Will mit Mr. Big schon
noch ein Album raushauen.
Dass Schlagzeuger Pat Torpey an Parkinson erkrankte,
war ein Schlag, den Mr. Big zuerst verdauen mussten.
Trotz seiner Krankheit trat Pat noch immer auf, wenn auch
immer weniger. Mit Ersatztrommler Matt Starr spielte man
am Schluss noch Konzerte, während Pat noch für ein bis
zwei Songs auf die Stage kam. Man sah ihm seine
Krankheit an. 2018 verstarb Mister Torpey. Sänger Eric
Martin sass mir im Zuge der Avantasia-Shows gegenüber
und liess Licht ins Dunkle bringen, wie es weitergehen
könnte mit Mr. Big. Eigentlich ein Interview, das man
sich anhören müsste, da immer wieder kleine
Störfaktoren das Gespräch zu etwas ganz Tollem machten…
MF: Eric, wie geht es weiter mit Mr. Big?
Eric: Wir sind in einem Prozess… Ich versuche Billy
(Sheehan, Bass) und Paul (Gilbert, Gitarre) zu
ermutigen, nochmals was zu unternehmen. Vielleicht ein
letztes Album zu komponieren, auch ein bisschen zu Ehren
von Pat. Einfach ein Werk mit zehn Liedern. Für mich ist
der Tod von Pat noch immer sehr schwer und ich versuche
mich zu beschäftigen und abzulenken. Habe ich nichts zu
tun, sitze ich da und gehe meinen Gedanken nach. Ich
respektiere, dass sich Billy und Paul schwer damit tun
nochmals
was mit Mr. Big zu machen. Sie haben so viele andere
Dinge am Laufen und finden kaum Zeit für Mr. Big. Unser
Manager sagt immer, sag niemals nie. Es gibt vieles, das
wir tun könnten. Ein paar Songs schreiben, einige
Konzerte in Japan spielen. Jeder hat aber seine
Geschäfte die laufen, und man muss vielleicht den
richtigen Zeitpunkt abwarten. Vielleicht wird dies 2020
sein, aber ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Verstehe
mich richtig, ich will mit Billy und Paul wieder
gemeinsam Musik machen. Ich vermisse es mit ihnen
zusammen Musik zu komponieren.
MF: Wie schwierig war für dich die Zeit
zwischen dem Moment als du wusstest, dass Pat krank ist,
bis zu seinem absehbaren Tod?
Eric: Man
sah es Pat an, dass es ihm immer schlechter ging. Zuerst
spielte er noch bei zehn Tracks mit, dann bei sechs und
am Ende reichte seine Kraft gerade noch für einen Song.
Am Schluss war er noch bei «Just Take My Heart» dabei.
Matt stand immer bereit für ihn einspringen zu können.
"Sascha! Jorn! Ich habe ein Interview, könnt ihr mal
ruhig sein? Ich spreche gerade über euch" (lacht). Jorn
zu Eric: "Sorry, Frisco kid!" Danke für dein Verständnis
(lacht). Ich liebe diese Jungs, es macht so viel Spass
mit ihnen zu touren. Pat war mein harmonisches
Bindeglied. Billy war immer der kribbelige Teil. Pat war
für mich wie Paul McCartney für John Lennon. Ich will
nicht sagen, dass wir nicht auch unsere Komplikationen
hatten. Weisst du, ich schrieb ihm beim letzten Album
(«Defying Gravity») eine E-Mail und fragte ihn, ob er
okay sei für das Studio. Klar war er es, wie immer.
Weisst du, ohne Freundschaft in einer Band kann eine
Truppe nicht überleben. Ich habe schon vor Mr. Big mit
sehr talentierten Musikern zusammen gearbeitet. Dann
hatte ich die Möglichkeit mit Billy Sheehan aufzutreten,
dem wohl besten Bassisten der Welt. Im Rock-Bereich… Neben
Steve Harris (Iron Maiden), Geddy Lee (Rush) und allen
anderen (lacht).
Ich spielte mit Neal Schon
(Journey), Steve Lukather (Toto) oder jetzt auch mit
Sascha Paeth. Wenn du nicht versuchst miteinander
auszukommen… Logisch brennen mir auch mal die
Sicherungen durch und es kracht: "Shut the fuck up!".
Wenn du um etwas kämpfst und dein Bestes geben willst,
können durchaus die Fetzen fliegen (lacht). Aber am Ende
des Tages bin ich ein Familienmensch. Du kannst nicht
immer nur dich in den Mittelpunkt stellen, sondern musst
mit den anderen eine Einheit bilden. Ich liebe meine
Jungs. Auch bei Avantasia, da sind sechs sensationelle
Sänger dabei. Ich traf Geoff Tate (ehemals Queensrÿche)
zu ersten Mal, als wir in Wacken auftraten und dann
wieder, als Mr. Big zusammen mit Operation Mindcrime in
Südamerika tourten. Wir standen uns immer mit Respekt
gegenüber. Ich liebe diese Freundschaften, speziell auch
jene zu Ronnie Atkins. Ich liebe diesen Typen, auch weil
er die Pretty Maids mit einer unglaublichen Hingabe immer
weiterbrachte. Wir haben zusammen gesungen, und es hat
"klick" gemacht.
