Livereview: Avantasia

13. April 2013, Pratteln - Z7
By Rockslave
Ein Doppel-Konzert im Z7 und notabene das eine davon ganz und das andere knapp ausverkauft, gereicht nicht mancher Band! Tobi Sammets Baby „Avantasia“ gehört jedoch dazu und das freute die Fans diesmal besonders, da eine Neuauflage zuerst gar nicht mehr in Reichweite schien. Der Edguy-Fronter selber war es nämlich, der 2011 in Wacken nach dem triumphalen Konzert (woraus die Live-DVD «The Flying Opera» wurde) verkündete, dass es das nun definitiv gewesen wäre. Tja…, keine zwei Jahre später sind wir gescheiter und können uns im Kollektiv am neuen Meisterwerk «The Mystery Of Time» ergötzen, wo der umtriebige Tobi erneut einige Hochkaräter der Szene wie Joe Lynn-Turner (Ex-Deep Purple, Ex-Rainbow), Biff Byford (Saxon) oder Ronnie Atkins (Pretty Maids) und gar Eric Martin (Mr. Big) für die Studio-Aufnahmen gewinnen konnte. Das Resultat überzeugt innerhalb der selbst gesteckten Grenzen und der erwarteten Grund-Stilistik abermals und so wurden die Bedürfnisse der Fans ein weiteres Mal locker erreicht. Da schon im Vorfeld zu vernehmen war, dass die ganze Show rund drei Stunden dauern würde, liess diese somit keinen Raum für einen Support-Act .

Avantasia

Ein Vorprogramm wäre in diesem Zusammenhang eh vermessen gewesen und nicht nur wegen dem Herrichten der Bühne. Diese sah vom Aufbau her eigentlich gleich aus wie schon das letzte Mal, sprich hinten hing abermals ein oberfettes Backdrop mit dem Motiv der neuen Scheibe. Davor stand eine erhöhte Quertraverse, auf die, über eine angestellte Treppe, die Protagonisten des Abends von der Backstage-Seite her ins Blickfeld der Fans gelangten. Damit waren natürlich die Gastsänger der Tour gemeint, zu denen heuer alte Bekannte wie Michael Kiske (Unisonic, Ex-Helloween), Amanda Somerville (Tryllium, Rock Meets Classic) und Bob Catley (Magnum) zählten, sowie noch Ronnie Atkins (Pretty Maids), Eric Martin (Mr. Big) und Thomas Rettke (Heavens Gate). Die Klampfen teilten sich Oliver Hartmann (At Vance) und Producer-Legende Sascha Paeth (Ex-Heavens Gate), ergänzt um den für Avantasia neuen Bassisten Andre Neygenfind und den etatmässigen Tastenmann Michael Rodenberg. Somit fehlen jetzt noch zwei Leute, die bekanntlich beide, wenn nicht hier, bei ihrer Hauptband Edguy zusammen lärmen: Drummer Felix Bohnke und Frontmann Tobias Sammet. Letzterer ist der kreative, um nicht zu sagen sehr kreative Kopf hinter „Avantasia“. Kaum zu glauben, dass «The Metal Opera (Part 1 & 2)» als Debüt-Werke zu Beginn mittlerweile schon mehr als eine Dekade auf dem Buckel haben.

Das berühmtbekannte Intro «Also Sprach Zarathustra» von Richard Strauss pulverisierte dies mit seinem Entstehungs-Jahr 1896 natürlich gleich, passte aber bestens dazu und mündete fliessend in den Opener «Spectres» über, der zugleich auch «The Mystery of Time» opulent eröffnet. Dazu sang Tobi die Leads erstmal alleine, doch ab dem zweiten (auch neuen) Lied «Invoke The Machine» wurde er dann praktisch nicht mehr alleine gelassen. Ronnie Atkins, dem die volle Halle an dieser Stelle bestimmt ziemlich bekannt vorkam (Pretty Maids produzierten hier ja im Herbst 2011 ihre erste Live-DVD/DCD «It Comes Alive – Live in Switzerland) legte sich hierzu und noch einige Mal mehr voll ins Zeug. Der Jubel der begeisterten Fans war schon ganz ordentlich, aber als dann Michael Kiske die Z7-Bühne betrat, wurde es richtig laut! Nun mussten auch die letzten Nörgler attestieren, dass man dem ehemaligen Helloween-Sänger seine Unkenrufe gegen den Metal längst verziehen hat. Während auf der CD Biff Byford von Saxon die zweiten Leads innehat, liess der Michel im ersten Duett mit Herrn Sammet nichts anbrennen und legte bei «Reach Out» gleich noch einen drauf. Was hat der Kerl noch immer für eine Wahnsinns-Stimme!

