Du bist sicher wieder glücklich, zurück bei Threshold zu sein?!

DW: Ich bin so glücklich, ich kann euch Beiden gar nicht sagen wie glücklich….. Wir sind wirklich eine Einheit und verstehen uns wunderbar und es funktioniert alles bestens. Nun, in den Anfangstagen war das dann doch ganz anders. Auf unserer ersten Tour hatten wir echt viel Schwierigkeiten und Reibereien untereinander – da gingen einige Kämpfe im Bus ab. Dabei habe ich sogar meinen Knöchel verloren (alle lachen – er steckt uns seine rechte Faust entgegen um die Stelle zu zeigen, wo der Knöchel dann tatsächlich auch fehlt!). Wir reden noch heute darüber und fragen uns immer wieder, wie es dazu kommen konnte und wieso wir so gestresst und geladen waren zu dieser Zeit. Heute sind wir völlig relaxed und jeder kann auf jeden zählen.

MF: Ich kann mich noch sehr gut an einen eurer Gigs in Lugano erinnern. Er fand in einem alten Kino statt und zum Zeitvertreib habt ihr draussen im Hof Fussball gespielt.

DW: (Lacht herzlich) - So cool, ja das war genau die Zeit, wo wir so viel Spannungen hatten.

MF: Wie verlief eigentlich deine Zusammenarbeit mit Praying Mantis dazumal in 2005?

DW: Hmmmm... (überlegt). Ganz tolle Jungs, ehrlich. Sie sind zwar alle ein bisschen chaotisch, darum hat es mir auch ziemlich gut gefallen mit ihnen zu spielen. Mir passt es, wenn eine Show nicht immer so perfekt ist, ein bisschen Chaos kann einem Gig manchmal echt gut tun. Mit den Jungs habe ich aber nie ein Album eingesungen.

MF: Diese Band hat ja extrem viele Musikerwechsel gehabt.

DW: Ja, ja, genau so stelle ich mir das vor mit DWB; Millionen von diversen Musikern in meiner Band zu haben (lacht).

MF: Ok, mal eine ganz andere Frage. Hast Du jemals Gesangs- oder Gitarrenunterricht genommen?

DW: (Bricht in Gelächter aus) - Ehrlich, nun ich glaube ich weiss, wo meine gesanglichen Limiten sind. In dem Sinne hatte ich nie richtigen Gesangsunterricht. Ich könnte jedoch sicherlich noch mehr dazulernen. Was ich jedoch gemacht habe, war viel nachzusingen. Jedoch habe ich nie wirklich den Wunsch verspürt, Gesangslektionen zu nehmen.

MF: Als du mit dem Musikspielen angefangen hast, haben dich da deine Eltern supportet?

DW: Ja, sie unterstützten mich. In bin in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Früher, ich glaube ich war damlas etwa 6 oder 7 Jahre alt als ich Noten zu lesen begann, da spielte ich auch diverse Instrumente wie Cello, Piano usw.

MF: Wow, ein begabter Musiker!

DW: Ha, ha, begabter Musiker? Also ich weiss nicht. Nun, live auf der Bühne mit einer Gitarre in der Hand fühle ich mich irgendwie eingeschränkt und würde die ganze Zeit daran herumfummeln und die Saiten stimmen. Ich glaube ich bin nicht wirklich dazu geborgen worden, um mit einer Gitarre herum zu rennen. Ich fühle mich freier beim Singen. Einfach nur auftreten, mein Bestes geben und eine gute Zeit haben für die nächsten Jahre die uns noch übrig bleiben ha ha. Ich wurde auch schon angefragt, ich glaube es war Praying Mantis, ob ich bei ihnen ein Instrument übernehmen will, aber ehrlich, ich fühle mich damit unwohl. So bin ich einfach. Es haben mich übrigens schon einige bekannte Bands kontaktiert, ok natürlich nicht gerade Iron Maiden, ob ich Lust hätte mitzumachen. Einmal bekam ich einen Anruf von einem Manager der mich fragte, ob ich für Slayer vorsingen könnte!

MF: Wie bitte, Slayer?

DW: Yeah, ist aber einige Jahre seither. Das Vorspielen hat in Birmingham stattgefunden. Als ich da auftauchte handelte es sich um Slade….. - Kennt ihr Slade? (wir schauen uns verduzt an).

MF: Ja sicher, aber ist nicht das Selbe wie Slayer ha ha.

DW: Tja, aber Slayer spielen richtigen Rock'n'Roll. Ich liebe Slayer.

MF: Welches waren deine musikalischen Einflüsse, respektive hattest du vielleicht Vorbilder?

DW: Gesanglich gefiel mir immer Paul Rodgers (Free/Bad Company) ausserordentlich gut. Nun auch Robert Plant (Led Zeppelin), aber nicht als Einfluss, und dann sicherlich auch Roger Daltrey (The Who). Aber ehrlich, ich wollte einfach nur auf die Bühne gehen und drauflos spielen. Ich habe mir nie wirklich Gedanken über etwelche Einflüsse gemacht. Es wurde mal gesagt, dass ich versuche, wie Ian Gillan auf der Bühne zu wirken. "Wer zur Hölle ist Ian Gillan" fragte ich. "Was soll das, wir sind Landmarq; wer ist der Typ eigentlich?". Ich war dazumal wirklich so unwissend (lacht laut heraus).

MF: Ok, wir danken dir herzlich für das Interview!

DW: Danke euch.

Damian war tatsächlich einer der angenehmsten und lustigsten Interview-partner, die ich je vor dem Mikro hatte. Und er bot auch anschliessed wieder eine grandiose, gesangliche Leistung mit Threshold. Da können wir nur hoffen, dass er uns noch lange erhalten bleibt.

Michi mit Damian Wilson und Crazy-Beat >