Teil zwei nach der Wiedervereinigung zwischen Sänger Mark Fox
und Shakra. Mit «High Noon» wurde eine sensationelles «Reunion»-Album
veröffentlicht, welches schon früh als Klassiker eingestuft werden
konnte. Auf der Bühne wuchs die Truppe um Leadgitarrist Thom Blunier von
Konzert zu Konzert über sich hinaus und liess manche Band sehr alt
aussehen. Kaum war der Schlussakkord des letzten Konzertes gespielt,
standen Sänger Mark, Gitarrist Thomas Muster, Bassist Dominik Pfister
und Trommler Roger Tanner im hauseigenen Studio von Thom Blunier und
zockten das neue «Leiterlispiel» ein.
Meine Erwartungen
waren hoch, sehr hoch, um nicht zu sagen zu hoch, als mir Thom die neuen
Tracks vorspielte. Konnte ein Nachfolgealbum dem grandiosen Vorgänger
das Wasser überhaupt reichen? Werden die neuen Lieder die gleiche
Frische versprühen? Um gleich mit der Tür ins Zimmer zu fallen. JA! Sie
können es! Auch wenn sich das neue Werk anders anhört und die
Songschreiber Thomas Muster und Mark Fox sich neuen Nuancen nicht
verschlossen haben und der typische Blunier-Schreibstil fehlt. Aber was
«Snakes & Ladders» zu bieten hat, ist ganz, ganz, ganz grosses Kino!
Logisch ist dabei die Stimme von Mark einmal mehr prägend und der
Rhythmusteppich ein unglaublich groovendes und voran treibendes
Element. Fett pumpt der Bass und präzise wie ein Uhrwerk schlägt Mister
Tanner auf sein Instrument ein. Berühmt und berüchtigt die solistischen
Einlagen von Mister Blunier und packende die Riffs von Herrn Muster.
Trotzdem ist das Album breitgefächerter, bietet neuerdings auch feine
Keyboardeinlagen und Streicher, welche den Songs ein zusätzliches Flair
verleihen. Ähnlich wie Gotthard auf «Silver», gehen Shakra auch zurück in
die musikalische Vergangenheit, ohne dabei aber ihr Gesicht zu
verlieren, sondern kompositorisch tiefgehende Tracks zu schreiben, die
einerseits sofort ins Ohr gehen und andererseits mit jedem Anhören noch
was Neues bieten.
Herausragend und ein richtiger Klassiker ist der Abschlusssong «The End
Of Days», der von seiner Art her frappant an Uriah Heep's «Lady In Black»
erinnert, aber weit davon entfernt ist, eine billige Kopie davon zu sein. Dazu
sind die Gitarren und der Gesang zu Shakra-typisch. Daneben glänzt «Fire
In My Veins» mit einem D-Train-, Panzer- und Dampfwalzenkommando
auffahrenden Groove. Könnte ein moderner Hassbolzen sein, wären da eben
nicht der typische Shakra-Groove und ein fantastisches Solo von Thom.
Sofort ins Gehör geht auch «Medicine Man». Ein rock'n'rolliger Track,
der die staubige Rocker-Seele berührt, in die Beine geht und durch das tolle
Riff wie den packenden Refrain kaum mehr aus der Gedächtnisstube
verschwindet. Oder «Rollin'», ein Lied, welches Gotthard seit «Dial
Hard»-Zeiten nicht mehr geschrieben haben und mit einem starken
Blues-Feeling (Eric Clapton lässt grüssen) eine neue Seite der
Berner präsentiert. Und wenn wir schon bei Gotthard sind… «The Seeds»
erinnert nicht nur vom Drumbeat an «Lift U Up», sondern auch wegen des
mitgröhlbaren Refrains. Shakra begehen nicht den Fehler, sich als
blosses Plagiat zu präsentieren, sondern nehmen Elemente auf und zaubern
daraus einen eigenen tollen Song.
Der «Pop-Song», wie Thom
«Something You Don't Understand» liebevoll nennt, glänzt mit Streichern
und positiver "Melancholie", während der Titelsong mit marschierenden
Rhythmen, einem unglaublichen Bassgroove und livetauglichem Refrain
begeistert. Auch ein möglicher kommender Live-Knaller könnte «Friday
Nightmare» werden. Mit einem fetten Riff und knackiger Drumarbeit,
gefolgt von packendem Pre-Chorus und mitsingbarem Refrain, hat dieser
Track alles zu bieten, um auf der Bühne zu glänzen. Einen Zacken
schneller und heftiger knallt «I Will Rise Again» aus den Boxen, während
«Open Water» die typische Shakra-Ballade abwirft, die von der "kratzigen und
traurigen" Stimme von Mark Fox lebt. Mit feinen Streichern unterlegt, geht die Nummer
unter die Haut, ist zeitlos und emotionsstark. «The Rise Of My Life»,
ein Weltklassetrack, der mit dem Chorus startet und von einem erneut
geilen Riff begleitet wird, erhält durch die fette Rhythmusarbeit ein
packendes Flair. Ein Song, der alle begeistern sollte. Was wäre ein
Klassealbum ohne einen sensationellen Einstieg? Richtig, eine
Totgeburt. Die haben Shakra nicht hingelegt, denn mit «Cassandra's Curse» startet
die elfte Scheibe der Helvetier gnadenlos mitreissend. Der
Midtempo-Track ist das perfekte Bindeglied zu «High Noon» (dem Song).
Ob «Snakes & Ladders» nun besser ist als sein Vorgänger? Nach
den ersten Hördurchgängen darf man sagen, dass der neuste Streich
vielleicht kompakter ist, während «High Noon» stärkere Einzelsongs
besitzt. Sicher ist aber, dass sich der Fünfer nicht wiederholt, sondern
mit feinen Nuancen "neu erfunden" hat, um dem Erfolgsrezept treu zu
bleiben. Shakra ist Shakra geblieben, mit einer neuen Verzierung, welche
die Band ganz oben auf dem "Leiterlispiel" ankommen und dort stehen lässt. Fazit: Absolute
Kaufempfehlung!
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