FINNISH METAL EXPO 2008
15.-16.02.2008, Cable Factory, Helsinki/Finnland  www.fme.fi
By: R.K. & Kassandra (Medazzarock)
Wenn man im Februar freiwillig nach Helsinki fliegt, dann nur, um sich an der jährlich stattfindenden Finnish Metal Expo (FME) so richtig einheizen zu lassen. 5000 Metalfans pilgerten an zwei Tagen zur Cable Factory, um beim bedeutendsten finnischen Metal-Event dabei zu sein. Verbunden mit einer Stadtbesichtigung und Shopping-Tour in Helsinki lohnt sich die Reise in den Norden allemal. Schwergewicht bei den Live-Acts liegt auf den heimischen Akteuren der Szene, wobei auch einige „Gäste“ den Weg nach Finnland gefunden haben. Das Programm war an beiden Tagen dicht gedrängt, denn über ein Dutzend Bands heizten während der Expo dem anwesenden Metalvolk kräftig ein. Der Zeitplan war eng, und von den jeweiligen Headlinern abgesehen blieb jeder Band nur 30 Minuten, um sich von ihrer Schokoladenseite zu präsentieren.

Neben dieser Vielzahl an Liveshows auf drei Bühnen ist die Ausstellung das Besondere an der FME. In den Umbaupausen zwischen den Gigs wurde es nie langweilig, denn man konnte sich bei mehr als 50 Ständen die Zeit vertreiben. Anwesend waren die lokalen Vertretungen der Labels wie Spinefarm Records, Nuclear Blast, Century Media, Roadrunner Records oder Stay Heavy Records. Die Euros konnte man leicht an Merchandising-Ständen wie im Hellsinki Rockshop oder bei Morticia loswerden für Bandshirts, CDs, Schmuck und sonstige wichige Metal-Accessoires. Auch die Musiker und solche, die es werden wollen, kamen nicht zu kurz, denn allerlei Metal-taugliche Instrumente konnten nicht nur bestaunt, sondern teilweise von den Besuchern auch ausprobiert werden. Und das ist immer noch nicht alles! Auf den Nebenbühnen wurden Workshop für werdende Musiker abgehalten, so gab es unter anderen den Songwriting Workshop von Tuomas Saukkonen (BEFORE THE DAWN), die Drum Clinic von Teppo Velin (STAM1NA) und weitere Bass und Guitar Clinics, die von bekannten finnischen Musikern durchgeführt wurden. Ein derartig umfangreiches, vielfältiges und interessantes Angebot rund um Metalmusik findet man sonst wohl kaum auf europäischem Boden!

Freitag 15.2.08:

SOTAJUMALA
Der Freitag wurde mit deftiger Kost eröffnet. Als erste Band starteten die finnische Death Metal Frischlinge SOTAJUMALA pünktlich um 18 Uhr. Während sich Front-Grunzer Mynni Luukainen die Seele aus dem Leib kotzte, sorgten seine Mitstreiter für einen Lautstärke-Angriff, welcher geprägt von Obituary, Deicide und Morbid Angel durch die Halle dröhnte. Groovender Ami-Death liess zum ersten Male diesen Abend die Haare kreisen, wobei sich noch nicht all zu viele hungrige Metalheads vor der Hauptbühne versammelt hatten.

DISCARD
Nächstes Frischfleisch auf dem Bühnenteller nannte sich DISCARD, welche gleich wie die Landsleute von SOTAJUMALA diese Tage ihr Debüt-Album auf den Markt gebracht haben. „Pure Death-Fucking-Thrash'nRoll“ wie es in der Bandbio hiess, wurde praktiziert und stiess schon mal auf grösseres Interesse. DISCARD lies dabei eine gelungene Mixtour aus Melodie, groovenden Trashriffs und einer gesunden Portion Härte vom Stapel. Auch wenn es für die Band nur ein kurzer Gig war, so war es doch sicherlich für die Jungs ein bedeutender. Dies merkte man den Akteuren auch irgendwie an, denn sie wirkten schon etwas angespannt und hoch konzentriert. So konzentriert, dass sie praktisch vergessen haben, mit dem Publikum zu kommunizieren und auf der Bühne für etwas Leben zu sorgen. Da braucht die junge Band noch etwas mehr Erfahrung. Zeit, diese zu sammeln werden sie sicherlich noch genügend haben und mit Songs wie „Pulse“ oder „Demonology“ haben sie schon mal beachtliches Trash-Futter zu bieten.

