Es schwappte einem ein trauriger, um nicht zu
sagen jämmerlicher Anblick entgegen, wenn man sich in der Oltner
Schützi umsah, welche zum dritten Male die Melodic Metal Night
beherbergte. Gerade mal etwas mehr als 100 Nasen schafften es
nämlich, an diesem Samstag Abend (an einem Samstag Abend...!), ihren
Allerwertesten aus dem Fernseh-Sessel zu kriegen, um das lokale
Metal-Engagement zu unterstützen. Doch die Wenigen, die da waren,
bereuten es sicherlich nicht, denn obwohl es die bisher am
schlechtesten besuchte Metal-Night war, kann man den Veranstaltern
(namentlich den Jungs von Boz1000 und Fribi vom Outsider-Shop) nur
ein dickes, fettes Lob aussprechen, denn es war einfach klasse! (Kis)
D-Pro
Für offene Münder bei Musikfans und beschämtes Grinsen bei Musikern
sorgten D-Pro aus Luzern. Ganz ohne Gesang zeigten sie, welche
starken Gefühle und Emotionen man rein Instrumental vermitteln kann.
Da ich ausser dem Bandnamen von der Band bisher noch nichts gehört
hatte, war
ich überrascht, als D-Pro mit einem Stück ihr Set eröffneten, das
mir durchaus bekannt war. "Red planet", so das Lied, stammt vom
Solo-Album von D-Pro-Gitarrist David Leherbauer, welcher auf seiner
Promo-CD "Destionation X" in bester Steve Vai-Manier Heavy Metal
spielt. Somit durfte ich mich auf 45 Minuten Musik auf höchstem
Niveau freuen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Band spielte sich
in einer unglaublichen Präzision durch's Set, brachte erste
Zuschauer zum Headbangen, und konnte grossen Applaus verbuchen. Mit
"Vivaldi's summer" machten D-Pro in der Mitte des Auftritts einen
Abstecher in die klassische Musik. Wie schon auf der CD, fiel mir
auf, dass die D-Pro-Version von Vivaldi zwar härter, als diejenige
von Uli John Roth (Ex-Scorpions) ist, sich aber nicht daran messen
kann. Dazu fehlten vielleicht, trotz der grossen Klasse, einige
Jährchen an Erfahrung. Immerhin konnte bei diesem Lied auch
Rhythmus-Gitarrist Andi Blum zeigen, dass er ebenfalls solieren
kann. Das darauf folgende "(Point of) no return" und "Destination"
unterstrichen den positiven Eindruck und liessen die Band unter
grossem Applaus die Bühne verlassen. Das Publikum wollte aber noch
mehr, und es bekam mehr. Mit "Eternal dualities" gab es die
erwünschte Zugabe. D-Pro sind eine Band, die man auch weiterhin im
Auge behalten sollte, denn ihre Melodien haben das Potenzial, nicht
nur Gitarristen und andere Instrumentalisten begeistern zu können. (Rog)
Set-Liste D-Pro: "Red planet", "Badinerie", "Flight Nr. 4", "Bachatio
Aeterna", "Vivaldis summer", ("Point of) no return", "Destination X"
- Zugabe: "Eternal dualities".
Crown Of Glory
Nach diesem starken Eröffnungs-Act war es an Crown Of Glory, für
Stimmung zu sorgen. Dies schien zu Beginn aber gar nicht so einfach
zu sein, obwohl sie mit "The limit" einen Power Melodic
Metal-Gassenhauer ausgepackt hatten, der sich mehr als sehen lassen
konnte. Die Reihen vor der Bühne waren aber um einiges lockerer, als
bei D-Pro und auch der Sound war noch nicht optimal
eingestellt.
Musiktechnisch änderte sich das zwar ab dem zweiten Song "Anthem",
nur der Grossteil des Publikums hielt nach wie vor einen
Anstandsabstand. Dies änderte sich erst langsam, und durch Sänger
Heinz Muther's Aufforderungen zwischen den Liedern, doch ein, zwei
Schritte in Richtung Bühne zu machen. Trotzdem zeigten zumindest die
zwei, drei Reihen im Vordergrund mit Klatschen, Schreien und
Headbangen, dass es ihnen gefällt und trieben so Crown Of Glory an.
Diese dankten es, in dem sie dynamisch die Spielpositionen immer
wieder wechselten, umher sprangen und gute Laune verbreiteten. Auch
der von Nighthunter ausgeliehene Gitarrist Marcel Ziltener als
Ersatz-Bassist, fügte sich geschickt ins Gesamtbild ein. (Dieser
Posten ist übrigens immer noch vakant: Interessierte können sich
direkt über www.crown-of-glory.ch melden). Einen Höhepunkt bildete
dann der Song "Icarus", bei dem erstmals auch die hinteren Ränge
mitmachten, und so das Eis auch dort gebrochen werden konnte. Die
Stimmung hielt sich anschliessend bis zum Ende auf relativ hohem
Niveau, berücksichtigt man die eher geringe Besucherzahl an diesem
Abend. Mit "Immortal" von der mittlerweile ausverkauften Mini-CD "Destiny"
bewies die Band im Anschluss eindrücklich, wie vielschichtig und
vielfältig eine Komposition sein kann, in dem geschickt langsame mit
schnellen Teilen verbunden wurden. Das Feuer der Begeisterung konnte
auch das anschliessende "Keep the flame" empfangen und es züngelte
eher noch weiter in die Höhe, bis zum finalen "Breaking the law".
