Livereview: Excelsis - Tumba Zaffa - Minhyriath - Pertness
11. Oktober 2008, "Die Wäck", Wäckerschwend (BE)
By Roger W.
Irgendwo in den Emmentaler-Hügeln zwischen Burgdorf, Langenthal und Huttwil liegt eine Ansammlung Bauernhäusern Namens Wäckerschwend. Eine dieser grossen, mächtigen Bauernunterkünfte hat den Dachboden zu einem Konzertsaal umgebaut. Und obwohl die Anfahrt in diese abgelegene Gegend ziemlich abenteuerlich ist, sind im „Die Wäck“, so der Name des Lokals, bereits zahlreiche Schweizer Pop-Rock-Bands wie z.B. Polo Hofer, Patent Ochsner oder Dada Ante Portas vor vollem Haus aufgetreten. Eng wurde es auch bei der Plattentaufe von Excelsis. Ihr neues Werk heisst Standing Stone und handelt über die Schweizer Garde in Rom. Unterstützt wurden sie von den Berneroberländer Pertness, den Hackbrett-Metallern Tumba Zaffa und Minhyriath, dem Soloprojekt von Excelsis Sänger Münggu. Gespannt durfte man sein, wie denn Excelsis ihre CD taufen würden. Denn gerade dieser historische Akt ist jedes Mals wieder speziell und einzigartig. Einen bösen Geist schien an diesem Abend der Technik Probleme zu machen, so dass sowohl bei Pertness wie auch bei Excelsis wichtige Momente ihre Wirkung verfehlten.

Pertness
Dass die Anfahrt nach Wäckerschwend nicht so einfach ist, dachte ich mir schon. Dass die Hinfahrt im Dunkeln diese Schwierigkeit noch verstärkt, war ebenfalls logisch. Geschieht dies dann noch unter Zeitdruck, sind kleinere Wegkorrekturen obligatorisch. Und so waren die in Schottenröcken gekleideten Heavy Metaller Pertness bereits eine Weile am Spielen, als ich in den Dachstock trat. Das Gehörte und Gesehene konnte aber durchaus begeistern. Denn Songs wie „Angel Of The Dark“ oder „Frankenstein“ besitzen das gewisse Etwas und die unverkennbare Stimme von Tom Schluchter. Das Quartett zeigte sich zudem ziemlich bewegungsfreudig. Nur Schade, dass durch den bereits erwähnten Technik-hassenden Geist der Schluss ziemlich an Fahrt verlor. Es gab eine längere Pause, bei der sich niemand so recht wohl fühlte. Als dann alles wieder funktionierte, wurde ein umso motivierteres „Frankenstein“ in die Menge gefeuert und damit der Auftritt noch gerettet.

Minhyriath
Gespannt durfte man auf die Umsetzung von Münggus Solo-Projekt Minhyriath sein. Bei abgedunkeltem Licht startete er zusammen mit zwei schwarzen Gestalten an der Gitarre und am Bass das kurze Set. Seine Mitstreiter stellten sich bald als Rölu und Mäk von seiner Hauptband heraus. Einen Schlagzeuger hat das Projekt noch nicht (O-Ton Münggu: „Die saufen zu viel!“). Und so kam der Takt zusammen mit diversen Keyboard- und Flöteneinspielungen ab Band. Minhyriath verbindet ruhige, sphärische Elemente mit Black Metal-artigem Hass. Moonsorrow kommen dem in dieser Musikrichtung unerfahrenen Schreiberling am nächsten. Die Musik schafft eine ganz eigene, düstere Atmosphäre, welche aber durch Münggus Begeisterung absurdum getrieben wurde. So waren die Wechsel zwischen freudigem Anfeuern der Meute und blitzschnellem Wechsel in dunklen Gesang und böse Grimmassen ziemlich überraschend und lösten ein fröhliches Lachen und Mitgehen aus.