MUNICIPAL WASTE
Der Abschluss des Vorprogramms gehörte der Ami Trash-Punk Band MUNICIPAL WASTE. Der Bierbach-Fun-Party-Trash Metal stiess dabei besonders bei den jüngeren Anwesenden auf regen Zuspruch. Zum ersten Mal am Abend gab es einen grösseren Circle-Pit und die Band agierte souverän auf der Bühne. Kein vergleich zu DISCARD, da war Bewegung auf den Brettern, die Fans durften ins Micro grölen und Sänger Tony Foresta hüpfte wie wild durch die Gegend, was die Zuschauer zusätzlich animierte, wie irre durch die Halle zu pogen. Ein 30-Minuten Workout, welches für anschliessenden Durst und zum ersten Mal für so richtige Stimmung in der Cable Factory sorgte.


FINNISH METAL AWARDS
Nach der Aufheizrunde von SOTAJUMALA, DISCARD und MUNICIPAL WASTE bekamen die Fans eine Verschnauf- und Saufpause, denn nun wurden auf der Hauptbühne die Gewinner der finnischen Metal Awards bekannt gegeben. Via Internet-Poll stimmten Metalfans im Vorfeld u.a. für das beste Album und die Band des Jahres ab. Dabei mussten sich TURISAS, nominiert als beste Band, den derzeit wieder mal weltweit abräumenden NIGHTWISH geschlagen geben. Und nun, Ladies and Gentlemen, the winners are:

Album des Jahres: Mokoma – Luihin ja Ytimiin
Band des Jahres: Nightwish
Newcomer des Jahres: Ari Koivunen
Cover Art des Jahres: Mokoma – Luihin ja Ytimiin
Musiker des Jahres: Tuomas Holopainen of Nightwish
Sänger des Jahres: Marko Annala of Mokoma

ANCARA
Nach den finnischen Metal Awards machte ich einen Abstecher zur Zodiak Stage, wo ANCARA ihr neues Album BEYOND THE DARK vorstellten. Leider verirrten sich kaum 20 Leute zu dieser sehr abgelegenen Bühne, so dass die Show sozusagen in sehr intimen Rahmen stattfand, wodurch leider kaum Stimmung aufkam. Dabei hätten die 5 Finnen rund um Goldkehle Sammy Salminen eine volle Bude verdient gehabt, denn bei soviel Spielfreude und handwerklichem Geschickt an den Instrumenten schaffen es ANCARA im Normalfall leicht, Anhänger des melodischen Metal für ihren Sound zu begeistern. Unverzagt legten sie aber los mit den neuen Stücken CIRCLES, JUST FOR ME, WHEN EVERYONE ELSE IS GONE, CRANIUM TENSION und SCARRED, bevor der Ohrwurm BOUND TO ROAM aus der Debutscheibe THE DAWN aus den Boxen schepperte. Höhepunkt der ANCARA Show war das Billy Idol Cover REBELL YELL, das Sammy mit so viel Leidenschaft performte, als es wäre es sein Welthit gewesen, und nicht der von Mr Idol. Mit DENY und den Burner BURN IN HELL verabschiedeten sich ANCARA mit einer leichten Enttäuschung auf den Gesichtern.