MF: Haben die letzten Wochen von Pat
dein Leben verändert?
Eric: Ja! Das hat es aber schon, als mich meine Mam 2009
verliess. Das war der Tag, bevor Mr. Big ihr Comeback
bekanntgaben. Meine Schwester rief mich an, um mir
mitzuteilen, dass es meiner Mam nicht gut geht. Als sie
anrief, schrie ich voller Freude ins Phone: "Hey, weisst
du schon das Neuste? Mr. Big kommen wieder zusammen",
ihre Antwort war: "Das hört sich grossartig an, aber
unserer Mutter geht es sehr schlecht." Ich war auf der
Autobahn und fuhr völlig unkontrolliert mit Tränen in
den Augen. So fühlte es sich auch bei Pat an. Er war
nicht nur mein bester Freund, sondern er war jedermanns
bester Freund. Alle liebten Pat Torpey. Als er starb…
Das war für viele so unvorstellbar… Unzählige kamen zu
uns und sagten: "Oh mein Gott, er hat mein Leben
verändert mit seinen Schlagzeugspiel oder mich
inspiriert." Er war eine fantastische Person… Ronnie,
verdammt, ich hab hier gerade ein Interview, was soll
der Scheiss? Sing dich wo anders ein (mit einem breiten
Lachen auf dem Gesicht). Werde nicht frech und zeigt mir
deinen krummen Finger (lacht). Ronnie zu Eric: "Jetzt
hab dich nicht so, bloss weil du einmal ein Interview
machst. Martin hat schon öfters mit mir gesprochen"
(lacht).
MF: Gibt es Ideen für ein
weiteres Solo-Album von dir?
Eric:
Jaaaa, du wirst es nicht glauben, aber nach verdammten
vierzehn Jahren sollte es wieder klappen. Sascha wird mich
dabei unterstützen. Nach der Avantasia-Tour sollte es
voran gehen. Letzte Nacht tranken Sascha und ich noch
etwas zusammen und bastelten an einem Chorus herum. "Ich
sehe, das passt bestens zu dir", war sein Kommentar.
Weisst du, es steckt so viel Liebe in diesem
Avantasia-Zirkus. Ja, es wird wohl ein weiteres
Solo-Album von mir geben (lacht), und wenn alles klappt,
wird es Ende dieses Jahr beendet sein.
MF: Kommen wir zum Schluss, gibt es eine
Geschichte zum Bandnamen Mr. Big?
Eric:
Oh mein Gott, die kennst du nicht? Ich glaube in jedem
Interview habe ich diese Story erzählt (grinst). Pat kam
mit der Idee an. Vorher quälten wir uns aber durch
unzählige, stupide Bandnamen durch (lacht). Mein
Vorschlag war "Magic To Burn" (grinst). Die anderen
schrien nur: "Was bist du für ein kleiner Idiot, so ein
Scheiss!" (lacht). Pauls Vorschlag war "Mars Needs
Woman", ich konnte nicht glauben, was er sagte. Was soll
das, "Magic To Burn" soll ein idiotischer Name sein? Was
bitte schön ist dann "Mars Needs Woman" (lautes Lachen)?
"Wild Blue Younger", eine weitere Idee von mir, stuften
wir als zu bluesig ein. "Red House" war auch noch ein
Kandidat. Aber alles schien in unseren Augen nicht gut
genug zu sein. Wir hatten Demos gemacht und spazierten
die Strasse runter, um es den Plattenfirmen vorzustellen.
So klopften wir auch bei Warner Brothers an, bei Ted
Templeman (Produzierte Van Halen, Sammy Hagar,
Aerosmith, Bullet Boys). Billy kannte ihn von seiner
Arbeit bei David Lee Roth. "Hey Jungs, ihr habt
sensationelle Songs, aber völlig beschissene Bandnamen".
Hmm, also, dann eben Martin und Sheehan… Masheehan! «Du
bist ein verdammter Idio!» (Tobi bringt uns Kekse).
Danke Tobi, sehr nett von dir! Als wir uns zu unserer
ersten Probe trafen, sassen wir in einem Restaurant und
tranken Bier. Wir brachten all diese möglichen Namen
ins Spiel und fragten uns, wo unser gemeinsamer
musikalischer Nenner ist und welcher Spirit uns bewegte,
Musik zu machen. Die Schnittmenge traf sich bei der Band
Free. Wir liebten Paul Rodgers, Paul Kossoff, Andy
Fraser und Simon Kirke. Pat hörte sich immer die
Free-Alben an. Neben «Wishing Well» und den anderen Hits
erzählte er von «Mr. Big». Es dauerte keine Sekunde und
wir alle schrien: «STOP!» Wir wussten alle, dass der
Name super auf einem T-Shirt aussehen wird und noch viel
besser auf einem Kondom (lacht). Wir haben in unserem
Merchandising mehr Kondome verkauft als Shirts (lacht).
Sag mir welche Frau nicht stolz ist, wenn ihr Typ ein
"Mr. Big"-Kondom trägt (lacht)? Hey Martin, echt, das
war ein richtig gutes Interview!
MF: Ich
danke dir! Alles Gute für die Zukunft, ob solo oder mit
Mr. Big…
Eric: …oder mit Avantasia.
Danke, das wünsche ich dir auch und auf bald!
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