Spricht
man vom deutschen Thrash-Metal, dann in den meisten Fällen von
Kreator, Destruction, oder Sodom. Die zweite Garde mit Assassin oder
Deathrow wird dabei mal locker übergangen, ebenso wie eine Truppe, die
1984 mit dem Demo «Heavy Metal Vanguard» und 1985 mit dem zweiten
Demo «Alcoholic Metal» von sich reden machten. Insbesondere mit dem
zweiten Tape hatten sie für immer und ewig ihren Ruf weg und galten seit
dieser Zeit als die biervernichtenden Thrasher um den äusserst
sympathischen Shouter Andreas Geremia, kurz Gerre genannt.
Bei den Frankfurtern von Tankard stand immer der Fun an erster Stelle.
Sie wollten nicht, wie Kreator oder Destruction mit technischen
Fingerfertigkeiten von sich reden
machen,
sondern mit ihrer Musik und ihren Fans eine gute Zeit verbringen.
«Zombie Attack» war ein typisches Album, das nicht nur Anthrax-Fans
begeisterte. Mit schnellen Tracks und den dazugehörenden, mitzugrölenden
Texten und Noise Records im Rücken, konnte das damalige Quintett Tankard
mehr als nur einen Achtungserfolg verbuchen. Und ja, Spass hatten sie,
oder spricht die akustische Einleitung zu «Alcohol» ein andere Sprache?
Mit «(Empty) Tankard» beherbergt das Debütalbum der Jungs einen
Klassiker, der noch heute seinen festen Platz in der Setliste von
Tankard hat.
Was die erste Scheibe versprach, hielt der zweite Streich der
Frankfurter. Das Cover von Sebastian Krüger unterstrich den Spassfaktor
der Jungs. Ein Chemiker, der sein Bier braute. Musikalisch hat sich
wenig geändert, auch wenn das Quintett vielleicht etwas bedachter an die
Sache ranging. Schlussendlich blieb der Sound Tankard-typisch und
enttäuschte keinen Fan. Und wer sich einmal mit den Songs «Puke» (rasend
schneller Basslauf), «For A Thousand Beers» und dem schon fast
Country-artigen Titelsong infizierte, kam von der Faszination der Truppe
nicht mehr los.
Das dritte Album «The Morning After» war der erste finanzielle Erfolg
für Tankard. Musikalisch kaum schwächer und ihrer Linie treu geblieben
thrashte der Fünfer alles in den Boden. Speziell «Try Again» und der
Titelsong mit seinem stampfenden Einstieg, der sich in ein fulminantes
Feuerwerk entlädt und «TV Hero» sind schlicht und ergreifend Fun-Nummern
mit Klassikerpotenzial. Als Bonus wurde hier noch die «Alien»-EP mit
fünf Songs draufgepackt. Damals wurde auch zum ersten Mal das
Maskottchen von Tankard geboren. Der grüne Alien, der später immer
wieder auf den Covers der Jungs seinen Auftritt hatte. Zudem ist der
Titelsong «Alien» ein echter Fetzer vor dem Herrn. Und mit der
Coverversion des Rose Tattoo-Klassikers «Remedy» schossen die Jungs eh
den Vogel ab.
«Hair
Of The Dog» ist eine «Best Of», die sich sehen und hören lassen kann.
Zehn der bekanntesten Lieder aus der Frühphase der Fussball-Fans,
darunter «The Morning After», «Alien», «Chemical Invasion», «Commandements»
oder «(Empty) Tankard» bereichern diese Scheibe. Und zupft der
Tankard-Alien dem Köter auf dem Cover das Haar aus, bleibt eh kein Auge
trocken.
