Nach der unweigerlichen Reunion von Judas
Priest musste Tim "Ripper" Owens das Feld wieder räumen und stieg
danach unter anderem auch bei Iced Earth ein, wo ihm, falls es sich
sein Vorgänger Matt Barlow eines schönen Tages wieder anders
überlegen sollte, wohl das gleiche Schicksal widerfahren wird. Was
liegt also näher, als sich eine eigene, neue Band zusammen zu
stellen?!! Beyond Fear nennt sich die Truppe, die Anfangs Mai ihr
selbstbetiteltes Debüt rausgebracht hat und sich stilistisch etwa in
der Region von Fight/Halford (Solo) bewegt. Selbstredend liefert das
jüngere Gegenstück zum originalen (und zwangsläufig in die Jahre
gekommenen) Metal-God wie erwartet eine weitaus besser
Vocal-Performance ab. Dass Ripper Owens dies auch live bringen kann,
ist längst bekannt und darum konnte man sich am heutigen Abend auf
ein stimmliches Feuerwerk freuen. Gleiches galt auch für Vicious
Rumors, die seit Neustem keinen Geringeren als James Rivera (u.a.
Ex-Helstar, Ex-Seven Witches) als Nachfolger von Brian O'Connor
verpflichten konnten. Mastermind und Gründer Geoff Thorpe (g) hat
seit den Anfängen unzählige Musiker in der Band gehabt, wie zum
Beispiel auch den Sechsaiten-Langhaar-Derwisch Ira Black. Als erste
Anheizer dieses Tour-Packages durften die deutschen Courageous ran,
die heute Abend ihren letzten Auftritt in diesem Package
absolvierten und deshalb nochmals alles gaben. (Rsl)
Courageous
Die Band aus Frankfurt fackelte nicht lange und zündete gleich ein
furioses Metal-Schauspiel, das zu Beginn allerdings eher düster und
schwerfällig daher kam. Bald drang aber die hauptsächliche thrashige
Ausrichtung durch, die mitunter immer wieder mal an Nevermore
erinnerte. Was in dieser Art und Weise jedoch überraschte, war der
oftmals mehrstimmige Gesang und die progressiv anmutende
Bass-Spielweise von Tour-Bassist Boris Tischner, der dem
etatmässigen Tieftöner Jürgen Weiland in Nichts nachstand. Sänger
Chris Staubach (mit Linsen à la Marilyn Manson) gebärdete sich
derweil als wilder und glaubwürdiger Metal-Frontmann, obwohl die gut
gemeinten Ansagen und Anfeuerungen in Richtung Publikum (etwa
mickrige 100 Leutchen!) völlig wirkungslos verpufften. Er war
wirklich schade, dass diese eingespielte Truppe ihren Tourabschluss
vor solch einer kläglichen Kulisse durchziehen musste. Späteren
Informationen zu Folge soll es aber auch in Deutschland Dates dabei
gehabt haben, die nicht besser besucht waren! US-Metal fristet
demnach also weiterhin ein karges Leben. Courageous liess das dem
Anschein nach praktisch völlig kalt und so zogen sie ihre Show voll
durch und der Schluss mit einem der grössten Beatles-Songs ("Yellow
Submarine") als thrashiges Cover gespielt, hinterliess mehrere
offene Münder! Diesem professionellen Verhalten gebührt aufrichtiger
Respekt und es ist an dieser Stelle mehr als angebracht, auf das
neue Album "Downfall In Honesty" hinzuweisen, das es echt zu
entdecken gilt! Es gibt definitiv noch mehr aus good old Germany als
nur Kreator, Destruction, Sodom und Dew Scented - so watch out! (Rsl)
Set-Liste: "Listen", "Trapped", "System Has Failed", "Praise Thy
Name", "Inertia", "A Million Eyes", "Hollow Creation" & "Yellow
Submarine".
Vicious Rumors
Man kann es nicht genug wiederholen: Diese Band ist nichts als Kult!
