Livereview: Charing Cross - SheZoo

06. April 2013, Sursee (LU) - Kulturwerk 118
By Roger W.
Plattentaufen sind Anlässe, bei denen sich die Bands immer besonders Mühe geben. Die Innerschweizer Charing Cross legten ihre Messlatte bereits mit der „Feuer“-Taufe zum „We Are Charing Cross“ besonders hoch. Man durfte also gespannt sein, wie sie das letztmalige Feuerwerk noch toppen wollten. Ebenfalls top und ohne Doping in Form von versteckten Soundspuren, agierten die Vorheizer SheZoo. Sie sorgten mit einem breit gefächterten Songwriting für angenehm warme Temperaturen.

SheZoo

Erstaunlich agil und selbstsicher traten die drei Frauen und der Gitarrist auf der Bühne des Kulturwerkes auf. Im Zentrum stand Sängerin Natacha, die mit ihrer dunklen Aura die Blicke auf sich zog. Mal röhrend, dann wieder weich, konnte die Rothaarige alles singen. Natacha kam vor dem immer mehr werdenden Publikum derart an Fahrt, dass sie bei den Ansagen immer wieder von der Schlagzeugerin Dana gestoppt werden musste. Aber wer will schon epische Ansagen, wenn die Musik für sich spricht?! Eine musikalische Einordnung des Gehörten dürfte allerdings schwierig werden, denn SheZoo verstehen es, nach einem Block Hard Rock, einen Serie dämonischen Heavy Metal zu spielen, nur um dann plötzlich ins Sleazige abzudriften. SheZoo hatten es nicht nötig, sich mit unnötig viel Haut bei den männlichen Zuhörern anzubiedern, sondern liessen die Musik und ihre sichtbare Leidenschaft sprechen. Gut so, denn das Publikum war nach dieser Stunde bestens angewärmt!


Charing Cross
Für etwas Abkühlung sorgte bei Charing Cross erstmal ein mysteriöser, blau beleuchteter Eisblock. Auf der einen Seite war das Cross-Logo zu sehen, auf der anderen eine neue CD eingefroren. Viele Gedanken um den überdimensionalen Eiswürfel konnten sich die Fans aber nicht machen. Denn bereits standen die stolzen Eltern der CD auf der Bühne und fuhren mit „Rumble“ die Temperaturen gleich wieder hoch. Abgelenkt von der blauen Kälte, wurde man aber auch durch die beiden Bildschirme, auf denen jeweils das Logo des Albums zu sehen war, von von welchem der gerade gespielte Song stammte. Damit dieser Gag mit der Zeit nicht langweilig wurde, gab es danach noch verschiedene Variationen und Animationen der Logos. Wie SheZoo, glänzten auch Charing Cross mit einer grossen Spiellaune. Der Sound war klar und auch die Chöre gefestigt, nach dem Pascal Zwyssig raus gefunden hatte, dass auf seinem Monitor das falsche Mikrofon zu hören war (oder er ins falsche Mikrofon gesungen hatte). „Twilight Zone“, „Broken“ und „Reach For The Sky“ zeigten das Potenzial und die Bandbreite dieser Gruppe.

Mit der Ballade „H8“ sang Sänger Hochueli eine waschechte Liebeserklärung an die hiesigen Radiostationen. Anstelle des CD-Covers war aber diesmal der Refrain des Songs zum Mitsingen auf den Bildschirmen zu sehen. Und so brüllten die Anwesenden in seltener Einigkeit: „Go to hell you fucking idiots, we are sick of all your radiohits, but you can’t, kill rock’n’roll!” Echte Freundschaft demonstrierten schliesslich der vor langer Zeit ausgeschiedene ehemalige Sänger Reto Ferrari und der ehemalige Schlagerzeuger Marcel Burgener (heute bei Crown Of Glory). Ausführlich berichtete Reto über die Anfänge von Charing Cross und führte die Geschichte bis heute aus. Marcel sorgte anschliessend für Lacher, indem er alte Bilder von Reto zeigte, welcher dieser der Öffentlichkeit eher vorenthalten wollte.

Nur Gelaber zur CD-Taufe war den Charing Crössers aber zu wenig. Da gab es schliesslich noch einen Eisblock! Und dieser wurde zuerst mit einer Motorsäge von Künstler Heinz zu einem Kreuz umgestaltet. Das Eis zum Schmelzen brachte Peter Hochueli mit einem Bunsenbrenner. Unter viel Applaus holte er die CD aus dem Tiefschlag, welche die grosse Temperaturschwankung leider nicht überlebte. Wer nun langsam die Musik vermisste, wurde für sein Warten belohnt. „Voices“, „Kick Ass“ und „Wild Honey“ schlossen den Reigen, bevor es mit „Hell On Wheels“ und „Handful Of Pain“ die allerletzte Runde ausgespielt wurde. Es war schön, liebe Chäring Crösser! Bleibt nur die bange Frage, wie das die Innerschweizer bei der nächsten Plattentaufe toppen wollen?