Livereview: Burning Witches - Radwaste - Lotrify - Damir's Rising Force

27. Mai 2017, Zürich – Dynamo Saal (CD-Release Party)
By Rockslave
Vor einigen Monden machte eine Ankündigung die zu Beginn ziemlich diskrete Runde, dass in der Schweiz bald eine heisse All Girl Metal Band am Start sei und Destruction-Boss Schmier so zu sagen der Götti und Produzent von dieser Combo sein soll. Das Geheimnis im direkten Umfeld von Gonoreas wurde gut gehütet, bis sich der Schleier eines schönen Tages lüftete! Burning Witches wurde als absolut szenenkompatibler Name gewählt und für kurze Zeit waren die Mädels nur zu viert, sprich setzten sich zusammen aus Seraina Telli (v), Romana Kalkuhl (g), Janine Grob (d) und Lala Frischknecht (d). Kurze Zeit später wurde mit Alea Wyss die zweite Gitarristin und letzte Hexe des Zirkels gefunden. Ab diesem Zeitpunkt gab es kein Halten mehr, und zum ersten „richtigen“ öffentlichen Konzert im vergangenen Herbst in der Met-Bar in Lenzburg hatte man bereits die erste 2-Track Demo-Single am Start, wo mit «Black Widow» und «Burning Witches» zwei sackstarke Songs des mit grosser Spannung erwarteten full lenght Debüt-Albums glänzten. Obwohl Pate Schmier tourbedingt nicht dabei sein konnte, zelebrierten die brennenden Hexen ihren CD-Release Tanz mit nicht minder teuflischer Energie.

Damir’s Rising Force

Als erste Band des Abends durften Damir’s Rising Force ran. Bei der Fun-Band des Gonoreas Mainman’s lässt bereits der Bandname das Faible für die frühe Musik des schwedischen Ausnahme-Gitarristen Yngwie J. Malmsteen erkennen. In der Tat ist das 84er-Album «Rising Force» längst ein Klassiker. Damir „Ying Yang“ Eskic wird dabei ja nicht von ungefähr als der „Schweizer Malmsteen“ bezeichnet. Das Ganze ist jedoch vor allem mit Spass und Spielfreude verbunden. Am Leadgesang finden wir Tausendsassa Andy Lickford, der dieses zusätzliche Engagement locker neben Killer und Cutest Beast bestreiten kann. Für ältere Semester wie meine Wenigkeit war die Setliste natürlich der Burner, während die junge Generation damals überwiegend noch nicht mal geboren war. So erklangen denn Classics wie «Rising Force», «Facing The Animal oder «Seventh Sign» in so zu sagen alter neuer Frische. Diese erste und anregende halbe Stunde war dann auch viel zu schnell vorbei. Jetzt wäre der quirlige Gitarrist eigentlich erst so richtig warm gewesen, aber die brennenden Hexen brannten darauf, die Bühne erklimmen zu können.

Setliste: «Rising Force» - «My Resurrection» - «Demon Driver» - «Facing The Animal» - «Never Die» - «Seventh Sign.

Lotrify
Bevor die Mädels von Burning Witches die Bühne des Dynamo jedoch entern konnten, gab es mit der Badener Formation Lotrify zuerst die zweite musikalische Vorspeise. Ihr variabler Sound, der grundsätzlich mal in der Ecke Heavy Progressive Metal angesiedelt ist oder nach eigener Definition simpel Melodic Metal genannt wird, groovt auf jeden Fall wie Disturbed und die Vocals von Sacha Wacker besitzen den kompletten Range zwischen clean und gekeift. Dazwischen regiert auch Metalcore-mässiges und Growliges . Die progressive Note fliesst über die abwechslungsreiche Rhythmik ein, ohne zu abgehoben zu klingen. Bisher sind ein Demo (2011) und eine 6-Track EP «Light Passes, Shadow Remains» (2013) erschienen, doch die Band befindet sich langsam aber sicher auf der Zielgerade zu ihrem Debüt-Werk. So gab es neben drei Songs der erwähnten EP vier neue zu hören, die den bisher eingeschlagenen Weg konsequent weiter führen. Beeindruckend war zum einen die Tightness und zum anderen eben der Gesang von Sacha. Da kann man sich also getrost auf das erste Langeisen freuen, das auch produktionstechnisch (wie schon die EP) punkten wird.

Setliste: «Resurrection» - «Something To Nothing» - «Xenophobic» - «Collateral Damage» - «Split The Pit» - «Welcome To Reality» - «Prophecy».

