Livereview: Bruce Kulick
24. November 2002 im Alpenrock House, Zürich-Airport
By Chris C.

Erstmals gastierte die Kiss-Convention auch in der Schweiz. Vor Jahren vom Kiss Fan-Club, der Kiss Army, ins Leben gerufen, ist sie immer wieder an zu treffen. Convention bedeutet diverse Händler, die Kiss-Merchandising an den Fan bringen und ein ehemaliger Kiss Musiker, der den Live-Teil bestreitet.

Für Bruce Kulick war es erst das vierte Konzert unter seinem Namen, nach zwei Shows in Australien und dem Gig am Tag davor in Luzern. Seine Band erwies sich als sehr versiert. Vor allem der englische Sänger wusste durch seine Vielfältigkeit zu gefallen und auch der Rest der Band, der aus Schweizer Musikern bestand, lieferte einen ausgezeichneten Job ab. Die Namen und die Gesichter waren mir aber nicht bekannt. Gespannt war ich auf das Set, beziehungsweise welche Kiss-Songs und was für weitere Titel zum Zug kommen sollten.

Los ging es gleich mit "Crazy nights" und damit war die Marschrichtung klar. Der Schwerpunkt sollte nämlich bei Kiss-Songs liegen, bei denen Mr. Kulick selber auch beteiligt war. "Lick it up" war der nächste Titel, der frisch und tight zum Besten gegeben wurde. Der Sänger verliess dann die Bühne, um Bruce das Mic zu überlassen. Er glänzte durch eine ausgezeichnete Performance bei "Strange to me", von seinem Solo-Album "Audio dog". So ging es auch weiter. Abwechselnd kamen weitere Kiss-Songs zum Zug, die von Gene Simmons und Co. live nicht mehr gespielt werden, oder noch gar nie gespielt wurden, wie "Jungle", "Hide your heart", "Domino", "Tough love", "Tears are falling" und "Master & slave" und weitere Titel von der "Audio dog"-Scheibe ("Need me", "Pair of dice" und "Change is coming"), die Bruce jeweils selber sang. Der einzige Kiss-Song des Sets, bei dem er selber die Vocals beisteuerte, war "I walk alone". Bruce war sichtlich gut gelaunt und gesprächig, so gab er öfters mal einen Kommentar ab. Zum Beispiel erzählte er, dass er es sehr geniesse, auch als Sänger zu fungieren. Eine Chance, die ihm von Kiss nie gegeben wurde. Er war sich aber auch nicht zu schade, ein paar Kiss-Songs aus der Zeit zu spielen, als er noch nicht zur Band gehörte, nämlich nebst dem bereits erwähnten "Lick it up" auch noch "I still love you" und "Heaven's on fire".

An der Sechsseitigen war er sowieso grandios, nie kam er in Versuchung, seine Position aus zu nutzen und die, leider nicht sehr zahlreich erschienenen Zuschauer, mit langatmigen Solos zu langweilen. Im Gegenteil, er spielte immer songdienlich und mit viel Groove und bewies so, dass er ein absolut erstklassiger Gitarrist ist. Mehrmals liess er seine Mitstreiter warten, um seine Klampfe, eine bordeauxrote ESP, zu stimmen. Sein Kommentar dazu war, dass er bei Kiss sechs Gitarren hatte und drei Rowdies, jetzt nur noch eine Gitarre. Das verbesserte damals aber keineswegs seine Leistung, wie er erklärte und sei jetzt sowieso egal, denn was wichtig ist, sei nur die Musik. Auch diese sympathische Aussage wurde mit viel Applaus quittiert.

Viel zu schnell ging dann diese interessante Show mit den Zugaben "I love it loud" und Rock 'n' Roll all night" zu Ende. Einziger Wermutstropfen war, dass kein einziger Song von Union berücksichtigt wurde, der Ex-Band von Bruce und dem Sänger John Corabi. Immerhin veröffentlichten sie vor ein paar Jahren zwei starke Alben. Übrigens stand Bruce nach dem Gig selber hinter seinem Merchandising-Stand um Autogrammwünsche zu erfüllen. Ein echter Rock Star, aber zum Anfassen eben.