Livereview: Black Label Society - Godsized
16. März 2011, Zürich - Volkshaus
By Rockslave

Obwohl am gleichen Abend im Hallenstadion die Europa-Premiere des TSO, besser bekannt unter "The Transsiberian Orchestra" über die Bühne ging, fällte ich meine Entscheidung zu Gunsten des bärtigen Ex-Ozzy Klampfers ziemlich schnell. Zum einen lag das natürlich daran, dass ich bisher noch nicht in den Genuss eines Black Label Society Konzerts gekommen bin und zum andern, dass ich Zakk Wylde, nachdem 1989 der Schweizer Auftritt von Ozzy Osbourne anlässlich der «No Rest For The Wicked»-Tour in Zofingen bekanntlich dem Alkohol zum Opfer fiel, seither eh noch nie live gesehen hatte. Natürlich hätte das TSO auch seine Reize gehabt, aber bei dieser Dichte an Konzerten wird es solche Konstellationen leider vermehrt geben! Dann heisst es die Qual der Wahl, doch ich sollte diesen Entscheid nicht bereuen, dann was Zakk Wylde und seine Jungs da vor etwa gut 1000 Leuten abzogen, war eine geballte Ladung metallisch gefärbter Rock, der einem voll in die Knochen und die Magengrube fuhr! Als Support waren Godsized mit dabei, die ebenso ordentlich abrockten und überzeugten.

Godsized

Rein optisch passte die Vorband ganz gut zum Headliner, denn ihr Sänger und Gitarrist Glen Korner war ein ordentlich gebauter Hüne mit grossem Bart, während Neil Fish (g) und Gavin Kerrigan (b) mehr als nur lange Haare zur Schau trugen. Einzig Drummer Effon sah vergleichsweise "normal" aus. Godsize wurden etwa 2006 ins Leben gerufen, stammen aus dem United Kingdom (Croydon, Reading, Andover) und die jetzige Besetzung fand sich 2008 zusammen. Am Ende dieses gerade eben erwähnten Jahres erblickte dann die erste 5-Track EP «Brothers In Arms» das Licht der Welt und zwei Jahre später schob man mit «The Phoney Tough & The Crazy Brave» nochmal eine EP mit drei neuen Songs nach. Die groovige Mucke, die man eigentlich recht nahe bei Black Label Society einordnen kann, schien im Untergrund recht gut anzukommen, denn im Webshop der Band wird zu den ersten beiden Tonträgern bloss noch ein "sold out" nachgereicht. Da die Nachfrage auch ohne Deal nicht nachliess, entschied man sich im Vorfeld zu dieser Tour, die vorhandenen Songs allesamt zu remastern und beim Material des Erstlings den Bass gar nochmals neu aufzunehmen und diese schliesslich zusammen auf eine Scheibe zu packen! Ein weiser Ent-scheid, denn auch in Zürich wurden nach dem Konzert einige der nicht über normale Vertriebswege erhältlichen CD abgesetzt. Zum Umstand, dass die Musik von Godsized sich nun nicht gross von der der des Hauptacts unterschied, kann man unterschiedlicher Meinung sein. Da das Ganze aber ziemlich fett rüber kam, bestand zu den ersten knappen 45 Minuten keine Gefahr, dass irgendwie Langeweile aufkam. In der Tat wurden nicht weniger als sieben der total acht Album-Tracks allesamt gespielt und mit «No Repreve» dürfte gar neues Material am Start gewesen sein. Die Reaktionen des bereits gut in Stimmung gebrachten Publikums waren zwar nicht gerade überschwänglich, aber der sich stets steigernde Schlussapplaus nach jedem Song deutete an, dass Godsized nicht nur Kanonen-Futter waren. Der ziemlich fett losrockende Rausschmeisser «Head-Heavy» hätte den Übergang zu Herrn Wylde nicht besser vollziehen können, geile Mucke Mann!

Setliste: «Walking Away» - «The Phoney Tough And The Crazy Brave» - «Fight & Survive» - «No Repreve Brothers» - «In Arms The Last Goodbye» - «Bleed On The Inside» - «Head-Heavy».