Mit Magnums Bob Catley ging das Tempo nicht unerwartet zurück und machte so Platz für etwas hardrockigere wie balladeskere Klänge. Obwohl manchmal etwas leicht fahrig wirkend, schien Bob gut beieinander zu sein und bereicherte den Set mit seiner unverwechselbaren Stimme. Gleiches galt natürlich ebenso für die wiederum zauberhafte Amanda Somerville, die knapp einen Monat nach dem Auftritt im Züricher Hallenstadion mit „Rock Meets Classic“ die Sau wesentlich mehr rauslassen konnte, und dies mit sichtlicher Freude und voller Stimme auch tat. Zwischendurch durfte auch Gitarrist Oli mal ran und bewies damit einmal mehr, über welche verdammt geile Stimme auch er verfügt! Wirklich positiv überraschte mich Eric Martin, den ich mir in einem stilistisch deutlich härteren Umfeld nicht recht vorstellen konnte. Doch ich lag mit meiner leichten Skepsis voll daneben und erlebte hingegen einen voll motivierten wie sich mehrfach dankbar zeigenden Mr. Big Sänger. Das Publikum ging längst steil ab, bescherte allen Beteiligten eine erste magische Nacht und dem Z7 eine regelrechte Sause. Master Sammet saugte derweil diese inspirierenden wie anstachelnden Vibes ganz in sich auf und hinterliess einen bestechenden Eindruck.

Doch das alles nützte nichts, wenn Michael Kiske wieder mit von der Partie war. Glasklar und fadengerade peitschte der unbestrittene Sympathie-Träger des Abends seine Strophen heraus und war schlicht grandios! Was für eine Schande, dass die Schweiz bislang nicht in den Genuss einer Headliner-Show von Unisonic, der neuen Band von Michael gekommen ist. Dort spielt ja neben Kai Hansen (Gamma Ray) auch Mandy Meyer (Krokus) mit. Sound- und vor allem lichtmässig gab es eigentlich nichts zu bemängeln. So vergingen die drei angekündigten Stunden wie im Fluge und es gab sicher nicht wenige Fans, die am kommenden Abend nochmals mit dabei waren. Wie war das also nochmals mit der letzten Show in Wacken Herr Sammet? Zum Glück sah er davon nochmals ab und es bleibt zu hoffen, dass ihm sein unbestrittenes Talent noch ein paar weitere solcher Glanztaten bescheren wird, die er danach noch so gerne unter die Leute bringen möchte…, wetten? Nach dem ersten Konzert sah man zumindest nur zufriedene Gesichter und der folgende Abend soll dem Vernehmen nach mindestens gleich gut, wenn nicht noch besser gewesen sein. Ist natürlich immer Ansichtssache, aber die Qualität von „Avantasia“ spricht für sich und cool, das Ganze im kommenden Juni in Schweden oben nochmals erleben zu dürfen!


Setliste: «Also Sprach Zarathustra/(Theme from 2001: A Space Odyssey)» - «Spectres» - «Invoke The Machine» - «Black Orchid» - «(Prelude) Reach Out For The Light» - «Breaking Away» - «The Story Ain't Over» - «The Great Mystery» - «Scales Of Justice» - «What's Left Of Me» - «Promised Land» - «Sleepwalking» - «The Scarecrow» - «Stargazers» - «Farewell» - «Shelter From The Rain» - «In Quest For The Wicked Symphony» - «Lost In Space» - «Savior In The Clockwork» - «Twisted Mind» - «Dying For An Angel» -- «The Seven Angels» - «Avantasia» - «Sign Of The Cross».