Livereview: Dregen - Imperial State Electric

11. Dezember 2013, Zürich - Komplex Klub
By Lynn M.
Nach Nicke Borg (Nicke Borg Homeland) veröffentlichte nun auch Dregen endlich sein Soloprojekt, worauf seine Fans schon sehnsüchtig gewartet haben. Zusammen mit Imperial State Electric tourt er nun durch Europa, ein besonderer Leckerbissen vor allem für Anhänger der Hellacopters. Eher bescheiden im kleinen Komplex Klub, dafür umso lauter bescherte die schwedische Hammerkombo allen Besuchern nebst einem fetten Tinnitus auch eine überzeugende Show, inklusive T-Rex auf der Bühne (das Urzeitviech mit den kurzen Armen). Erwartungen wurden - trotz kleinerer Patzer mit Gitarrensaiten und streikenden Amps - nicht nur erfüllt sondern teilweise bestimmt übertroffen.

Imperial State Electric
Eine, eher Fans der Hellacopters bekannte, Band aus (woher sonst...) Schweden. Aus dem eigentlich geplanten Soloprojekt von Nicke Andersson (Gründungsmitglied, zusammen mit Dregen, der Hellacopters) wurde Imperial State Electric. Ein Name, den sich die wenigsten merken können, dafür ist der Sound einprägend, ebenso der Pornobalken des Bassisten. Die jahrelange Bühnenerfahrung der Band war deutlich spürbar, kaum Patzer und Jünger der guten alten Schwedenmucke kamen voll auf ihre Kosten, denn Andersson blieb dem musikalischen Konzept der Vorgängerband treu. Wozu auch das Rad neu erfinden wollen, wenn Altbewährtes die Masse noch immer zum rocken und mitsingen animiert? Eine Band mit garantiertem Unterhaltungswert, zwei talentierten Sängern und geballtem Charisma. Dregen versprach in Interviews, dass man seine Buddies nach der Tour auch ausserhalb von Schweden kennen wird und damit könnte er Recht behalten! Abgesehen, dass die Vocalabmischung ehrlichgesagt teilweise echt Käse war (Leadvocals oft kaum hörbar), haben Imperial State Electric als Supportband überzeugt und es bleibt zu hoffen, dass wir noch mehr von dieser Konstelation hören werden.

Dregen
Was Nicke Borg kann, kann ich schon lange! Jedenfalls könnte man denken, dass sich Dregen so etwas gedacht haben könnte - und er lag richtig! Nachdem er jahrelang 'nur' Saitenzupfer in erfolgreichen Bands war (The Hellacopters, Backyard Babies und Michael Monroe) veröffentlichte er dieses Jahr sein Debutalbum, nach krankheitsbedingtem Haarverlust, einer frischgepressten Biographie und Geburt seines Sohnes machte er sich auf die Socken um zu beweisen, dass Dregen auch alleine überzeugen kann. Hyperaktiv wie in alten Zeiten sprintete und hüpfte der kurlige Schwede von einem Bühnenende zum anderen, zwar keine Kunst auf der kleinen Klubstage, aber dennoch eindrücklich. Selbst technische Probleme mit Gitarre oder Bass hielten ihn und seine Band nicht davon ab, das Publikum mit den Songs seines Soloalbums mitzureissen. Es schien, als kenne jeder Besucher die Texte in und auswending, was die Stimmung im ehemaligen Striplocal nur zum überschäumen brachte. Technische Probleme sind zwar immer ein kleiner Stich für Musiker und Anhänger, werden aber schnell verziehen, wenn das Kompletpaket stimmt - was im Komplex Klub der Fall war. Der Schwede bewies an diesem Abend, dass sich sein Bandkumpel der Backyard Babies, Nicke Borg, warm anziehen kann: Dregens rauchige Stimme (überrascht nicht bei dem Zigarettenkonsum auf der Bühne) überzeugte ohne Frage, obwohl es teilweise auffiel, dass singen und gleichzeitiges Saitenschreddern doch neues Terrain für ihn ist - von Backing Vocals einmal abgesehen. Auch Gitarrenfetischisten kamen voll auf ihre Kosten, seine Gibson ES-335 mit herrlicher Customverzierung war einfach nur eine Augenweide ebenso ihr Klang bei ausgedehnten Solos. Ausgedehnte Solos sind sowieso so eine Sache, aber an einem Konzert von Dregen ist es ein Obligatorium und somit verziehen. Fans die ein Backyard Babies Revival erwartet hatten waren definitiv falsch am Platz, bis auf eine kleine Geschmacksprobe am Schluss war es einhunderprozentig Dregen an diesem Abend, okay bis auf die Zugabe. Nicke Andersson gab sich noch einmal die Ehre die Bühne zu betreten, der guten alten Zeiten Willen, und rockte zusammen mit Dregen, der mittlerweile an ein vor Schweiss tropfendes, hyperaktives Eichhörnchen erinnerte, in guter alter Copters-Manier den letzten Song. Fazit: Dregen kann es auch alleine und sein Debutalbum bleibt hoffentlich nicht sein letztes, genauso wie diese Tour - trotz verhärtenden Gerüchten, dass die Backyard Babies aus ihrer Schaffenspause zurückkehren werden.