Das «Rock Meets Classic»-Spektakel hat sich in den letzten
Jahren etabliert und erfreut sich einer grossen Beliebtheit. Speziell in
der Schweiz sind die Gigs mit Orchester, Rock-Ensemble und bekannten
Rockgrössen ein gern gesehener Event. In diesem Jahr wird am 18. April
im Zürcher Hallenstadion die harmonische und fantastische Verbindung
zwischen Klassik und Rock seine Fortführung finden. Letztes Jahr standen
Scott Gorham und Ricky Warwick (Black Star Riders/Thin Lizzy), Midge Ure
(Ultravox), Dan McCafferty (Nazareth), Andy Scott und Pete Lincoln (The
Sweet), Steve Walsh (Kansas), Joey Tempest (Europe) und als Special
Guest Doro Pesch mit der Mat Sinner Band und dem Prager
Symphonieorchester auf der Bühne. Wer sich dieses Jahr die Stage mit
Rockband und Orchester teilen wird, erzählte uns ein wie immer viel
beschäftigter, aber sehr gut gelaunter und glücklicher Mat Sinner beim
Interview.
MF: Welche Erinnerungen hast du an
die Konzerte vom letzten Jahr?
Mat: Dass es sehr energiegeladen war, dass wir durch die Umstellung, da die
Künstler mehrfach aufgetreten sind, einen guten Schwung rein bekommen
haben und dass die Veranstaltung musikalisch sehr interessant war. Ich
gewann neue Freunde und es war anders als die Tourneen davor. Vom
Zeitablauf war alles sehr kurzlebig. Der Grossteil mit den Künstlern war
super und hat richtig Spass gemacht, auch auf der menschlichen Seite.
Musikalisch passt es meistens, ohne dass man menschlich miteinander klar
kommt. Aber dieses Mal war es eine wunderbare Konstellation.
MF: Du bist nochmals mit Dan McCafferty auf der Bühne gestanden.
War dies ein bewegender Moment für dich?
Mat: Natürlich
für alle. Man muss auch immer die Vorgeschichte sehen. Dan hat mit uns
die «Rock Meets Classic» Konzertreihe ins Leben gerufen. Leider musste
er gesundheitsbedingt aufhören mit dem Touren. Es war ein kleines
Dankeschön von uns an ihn. Er hat uns zu Beginn geholfen und wir ihm am
Schluss. Die Fans konnten ihn nochmals live erleben. Das war ein ganz
grosser Moment. Sagen wir, auch sehr emotional.
MF: Wie
fühlt es sich für dich an, mit einem solchen Künstler auf der Bühne zu
stehen, mit dem Bewusstsein, dass es nicht mehr zum Besten um ihn steht?
Mat: Wir werden alle nicht jünger, du und ich auch nicht (lacht).
Wenn du die Story hörst, wie die Leute früher gelebt haben..., durch die
«Rock Meets Classic»-Konzerte habe ich einige Künstler kennen gelernt,
die es früher richtig krachen liessen. Die sind alle alt geworden und
zum Teil noch sehr fit. Das ist schon krass. Dan hat eine ganz bestimmte
und einzigartige Stimme, die unvergleichlich ist. Es war sehr schön,
dass er nochmals dabei war. Ich wünsche ihm, dass er noch ein paar
schöne Jahre erleben darf und nicht noch zusätzliche gesundheitliche
Probleme bekommt.
MF: Hält einem dies auch vor Augen,
dass alles vergänglich ist und lebt deshalb auch bewusster?
Mat: Das ist wahrscheinlich auf dem Papier richtig (lacht), aber die
Realität holt einen immer wieder ein. Wie bekloppt bin ich eigentlich,
all diese Dinge zu machen und hier noch was und da? Irgendwo muss es
doch mal weniger werden?! Bei mir sieht es eher so aus, als ob dies
nicht zutrifft. 2016 habe ich meinen persönlichen Rekord an Konzerten,
Reisen und Proben (lacht) aufgestellt, und meine Frau hat mich nur selten
gesehen. Auf der anderen Seite ist es eine tolle Bestätigung, dass man
auf der ganzen Welt spielen kann und die Nachfrage nach wie vor da ist.
Es wäre viel schlimmer, wenn es in die andere Richtung gehen würde.
MF: Dann ist dies, was du beim letzten Interview gesagt hast,
lernen "Nein" zu sagen, definitiv nicht eingetreten?
Mat:
Ich bin ganz schwach und eine richtige Pfeife.
MF: Kommt
noch was?
Mat: Das reicht (lautes Lachen), oder soll ich
mich noch mehr beschimpfen? Nein, es reicht, ich will wieder positiv
denken (lacht).
MF: Wieso spielt ihr dieses Jahr nur ein
Konzert in der Schweiz?
Mat: Ich finde es auch schade
und verstehe nicht immer, was in den Köpfen der Veranstalter vor sich
geht. Je mehr Konzerte wir spielen, desto schöner groovt sich das Ganze
ein. Das Schlimmste ist, wenn alles funktioniert und die Tour zu Ende
ist. Die Schweiz war für «Rock Meets Classic» ein ganz wichtiges Land
und speziell die letzten drei Jahre waren schlicht super. Aber mein Gott,
ich kann es nicht erzwingen.
