Livereview: Airbourne - Black Spiders - Corroded

11. November 2013, Zürich - Volkshaus
By Rockslave
Für den Otto-Normalverbraucher sind AC/DC ohne Zweifel Australier und werden es auch immer bleiben. Fakt ist aber, dass die Young-Brüder und auch Bon Scott gebürtige Schotten und die anderen zwei, also die Herren Williams und Johnson, Briten sind. Der einzige echte  Aussie ist Schlagzeuger Phil Rudd. Solche historischen Begebenheiten gehen den vier Rabauken von Airbourne aus der Hafenstadt Warrnambool am Allerwertesten vorbei, denn sie sind beheimatete und nicht eingewanderte Australier. Dennoch transportieren sie den Sound ihrer musikalischen Überväter seit ein paar Jahren in ihrer eigentümlichen wie ungestümen Weise in die Welt hinaus und das recht erfolgreich. Bedingt durch exzessive Tourneen war man bald einmal in aller Munde und die überaus energetische Form ihrer Auftritte ist längst zum Markenzeichen geworden. Im Vordergrund steht dabei Leadsänger und Gitarrist Joel O'Keeffe, dessen schrilles Organ und das wilde Spiel das Aushängeschild von Airbourne geworden sind. Seit 2007 sind drei Alben erschienen, die nebst einigen Singles auch ein paar kultige Videos abgeworfen haben. Die aktuelle Tournee stand im Zeichen des neuen Album «Black Dog Barking», das die Linie des Debüts etwas verlassen hat, aber immer noch unverkennbaren Sound liefert. Mit im Tour-Billing standen die Briten namens Black Spiders und Corroded aus Schweden.

Corroded
Bald ist eine Dekade verstrichen, seit sich die vier Schweden nach gemeinsamem Jammen dachten, dass es nun Zeit sei, eine Band zu gründen. Inspiriert vom Rock der 70er wollte man dem Ganzen noch einen leicht modernen Touch verpassen, und so wurden Corroded aus der Taufe gehoben. In den ersten Jahren wurde vor allem die Heimat mit vielen Konzerten abgegrast, wodurch man sie in unseren Breitengraden nicht wirklich wahr genommen hat. Support-Slots für Avenged Sevenfold und Stone Sour steigerten darauf den Bekanntheitsgrad. Mir waren sie zuvor kein Begriff und so liess ich mich zuerst einmal von der Optik her leiten, die von den Kutten und den zahlreichen Tattoos her eher was von einer Biker-Band ausstrahlte. Sänger/Gitarrist Jens Westin trug dazu noch einen Bart und sah, wie weitere seiner Kollegen, schon ein wenig verwegen aus. Soundmässig ging es dann als Opener ab 19.45 Uhr jedoch in eine andere Richtung. Grundsätzlich spielte das Quintett in der Tat den selbst definierten Stil Heavy Aggressive Rock. Interessant war dabei die Tatsache, dass die Liveversionen um einiges ruppiger und sperriger klangen als das, was studiomässig auf den bisher drei veröffentlichten Longplayern verbraten wurde. Hier regiert ein gleichzeitig wuchtiger wie etwas polierter Rocksound, der sich im Fahrwasser von Disturbed, den alten harten Nickelback und P.O.D. bewegt. Vor allem der Gesang von Jens Westin erinnert stark an Nickelback-Fronter Chad Kroeger. Dazu kommen dezente Synthiesprengsel, die heute Abend ab Band gespielt, wenn überhaupt, nicht zur Geltung kamen. Dadurch wirkten die Songs rauer als ab Konserve. Dies auch, weil die an sich zahlreichen melodischen Arrangements ebenso unter gingen. So blieb unter dem Strich zwar eine bemüht aufspielende Truppe, die das Publikum aber nicht sonderlich hinter dem Ofen hervor zu locken vermochte. Hier lohnt es sich wirklich, sich eingehend mit den Tonträgern zu befassen, denn diese zeigen deutlich mehr, als Corroded in der Rolle als erster Anheizer während vierzig Minuten imstande waren zu zeigen.