MUSTASCH
Zurück zur Hauptbühne, wo uns die groovige schwedische Riffmaschine MUSTASCH den 90-minütigen Höhepunkt des Abends bescherte. Auf den ersten Blick schien der an THE HELLACOPTERS und MONSTER MAGNET angelehnte Stoner/Retro Rock der Schweden gar nicht so ins bisherige Death/Thrash Programm des Freitags zu passen, aber das täuschte gewaltig. Die Metal-Meute ging vom ersten Song an ab, als erdiger, geradliner Rock mit der richtigen Portion Dreck durch die Halle fegte. MUSTASCH nutzten die Gelegenheit, dem Nachbarland vor allem ihr aktuelles Album LATEST VERSION OF THE TRUTH vorzustellen, aber auch ältere Stücke kamen nicht zu kurz. Das Doom-angehauchte RATSAFARI aus dem gleichnamigen Album brachte die Menge ebenso zum Kochen die der Knaller ROCK CITY. Vor allem als Frontrocker Ralf Gyllenhammar im Refrain immer wieder "The sun will never shine in Helsinki" sang statt dem eigentlichen Text "The sun will never shine in Black City", flippte das Publikum schier aus. Die Stimmung blieb auch bei PARASITE sowie den neuen BRING ME EVERYONE und FALLING DOWN erhalten, aber bei dem super Songmaterial, das MUSTASCH in ihrer bisherigen Laufbahn komponiert haben, können sie live kaum was bringen, das nicht gut rüberkommt. Feine Gitarrenriffs, vibrierender Bass und die Hammerstimme des vollbärtigen, kurzhaarigen Vokalisten Ralf machten die Show zu einem tollen Erlebnis. Ralf performte die Stücke energetisch, sympathisch und gut gelaunt, und die Mucke kann ich einfach nur beschreiben als kraftvoll rockend, überzeugend und ehrlich, ohne Schnörkel und Schnick-Schnack. Zwischendurch stieg Ralf auf eine der seitlichen Lautsprecherboxen und gab dort knieend ein kurzes Gitarrensoli zum Besten. Mit viel positiver Energie beendeten MUSTASCH ihre Darbietung mit DOUBLE NATURE aus LATEST VERSION OF THE TRUTH, das mir mit seiner griffigen sowie mächtigen Melodie noch viel länger im Ohr blieb als der abschliessende tosende Applaus und das begeisterte Pfeif- und Stampfkonzert der Publikums. Abschliessend legte Ralf während dem Outro noch einen Tanz mit einer unbekannten, rothaarigen Dame auf der Bühne hin, während die Musiker mit Rotweinflaschen mit den vorne eingekeilten Fans anstiessen. Skoll, Schweden-Rock rules!!!

TURISAS
Wirklich überraschend für mich war die Tatsache, dass Turisas laut Aussage von einem Spinefarm Mitarbeiter nicht zu den angesagtesten Top-Acts in Finnland gehören und die Headliner Position am Freitag doch eher erstaunlich sei. Doch das Bild, welches sich mir kurz vor dem Auftritt bot, war ein ganz anderes. Gierig erwartete die Masse dicht an das Frontgitter gedrängt die bepelzten Schlachtenkinder, welche mit kurzer Verspätung in üblicher „Kriegsbemalung“ die Bühne enterten. Pyros schossen hoch und läuteten die 90-minütige Turisas-Show mit TO HOLMGARD AND BEYOND ein. Eine Show, die doch erst mal etwas durch technische Probleme überschattet wurde. Der Sound wirkte etwas matschig, wie unausgewogen. Die Akkordeontöne entschwanden im Hintergrund und die Chorusse litten darunter, dass die einzelnen Mikrophone nicht gut abgemischt waren und während der gesanglichen Darbietung dauernd nachgeregelt werden mussten. Das Publikum störte dies wenig, denn es kam so richtig Festlaune auf, was bei Songs wie A PORTAGE TO THE UNKNOWN, FIELDS OF GOLD oder ONE MORE nicht weiter erstaunlich war. Dazwischen immer wieder die „Battle Metal, Battle Metal“-Rufe aus dem Publikum, welche die Stimmung weiter anheizten. Doch dies musste sich noch etwas gedulden, denn Sänger Mathias Nygard entpuppte sich als wahre Plaudertasche. Da ich des Finnischen nicht mächtig bin, kann ich leider nicht wiedergeben, über was er lamentierte. Doch wie sich herausstellte, waren die längeren Pausen mehr ein Zeitgewinn, denn hinter der Bühne wurde emsig nach dem technischen Problemherd gesucht und anscheinend auch gefunden. Nach einer kurzen Pause kam die Truppe auf die Bühne zurück, dabei hielt Mathias irgendwas in die Lüfte, was ich aus meiner Position nicht richtig identifizieren konnten, vermute jedoch, dass es sich um einen Mikro-Verstärker gehandelt hat. Das Teil wurde mehrfach unter Applaus des Publikums von Mathias zu Boden geschleudert und natürlich lies er es sich auch nicht nehmen, verärgert darauf herum zu trampeln. Nach der Hasstirade gegen die Technik widmeten sich Turisas endlich wieder der Musik zu. Dabei spielte Violine und Akkordeon zu einem (ich vermutliche mal) finnischen Volkslied auf, welches durch zwei in weisse Gewänder gehüllte Tänzerinnen geziert wurde. Erstaunlich auch die Reaktion des Publikums, wurde doch tatsächlich in Paaren getanzt, Mann mit Frau oder Mann mit Mann (wohl besoffen) spielte keine Rolle, die Paare drehten ihre Runden, so was habe ich ja auch noch nie erlebt an einem Metal Konzert!! Doch mit dem gemütlichen Tanz war’s dann auch wieder rasch vorbei, als die ersten Töne zu RASPUTIN erklangen. Die Tänzerinnen rissen ihre weissen Lacken vom Leib und präsentierten sich zur Freude der Testosteron-Fraktion im knappen Felloutfit. Doch trotzdem hat der Song nicht zu 100% gezündet und der Publikums-Mitgröhl-Faktor hielt sich fast schon „typisch schweizerisch“ sehr zurück. Ganz anders beim finalen und längst überfälligen BATTLE METAL, welches lauthals mitgrölend vom Publikum begleitet wurde und für einen würdigen Abschluss des Gigs und des ersten Tages der finnischen Metal Expo sorgte.