«We Are Us», «Dancing On Our Grave», «Beermuda» (man beachte die
Schreibweise!) und die Live-Granate «Space Beer» sind die Klassiker auf
«The Meaning Of Life». Noch immer ohne grosse Kursänderungen – da hatten
ihre Kollegen schon diverse durch – fetzten die Jungs durch die
Spielminuten. Als Bonus sind hier fünf Livetracks zu hören, von der DVD
«Open All Night» die am 04. März 1990 in Ost-Berlin in der
Werner-Seelenbinder-Halle aufgenommen wurde. Dabei kommen neben lauten «Tankard»-Rufen
«The Morning After», «Commandements», «Alien», «Open All Night»
und «Maniac Forces» zu Ehren. Tja, muss man haben!
«Fat, Ugly & Live» stammte von den beiden Konzerten im Frankfurter Vobi
(08. Oktober 1990) und der Bochumer Zeche (09. Oktober 1990) und bietet
zwölf Songs plus ein Medley inklusive den beiden Bonusnummern «We Are
Us» und «Maniac Forces». Ansonsten ist ein mehr als nur geiles,
beziehungsweise zwei geile Konzerte zu hören, die Spass machen. Dies in
dreifacher Ausführung. Einerseits der Band, andererseits dem Publikum
und «dritterseits» dem Hörer von «Fat, Ugly & Live».
«Broken Image», «Mindwild», das J. Geils Band-Cover «Centerfold», der
Titelsong «Stone Cold Sober», «Sleeping With The Past» und «Freibier»
(«...Freibier für alle, sonst gibt’s Krawalle...») sind Tankard pur!
Auch wenn die Jungs hier vielleicht ein bisschen mehr mit dem Tempo
variieren, wer bis anhin das Quintett mochte, der findet auch an dieser
Scheibe Gefallen. Bonustracks sind mit weiteren Liedern der DVD «Open
All Night» zu hören. Namentlich «Don’t Panic», «666 Packs» und «Shit
Faced».
Zum
ersten Mal als Quartett sah man Tankard auf «Two Faced». An der Musik
änderte sich kaum was. Noch immer dominierten die Bassläufe, das
treibende Drum, die schnellen Riffs und das Organ von Gerre das
Geschehen. Mit «Nation Over Nation», der geilen Einleitung zu «Days Of
The Gun», «Up From Zero», «Cyberworld» und dem erneut deutschsprachigen
«Ich brauch’ meinen Suff» ist erneut glänzendes Material mit einer
schaumigen Krone vorhanden. Auch hier sind weitere Live-Bonustracks von
«Open All Night» zu hören. Nämlich «Space Beer», «Zombie Attack», «Alcohol»,
«Chemical Invasion» und «(Empty) Tankard», runden diese
abwechslungsreiche Scheibe ab.
«The Tankard» ist der letzte Streich dieser mit tollen Booklets versehen
Rerelease-Reihe. – Man darf bei allem Spass, die oftmals kritischen
Texte nicht ausser Acht lassen. – Tja, diese Scheibe ist wahrscheinlich
die abwechslungsreichste Platte der Herren aus Frankfurt, denn Lieder
wie «Mess In The West» oder «Hope?» haben doch ein spezielles Flair. Das
heisst nun aber nicht, dass man hier
vom «Endorama» (remember Kreator) der Bierkrüge sprechen muss. Noch
immer klingt alles nach den Deutschen, die leider immer im Schatten der
grossen drei Thrash-Bands aus Germany standen. Als Bonusmaterial ist die
komplette Tankwart «Aufgetankt»-Scheibe zu hören. Was sich schon ab und
an abgezeichnet hat, fand hier seine fulminante Fortsetzung. Die Jungs
spielten nur deutschsprachige Songs ein und coverten bekannte
Neue-Deutsche-Welle-Klassiker auf ihre ureigene Art und Weise. Hört euch
«Pogo In Togo», «Hurra, hurra die Schule brennt», «Sternenhimmel» oder
«Skandal im Sperrbezirk» an, ihr werdet grossen Spass haben.
Wer auf Thrash Metal, Punk, Metal oder einfach Fun steht, der ist hier
mit diesen lange nicht mehr erhältlichen Scheiben sehr gut bedient.
Greift zu, denn es lohnt sich bei jedem der neun
Wiederveröffentlichungen.
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