Metal Factory-Mitarbeiter in psychiatrische Klinik eingeliefert.
05.11.07
Eigentlich ist das morgendliche Frühaufstehen für die Meisten schon Qual genug, aber so richtig kann einem der Tag (und in diesem Fall sogar eine ganze Woche!) versaut werden, wenn die Kantonspolizei vor der Türe steht, ein ‚Notfallpsychologe’ ein rechtlich unhaltbares ‚Gutachten’ ausstellt und einen direkt per FFE in die Klapse verfrachtet. Dieser Tatsachenbericht eines Mitarbeiters der Metal Factory soll aufzeigen, wie leicht man in die Mühlen der Justiz gerät, wie schwerwiegend vorschnelle Urteile durch sogenannte Fachpersonen wiegen, und wie beschwerlich der Weg aus all dem sein kann.

<<< Der betroffene Toby erzählt gleich selbst: Es passierte am Donnerstag dem 04. Oktober, am Morgen gegen halb sieben. Ich war schnell die Zeitung holen gegangen und zurück im Haus meiner Eltern, schloss eben die Tür hinter mir und wollte Frühstücken, als die Klingel abging. Vier Polizisten der Kantonspolizei Zürich, allesamt mit schusssicheren Westen und gut sichtbaren Waffen, verschafften sich Zutritt und konfrontierten mich mit der Tatsache, dass sie mein Zimmer untersuchen, eventuelle Beweisstücke beschlagnahmen und mich zur Einvernahme auf den Posten mitnehmen werden. Der Schock über diesen unerwarteten Vorfall war dermassen gross, dass ich nicht einmal nach einem Durchsuchungsbefehl verlangt habe – wahrscheinlich hätten sie schon einen gehabt, aber besser wäre eine Nachfrage schon. Item, als ich endlich wissen wollte, wieso all dies geschieht, wurde ich mit einer unerfreulichen Nachricht nochmals geschockt: Offenbar hat die deutsche Polizei irgendwie im Internet nach verdächtigen Schlagwörtern gesucht, und ist in einem Forum fündig geworden, in welchem ich mich auch immer mal wieder bewegt hatte.

In diesem Forum gibt es Threads, in denen man sich auskotzen kann, wenn es einem nicht so gut geht. Im Monat September ging es mir nicht allzu gut, also habe ich immer wieder dort hinein geschrieben, wie es mir geht. Einerseits hoffte ich auf gute und brauchbare Ratschläge, andererseits ging es auch um Aufmerksamkeit und stellenweise auch Mitleid. Wie dem auch sei, an einem Tag ging wirklich alles schief, und dementsprechend war auch mein Eintrag gewesen, unter anderem schrieb ich ein Wort, das zu meinem Verhängnis geworden war. Ich möchte es an dieser Stelle nicht wiedergeben, aber es hat mit dem blinden Rasen und Durchdrehen zu tun. Der springende Punkt ist aber, dass ich nie geschrieben hatte, dass ich das mache, ich sagte nur, dass ich mich so fühlte als ob ich so was tun könnte – wer mich auch nur annähernd kennt, weiss ganz genau, dass ich das niemals tun würde, erstens wegen mir und meiner Zukunft, die ich mühsam aufgebaut und garantiert nicht wieder wegwerfen werde, und zweitens wegen der Tatsache, dass ich anderen Leuten gar nicht wehtun könnte...

Nun, es wurden Photos von meinem Zimmer gemacht, der PC beschlagnahmt, verschiedene Songtexte und Gedichte, die ich für mich geschrieben hatte, eingezogen. Und ich wurde in einem privaten Fahrzeug zum Posten gefahren und dort vernommen. Die Polizei war auch nach all den Gesprächen und meinen Aussagen, die nichts als die Wahrheit beinhalteten, der Ansicht, dass die Aktion ein Schuss in den Ofen gewesen war. Das Prozedere schrieb jedoch vor, dass ich noch einem ‚Notfallpsychologen’ Rede und Antwort stehen musste. Und damit ging alles schief: Dieser gute Herr hat aufgrund der Photos meines Zimmers, den Texten aus dem Internet sowie einem sehr kurzen Gespräch das Gefühl bekommen, er könne mich einschätzen und war der Ansicht, ich müsse vorsichtshalber in die psychiatrische Klinik Hard in Embrach gebracht werden, und dass mir alle meine Rechte per FFE entzogen werden sollen. FFE bedeutet ‚fürsorgerischer Freiheitsentzug’ und ist in meinem Fall blanker Hohn, denn dies bedeutete nur, dass ich nichts mehr entscheiden konnte und mich allem beugen musste, was man mir sagt...

Man stelle sich die Situation nur einmal vor: Ein Mensch, der halt einen individuellen Lebensstil sein eigen nennt und sich halt freiwillig eher am Rand der Gesellschaft bewegt (allerdings ohne dieser je geschadet zu haben) wird aufgrund voreiliger Schlüsse, die auf der Basis von Vorurteilen beruhen und keinerlei rechtliche Grundlage vorweisen können da kein effektiver Tatbestand vorliegt, all seiner Menschenrechte beraubt und weggesperrt. Und all dies mit dem Segen des Staates!