Radwaste
Vor dem allmächtigen Hexentanz als Höhepunkt des heutigen Abends fungierten Radwaste als dritter Anheizer-Posten. Die Thrasher, die ich auch schon mal im Vorprogramm von Comaniac in Aarau gesehen habe, liessen sich nicht lange bitten und legten gleich los wie die Feuerwehr. Oldschooliger Sound wurde mit Wucht und Einsatz runter gezockt. Instrumental hatte es der Vierer ohne Zweifel, wie die vorher aufspielenden Bans, auch drauf. 2007 gegründet haben es die Jungs bis anhin allerdings erst zu einem selbstbetitelten full lenght Album gebracht, und das ist mittlerweile satte sieben Jahre her! So muss man sich fragen, wo da Prioritäten liegen. Allerdings hinterliess die Truppe keinesfalls einen eingerosteten Eindruck, im Gegenteil! Mit Sicherheit dürfte auch neues Material gespielt worden sein. Die Quadratur des Kreises war der Auftritt sicherlich nicht, aber die Rolle als schweisstreibende Support-Combo wurde auf jeden Fall mehr als überzeugend gemeistert. Gleichzeitig machte sich mächtig Vorfreude breit, und alle brannten nun darauf, dass die brennenden Hexen endlich ihre mit Spannung erwartete Release-Show zelebrieren.

Setliste: «Catharsis» - «Head Hart Hand» - «Samurai Kitten» - «Penetrator» - «Spirit» - «The Forbidden Fruit».

Burning Witches
Nachdem die Bühne hergerichtet war, rückte der Moment immer näher und schliesslich war es soweit! Burning Witches, die erste Allgirl Metal Band der Schweiz, stand vor ihrem vorerst wichtigsten Auftritt. Das Konzert in der Met-Bar hatte ich noch in bester Erinnerung, doch nun waren seither ziemlich genau sieben Monate vergangen. Das bedeutete, dass erstens eine Steigerung her musste und zweitens nahm mich wunder, wie das Publikum drauf ist, respektive mitgerissen werden kann. Zu einem düsteren Intro kam Fronthexe Seraina Telli, gehüllt in einen schwarzen Kapuzenmantel, auf die Bühne, und als alle Bandmembers ihren Platz eingenommen hatten, brach der Hexensabbat mit dem Opener «Metal Demons» und den Schlachtruf „We’re ready to fight!“ ohne Gnade über das Dynamo herein. Zudem wurden Serainas Stimmbänder bereits zu Beginn von null auf hundert belastet! Kein langsames Herantasten, sondern „full fist in your face“ hiess die Devise. Mit «We Eat Your Children» folgte einer der Album-Groover auf dem Fusse, und dazu liess sich bereits formidabel abschädeln, und das wurde in den ersten Reihen auch bald gesichtet. Sowas stachelt natürlich an, und darum war zu keiner Zeit irgend ein Anflug von Nervosität auf der Bühne auszumachen, im Gegenteil. Man merkte schon, dass eine Einheit zusammen harmonierte und sichtlich Freude über die immer besser werdenden Reaktionen der Fans aufkam.

Die Axt-Front mit Romana und Alea riffte wie solierte kongenial und die Rhythm-Section sorgte für ordentlich Dampf. Schlicht herausragend war die Gesangsleistung von Seraina, die sich keine Blösse gab und sich in allen Stimmlagen wohl fühlte. Pate Schmier (Destruction) hätte seine helle Freude daran gehabt, und weil dieser abkömmlich war, führte halt die ganze Band die CD-Taufe nach der Top-Ballade «Save Me» durch, die jedoch ziemlich kurz ausfiel. Das störte allerdings niemand, denn so ging es mit dem Konzert umgehend wieder weiter. «Black Widow» knallte voll rein und machte keine Gefangenen. This is pure fuckin‘ Heavy Metal folks! Die Cover-Version vom Dio-Klassiker als Ehrehrbietung an die unvergessene Gesangsikone ging voll in Ordnung, wobei mir Judas Priest’s «Jawbreaker» besser mundete. Damit ging zunächst mal das reguläre Set zu Ende, aber das war natürlich noch nicht alles, denn nach lauten und anhaltenden Zugabe-Rufen gab es, nicht unerwartet, noch den namensgebenden Rausschmeisser «Burning Witches» als Zugabe. Somit wurde mitunter das ganze Studio-Album in der Live-Fassung präsentiert und gleichzeitig bewiesen, dass die Mucke ganzheitlich bestehen kann. Lohn des Ganzen war eine tolle Stimmung mit sattem Schlussapplaus, und das Foto auf der Bühne mit dem Rücken zum Publikum hin zeigte verschwitzte, rundum glückliche wie stolze Hexen! Gut gemacht Girlz…, und nun weiter so.

Setliste: «Intro» - «Metal Demons» - «We Eat Your Children» - «The Deathlist» - «Creator Of Hell» - «The Dark Companion» - «Creatures Of The Night» - «Save Me»--“CD-Taufe”--«Black Widow» - «Holy Diver» - «Bloody Rose» - «Jawbreaker» -- «Burning Witches».