Livereview: Ensiferum - Eluveitie - Black Messiah
                                   Thronar - Naildown
14. April 2007, Winterthur Gaswerk
By Yannick S.     Pics by: Roxx
Als ich erfahren durfte, was für ein grandioses Billing das zweite Pagan/Viking-Festival schmückte, verspürte ich eine gewaltige Vorfreude, und bis zum 14. April sehnte ich mich nach diesen tollen Bands: Naildown, die sehr interessante Newcomer-Melodic/Death Metal-Band aus Finnland, die nach erstem Reinhören sehr an Children Of Bodom erinnerten, Thronar, die holländischen Wikinger, die es mir mit ihrem De-but-Album „For Death And Glory“ sehr angetan haben. Black Messiah, die deutschen Christenfeinde, die es sich mit „Oath Of A Warrior“ und „Of Myths And Legends“ bei vielen Pagan Metal-Fans in der Stereoanlage bequem gemacht haben und Eluveitie, die Helvetier mit dem unermüdlichen Drang, Partystimmung zu verbreiten. für mich stand ihr 10. Liveauftritt bevor. Ganz am Schluss werden dann noch die finnischen Ensiferum die Halle ins Schwitzen bringen. Bereits diese Bands zeigten, dass das Gaswerk mit Be-stimmtheit sehr voll werden wird.

Naildown
Am Eingang herrschte ein wirres Durcheinander, und obwohl die Organisation zufrieden stellend, für diesen Zuschaueransturm gar vorzüglich war, hatte ich so meine Problemchen, am Türsteher vorbeizukommen, denn dieser wollte nur die Leute ohne Tickets hineinlassen. Als ich es dann doch noch geschafft habe, hatten sich Naildown bereits warmgespielt und began-nen nach Aussagen von Freunden ihren dritten Song. Zugegeben, die Finnen zeigten eine äus-serst ansprechende Show, waren aber mit ihrem sehr bassstarken Melodic/Death Metal ziem-lich fehl am Platz, was sich auch auf die Zuschauer vor der Bühne auswirkte, welche leider ziemlich rar erschienen waren. Die Horn- und Kettenhemdträger liessen sich Naildown entgehen und genossen dafür die warme Abendsonne mit einem kühlen Bier. Die Band konnte aber musikalisch überzeugen und wäre an jedem anderen Konzert bestimmt im Publikum aufge-gangen. Schade eigentlich, denn die Finnen hatten es wirklich drauf.

Thronar
Ganz anders als Naildown wurden die Holländer Thronar empfangen, denn die Leute haben sich von der Sonne verabschiedet und spazierten vor die Bühne. In Wikingermanier stürmten die Viking Metal-Band auf die Bühne und spielte eine atemberaubende Dreiviertelstunde. Das Keyboard war zwar zu leise und die Gitarren wie auch der Bass zu laut eingestellt, aber die Band riss das Publikum mit und veranstaltete ein Heidenfest. Es wurde getanzt, es wurde gebangt und in der Mitte Thronar, denen die Zufriedenheit anzumerken war. „For Death And Glory“ wurde beinahe durchgespielt und Stücke wie „To Kill And Be King“ haben trotz dem verpatzten Sound ihre Echtheit nicht verloren. Dass die Niederländer einen äusserst thrashigen Unterton haben ist zwar auf dem Album nicht herauszuhören, aber bei ihrem Liveauftritt war es sehr oft der Fall, dass sie sich etwas härter zeigten. Ich blieb auf jeden Fall keinen Moment ruhig stehen und ging ab wie ein Zäpfchen. Bloss die vielen Ellbogen und ziemlich aggressiven Zuschauer haben mich im Getümmel etliche Male aufgeregt. Aber der Band konnte man ja dafür nicht die Schuld geben, denn die hat wirklich ganz Grosses gezeigt. Man wird wohl in der Zukunft noch vieles von Thronar hören, hoffentlich!


Black Messiah
Nach dem von mir aus verschlafenen Auftritt am Ragnarök-Festival hatten die deutschen Pa-gan-Metaller Black Messiah noch einiges gut zu machen, was ihre Liveauftritte angeht. Dass es auf ihren Scheiben hymnenhaft, brachial und äusserst heidnisch zu und her geht ist wohl nicht nur mir aufgefallen, denn die Halle leerte sich nach Thronar nicht, im Gegenteil, es wurde noch enger. Die Ruhrpott-Wikinger, wie sie sich selbst nennen, eröffneten ihren Gig mit dem wunderbaren Intro „In Remembrance“ und spielten sich wild durch „Oath Of A Warrior“ und „Of Myths And Legends“. Beinahe kein Hit wurde ausgelassen, Stücke wie „Christenfeind“, „Riding The Drakkar“, „Blutsbruder“, „Irminsul“, „Die Sühne des Feuerbringers“, „Sauflied“ und natürlich das Cover „Moskau“ wurden den Fans frisch garniert mit äusserst starken Darbietung zum Frass vorgeworfen. Die Zuschauer griffen gierig zu und entkräfteten sich bereits nach den Anfangsminuten. Es stand eine absolut andere Band auf der Bühne, konzentriert und völlig im Element, nicht wie beim letzten Auftritt, als ich sie sehen durfte. Leider haperte es wiederum am Sound, der nicht sonderlich gut abgemischt war. Dennoch zeigten die Deutschen eine durchs Band gewaltige Leistung, und ich war bereits nach den ersten Songs völlig verschwitzt. Die Hitze in der Halle war kaum auszuhalten, aber Black Messiah standen noch immer auf der Bühne und spielten zum Abschluss das Cover „Moskau“, welches ich schon auf der CD nicht hören mochte da es mir einfach völlig unpassend erscheint. Ich hörte mir den Schlusssong dann von der Ferne an und konnte so auch gerade frische Luft schnappen.