Ursprünglich war nur von einer Nacht die Rede, in welcher ich einfach unter Beobachtung stehen würde. Die ‚Oberärzte’ dieser Klinik machten aber gleich am nächsten Tag klar, dass ich übers Wochenende bleiben müsste, da sie sich noch kein Urteil erlauben könnten. Super, so viel zum Thema Wortbruch. Ich war gedemütigt, bekam das heulende Elend, sah keinen Ausweg mehr... Ich wusste nur, dass ich mich allem fügen musste, wenn ich so schnell wie möglich hier rauskommen wollte. Allerdings war für all die Misere auch die Art und Weise verantwortlich, wie ich von den ‚Oberärzten’ behandelt worden war: Hochnäsig, gehässig, arrogant und beleidigend versuchten sie wohl, meinen passiven Widerstand zu brechen und mich zur Kooperation zu bringen, was Medikamentenverabreichung sowie stationäre Behandlungen betraf. Ich weigerte mich konsequent, weil ich wusste, dass mir das keinesfalls helfen, sondern die Situation nur noch verschlimmern würde. Heftig war auch die Tatsache, dass mit bewussten Lügen versucht worden ist, mich zu brechen. Obwohl ich deutlich gesagt habe, dass ich eine Arbeit, Kollegen sowie eine mehr als nur intakte Familienstruktur habe, wurde dies mehrfach geleugnet. Im Klartext: Man sagte mir, dass ich keinen Job und keine Freunde hätte, wohin ich denn gehen wolle, dass ich einen gefährlichen Weg beschritten hätte den man jetzt verfolgen und versuchen müsse, rückgängig zu machen. Und dass in meiner Familie eh was nicht stimmen könne – ich wies nur bestimmt auf die Tatsache hin, dass sowohl die Aussage mit dem Job als auch mit den Kollegen Lügen seien und dass sie sowohl mich als auch meine Familie gar nicht auch nur annähernd kennen würden, als dass man sich solche dreisten Worte darüber erlauben könne. Der ‚Oberarzt’ war jedoch nicht von seiner Meinung abzubringen und machte auf seine hochnäsige Art klar, dass er schon wisse was er sage, und dass das richtig sei, was er von sich gebe...

Dank dem regelmässigen Besuch meiner Eltern, meines Bruders sowie einiger sehr guten Freunden konnte ich die Monotonie der Tage immer wieder für einige Stunden unterbrechen und neue Energie bekommen, die ich für das Durchstehen dringendst benötigte. Neben lesen und schlafen sowie einigen Unterhaltungen, die ich mit dem im Gegensatz zu den ‚Oberärzten’ sehr umgänglichen Personal geführt hatte war dies die einzige Form des Aufstellens, die mir in dieser Zeit sehr geholfen hat.

Nachdem ich das Wochenende mehr schlecht als recht hinter mich gebracht hatte, wartete ich begierig auf den Montag sowie das Gespräch, das endlich beweisen sollte, dass ich zu Unrecht immer noch in der Klinik war. Doch, Überraschung Überraschung, es kam alles anders als geplant: Obwohl auch in den Klinikunterlagen deutlich zu lesen war, dass ich am Montag entlassen werden sollte, war der gute Herr ‚Oberarzt’ der Meinung, dass ich bleiben müsse, inklusive medikamentösen Therapien sowie Verlegung in einen anderen Trakt zur ambulanten Behandlung. Glücklicherweise hat mein Bruder, dem ich gar nicht genug danken kann für alles, was er für mich getan hat, sich sofort wegen möglichen Anwälten erkundet, daraufhin Psychex informiert und mir ihre Telephonnummer gegeben. Dies ist eine Organisation, bestehend aus Anwälten mit verschiedenen Spezialgebieten, die darauf geschult ist, Leute, die unschuldig in psychiatrischen Kliniken festsitzen, rauszuholen. Nachdem ich meinem Anwalt von der Sachlage berichtet habe sowie ihm alle notwendigen Dokumente zuschickte, kam die Sache ins Rollen. Das Bezirksgericht Bülach hat am Donnerstag dem 11. Oktober um halb zwei Uhr nachmittags einen Termin für die Verhandlung angeordnet. Da rechtlich gesehen keinerlei Beweise oder Tatsachen für meine Einlieferung vorlagen, konnte mein Anwalt alle ‚Argumente’ der Klinik, die teilweise absolut im Widerspruch zu den aufgelisteten Fakten in den Stationsunterlagen lagen, für null und nichtig erklären sowie meine sofortige Freilassung bewirken...

Ich möchte mit diesem Bericht zweierlei Sachen aufzeigen. Zum einen ist dies ganz klar eine Warnung an alle Forenuser: Bitte achtet auf eure Worte wenn ihr in Foren etwas zum besten gebt, denn oben geschilderter Zugriff inklusive aller Folgen kann jeden von uns treffen. Eine Einlieferung per FFE geschieht verdammt schnell, aber dass man von all dem wieder loskommt und wieder frei ist, das kann sich lange hinziehen. Eine Woche mag nicht nach viel klingen, aber sie kann elends lang sein. Vor allem, wenn man eigentlich nichts verbrochen hat (ausser sich die Seele durch schreiben zu erleichtern)... Tja, und zum anderen sieht man wieder mal ganz deutlich, dass unser Staatssystem erstens gründlich versagt, und zweitens, dass dieser FFE mit all den damit verbundenen Konsequenzen eine einzige Schweinerei darstellt, denn damit wird mit Hilfe des Staates die Menschenrechte unterbunden und man selbst zum Spielball der Launen der ‚Ärzte’ sowie ‚Psychologen’. Was die Rede- und Meinungsfreiheit betrifft, so kann ich darüber nur noch müde lachen, denn diese Rechte sind schon längst nicht mehr vorhanden. Was mir passiert ist, kann jedem von euch passieren, deswegen rate ich euch nochmals eindringlichst: Lasst euch keineswegs die Foren oder das Internet sonst wie verbieten, aber passt auf, was ihr wo hinschreibt. Glaubt mir, diese eine Woche will ich niemandem von Euch zumuten...