Livereview: Circle II Circle - Pavic

22. Oktober 2014, Pratteln – Z7
By Tinu
 
Der ehemalige Savatage-Sänger Zachary «Zak» Stevens kehrte einmal mehr ins Z7 zurück. Da, wo er schon so oft das Erbe von Savatage weiterlebte und sich auf der grossen Bühne austoben konnte. Predigte er uns auf der letzten Tour die Songs des Savatage-Werkes «Edge Of Thorns», standen dieses Mal alle Tracks von «Handful Of Rain» im Fokus. Das erste Album, welches nach dem viel zu frühen Tod des Savatage-Gitarristen Criss Oliva, erschienen ist. Somit durfte man sich auf einen gemütlichen Abend freuen, der aber durch die unerwartete Bandperformance getrübt wurde. Woran das lag? Am Mini-Z7? War sich Zak dessen nicht bewusst, was das zu bedeuten hat? An der sehr knappen Anreise der Band im Z7 (18:30 Uhr)? Der einzige Musiker, der wirklich noch authentische Freude auf der Bühne vermittelte, war Keyboarder Henning Wanner..., dazu später aber mehr.

Pavic
Bis Pavic auf der Bühne stand, war den Besuchern nicht klar, wer an diesem Mittwochabend den Anheizer-Job auf der Bühne erledigen soll. Alleine der Umstand, dass sich um 19:30 Uhr vielleicht mal knapp 20 Nasen im Mini-Z7 tummelten, liess nicht gerade darauf schliessen, dass dieser Abend vielbesucht werden sollte. Schlussendlich befanden sich dann vielleicht 120 Personen in der Halle. Pavic, eine Truppe aus Italien, versuchte motiviert das Publikum aus der Reserve zu locken. Es blieb allerdings beim Versuch. Selbst Sänger Joe Calabro schaltete während des Konzerts einen bis zwei Gänge zurück und versuchte nach der Show krampfhaft, die Flyer seiner Truppe an den Mann und/oder die Frau zu bringen. Ehrlich, ich weiss nicht, wem man einen Gefallen tut, wenn CIIC mit einem solchen Support auf Tour gehen. Wenn die musikalischen Unterschiede dann doch merklich sind, sollte zumindest das Material dermassen «kicken», dass man nicht anders kann, als die Truppe frenetisch abzufeiern. So blieb es einmal mehr ein Konzert einer Combo, bei der man nach dem Gig nicht einmal mehr den Namen wusste…

Circle II Circle
So stieg die Erwartungshaltung an den Headliner. Zak und seine Mannschaft stellten das Savatage-Werk «Handful Of Rain» in den Mittelpunkt des heutigen Auftritts. Sämtliche zehn Songs wurden gespielt. Auch wenn Gitarrist Christian Wentz einen sehr guten Job ablieferte, an der Qualität von Alex Skolnick (Testament, spielte damals das Album ein und die Tour mit) scheiterte er. Die emotionsreiche Art, wie Skolnick damals die Soli spielte, mit einem starken Hang zum gerade verstorbenen Savatage-Meistergitarristen Criss Oliva, war eine Nummer zu gross für Christian. Auch die Chorpassagen bei «Chance» und «Alone You Breath» forderten vom Sechser einiges ab und selbst die gesangliche Topleistung von Zak konnte gewisse andere "Mängel" nicht verbergen. Zak wirkte an diesem Abend sehr passiv. Dies von einem Entertainer, der ansonsten jeden Millimeter seiner Stage nützt, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen und Teil der Show werden zu lassen. Wo war dieser Biss, um jeden Besucher zu kämpfen? Lag es an der kleinen Stage? Wo war der immer lächelnde und zu einem Spass aufgelegte Sänger (abgesehen davon, dass er «Symmetry» ansagt, aber noch «Nothing's Going On» auf der Setliste steht, oder sich bedankte, dass obwohl morgen alle wieder arbeiten müssen, sie dennoch den Weg ins Z7 fanden… Mit Ausnahme eines alten Kumpels, dem er mit einem Augenzwinkern sagte… Ausser du, du hast noch nie gearbeitet), der dankbar für jeden Applaus oder jedes Mitsingen ist? Ist Zak mit seinen Gedanken schon beim Savatage-Reunion-Gig in Wacken (2015)? Circle II Circle sind nicht Savatage. Das muss die Truppe aber auch nicht sein! Das bewiesen die neun CIIC-Tracks, die eindrücklich untermauerten, welch geniales Songmaterial Zak und seine Mannschaft eigentlich in der Hinterhand hätten! Aber an diesem Abend wirkte die Begleitband auswechselbar. Vielleicht mit Ausnahme von Keyboarder Henning. Er, der das Publikum immer animierte und seine Gesangspassage treffsicher ablieferte. Selbst Bassist Paul Michael «Mitch» Stewart, ansonsten eine feste Bank auf der Bühne und agiler Aktivposten, wirkte eher blass und unmotiviert. Zum ersten Mal hatte ich auch das Gefühl, dass hier eine Coverband auf der Bühne steht… und eigentlich eine sehr eigenständige Truppe ihren Glanz verliert. Lag es wirklich nur an der (für Zak und Co. vielleicht überraschenden) Mini-Z7-Bühne?

