Eigentlich ist das morgendliche Frühaufstehen für die Meisten schon Qual
genug, aber so richtig kann einem der Tag (und in diesem Fall sogar eine
ganze Woche!) versaut werden, wenn die Kantonspolizei vor der Türe
steht, ein ‚Notfallpsychologe’ ein rechtlich unhaltbares ‚Gutachten’
ausstellt und einen direkt per FFE in die Klapse verfrachtet. Dieser
Tatsachenbericht eines Mitarbeiters der Metal Factory soll aufzeigen,
wie leicht man in die Mühlen der Justiz gerät, wie schwerwiegend
vorschnelle Urteile durch sogenannte Fachpersonen wiegen, und wie
beschwerlich der Weg aus all dem sein kann.
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Der betroffene Toby erzählt gleich selbst: Es passierte am
Donnerstag dem 04. Oktober, am Morgen gegen halb sieben. Ich war schnell
die Zeitung holen gegangen und zurück im Haus meiner Eltern, schloss
eben die Tür hinter mir und wollte Frühstücken, als die Klingel abging.
Vier Polizisten der Kantonspolizei Zürich, allesamt mit schusssicheren
Westen und gut sichtbaren Waffen, verschafften sich Zutritt und
konfrontierten mich mit der Tatsache, dass sie mein Zimmer untersuchen,
eventuelle Beweisstücke beschlagnahmen und mich zur Einvernahme auf den
Posten mitnehmen werden. Der Schock über diesen unerwarteten Vorfall war
dermassen gross, dass ich nicht einmal nach einem Durchsuchungsbefehl
verlangt habe – wahrscheinlich hätten sie schon einen gehabt, aber
besser wäre eine Nachfrage schon. Item, als ich endlich wissen wollte,
wieso all dies geschieht, wurde ich mit einer unerfreulichen Nachricht
nochmals geschockt: Offenbar hat die deutsche Polizei irgendwie im
Internet nach verdächtigen Schlagwörtern gesucht, und ist in einem Forum
fündig geworden, in welchem ich mich auch immer mal wieder bewegt hatte.
In diesem Forum gibt es Threads, in denen man sich auskotzen kann, wenn
es einem nicht so gut geht. Im Monat September ging es mir nicht allzu
gut, also habe ich immer wieder dort hinein geschrieben, wie es mir
geht. Einerseits hoffte ich auf gute und brauchbare Ratschläge,
andererseits ging es auch um Aufmerksamkeit und stellenweise auch
Mitleid. Wie dem auch sei, an einem Tag ging wirklich alles schief, und
dementsprechend war auch mein Eintrag gewesen, unter anderem schrieb ich
ein Wort, das zu meinem Verhängnis geworden war. Ich möchte es an dieser
Stelle nicht wiedergeben, aber es hat mit dem blinden Rasen und
Durchdrehen zu tun. Der springende Punkt ist aber, dass ich nie
geschrieben hatte, dass ich das mache, ich sagte nur, dass ich mich so
fühlte als ob ich so was tun könnte – wer mich auch nur annähernd kennt,
weiss ganz genau, dass ich das niemals tun würde, erstens wegen mir und
meiner Zukunft, die ich mühsam aufgebaut und garantiert nicht wieder
wegwerfen werde, und zweitens wegen der Tatsache, dass ich anderen
Leuten gar nicht wehtun könnte...
Nun, es wurden Photos von meinem Zimmer gemacht, der PC beschlagnahmt,
verschiedene Songtexte und Gedichte, die ich für mich geschrieben hatte,
eingezogen. Und ich wurde in einem privaten Fahrzeug zum Posten gefahren
und dort vernommen. Die Polizei war auch nach all den Gesprächen und
meinen Aussagen, die nichts als die Wahrheit beinhalteten, der Ansicht,
dass die Aktion ein Schuss in den Ofen gewesen war. Das Prozedere
schrieb jedoch vor, dass ich noch einem ‚Notfallpsychologen’ Rede und
Antwort stehen musste. Und damit ging alles schief: Dieser gute Herr hat
aufgrund der Photos meines Zimmers, den Texten aus dem Internet sowie
einem sehr kurzen Gespräch das Gefühl bekommen, er könne mich
einschätzen und war der Ansicht, ich müsse vorsichtshalber in die
psychiatrische Klinik Hard in Embrach gebracht werden, und dass mir alle
meine Rechte per FFE entzogen werden sollen. FFE bedeutet ‚fürsorgerischer
Freiheitsentzug’ und ist in meinem Fall blanker Hohn, denn dies
bedeutete nur, dass ich nichts mehr entscheiden konnte und mich allem
beugen musste, was man mir sagt...
Man stelle sich die Situation nur einmal vor: Ein Mensch, der halt einen
individuellen Lebensstil sein eigen nennt und sich halt freiwillig eher
am Rand der Gesellschaft bewegt (allerdings ohne dieser je geschadet zu
haben) wird aufgrund voreiliger Schlüsse, die auf der Basis von
Vorurteilen beruhen und keinerlei rechtliche Grundlage vorweisen können
da kein effektiver Tatbestand vorliegt, all seiner Menschenrechte
beraubt und weggesperrt. Und all dies mit dem Segen des Staates!