Samstag 16.2.08:

AMBERIAN DAWN
Da uns nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung erst mal nach Aufwärmen im Hotel zumute war, haben wir die erste Band des Tages namens KIUAS ausgelassen und den samstäglichen Live-Marathon um 16 Uhr mit der einheimischen "Femal-High-Vocals" Metal-Formation AMBERIAN DAWN eingeleitet. Die Songs starteten fast durchwegs mit sehr harten und flotten Gitarrenriffs, behielten den Drive aber im Verlauf der Stücke nicht ganz bei. Sängerin Heidi Parviainen, das Aushängeschild der Band, überraschte zuerst mal durch einen ganz und gar untypischen Kleidungsstil. Weder in Schwarz noch in Lack oder Leder präsentierte sie sich, sondern in einem weissen, wallenden Römerinnengewand, mit passenden Oberarmreifen und Locken nach Art der Einwohnerinnen Roms zur Zeit Caesars. Optik ist individuell und Heidi's kam natürlich bei den Männern gut an, aber ihre hohe, trällende und teils opernhafte Stimmte ohne besonderes Merkmal trug nicht dazu bei, dass ich die dargebotenen Lieder wirklich gut gefunden hätte, sondern eher langweilig und bereits unzählige Male gehört. Da machte es mir mehr Spass, durch ein paar Merch-Stände zu stöbern, als dem nichtssagenden Gothic Metal von AMBERIAN DAWN zu Ende zu lauschen.

ARI KOIVUNEN
Die Nachmittagsrunde beendete das als in Finnland gefeierte Gesangswunder und musikalische Allroundtalent ARI KOIVUNEN, der am Abend zuvor den finnischen Metal Award als Newcomer des Jahres 2008 abgestaubt hatte. Bekannt wurde Ari im Jahr zuvor als Gewinner von Idols, einer finnischen Version der Castingshow Pop Idol. Dort fiel er insbesonderes auf, weil er sich bei der Songauswahl vor allem auf Metal- und Hardrock-Titel konzentrierte. Dieser Sieg bescherte ihm 30'000 Euro und einen Plattenvertrag bei keinem geringeren Label als SonyBMG. Dermassen gepampert gründete er eine Band, die er unbescheiden nach sich selber benannte und nahm sein erstes Album FUEL FOR THE FIRE auf. Dieses Album, das 12 Wochen lang Platz 1 der finnischen Albumcharts belegte und eine Woche nach Veröffentlichung bereits Platin-Status in Finnland erreicht hatte, stellte Ari nun an der FME vor. Die Songs sind stark vom Hardrock der 80er Jahre geprägt, was vor allem bei DON'T TRY TO BREAK ME zu hören war, gehen aber zum Teil auch Richtung Softrock. Singen kann der 24-jährige, da besteht kein Zweifel, seine reine und machmal einschmeichelnde Stimme passt perfekt zum Sound. Die Ballade ANGELS ARE CALLING kam sehr charmant rüber und begeisterte mehrheitlich die weiblichen Fans. Aris Band besteht aus ebenso jungen, langhaarigen und knackigen Jungs, die wie die perfekten Studiomusiker in die Saiten hauen. Das ganze wirkt fast wie eine gecastete Finnrockband, aber sie machten ihre Sache gut, die Mädels vor der Bühne haben gesabbert, die Jungs haben ein neues Vorbild, und Finnland hat einen Rockexport mehr.

