Livereview: Anna Murphy - One Lucky Sperm

23. November 2013, Luzern - Schüür
By Patricia L.
Nach einem Konzert in Zürich und einem Konzert in London gab sich Anna Murphy an diesem Samstagabend erstmals in ihrer Heimatstadt Luzern die Ehre. Sie zeigte auf eine eindrücklich natürliche und charmante Art und Weise, dass sie aus dem Schatten von Eluveitie heraus treten und auch als Solokünstlerin, abseits der Metalszene, bestehen kann.

One Lucky Sperm
Eröffnet wurde der Abend vom Luzerner Tizian von Arx (u.a. 7 Dollar Taxi), der mit seinem Soloprojekt One Lucky Sperm auf unkonventionellen Pfaden wandelt. Der Sound ist eigenwillig, ebenso seine Stimme. Begleitet wurde „Tizz“ an diesem Abend von einem Schlagzeug und einem E-Piano, er selbst zeigte sich für Gitarre oder wahlweise auch Ukulele verantwortlich. Ziemlich relaxt zog er sein Set durch und wenn mal etwas nicht funktionierte wie geplant, wurde das Problem mit einer Seelenruhe angegangen. Pressant hatte es zurzeit auch noch niemand. Die Anwesenden liessen sich fast an zwei Händen abzählen und wirkten eher noch etwas müde.

Anna Murphy
In der Zwischenzeit hatten sich im Konzertsaal der Schüür doch gut 150 Leute eingefunden, die gespannt auf den Auftritt von Anna Murphy warteten. Mit dem Opener von ihrem kürzlich erschienenen Debütalbum «Cellar Darling» startete sie mit noch leicht unsicherer Stimme ins Set. Die anfängliche Aufregung war nach den ersten begeisterten Reaktionen aus dem Publikum jedoch schnell vergessen und Anna blühte sichtlich auf. Mit ihren Ansagen samt Nerd-Kommentaren sorgte sie für einige Lacher. Ihre Stimme, die Drehleier, sowie auch das kleine schwarze Kästchen an ihrem Mikrofonständer setzte sie gekonnt ein, während dem ihr die Band, die unter anderem auch mit Eluveitie-Musikern bestückt ist, idealen Rückhalt gab. Merlin Sutter stach mit seinem ausgesprochen präzisen und teilweise groovigen Schlagzeugspiel besonders hervor. Auch Klänge die sonst oft in Form von Samples eingespielt werden, erzeugte er auf eigens dafür ausgerichteten Geräten. Zu hören bekam man fast alle Songs vom Album, mit Ausnahme von «Ailurophile», was ich persönlich etwas bedauerte. Dafür gab es eine ausgearbeitete Version von «Lovelornia», mit zusätzlichen Pianoparts und einem tollen Gitarrensolo, sowie zwei Songs, die sich nicht auf dem Album befinden. «Ciri» hat einen träumerischen Charakter, während dem «Open End» nach eigener Aussage äusserst kitschig klingt. Dank einigen Überarbeitungen der Band hat man dann beschlossen, diesen Song trotzdem ins Set aufzunehmen. Als ob er es geahnt hätte, kam just in dem Moment der stadtbekannte Rosenverkäufer in den vorderen Zuschauerreihen vorbei. «Antihero» bildete den offiziellen Schluss des Konzerts. Nach lautstarken Rufen des Publikums gab es als Zugabe das Cover «Johnny» obendrauf. So steht man am Schluss da und ist schlicht fasziniert ob der Leistung dieser jungen Frau, die in Eigenregie diese abwechslungsreichen Songs schreibt und produziert. Zudem gelingt es ihr, lange ersehnte Innovation in die heimische Popmusik zurück zu bringen. Mit dem Begriff „Eclectica“ beschreibt sie ihren eigenen unverkennbaren Stil, von welchem wir uns noch einiges erhoffen dürfen.