Tumba Zaffa
Nicht ganz so einfach wurde es, Tumba Zaffa bei ihren musikalischen Ergüssen zu folgen. Laut Excelsis Manager Fiat spalten sich bei den Hackbrett-Metallern die Geister. Für gewisse seien sie die künftigen Hackbrett-Apocalyptica, für andere nur nervig. Die Wahrheit liegt, wie oft der Fall, wohl irgendwo dazwischen. Der erste Auftritt des Quartetts überhaupt (3 am Hackbrett, einer am Schlagzeug) beantwortete so viele Fragen wie er aufwarf. Die Antworten waren z.B.: Ja, mit drei Hackbrettern und einem Schlagzeug lässt sich harte metallische Musik spielen. Ja, das ganze klingt nach speziellem Heavy Metal. Ja, die Jungs können auch eigene Songs schreiben. Fragen wurden allerdings auch aufgeworfen: Wieso setzten die Jungs auf Eigenkompositionen, anstatt den Hörer, wie damals Apocalyptica mit Metallica by 4 Cellos, behutsam mit mehrheitlich Covers an den speziellen Klang zu gewöhnen? Wie würde sich ein Rock’n’Roll-Klassiker à la "Jonny Be Good" auf dem Hackbrett anhören? Mein Fazit nach dem engagierten ersten Auftritt von Tumba Zaffa ist denn auch, dass das Potential für eine ungewöhnliche und darum auch erfolgreiche Band vorhanden ist, dass an den Details aber noch stark gearbeitet werden muss. Denn irgendwie klang das Ergebnis der ersten zwei Jahre Bandgeschichte noch sperrig und unfertig.

Excelsis
Wie man’s richtig macht, zeigten anschliessend Excelsis. Dem Sextett braucht man nach fünf Alben auch nichts mehr anzumeckern. Mit einem liebevollen Bühnenaufbau mit Banner, Fahnen, Gasfeuer in ausgedienten Verstärkern und Papier-Draht-Steinen unterstützten sie zudem effektvoll ihren Sound. Gespielt wurde das ganze neue Album "Standing Stone" in der Reihenfolge, wie die Songs auch auf dem Album zu finden sind. Besonders gut kam dabei „The Silent Song“ zur Geltung, der in der Tradition von „Fear Of The Dark“ ähnlich anfängt, wie er aufhört. Wie von Excelsis gewohnt, setzten sie immer wieder traditionelle Instrumente wie Flöten, Dudelsäcke, neue Kreationen à la Raviola und das Talerschwingen ein. Auch ein paar Einstreusel auf Berndeutsch durften nicht fehlen. Plötzlich wurde es dunkel und die Band war von der Bühne verschwunden. Jetzt hätte eigentlich die Musik zur Plattentaufe einsetzten sollen, was aber dank dem Technik-hassenden Geist nicht passierte. Nach gefühlten 5 Minuten und einem sichtlich verwirrten Publikum trat ein mit Schwert bewaffneter Ritter auf die Bühne. Er zog den Langsäbel und drosch gleich auf einen Pappfelsen ein. Aus den Trümmern zog er den Schatz in Form der neuen Excelsis-CD Standing Stone. Somit war die CD getauft und die Show ging weiter. Als Zugaben folgten die älteren Songs "Dragonslayer" und "Baphomet", bevor Excelsis den Abend mit einer grossen Party beendeten. Dazu holten sie sämtliche an der CD beteiligten Personen auf die Bühne und zockten ihre eigene Version des Volksliedes „Annebäbeli“. Die Plattentaufe von Excelsis war definitiv ein Erlebnis, welches ich nicht missen möchte. Die Qualität der Darbietungen stimmte und der Headliner hat seine Position würdig verteidigt. Hoffen wir, dass die Karriere mit "Standing Stone" weiter steil nach oben zeigt.

Setliste Excelsis: Yleitig, Soldiers Of Heaven, The March, For Death And Glory, Lost Chamber, The Silent Song, The Siege, Armour Of Gods. Standing Stone, Fire, The Classic Chamber, Dragonslayer, Baphomet, Annebäbeli