Nur haben das all die Jahre hindurch leider viel zu wenige
MetallerInnen bemerkt. Logo fristet US-Power Metal in Europa seit
jeher ein Schattendasein, aber wenn die Qualität beinahe anhaltend
stimmt, muss es einfach mal zum Erfolg führen. Nichtsdestotrotz hat
sich Gitarrist (und das letzte, verbliebene Gründungsmitglied) Geoff
Thorpe nie unterkriegen lassen und mit dem neuen Album "Warball",
fünf Jahre nach "Sadistic Symphony", eine respektable Rückkehr
zelebriert. Von diesem aktuellen Line-Up standen bis auf
Aushilfs-Basser Stephen Goodwin (Dave Starr soll dem Vernehmen nach
keine gültigen Einreise-Papiere gehabt haben) und Brad Gillis (Ex-Nightranger
& Ex-Ozzy) als zweiter Gitarrist alle auf der Bühne. Und obwohl der
eingangs erwähnte Ira Black (g) nicht mehr dabei ist, legten Vicious
Rumors los wie die Feuerwehr! Den Auftakt machte gleich der Opener
der neuen CD: "Sonic Rebellion". Von Anfang an war reichlich was los
auf der Bühne und James Rivera machte seinem Status als
Ausnahme-Shouter alle Ehre. Wie Ronnie James Dio, der ebenfalls
nicht mit Körpergrösse gesegnet ist, wartet(e) auch der klein
gewachsene Mr. Rivera dafür mit einer Hammer-Stimme auf. Diese
verlieh den kernigen Songs den richtigen Stempel und womöglich sah
man heute Abend die bisher beste Band-Konstellation überhaupt. Es
passte einfach alles zusammen..., die neuen Songs (von denen gleich
die ersten drei vom Album hintereinander, respektive total nicht
weniger als fünf gespielt wurden!) gingen Hand in Hand mit den alten
Klassikern wie "Minute To Kill" oder "Digital Dictator". Dennoch
hatte ich manchmal etwas das Gefühl, dass dieser Darbietung der
totale Killer-Instinkt gefehlt hat. Mag sein, dass dafür die
Songsauwahl verantwortlich war, da ja der halbe (!) neue Silberling
live vorgestellt wurde. Das sprach einerseits natürlich für das
Selbstvertrauen der Band, aber da hätte es natürlich noch viele
weitere gute Songs gegeben. Anyway..., die heftig wehenden Matten
der headbangenden, wennauch zahlenmässig ziemlich bescheidenen Meute
(circa 150 Fans) zeigten jedoch deutlich an, dass die Show
entsprechend gut ankam. Nach einer knappen Stunde verabschiedeten
sich die Amis und mit ihnen unverständlicherweise auch gleich ein
paar Dutzend Fans, die nicht wussten, was sie dadurch noch verpassen
sollten! (Rsl)
Set-Liste: "Sonic Rebellion", "Mr. Miracle", "Dying Every Day", "Don't
Wait For Me", "Minute To Kill", "Immortal", "Warball", "Abandoned",
"Digital Dictator", "Down To The Temple".
Beyond Fear
Ring frei für Urchwüchsigen Metal Nummer 3 an diesem Abend! Erst
Anfangs Jahr als Support von Anthrax in Zürich gewesen, galt es für
Schreihals Tim "Ripper" Owens nun zu beweisen, dass er auch ohne
Kult-Songwriter wie Tipton/Downing oder Jon Schaffer im Metalzirkus
zu bestehen weiss.
Dennoch hoffte man doch insgeheim auf den einen
oder anderen Knüller dieser Kultgitarristen, sei es Priest oder Iced
Earth. Begonnen wurde aber erst einmal mit eigenem Material, nämlich
mit "And… You Will Die", welches in Vorschlaghammer-Manier sofort
klarstellte, dass hier irgendwelche Glamrocker nichts zu suchen
hatten. John Comprix meterdicke Gitarrenwände, Dennis Hayes
hämmernde Bassläufe und das gnadenlose Drumming von Eric Elkins
untermauerten Ripper's schneidende Stimme nämlich mit einer solchen
Brachialität, dass sich jeder Schwanzrocker sogleich weinend in eine
Ecke gehockt hätte. Ok, der Ripper war und ist nicht gerade der
Vorzeige-Frontmann, aber dass der unscheinbare Ami momentan besser
singt, als jeder andere Metalshouter, das steht wohl zweifellos
ausser Frage und so kann man ihm auch ohne Probleme seine
unbeholfenen Kapriolen, unter anderem auch das bekannte
Schattenboxen, verzeihen, die schon während "The Faith" oder "Save
Me" zum Einsatz kamen. Dabei wurde auch schnell klar, dass der Mann,
obwohl nie von seinen (Ex)-Mitmusikern gelassen, Songs schreiben
kann, die Judas Priest während den späten 90ern nicht in solch eine
Krise geworfen hätten, wie das Material auf "Jugulator" oder "Demolition".
