Livereview: Europe - Ad-Rian
22. Januar 2007, Zürich Volkshaus
By Rockslave
Die Schweden gehörten in den seligen 80ern zu den Mega-Sellern schlechthin. Ihr Überhit "The Final Countdown" und das gleichnamige Album verkauften sich millionenfach. In den 90ern ging dann Joey Tempest & Co., wie vielen anderen Bands auch, der berühmte Schnauf aus. Nachdem meine Wenigkeit die überzeugende 2004er Reunion-Tour zum Comeback-Album "Start From The Dark" sträflich ausgelassen hatte, war die Devise nach dem brillanten Zweitling der Neuzeit ("Secret Society") sonnenklar: Auf nach Zürich! Das dachten sich freilich, das heisst leider nicht so viele Fans (zumindest deutlich weniger als noch 2004 im Z7) und darum kam es, dass der Balkon aufgrund der mageren Vorverkäufe schon gar nicht erst geöffnet wurde. Zu dieser Situation wurde im Zürcher Volkshaus ausserdem herum gereicht, dass dies die erste Show auf der Tour sei, die verhältnismässig schlecht besucht worden ist. Diejenigen, die aber den Weg an diesem gewöhnlichen Montag Abend nach Zürich gefunden hatten, bereuten ihr Kommen keineswegs, denn Europe lieferten ein exzellentes Konzert ab! Eher unbeachtet ging davor der viel zu lasche Auftritt des Support-Acts Ad-Rian (dahinter steckt der Schweizer Sänger/Gitarrist Adrian Sturzenegger) über die Bühne, doch schön der Reihe nach!

Ad-Rian
Als "Special Guest" angekündigt, erwies sich der Auftritt von Adrian Sturzenegger und seiner Band als ziemlich saftlos. Nun ja..., ohne jetzt dem "ewigen Support" Sideburn ans Bein pinkeln zu wollen: Hier hätten sie als Anheizer klar besser hingepasst, als noch im November bei Krokus im Z7. Anyway..., der gute Adrian zog auf jeden Fall seine Songs während etwas mehr als einer halben Stunde professionell durch. Die Resonanz des Publikums, darunter viele Frauen und Mädels, war aber zu keinem Zeitpunkt berauschend. So mussten sich Ad-Rian mit standesgemässem Höflichkeitsapplaus zufrieden geben. Dabei hatten sie aber das Glück, dass das Publikum fair blieb und eigentlich keinerlei Pfiffe auszumachen waren. Immerhin..., aber was soll man sonst noch gross zu diesem Auftritt sagen?!! Meinem Empfinden nach, das heisst nach Begutachtung der Set-Liste, wurden alles eigene Songs zum Besten gegeben. Eine schmissige Cover-Version hätte womöglich noch etwas reissen können, aber so plätscherte der Opener des Abends gemächlich und sanft wie ein Bergbächlein dahin, um bald darauf brav Platz für den mit Spannung erwarteten Headliner zu machen!

Set-Liste: "Light Of Love", "Henry", "Yesterday", "Time Is On Your Side", "Stay", "Save Me", "Keep On" & "Thunder Road".

Europe
Man muss es gleich zu Beginn neidlos anerkennen: Europe sind definitiv zurück und waren wohl noch nie besser als jetzt gerade! Es ist für so eine Band nicht leicht, dem erdrückenden, musikalischen Erbe aus den 80ern die Stirn bieten zu können, aber genau das haben sie im Original-Lineup, also Joey Tempest (v), John Norum (g), John Leven (b), Mic Michaeli (k)und Ian Haugland (d) getan! Obschon etwas düster ausgelegt, liess "Start From The Dark" Ende 2004 erkennen, dass die Band auch ganze zwei Dekaden später immer noch im Stande ist, vortreffliche Songs zu schreiben. Gar noch besser geriet die neue Scheibe "Secret Society", die von vorne bis hinten groovt wie Sau! Unter diesen Gesichtspunkten war es deshalb interessant zu sehen (und zu hören), wie die Gegenwart mit der ruhmreichen Vergangenheit verwoben wird. Den Auftakt auf der spartanisch ausgestatteten Bühne machten nicht unerwartet gleich zwei neue Songs, nämlich "Love Is Not The Enemy" und "Always The Pretenders", die beide voll nach vorne los gingen! Man hörte gleich von Anfang an, wie perfekt alle Musiker zusammen harmonierten und megatight aufspielten. Es kam nicht von ungefähr, dass in den Jahren zuvor alle Bandmembers (ausser Tempest) immer wieder bei Kollegen, wie zum Beispiel Glenn Hughes oder Nikolo Kotzev aushelfen durften. Den ersten Brückenschlag zu vergangenen Zeiten setzte darauf "Superstitious", wo der geneigte Europe-Fan sogleich eine ordentliche Gänsehaut verspürte; Mann klang das geil..., uahhh! "Seven Doors Hotel"? Ja..., genau..., ein Track vom allerersten Album der Schweden..., und was für einer, genial! Gleiches galt für die Stimmung unter den etwa doch gut 500 Fans, die stetig zunahm. Der Sound kam fett und klar, wennauch insgesamt etwas zu leise. Das tat der überzeugenden Performance von Europe aber keinen Abbruch, die ihre ganze musikalische Karriere, also die Zeitspanne dazwischen, gekonnt mischten. Ebenso clever war die akustisch vorgetragene Version vom sonst überschwülstigen Schmacht-fetzen "Carrie", der in dieser Art sogar um einiges besser rüber kam! Das lautstarke Publikum frass Joey derweil bedingungs-los aus der Hand und der Refrain hallte volle Kanne durch das Volkshaus.., Hammer! Klasse war natürlich auch der Titeltrack "Secret Society", der ja sowas von Air-Guitar und bangkompatibel ist Freunde... - aber das war freilich noch nicht alles! Ein Blick auf die unten stehende Set-Liste lässt erahnen, welche Begeisterungsstürme an diesem Abend in Zürich entfacht wurden! "Rock The Night" geriet schlicht überirdisch, "Cherokee" triefte ohne Ende mit massig Pathos aus den 80ern und was beim letzten Song im Volkshaus los war, überlasse ich nun gleichermassen Eurer Vorstellung und/oder Erinnerung. Fazit: Europe hätten ein ausverkauftes Haus mehr als verdient gehabt und allen Abwesenden sei an dieser Stelle in aller Deutlichkeit gesagt: "Das nächste Mal seid auch Ihr dabei!"

Set-Liste: "Love Is Not The Enemy", "Always The Pretenders", "Superstitious", "Seven Doors Hotel", "Let The Children Play", "The Getaway Plan", "Flames", "Sign Of The Times", "Carrie (acoustic)", "Time Has Come", "Guitar Solo John Norum", "Girl From Lebanon", "Start From The Dark", "Yesterday's News", "Rock The Night", "Got To Have Faith", "Cherokee" & "The Final Countdown".