Livereview: Deep Purple - Aextra
18. November 2008, Basel - St. Jakobshalle
By Rockslave
Zuerst war es gar nicht mal so sicher, ob sich der Verfasser dieser Zeilen an diesem Abend wirklich nach Basel aufmachen würde, da zur gleichen Zeit im Z7 in Pratteln Sonata Arctica, zusammen mit Pagan's Mind und Vanishing Point auf der Bühne standen. Den Zuschlag für Deep Purple (sind schliesslich meine absoluten Helden!) sollte ich jedoch nicht bereuen, nein mehr noch! Was genau, könnt Ihr der unten stehenden Rezi entnehmen. Was den Support, sprich den jeweiligen CH-Anheizer für die Britische Rock-Legende angeht, so traute ich meinen Ohren wie Augen einmal mehr nicht: Aextra! Warum lässt man in der Schweiz (nach Maury und Dodo Hug) wieder eine CH-Band an den Start, die einfach überhaupt nicht passt?! Es gäbe doch noch so viele geile, heimische Rock-Combos, die eine Chance verdient hätten! Das bringe ich echt nicht auf die Reihe!!

Aextra
Das neue Album (Himmu & Höll) vom September '08 sei "kompromisslos wie selten" ausgefallen kann man im Netz bei der MySpace-Seite der Jungs aus Thun nachlesen. Übersetzt auf Englisch heisst das ja «Heaven & Hell»! Davon hörte ich heute Abend jedoch kaum was und dann noch Texte auf Mundart..., uiuiui! In sich selber mag das ja irgendwie funktionieren, aber hier und heute Abend agierten Aextra auf verlorenem Posten, da das Dargebotene viel zu lasch, sprich zu poppig daher kam. Da nützten die unbestritten schönen Melody-Lines kaum was. Die insgesamt ziemlich schwache und gleichwohl freundlich gesinnte Reaktion des Publikums bestätigte dies. In Deutschland waren ja Gotthard mit dabei, die hier zu Hause, trotz Headliner-Status, einen überzeugenden Support (mit zum Beispiel veränderter Setlist) hätten vom Zaun reissen können. Dem war aber leider nicht so! Darum konnte und wollte ich das meinen Lauschern nicht antun und verzog mich deshalb unvermittelt wieder nach draussen ins Foyer, wo man sich zum Zeitvertrieb wenigstens mit Getränken und Fressalien eindecken konnte. Auf den Punkt gebracht kam mir zu dieser Vorgruppe nur gerade ein Wort in den Sinn: «Gähn!». Ansich bereit, um wenigstens standesgemässe Fotos machen zu können, haperte es dann überdies noch mit der Kommunikation zum/mit dem Verantwortlichen vor Ort, sodass ich gar nicht mehr (respektive als Fotograph noch nicht) in die Halle gelassen wurde. Na prost!

Deep Purple
Kurz nach 21.00 Uhr ging das Hallenlicht aus und das mittlerweile bekannte «Rapture-Intro» Intro setzte ein. Die nicht ganz ausverkaufte aber optisch sehr gut besuchte Halle erwachte sogleich beim Opener «Pictures Of Home», wo Steve Morse noch einen kurzen Solo-Part von «Child in Time» einbaute. Ohne Unterbruch gings gleich mit «Things I've Never Had» weiter, wo Don Airey einmal mehr bewies, dass kaum ein anderer Musiker seinen berühmten Vorgänger Jon Lord adäquat hätte ersetzen können. Überhaupt hörte sich die ganze Band, inklusive Ian Gillan, fit wie ein Turnschuh an. Gänsehaut pur erzeugte darauf der «In Rock» Klassiker «Into The Fire», mittlerweile fast schon 40 (in Worten: vierzig!!) Jahre alt..., ja gut..., 38 sind es genau. Und wie wenn man es beim letzten Gig der Tour 2008 irgendwie eilig gehabt hätte, waren die drei Songs für uns Fotographen schneller um als uns lieb war und eine Hammer-Version von «Strange Kind Of Woman» beschloss erstmal die 70er. Nun fand Ian Gillan kurz die Gelegenheit, das Basler Publikum zu begrüssen und kündigte gleich den Titeltrack des letzten Studio-Albums an: «Rapture Of The Deep». Eingebettet in einen fetten Sound, sorgten bei der sonst sehr schlicht wirkenden Bühne zahlreiche Vari-Lights und lattenzaunähnliche Licht-Elemente (horizontal und vertikal befestigt) für eine tolle Stimmung in der Halle. Das Band-Logo fehlte auf dem Backdrop, was letztmals noch beim Openair in Uster (2.7.04) aufgehängt wurde. Das sind jedoch nur Äusserlichkeiten, die der Rock-Dino mit maximaler Musikalität ausfüllte und davon lieferten Deep Purple mehr als genug ab. Erinnerte «Wrong Man» an die glorreichen «Perfect Strangers» Zeiten, verlieh Steve Morse seinen Parade-Songs «Contact Lost/The Well Dressed Guitar» Tiefe und Spiritualität zugleich. Diese Dramaturgie setzte sich fort und mündete im übermächtigen «Knocking At Your Backdoor», wo ich letztlich nur zwei Dinge vermisste: Ritchie Blackmore und später die Laser-Lightshow zu «Perfect Strangers». Trotzdem gehörte dieser Reunion-Blockbuster zu den Highlights des ganzen Abends. Echte Überraschungen im Sinne einer umgekrempelten Setlist oder einem Special-Song von wegen letzter Show der Tour blieben zwar aus, obwohl das Intrumental «Wring That Neck» vor allem den älteren Fans sicherlich fast Freudentränen bescherte. Meine Äuglein wässerten beinahe bei «The Battle Rages On», wo's echt brachial zu und her ging, einfach genial! Das Tüpfelchen auf dem berühmten «i» wäre wiederum «The Man In Black» gewesen, doch das werde ich (werden wir) in diesem Leben wohl nicht mehr sehen, respektive hören. Don Airey's Solo gestaltete sich weit erträglicher als noch am Anfang seines Mittuns bei Purple, ist dennoch klar entbehrlich, da halt nicht sehr spontan, vorhersehbar und schon gar nicht mit Lord'scher Improvisations-Kraft versehen. Der Mensch ist jedoch ein Gewohnheitstier und mit der Zeit geht halt (fast) alles durch. Darum durfte natürlich auch «Smoke On The Water» 100 pro nicht fehlen (leider ohne Intro-Part) und wer sich abschliessend die ganze Setlist zu Gemüte führt, wird sehen, was er (sie) als allfälliger Daheimgebliebene(r) während fast zwei Stunden sonst noch alles verpasst hat. Meine persönliche Wertung für bald 25 Jahre Konzerte mit dieser Kult-Band ist unmissverständlich: Basel 2008 gehört zu den drei besten Auftritten, die ich bisher überhaupt je gesehen habe..., und das sind einige!

Setlist: «Intro» - «Things I Never Had» - «Into The Fire» - «Strange Kind Of Woman» - «Rapture Of The Deep» - «Wrong Man» - «Contact Lost/The Well Dressed Guitar» - «Knocking At Your Backdoor» - «Sometimes I Feel Like Screaming» - «Wring That Neck» - «The Battle Rages On» - «Solo Don Airey» - «Perfect Strangers» - «Space Truckin'» - «Highway Star» - «Smoke On The Water» -- «Lazy» - «Hush» - «Solo Roger Glover/Black Night».