Nach einer weiteren solchen Kostprobe, "Your Time has Come", folgte
dann das erste Cover. Doch anstatt eine Nummer seiner früheren,
britischen Arbeitgeber zu verbraten, überraschte der sympathische
Muskelprotz mit "Flight Of Icarus" der eisernen Jungfrauen, bei
welchem er auch noch zeigte, dass er im letzten Jahrzehnt gerade so
gut auch den Platz von Blaze Bailey hätte einnehmen können. Nach "The
Human Race" kam Überraschung Nummer 2 an die Reihe und zwar in Form
von Geoff Thorpe, der Eric Elknis mit seiner Klampfe zu "The Green
Mahalishi (With The Two Pronged Crown)" unterstützte, natürlich mit
eingebautem, priest'schen Gitarrenduell. Top spielfreudig zeigte man
sich dann auch während einem Medley aus alten "Ripper"-Songs,
nämlich "Burn In Hell" (von "Demolition"), meinem Lieblingstrack auf
"The Glorious Burden" "Red Baron" und "Blood Stained" ("Jugulator"),
die allesamt hervorragend ins kleine, aber enthusiastische Publikum
gefeuert wurden. Dass glasklare Screams, kraftvolle, tiefe Vocals
und Ripper's unvergleichbare Gesangsleistung überhaupt anstrengend
sein müssen, ist schnell zu glauben und so gönnte sich der immer mit
Baseballkappe bestückte Sänger eine kurze Pause, die mit "Ace Of
Spades" von Motörhead gefüllt wird, wobei sich Elkins hinters Mikro
stellen darf und unglaublich vehement nach Lemmy klingt. Dann ist
wieder Zeit für eigenes Material, nämlich "Words Of Wisdom" und "I
Dont Need This", beides exzellentes Headbang-Futter, das exzessive
Headbanging von VR-Aushilfebassist XX, der wie wild am Geländer
hängend abgeht, was das Zeug hält, verwunderte somit nicht. Etwas
verwirrend wirkt es dann aber schon, als nach diesen zwei Tracks
abermals gecovert wurde, und zwar zuerst mit "Walk" von Pantera,
gefolgt von einem wiederum göttlich gesungenen Black Sabbath-Medley,
bestehend aus "War Pigs" und "Neon Knights". Ripper
strahlte von den
euphorischen Reaktionen des irgenwie immer kleiner werdenden
Publikums nur noch und gab mit "Coming At You" und "Telling Lies"
noch einmal alles, wie auch ich, der ich aus dem rhythmischen
Kopfschütteln gar nicht mehr rauskam. Schon fertig? Nee! Der Ripper
kam noch mal zurück, denn ein Song der ansonsten fast komplett zum
Besten gebrachten Scheibe fehlte noch: "Scream Machine" knallte als
letztes Stück des beinharten Metal-Abends rau und brachial aus den
Boxen, während Owens zum wievielten Mal auch immer während des
ersten Headliner-Gigs Beyond Fear's klarstellte, dass Halford und
Barlow vielleicht kultiger auf der Bühne wirkten oder wirken,
gesanglich aber alle Metalsänger der Welt froh sein können, wenn sie
auch nur die Hälfte seines Talentes besitzen. Scream Ripper,
Screeeeeeeeeaaaaaaaaaaam!! (Kis)
Set-Liste: "And... You Will Die", "The Faith", "Save Me", "Your Time
Has Come", "Flight Of Icarus", "The Human Race", "The Green
Manalishi (With The Two Pronged Crown - with Jeff Thorpe)", Medley:
"Burn in Hell" - "Red Baron" - "Blood Stained", "Ace Of Spades",
"Words Of Wisdom", "I Don't Need This", Black Sabbath Medley: "War
Pigs" - "Neon Knights", "Coming At You", "Telling Lies" - Zugabe: "Scream
Machine".
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