Livereview: Bloody Horseface - Trickshot
21. Mai 2010, Sursee - Kulturwerk 118
By Rockslave
15 Jahre sind in der Musikbranche eine kleine Ewigkeit und wer über diese Zeit stets aktiv sein, respektive am Ball bleiben kann, gilt es anerkennend zu beglückwünschen. Diese Wünsche gehen heuer an die töfte Cover-Band Bloody Horseface aus dem Aargau. Gegründet 1994, hat die jetzige Besetzung seit 2001 schon manche (Cover-) Schlacht erfolgreich geschlagen. Dabei ist es nicht so einfach wie man denkt, eine breit gefächerte Stilpalette aufzubereiten, die bekanntlich bei AC/DC anfängt und bei ZZ-Top aufhört. Dazwischen liegen dann noch etliche Metalgrössen wie Judas Priest, Slayer, Pantera, Sepultura oder natürlich auch Bands wie Krokus, Quiet Riot, Kiss, Deep Purple und viele mehr. Dass nicht jede Interpretation gleich gut daher kommt, liegt auf der Hand, aber Bloody Horseface verfügen über genügend Erfahrung, um etwelche Unterschiede zu den Originalen im geringen Rahmen zu halten. Die heutige Sause stand also unter dem Motto des Jubiläums von Salim (v), Marc (g), Röschu (g), Hene (b) und Urfi (d). Als Support fungierten Trickshot, die es bereits ordentlich krachen liessen!

Trickshot

Die vier Aargauer (plus ihr Mischer Jürg Strübi von Fastlane) sorgten am heutigen Jubiläums-Abend für die erste Ration harte Klänge, und was für welche! Der sehr groovig ausgerichtete Thrash Metal mit Hardcore-Flair (vor allem vom Gesang her), erinnert stark an Merauder zu ihren Anfangszeiten. Räphu (v), Tom (g), Dave (g) und Tobi (d) legten dann auch ziemlich heftig los und schon bald bildete sich ein kleinerer Moshpit vor der Bühne. Die Songs stammten von den bisherigen zwei Scheiben von 2004 («Take Off») und der letztjährigen EP «Fire At Will». Bisher konnten Trickshot doch einige Szene-Bands als Support begleiten, zu denen unter anderem Benediction, Mnemic, Dry Kill Logic, Madball oder Born From Pain gehören. Hierzulande eröffnete man dann entsprechend für GURD, Cataract oder Disparaged. Somit war das technische Rüstzeug gegeben und genau so hörte sich das oberfette Brett auch an! Sänger Räphu war nicht zu bändigen und juckte stets auf der ganzen Bühne rum, die nicht übermässig viel Platz bot. Die zumeist jugendlichen Fans antizipierten rasch mit der vorgetragenen Mucke und sorgten deshalb für das richtige Ambiente, will heissen moshten und pogten rum wie die Irren. Der eine oder andere übertrieb es zwar allerdings, denn umhergeworfenes Bier überzog den Boden des Kulturwerks ziemlich schnell mit einer klebrigen und stinkenden Schicht. Der Stimmung in Sursee tat das wiegesagt keinen Abbruch, und obwohl die Songs mitunter etwas gleichförmig daher kamen, schwang vor allem das hammergeile Riffing oben aus. Wie immer bei dieser Art Musik, führte die Tempo-Drosselung jeweils sofort zu sehr druckvollen Parts. Insgesamt wurde der Anheizer seiner Rolle (inklusive einer "Wall Of Death") voll gerecht und hinterliess einen sehr professionellen und tighten Eindruck.

Setliste: «Intro» - «Seizure Of Power» - «Fire At Will» - «Judgement» - «Master Of Hate» - «Face To Face» - «The End Of The World» - «Paranoia» - «Baranga» - «Signs Of Violence» - «Five Fingers» -- «Take Off».

Bloody Horseface
Ein erster Blick auf die ellenlange Setliste liess mich gleich frohlocken, denn hier stand Einiges auf dem Programm. Bevor es aber losging, wurde noch ein selber produzierter Streifen gezeigt. Der sorgte, da im Stil des legendären, britischen Comedians Benny Hill (R.I.P.) gedreht (also die typische wie unverkennbare Original-Musik und die Protagonisten als menschliches Züglein, das durch die Gegend hetzt, respektive gehetzt wird), für einige Lacher. Danach war dann aber Schluss mit lustig und es wurde gerockt, dass sich die Balken bogen. Den Auftakt machte «Madhouse» von Anthrax (mit Pyro am Schluss), gefolgt von Judas Priests «Living After Midnight». Spätestens beim AC/DC Klassiker «If You Want Blood, You Got It» war das Eis gebrochen und die Cover-Party nahm erst so richtig Fahrt auf. Bei unsterblichen Smashern wie «We're Not Take It» (Twisted Sister) oder «Black Night» (Deep Purple) wurde lautstark mitgesungen, was die generelle Bierseligkeit noch weiter ansteigen liess. Auch die Bandmembers verspürten einen gesunden Durst, was ja bei der Hitze auch kein Wunder war. Weniger angenehm gebärdeten sich, wie zuvor bereits erwähnt, allerdings eine Handvoll Fans, die teils schon mächtig einen am Helm hatten und das Bier zunehmend am Boden verteilten, als es zu trinken. Auch wurde das eigentlich gesetzlich verbotene Rauchen in Innenräumen missachtet, was aber offenbar niemand störte. Bloody Horseface liessen sich davon auf jeden Fall nicht beirren und begrüssten während des Sets unter anderem zwei Gäste auf der Bühne. Zuerst kam QD von Mortal Factor und etwas später Hef Häfliger von Maxxwell. Letzterer ehrte zusammen mit der Band den eben ein paar Tage zuvor verstorbenen Ronnie James Dio (R.I.P.) mit einer schmissigen Version von «Holy Diver». Inzwischen richtig warm gespielt, wussten die Jubilaren mit einem ansprechenden Mix durch die Rock- und Metal-Landschaft ihr gut gelauntes Publikum zu überzeugen. Dem Vernehmen nach sollen gut 250 Leute anwesend gewesen sein, denen die Cover-Mucke zu gefallen schien. Einer meiner persönlichen Höhepunkte war klar Sepultura's «Roots Bloody Roots», das von Gitarrist Marc gesungen wurde. Röschu, der zweite Mann an der sechssaitigen Axt, legte sich besonders ins Zeug und genoss den Auftritt sichtlich. Im Zugabenteil kamen «Auf Gute Freunde» (Böhse Onkelz) und «Fight For Your Right» (Beastie Boys) am besten an. Motörhead's «Killed By Death» beendete schliesslich nach satten zwei Stunden ein echt würdiges Jubiläums-Konzert, das trotz der erwähnten Nebengeräusche keine (Cover-) Wünsche offen liess. Der geneigte Leser wird nun abschliessend dazu aufgemuntert, alle Original-Interpreten anhand der unten aufgeführten Songs zu benennen, respektive heraus zu finden!

Setliste: «Madhouse» - «Living After Midnight» - «If You Want Blood, You Got It» - «We're Gonna Take It» - «Dread And The Fugitive Mind» - «Black Night» - «Awake» - «Warmachine» - «Heatstrokes» - «Metal Health» - «Holy Diver» - «Simple Man» - «Blitzkrieg Bop» - «R.A.M.O.N.E.S.» - «Hail And Kill» - «South Of Heaven» - «Sharp Dressed Man» - «Live For This» - «Threatening Skies» - «Roots Bloody Roots» - «Walk» -- «For Whom The Bells Tolls» - «Auf Gute Freunde» - «Fight For Your Right» - «Killed By Death».