THE SORROW
Einen kompletten Stilwechsel zum Nachmittagsprogram vollzogen die Österreicher THE SORROW um 18 Uhr. Das Metalcore-Wunder aus dem uns benachbarten Alpenland gaben an der FME ihr finnisches Debut, und das in aller Pracht und Härte. Die Dampfhammersongs des SORROW-Erstlings BLESSINGS FROM A BLACKENED SKY brachten die Nackenmuskeln der vorne moshenden Lang- und Kurzhaarigen schnell an die Grenze des Muskelkaters, und in der Mitte der Halle wurde der erste kleine Circle-Pit des Tages gebildet. Die Österreicher gaben ihr Bestes, den Finnen zu zeigen, dass man es auch weiter südlich in Europa versteht, gute Mucke zu machen. Frontsau Mätze gröhlte und schrie sich fast die Seele aus dem Leibe vor Euphorie, Andi an der Gitarre und Tobi am Bass standen da nicht zurück. Sie sprangen energiegeladen auf der Bühne umher und zeigten so auch visuell die teils aggressive Power ihrer Songs. Dennoch war die Stimmung etwas verhaltener als bei den einheimischen Akteuren, was aber dem Auftritt von THE SORROW keinen Abbruch tat.

NORTHER
Nach der österreichischen Herrschaft über die Bretter viel diese wieder in finnische Hände zurück, sprich die Jungs von NORTHER schickten sich an, für eine halbe Stunde die Cable Factory zu rocken. Mit dem neuen Album „N“ im Gepäck und dem lauthals „Norther, Norther“ schreiendem Publikum war es für die Jungs ein leichtes Spiel, zumal THE SORROW schon mal ordentlich vorgeheizt hatten. Zudem war NORTHER auch eine der wenigen Bands, welche mit einen eigenen Stand an der Ausstellung vertreten waren und aktive Öffentlichkeitsarbeit leisten konnten. Auf dem Programm standen mehrheitlich die neuen Songs wie MY ANTICHRIST, FROZEN ANGEL, DOWN und SELF-RIGHTEOUS FUCK, welche beim Publikum sehr gut ankamen und auch für einen kleinen Circle-Pit sorgten. Wenn ich mich da an das NORTHER-Konzert vom letzten Oktober im Z7 vor ca. 100 Nasen zurück erinnere, war dieser Gig vor ausverkauftem Hause eine andere Klasse.


KORPIKLAANI
Ein Hirschgeweih am Mikroständer..., nein keine Werbung für Jägermeister, sondern die Herren von KORPIKLAANI geben sich die Ehren, ihren Humpa-Metal unters Volk zu mischen. Mit Songs wie HAPPY LITTLE BOOZER oder LET'S DRINK hielt die Fröhlichkeit unter den Klängen von Violine und Akkordeon Einzug in der Halle. Diese hatte zwar noch nicht die Betriebstemperatur einer finnischen Sauna erreicht, aber der Schweiss floss dennoch über die Gesichter der tanzenden Meute, welche sich durch die ausgelassene Stimmung der Band regelrecht anstecken lies. Ein solider Gig der sympathischen wie und auch fleissigen Finnen, die diesen März bereits wieder ein neues Album (KORVEN KUNIGAS) zum Wohle des Volkes veröffentlichen werden.

SOILWORK
„Scream for me, Helsinki!“ und Helsinki schrie sich die Lunge aus dem Leibe. Schwedens Top Modern-Trash-Maschinerie SOILWORK stand auf den Brettern und Björn Strid posierte an vorderster Front der Bühnenkante. Wer SOILWORK schon mal live erleben konnte, der weiss, mit welcher Energie die Jungs ihr Set abziehen, und diese Energie schwappte 1:1 auf das dicht gedrängte Publikum vom ersten Takt an über. Für den kürzlich ausgeschiedenen Gittaristen Ola Frenning sprang David Andersson ein, welcher der Band auch auf der momentan wütenden US-Tour die Stange hält. Die Songauswahl des Gigs konzentrierte sich auf die neueren Werke der Band: EXILE, DISTANCE und REJECTION ROLE um einige zu nennen, dabei musste Björn nur einmal zum Circle-Pit aufrufen und ein Drittel der Halle verwandelte sich in einen reissenden Strudel. Während Bassist Ole Flink hyperaktiv auf der Bühne rumhüpfte und seine Matte schwang, zog es Björn auf eine kleine PA-Klettertour. Ja, SOILWORK hatte das Publikum im Griff und wie es schien, war die Band für einige auch das Highlight des Samstags, denn nach den viel zu kurzen 30 Minuten zog es bereits einige Seelen zurück nach Hause. Zudem war es zu keinem Zeitpunkt so verflucht eng und so ein dichtes Gedränge in der Cable Factory wie bei dem Auftritt der Schweden, welche für eine kurze, aber heftige Show sorgten.