Black Spiders
Die Briten aus Sheffield waren da mit ihrem Kick Ass Rock'n'Roll aus ganz anderem Holz geschnitzt und eigentlich bereits ab dem ersten Riff ging die Post ordentlich ab. Schon nach kürzester Zeit hatte Frontmann und Gitarrist Pete Spiby die Meute im Sack und dirigierte sie spielend durch den zweiten Support-Gig. Obwohl erst 2008 gegründet, existieren bereits sechs Longplayer (!) der schwarzen Spinnen, wovon man für die maximal zur Verfügung stehende Zeit von einer Dreiviertelstunde eine entsprechende Wahl treffen musste. Diese fiel auf jeden Fall gut aus, denn es groovte an allen Ecken und Enden wie Anton. Die Band wirkte um einiges spritziger als ihre Vorgänger und entfachte einen überaus passablen Flächenbrand, der allerdings durch in meinen Augen zu langfädiges Rumsülzen auch ohne den gedanklich eingesetzten Feuerlöscher immer wieder ein- oder besser ausgebremst wurde. Dazwischen wurde jedoch heftig gerockt, und wie! Für mich war das allerdings nicht das erste Aufeinandertreffen, da sie sich 2008 im Zürcher Rohstofflager als Anheizer des heutigen Headliners bereits keine Blösse gaben. Im Stoner Rock Schmelztiegel der Szene-Grössen wie Black Sabbath, Motörhead und den Gunners verfügten die schwarzen Spinnen über genügend Rotz und Power, um die Chose richtig anzuschieben. Dazu standen Mr. Spiby einsatzfreudige Kollegen wie Andrew Lister und Mark Thomas an den sechssaitigen Klampfen, sowie das Rhythmus-Gespann Adam Irwin (b) und Si Atkinson (d) zur Seite. Die Songs waren eingängiger, so zu sagen tanzbarer als zuvor und genau das wollte man ja mit dem gut gelaunten Publikum veranstalten, nämlich eine richtige Rock'n'Roll-Party. Dieses liess sich, wie gesagt, voll darauf ein und veranstaltete ein veritables Durcheinander. Das war offenbar ganz nach dem Geschmack der Band, die deswegen ihre Linie konsequent durchzog und keinen Millimeter davon abwich. So hatte ich als etwas weiter hinten stehender Beobachter dennoch das Gefühl, ein aktiver Teil dieser Rock'n'Roll-Party zu sein. Besser konnten die Fans für den Headliner nicht aufgeheizt werden. Leider war dann nach 45 anregenden Minuten plötzlich Schicht im Schacht, doch angesichts der Menge an getragenen Tour-Shirts der noch ausstehenden Aussies war klar, wer heute Abend das Rennen machen wird.


Airbourne
Nachdem Joel O'Keeffe (v/g), Justin Street (b/v), David Roads (g/v) und Ryan O'Keeffe (d) sich im Vorfeld des neuen Albums gefühlt länger nicht mehr wirklich auf den Bühnen der Welt bemerkbar gemacht hatten, lag es nun an ihnen, der erwarteten Rolle gerecht zu werden. Dies hätte eigentlich bei ausverkauftem Haus notabene ein Leichtes sein müssen und so kam es denn auch. Kaum stürmten Airbourne um 21.45 Uhr die Bühne, brannte der Laden schon! Joels Stimmbänder waren gut geölt und die Riffs kamen ohne Unterbruch. Dazu fetzte er wie von der Tarantel gestochen unentwegt über die ganze Bühne, was man ja schon seit einiger Zeit so gesehen hatte. Als Opener wurde gleich «Ready To Rock» vom neuen Longplayer gewählt, wo der auffällige hymnische Mitsingpart schon das Zeug zu einem Klassiker für die Zukunft offenbarte. Es folgten dann umgehend auf dem Fusse «Too Much, Too Young, Too Fast» und «Girls In Black» vom legendären Debüt. Bereits jetzt waren die Protagonisten schon ordentlich durchgeschwitzt und halbwegs auf Betriebstemperatur. Was in diesem Zusammenhang immer wieder überrascht, ist das stets heftige Windmühlen-Headbangen von Bassist Justin Street! Ich habe keine Ahnung, wie der Junge das auf jeweils einer ganzen Tour konstant so durchziehen kann. Vielleicht sollte er sich einmal mit Ex-Metallica Tieftöner Jason Newsted treffen, denn der würde ihm dann schon berichten, wie der Körper, sprich die Halswirbel diese Tortur eines Tages nicht mehr mitmachen. Doch was solls, der Kerl ist noch jung und steckt voll im Saft. Dies kann man weitgehend von den neuen Songs auch sagen, doch es gibt auch einige Stimmen, die bereits das kreative Ende der Australier ausmachen wollen. Insgesamt fügt sich das frische Material jedoch recht gut zum alten hin. Wer schon ein paar Shows von Airbourne gesehen hat, wird das gegen den Kopf schlagen von einigen (präparierten) Bierdosen mittlerweile als eher langsam peinlich und aufgesetzt empfinden. Der guten Stimmung tat das natürlich keinen Abbruch, im Gegenteil, und so kam es denn auch wieder, dass Joel, dazu wild solierend und auf den Schultern eines Roadies sitzend, seine Runden im Publikum drehte. Das tat er dann unten im Foyer, wie oben auf dem Balkon. Mitten im Set, im Gegensatz zu anderen Konzerten dieser Tour, gelangte in Zürich auf das Zurufen eines Fans hin der Video-Song «Blonde, Bad And Beautiful» zur Aufführung. Damit wurde der Set auf erfreuliche neunzig Minuten ausgedehnt, was im Falle der schweisstreibenden Show nicht zwingend erwartet werden konnte. Insgesamt war das Ganze früher schon noch einen Zacken heftiger, aber die Zeit wird es zeigen, wer das Rennen machen wird. Die Konkurrenz ist zahlreich und äusserst aktiv zur Zeit.

Setliste: «Ready To Rock» - «Too Much, Too Young, Too Fast» - «Girls In Black» - «Back In The Game» - «Diamond In The Rough» - «Blonde, Bad And Beautiful (wished by someone from the audience) » - «Black Dog Barking» - «Cheap Wine & Cheaper Women» - «No Way But The Hard Way» - «Stand Up For Rock'n'Roll» -- «Live It Up» - «Guitar Solo Joel» - «Raise The Flag» - «Runnin' Wild».