Eluveitie
Eine Band mit einem wirklichen Album („Spirit“) und einer Mini-CD („Ven“) spielt mal da, dann wieder dort, aber jedes Mal, so scheint es, füllen sie die Halle und bringen sie zum Kochen. Für mich war es wie oben erwähnt das 10. Mal, dass ich Eluveitie live begutachten durfte. Das Gaswerk wurde, wie ich es nicht anders erwartet hatte, zum Hexenkessel, oder sollte ich besser sagen zum Heidenkessel. Die Zuschauer liessen alles aus sich raus, und auch die Band machte einen starken Eindruck. Ihre Scheibe „Spirit“ wurde beinahe ganz durchgespielt, und auch was Bühnenpräsenz angeht machen die Schweizer wohl unschlagbare Nummern. Eluveitie ist beliebt und kommen von Konzert zu Konzert mehr auf, aber was ist mit den Fans, die sie seit der Entstehung und der Mini-CD „Ven“ kennen? Für mich war es halt wieder einmal Eluveitie mit einer guten Leistung, aber nicht mehr, denn ihre Abwechslung, was Songs betrifft, hält sich wegen der Albummenge in Grenzen, und so kann auch die Band nicht wirklich was Neues bieten. Klar, ein neuer Song ist eine schöne Sache, aber man hat Eluveitie jetzt dann für eine Zeit gesehen und wünscht sich lieber mal neue Ware in CD-Format. Trotzdem, den Zuschauern hat’s gefallen, und mir wurde gezeigt, dass es noch immer Leute gibt, die Eluveitie zum ersten Mal sehen dürfen.


Ensiferum
Der Ansturm auf den Headliner war gross, grösser als bei allen anderen Bands zuvor, darum wurde es beinahe ungemütlich im Gaswerk. Die Finnen mit toller Verkleidung, welche den Anschein machte, dass sie bereits zuviel getrunken hatten oder den Auftritt nicht wirklich ernst nahmen, wobei ich jetzt nicht die Cowboy-Mütze des Sängers anspreche. Die Anspannung war den Fans anzumerken, endlich gibt es Ensiferum wieder einmal live. Die Band hat tatsächlich einen sehr hohen Status in der Metal-Szene, und doch ist Ensiferum seit dem Ab-gang von Jari Mäenpää nicht mehr dasselbe. Viele Fans können sich mit dem neuen Sänger Petri Lindroos einfach nicht anfreunden. Auch mich hat er stimmlich noch nicht vom Hocker gehauen, und gesanglich gegen Jari heranzukommen ist wohl sowieso ein Ding der Unmöglichkeit. Jetzt aber zum Auftritt an sich, und jetzt haltet euch gut fest: Ich habe mich wie ein Blöder auf diesen Auftritt gefreut, und wurde masslos, aber wirklich masslos enttäuscht. Der Sound war grottenschlecht abgemischt, ein Dankeschön an den Mischer, den Sänger hat man überhaupt nicht gehört und auch die Gitarren waren viel zu leise. Das Keyboard wurde zwar von einer sehr aufreizenden jungen Frau bedient, aber gehört habe ich es leider fast nicht. Das Schlagzeug und der Bass waren dafür viel zu laut eingestellt. Das Einzige, was man richtig getroffen hatte, waren die Background-Mikrophone, denn ohne gewisse Chorparts hätte ich die Songs gar nicht erkannt. Es war aber bestimmt nicht bloss die Schuld des Mischers gewesen, denn auch die Band spielte ein gewaltiges Geknüppel zusammen, nichts mit feinen Melodiebögen und epischen Übergängen. Mit der Zeit wurde der Sound ein wenig besser, aber dies änderte wenig an meiner Laune. Ich war stinksauer und kann es bis heute nicht verstehen, weshalb gewisse Leute den Auftritt als grossartig befunden haben. Zum Glück war ich aber nicht der Einzige, der nicht einmal Hits wie „Token Of Time“ beim ersten Hinhören erkannt hatte, und so muss ich doch mit voller Überzeugung von einer absolut schwachen Leistung sprechen. Ich weiss mit Sicherheit, dass die Finnen das besser können, und auch mit der Musik geht es wieder aufwärts, denn die neue Scheibe scheint ein voller Erfolg zu werden.