Ursprünglich war nur von einer Nacht die Rede, in welcher ich einfach
unter Beobachtung stehen würde. Die ‚Oberärzte’ dieser Klinik machten
aber gleich am nächsten Tag klar, dass ich übers Wochenende bleiben
müsste, da sie sich noch kein Urteil erlauben könnten. Super, so viel
zum Thema Wortbruch. Ich war gedemütigt, bekam das heulende Elend, sah
keinen Ausweg mehr... Ich wusste nur, dass ich mich allem fügen musste,
wenn ich so schnell wie möglich hier rauskommen wollte. Allerdings war
für all die Misere auch die Art und Weise verantwortlich, wie ich von
den ‚Oberärzten’ behandelt worden war: Hochnäsig, gehässig, arrogant und
beleidigend versuchten sie wohl, meinen passiven Widerstand zu brechen
und mich zur Kooperation zu bringen, was Medikamentenverabreichung sowie
stationäre Behandlungen betraf. Ich weigerte mich konsequent, weil ich
wusste, dass mir das keinesfalls helfen, sondern die Situation nur noch
verschlimmern würde. Heftig war auch die Tatsache, dass mit bewussten
Lügen versucht worden ist, mich zu brechen. Obwohl ich deutlich gesagt
habe, dass ich eine Arbeit, Kollegen sowie eine mehr als nur intakte
Familienstruktur habe, wurde dies mehrfach geleugnet. Im Klartext: Man
sagte mir, dass ich keinen Job und keine Freunde hätte, wohin ich denn
gehen wolle, dass ich einen gefährlichen Weg beschritten hätte den man
jetzt verfolgen und versuchen müsse, rückgängig zu machen. Und dass in
meiner Familie eh was nicht stimmen könne – ich wies nur bestimmt auf
die Tatsache hin, dass sowohl die Aussage mit dem Job als auch mit den
Kollegen Lügen seien und dass sie sowohl mich als auch meine Familie gar
nicht auch nur annähernd kennen würden, als dass man sich solche
dreisten Worte darüber erlauben könne. Der ‚Oberarzt’ war jedoch nicht
von seiner Meinung abzubringen und machte auf seine hochnäsige Art klar,
dass er schon wisse was er sage, und dass das richtig sei, was er von
sich gebe...
Dank dem regelmässigen Besuch meiner Eltern, meines Bruders sowie
einiger sehr guten Freunden konnte ich die Monotonie der Tage immer
wieder für einige Stunden unterbrechen und neue Energie bekommen, die
ich für das Durchstehen dringendst benötigte. Neben lesen und schlafen
sowie einigen Unterhaltungen, die ich mit dem im Gegensatz zu den
‚Oberärzten’ sehr umgänglichen Personal geführt hatte war dies die
einzige Form des Aufstellens, die mir in dieser Zeit sehr geholfen hat.
Nachdem ich das Wochenende mehr schlecht als recht hinter mich gebracht
hatte, wartete ich begierig auf den Montag sowie das Gespräch, das
endlich beweisen sollte, dass ich zu Unrecht immer noch in der Klinik
war. Doch, Überraschung Überraschung, es kam alles anders als geplant:
Obwohl auch in den Klinikunterlagen deutlich zu lesen war, dass ich am
Montag entlassen werden sollte, war der gute Herr ‚Oberarzt’ der
Meinung, dass ich bleiben müsse, inklusive medikamentösen Therapien
sowie Verlegung in einen anderen Trakt zur ambulanten Behandlung.
Glücklicherweise hat mein Bruder, dem ich gar nicht genug danken kann
für alles, was er für mich getan hat, sich sofort wegen möglichen
Anwälten erkundet, daraufhin Psychex informiert und mir ihre
Telephonnummer gegeben. Dies ist eine Organisation, bestehend aus
Anwälten mit verschiedenen Spezialgebieten, die darauf geschult ist,
Leute, die unschuldig in psychiatrischen Kliniken festsitzen,
rauszuholen. Nachdem ich meinem Anwalt von der Sachlage berichtet habe
sowie ihm alle notwendigen Dokumente zuschickte, kam die Sache ins
Rollen. Das Bezirksgericht Bülach hat am Donnerstag dem 11. Oktober um
halb zwei Uhr nachmittags einen Termin für die Verhandlung angeordnet.
Da rechtlich gesehen keinerlei Beweise oder Tatsachen für meine
Einlieferung vorlagen, konnte mein Anwalt alle ‚Argumente’ der Klinik,
die teilweise absolut im Widerspruch zu den aufgelisteten Fakten in den
Stationsunterlagen lagen, für null und nichtig erklären sowie meine
sofortige Freilassung bewirken...
Ich möchte mit diesem Bericht zweierlei Sachen aufzeigen. Zum einen ist
dies ganz klar eine Warnung an alle Forenuser: Bitte achtet auf eure
Worte wenn ihr in Foren etwas zum besten gebt, denn oben geschilderter
Zugriff inklusive aller Folgen kann jeden von uns treffen. Eine
Einlieferung per FFE geschieht verdammt schnell, aber dass man von all
dem wieder loskommt und wieder frei ist, das kann sich lange hinziehen.
Eine Woche mag nicht nach viel klingen, aber sie kann elends lang sein.
Vor allem, wenn man eigentlich nichts verbrochen hat (ausser sich die
Seele durch schreiben zu erleichtern)... Tja, und zum anderen sieht man
wieder mal ganz deutlich, dass unser Staatssystem erstens gründlich
versagt, und zweitens, dass dieser FFE mit all den damit verbundenen
Konsequenzen eine einzige Schweinerei darstellt, denn damit wird mit
Hilfe des Staates die Menschenrechte unterbunden und man selbst zum
Spielball der Launen der ‚Ärzte’ sowie ‚Psychologen’. Was die Rede- und
Meinungsfreiheit betrifft, so kann ich darüber nur noch müde lachen,
denn diese Rechte sind schon längst nicht mehr vorhanden. Was mir
passiert ist, kann jedem von euch passieren, deswegen rate ich euch
nochmals eindringlichst: Lasst euch keineswegs die Foren oder das
Internet sonst wie verbieten, aber passt auf, was ihr wo hinschreibt.
Glaubt mir, diese eine Woche will ich niemandem von Euch zumuten...
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