«Wenn ihr die Kamera seht, wird heute Abend für unsere Dokumentation gefilmt! Ihr werdet zu Filmstars!», verkündete Zak nach dem ersten Teil der Show, und leitete nahtlos in die Circle II Circle-Tracks über. Ab «Diamond Blade» kehrte plötzlich immerhin ein bisschen der CIIC-Magie zurück. Aber als nach der Ansage zu «Live As One» überhaupt keine Reaktion des Publikums kam, war der Gig definitiv gelaufen. Jungs, spielt lieber von euren Songs, die passen besser zu euch und halten das Vermächtnis der jüngeren Savatage-Scheiben aufrecht. Hier fühlt ihr euch doch wohl, hier könnt ihr euch musikalisch austoben und müsstet nicht die Messlatte eines Alex Skolnick, Criss Oliva oder Johnny Lee Middleton (Bass, Savatage) erreichen. Spielt das letzte CIIC-Werk «Seasons Will Fall» mit weiteren Circle-Klassikern und garniert das Ganze mit Sava-Hits. Dann funktioniert auch eure Show und es steht auf den Konzertpostern ja nicht; «Circle II Circle spielen Savatage!». Verkauft euch nicht unter Wert, das habt ihr überhaupt nicht nötig, denn das musikalische Können ist ohne Zweifel vorhanden.

Mit «All That Remains», «Heal You», «End Of Emotion», «Watching In Silence» und dem neun Minuten langen «Epiphany» (Göttergabe) überzeugten die Jungs auf der ganzen Linie. Leider schien das Publikum aber gerade bei diesem Teil der Show die Savatage-Songs zu vermissen. Mitch bedankte sich vor dem letzten Song, der einzigen Zugabe (!!!), beim Publikum fürs Erscheinen und Henning versprach, dass die komplette Truppe wenigen Minuten nach dem Konzert noch für Autogramme und Fotos zur Verfügung stehen würde. Sehr fannah und etwas, dass heute die wenigsten Truppen tun. Ebenso fannah war der Moment, als Zak von der kleinen Bühne zu den Besuchern runter stieg und «Edge Of Thorns» bei den Fans sang. Kein anderer Sänger hat es dermassen verdient, von euch da draussen wahrgenommen zu werden! Denn grundsätzlich bietet der Shouter handwerklich immer allerbeste Ware. Seine Schreie, sein Gesang passen immer. Seine sehr sympathische Art packt sonst den Besucher sofort und lässt ihn nicht mehr los… Aber an diesem Abend war alles ein bisschen anders und nicht unbedingt besser… Alleine daran, dass Bill Hudson nicht mehr die Gitarre schwingt, kann es nicht gelegen haben…

Setliste: «Visions» - «Taunting Cobras» - «Handful Of Rain» - «Chance» - «Stare Into The Sun» - «Castles Burning» - «Watching You Fall» - «Nothing's Going On» - «Symmetry » - «Alone You Breath» - «Diamond Blade» - «All That Remains» - «Soul Breaker» - «Live As One» - «Heal You» - «End Of Emotion» - «Evermore» - «Watching In Silence» - «Epiphany» -- «Edge Of Thorns».