STAM1NA
Headliner am Samstag war die finnische Band STAM1NA, welche zwei Tage vor dem Event ihr neustes Werk ROJA auf den Markt gebracht hatten. Ihr kennt STAM1NA nicht? Nun, auch ich muss zugeben, dass mir der Name nicht geläufig war, jedoch in ihrer Heimat scheinen die Jungs wohl bekannt zu sein, zumal die Songtexte ausschliesslich auf Finnisch gehalten werden. Vielleicht ist das jedoch auch der Grund, wieso der Rest der Welt noch nicht sonderlich auf die Band aufmerksam geworden ist. Wie erwähnt, hat es nach der SOILWORK-Show schon einige Besucher nach Hause gezogen, was jedoch für keinen massiven Abriss bei der Stimmung sorgte, aber das Wandeln durch die Reihen erheblich erleichterte. Den Sound der Truppe könnte man als wilde Mixtour aus Trash-, Speed- und Heavymetal mit progressiven Einschüben bezeichnen, was sich jedoch als keine leichte Kost herausstellte, zumal mir das Songmaterial gänzlich unbekannt war. Unter kräftigen STAM1NA-Rufen aus dem Publikum tauchten die vier halbnackten Jungs gut gelaunt auf der Bühne auf und legten gleich kräftig los. Songs wie PAHA ARKKITEHI, MUISTIPALAPELTI und VARIJATON wurden dem Publikum zum Frass vorgeworfen, welches über die 90 Minuten STAM1NA abfeierte. Dabei kam es noch zu gelegentlichen mir unbekannten Gast-Auftritten von einer Sängerin und einem Sänger, welche aber anscheinend dem finnischen Publikum bekannt waren und die kurzen Gastspiele lauthals anfeuerten. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass bei SOILWORK die Stimmung noch ausgelassener und schweisstreibender war, zumal das Songmaterial im Vergleich zu SOILWORK auf den ersten Höreindruck nicht so zugänglich war. Die Band an sich agierte sehr selbstsicher auf der Bühne, scherzte mit dem Publikum und gab Alles, um einen würdigen Abschluss der finnischen Metal Expo zu statuieren.

Was hier bei der finnischen Metal Expo auf die Beine gestellt wurde, lässt wohl jedes Metal-Herz höher schlagen. Die Ausstellung mit all den Ständen rund um das Metal-Business, von Instrumenten über Merchandise, Labels, Bands bis zu den Konzerten lässt kaum Wünsche offen. Die Lokation lässt den Event im passenden Ambiente erstrahlen, wobei es am ausverkauften Samstag an einigen Stellen doch zu einem mühsamen Gedränge kam - ein Alptraum für Leute, die sich nicht gerne in der Masse bewegen. Dennoch der Event war (wie nicht anders zu erwarten) sehr friedlich. Nur an den Labelständen, wo auch gratis Sampler und Poster verteilt wurden, musste man einfach schnell sein, um noch etwas zu erhalten. Auch hier zeigt es sich, bei kostenlosen Artikeln wird der Metal-Liebhaber zum Tier. Bei den Konzerten war die Security sehr freundlich, aber immer wachsam, es wurde sofort eingegriffen, bevor eine Situation eskalieren konnte. Das absolute Rauchverbot in den Räumen wurde strikt eingehalten (es schien so, als stünde die Todesstrafe darauf). Selbst die Betrunkenen hielten sich daran, wobei so ein Suff in Helsinki nicht wirklich als Budget-freundlich bezeichnet werden kann. Allgemein sollte man schon etwas Kleingeld zur Verfügung haben, denn die Verlockungen, dieses auszugeben, winkt alle paar Meter. Vorteilhaft sicherlich auch, wenn Ihr die finnische Sprache beherrscht, aber Englisch reicht völlig aus, da kommt man überall exzellent damit durch, egal ob nun an der Expo, oder in Helsinki selbst. Falls Ihr Euch damit befasst, einmal die finnische Metal Expo besuchen zu wollen, kann ich Euch nur empfehlen, besorgt Euch die Tickets schon im Voraus. Mittels print @home könnt ihr diese bequem aus Finnland direkt in euer Email-Postfach liefern lassen. Eines ist nur schade und wohl auch 'ne Schande: dass man bis Helsinki reisen muss, um so einen Event erleben zu dürfen, aber in der Schweiz können wir von so etwas wohl nur träumen.