Black Label Society
Nach dem eigentlich unerwartet guten Einstieg in den Konzertabend im Volkshaus erwartete ich nun noch eine spürbare Steigerung, damit ich sicher sein konnte, dass der Platz hier besser als das Hallenstadion mit dem TSO gewählt war. Dafür brauchte der zottelig aussehende Ex-Ozzy Klampfer mit seiner geilen Band keine Minute! Überhaupt versprühte die ganze Truppe mit Gitarrist Nick Catanese (g), John DeServio (b) und Johnny Kelly (d) Drive ohne Ende. «The Beginning... At Last» (vom '99er Debüt-Album «Sonic Brew») als Opener war bereits megaharte Kost mit zentnerschwerem Riffing, das fliessend in die neue Abrissbirne «Crazy Horse» überging. Godsized zuvor waren ja beileibe nicht schlecht, aber der Klassenunterschied war jetzt schon krass. Zakk schien gut drauf und hellwach zu sein. Äusserlich trägt er immer noch den wilden Outlaw nach aussen und mit dem zusammengebundenen Rauschebart hat er rein gar nichts mehr mit dem smarten, etwas an Randy Rhoads (R.I.P.) erinnernden Gitarristen zu tun, der Ende der 80er in Ozzy Osbournes Diensten stand. Man schaue sich zum Beispiel nur mal wieder die Bilder vom «Music Peace Festival» in Moskau 1989 an und wird dann seinen Augen nicht trauen. Spielerisch hat der wilde Herr Wylde allerdings nicht nachgelassen und haut uns nun schon ein paar Jahre diesen unwiderstehlichen Southern oder Sludge Metal um die Ohren. Dazu gesellt sich ein Gesang, der nicht besser zu diesem Shredding passen könnte. Nicht fehlen durften nebst all dem Mörder-Groove die unverzichtbaren Soli des Meisters, der damit natürlich nicht sparte und wieder einmal eindrücklich zeigte, von wem das berühmte Ziehen, respektive die typischen Verschnörkelungen stammen, die zum Beispiel auch ein Cede Dupont auf der neuen Downspirit-Scheibe nachahmt.

Obwohl "bloss" etwa 1'000 Leute, das heisst demnach mit geschlossenem Balkon, zugegen waren, war die Stimmung schon zu Beginn top und steigerte sich laufend. Man konnte getrost von einem Hexenkessel sprechen, was die ganze Band sichtlich erfreute und diese richtiggehend anspornte, weiter Gas zu geben und nicht nach zu lassen. Auch langsamere Stampfer wie der hammergeile Brecher «The Rose Petalled Garden» ging durch alles hindurch und hinterliess ein Meer an wehenden Matten und zuckenden Körpern. Wie ja hinlänglich bekannt ist, schreiben harte Bands die schönsten Balladen und darin ist Zakk ebenfalls einsame Spitze! Mit «Hangover Music Vol. 6» von 2004 kam ja gleich ein ganzes Album mit "weicherem" Material heraus, das dem herkömmlichen Lärm in Nichts nachsteht! Dass die Slownummern «In This River» (nach einem töften Keyboard-Solo) und «The Blessed Hellride» nicht ab dieser Scheibe stammten, sprach für sich. Gute Arbeit leistete auch der Mann hinten an den Reglern, der dem Volkshaus einen fetten Sound angedeihen liess, der in üppigem Licht und viel Trockeneis eingetaucht war. Als die letzten Töne von «Stillborn» verklungen waren und das Saallicht gefühlt viel zu schnell wieder eingeschaltet wurde, zeigte die Uhr haargenau 90 Minuten an. So gesehen hätte noch der eine oder andere Song mehr im Set Platz gehabt, aber das Gezeigte hatte jeden im Saal richtiggehend erfreut und ich bin mir (fast) sicher, dass keiner..., und nicht mal auf einem Sitzplatz..., bei TSO im Hallenstadion hätte verbringen wollen! Und in Sachen Lichterspiele hatte ich eh noch nie was Geileres als die total 16 Röhren-Marshall Amps gesehen. Black Label Society rockten den Zürcher Traditions-Tempel eindrücklich und ich würde mich im Entscheidungsfall wieder auf die Seite dieser obergeilen Mucke stellen..., no mercy and hell yeah!

Setliste: «The Beginning... At Last» - «Crazy Horse» - «What's In You» - «The Rose Petalled Garden» - «Funeral Bell» - «Overlord» - «Parade Of The Dead» - «Keyboard Solo» - «In This River» - «Fire It Up» - «Guitar Solo» - «Godspeed Hell Bound» - «The Blessed Hellride» - «Suicide Messiah» - «Concrete Jungle» - «Stillborn.