MF: Welche Künstler werden
dich dieses Mal begleiten?
Mat: Wir starten mit Magnum
aus England. Ist schon lange ein persönlicher Wunsch von mir, da bin ich
sicher, dass ihre Musik perfekt für «Rock Meets Classic» gemacht ist.
Die haben ein paar wunderschöne Songs, das kommt sicher riesig rüber.
Dann sind unsere Kumpels von Uriah Heep wieder dabei. Sie waren 2014
absolute Fanfavoriten. Aber auch «Rock Meets Classic» intern, weil sie
einfach unglaublich positive Typen sind und die Musik super ankam. Die
Jungs sind der Hammer und wir freuen uns tierisch auf sie. Dann ist Rick
Springfield als Special Guest dabei. An ihm baggere ich schon an die
fünf Jahre 'rum. Der Kerl ist in Amerika so eingespannt, mit Konzerten
und als gefragter Schauspieler. Für solche Musiker ist es immer sehr
schwierig, ein Jahr zu Voraus zu sagen, ich mach das. Weil ihnen zum Beispiel ein
Angebot oder ein Film vorliegt, den sie nicht ausschlagen können. Jetzt
ist er aber dabei, und ich freue mich tierisch, weil er ein Super-Typ,
superfit und ein toller Performer ist. Ich glaube, das wird ein grosses
Highlight. Steve Lukather von Toto ist auch wieder dabei. 2012 haben wir
zusammen eine grosse Freundschaft geschlossen. Liedern wie «Hold The
Line», «Africa» oder «Rosanna» sind wie gemacht für «Rock Meets
Classic». Zudem ist er einer der besten Gitarristen des Planeten. Da
kann man nicht viel falsch machen, und ich freue mich riesig auf ihn. Wir
werden etwas speziellere Songs spielen, nicht nur die drei, und er kann
sich dabei auch von einer anderen Seite zeigen. Am Schluss haben wir
noch Don Felder von den Eagles im Boot. Die Truppe ist die
erfolgreichste amerikanische Band und ihre «Best Of» noch immer das
bestverkaufteste Album der amerikanischen Rockgeschichte. Es ist
schwierig… Glenn Frey ist letztes Jahr gestorben, Don Henley für uns gagenmässig zu
teuer, und da wir hörten, dass Don Felder in den Staaten hammermässige
Konzerte spielt, lag es nahe, ihn anzufragen. Die Eagle-Songs und «Rock
Meets Classic» sind eine grosse Herausforderung für alle. Zum ersten Mal
gibt Don Konzerte in Europa. Schau, die Konstellation mit Rick
Springfield, der ein ganz rarer Künstler in Europa ist, wie auch Don
Felder, ist grossartig und eine richtige Attraktion.
MF: Wann wird David Coverdale (Whitesnake) zusammen mit dir und
dem Orchester auftreten?
Mat: Sobald er es sich getraut.
Ich traue mich (lacht). Die Liste mit meinen Wunschsängern ist noch
lang und steinig. Es gibt aber Musiker, die solche Projekte lieber
alleine auf die Beine stellen, weil sie so gross sind wie Sting, Mark
Knopfler oder Robert Plant. Das sind Wunschgedanken, die schon an der
Grundlage scheitern. Ich war auch schon an Roger Daltrey von The Who
dran, aber das muss zeitlich alles stimmen, die Businesspläne passen,
Manager und Promoter müssen zustimmen. Ich hole mir jedes Jahr einen
Rucksack voller Absagen ein, obwohl es sich immer mehr rumspricht,
welche Qualität unsere Produktion hat. Für einen Künstler, der in
Amerika bei Casino-Shows mit Geld zugeschissen wird, ist «Rock Meets
Classic» noch immer ein kleiner Fisch.
MF: Letztes Jahr
hatte ich das Gefühl, dass die Konstellation mit Doro, obschon sie einen
hervorragenden Job ablieferte, für das Publikum zu metallisch war.
Mat: Da bin ich schmerzfrei! Der Akt kann auf der einen Seite zu
poppig oder zu metallisch sein. Wir müssen das Ganze verbinden und die
Leute müssen Spass dabei haben. Das ist unser Job, dies zu vermitteln.
Da ist alles ohne doppelten Boden, und manchmal werden die Künstler
besser oder weniger angenommen. Ich war froh, dass Doro dabei war, sie
hat einen guten Job gemacht, toll gesungen und jeden Abend abgeliefert.
Da gab es keine Up und Downs. Ich hätte auch keine Berührungsängste
zusammen mit Rob Halford (Judas Priest) oder Biff Byford (Saxon) auf die Bühne
zu steigen. Wir hatten schon Dee Snider (Twisted Sister) und Michael
Kiske (Unisonic, Helloween) bei den Liveshows dabei. Wenn es von der
Vision und der Ausrichtung passt, kriegen wir was Tolles hin.
MF: Ich danke dir für das Interview und freue mich auf das
Konzert in der Schweiz.
Mat: Ich danke dir und wir sehen
uns.
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