Dann war das Konzert nach 50 Minuten und ohne unnötige
Zugabenspielchen vorbei. Crown Of Glory zeigten an diesem Abend mehr
als nur eine routinierte Leistung, und das Publikum bewies, dass man
auch mit wenigen Leuten in einer grossen Halle hemmungslos feiern
kann. Mir selber schmerzte der Nacken noch ein, zwei Tage nach dem
Konzert. Wie ich gehört habe, konnte die Band sogar ein paar Fans
dazu gewinnen. Gut so! Und auf eine baldiges Wiedersehen! (Rog)
Set-Liste: "The limit", "Anthem", "Salvation", "Spirit", "Icarus",
"Art of payback", "Immortal", "Keep the flame", "Breaking the law".
Drifter
Als mir unser Scheffe Roxx vor einigen Monaten in höchsten Tönen von
der Reunion der Schweizer Power Thrash Legende Drifter vorsäuselte,
verstand ich seine Euphorie nicht wirklich, was wohl einerseits
daran lag, dass ich schlichtweg zu jung bin, damit mir die Band
überhaupt ein Begriff sein würde und zum anderen konnten mich auch
die damals noch auf der Homepage zum kostenlosen Download
verfügbaren Songs nicht vollkommen überzeugen. So blickte ich eher
skeptisch auf die Bühne, als dem irgendwie noch einmal geschrumpften
Publikum bombastische Takte der "Carmina Burana" entgegen dröhnten.
Doch schon eine Nano-Sekunde später, kippte mir der Unterkiefer
herunter und mein Gesichtsausdruck wandelte sich zu einem
verblüfften Erstaunen: Ist das wirklich erst der zweite Auftritt
nach 15 Jahren? Mit einem mordsmässigen Meis sprangen da fünf
Musiker
auf die Bühne, die von der ersten Sekunde an nur eines gaben: Gas!
So sprang und hüpfte Ur-Schrammler Peter Wolff wie vom Blitz
getroffen umher, während sich sein Klampfenkollege Ivano Marcon im
schwarzen Anzug (und von der Statur her ein wenig an Jon Oliva
erinnernd...) in die gängigen Metalposen schmiss. Noch einen Tick
vitaler zeigte sich Schreihals Tommy Lion, der nach seinem Gastspiel
bei den deutschen Kürbisverehrern Stormwarrior wieder eher dem
aggressivem Geröchel frönte und dies mit Bravour. Doch was mich vor
allem verblüffte, war der himmelweite Unterschied, der sich zwischen
den Aufnahmen und dieser Live-Darbietung bemerkbar machte... - Denn
das, was hier geboten wurde, war eine fast reinrassige Thrash-Walze,
durchtränkt mit melodiösen, fast folkigen (Finntroll lassen
grüssen-) Parts, in welchen der Gesang zwar noch etwas schwächelte,
Lion dies aber durch seine vitale Art und das stetige Headbangen,
beziehungsweise böse Gucken wettmachte. Den Auftakt machte das
Arschtritt-Duo "So much blood" und mein persönlicher Favorit
"Strontium dog" von der zweiten Scheibe "Nowhere to hide", bevor mit
"Highlander" wohl der berühmteste Song der Jungs (oder Herren müsste
man schon beinahe schreiben...) angestimmt wurde, wobei Lion immer
wieder seine Affinität zu extrem hohen Screams manifestierte, die
mich nicht nur entfernt an die
Ausstösse
von King Diamond erinnerten. "Banners on the battlefield" und "Senseless
death" folgten, bevor die Scheinwerfer den neuen Mann hinter den
Kesseln, Bruno Naef ins Visier nahmen, der ein amüsantes Drum-Solo
hinlegte, nicht unbedingt wegen seines souveränen Spiels, sondern
wegen dem Kampf, den er sich mit seiner Brille lieferte, die
unaufhörlich versuchte, seine Nase hinab zu rutschen ;-) - Der
weitere Neuzugang hörte auf den Namen Michael Messerli und machte
seinen Job am Tieftöner zwar makellos, wirkte an seinem stetigen
Platz, ganz nahe neben dem Drumkit, jedoch ziemlich scheu. Ganz
anders, wie schon erwähnt, Peter Wolff, der nach "Burning circle"
ein kleines, aber feines Gitarren-Solo hinzockte, um mit "Principle
of speed" wieder die Nackenwirbel ins Schwitzen zu bringen.
Spielfreudig liess man dann noch "Concret jungle" und "We can't be
beaten" ab, welches stellvertretend für die ganze Geschichte von
Drifter steht, bevor man sich das erste Mal verabschiedete, um kurz
darauf, zur Freude der nicht mehr wirklich zahlreichen Fans, noch
mal Gas zu geben. Dies in Form des grossartigen "Reality turns to
dust". Doch obwohl die Set-Liste an dieser Stelle eigentlich enden
sollte, wiederholten die Thrasher, wohl angesteckt von der Euphorie
vierer Jungspunde (dürften nicht älter als 14 gewesen sein und
veranstalteten sogar einen kleinen Moshpit vor der Bühne) "Highlander",
um danach grinsend und Hände schüttelnd von dannen zu ziehen. Eine
mehr als gelungene Comback-Show! Thrasher dieser Welt, nehmt Euch in
Acht, Drifter will kick your asses!!! (Kis)
Set-Liste: "Intro", "So much blood", "Strontium dog", "Highlander",
"Banners on the battlefield", "Senseless death", "Drum-Solo", "Burning
circle", "Guitar-Solo", "Prinziple of speed", "Concret Jungle", "We
Cant Be Beaten" - Zugaben: "Reality turns to dust" & ("Highlander").
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