Livereview: Freedom Call - Eden's Curse - Veonity

11. Februar 2017, Pratteln – Z7
By Tinu
Liebe Freunde der guten Unterhaltungsmusik. Auch wenn das Z7 an diesem Samstagabend sehr gut besucht war, alle die nicht da waren, haben einen Headliner verpasst, der sich momentan in der Form seines Lebens befindet. Was die Deutschen an diesem Abend boten, war schlicht und ergreifend unglaublich und zementierte von der ersten Sekunde an, wer zu den besten Live-Bands auf diesem Planeten gehört. Also, wer es verpasste dabei zu sein, hat dieses Jahr nochmals die Gelegenheit, wenn die Herren in Hägendorf (SO) am 22. Juli an den EM der "Highland Games" auftreten!

Eden's Curse
Über Veonity kann ich nicht viel berichten, da ich zu diesem Zeitpunkt noch mit den Jungs von Freedom Call am plaudern war. So waren es dann Eden's Curse um Mastermind Paul Logue, die den musikalischen Einstieg für mich bestritten. Der Fünfer überzeugte mit einem starken 80er-Jahre Grundgroove und Harmonien, die aber immer wieder einen leicht progressiven Touch besassen. Würden sich die Herren dieses Touches entledigen, würden sie sicher schon lange in einem Atemzug mit Edguy, Freedom Call, Journey oder Gamma Ray erwähnt werden. Auch wenn sich das Hitpotenzial von Song zu Song steigerte und die Anwesenden auf Betriebstemperatur gebracht wurden, so konnten die Tracks der fünf Studioalben nur bedingt zum kollektiven Abschädeln auffordern. Die Truppe hat es selber in der Hand, mehr als nur ein Geheimtipp zu sein. Dazu müssten aber die Keyboards besser in die Lieder integriert werden und auf der Bühne der Bär mehr tanzen. Auf Konserve sicher eine tolle Geschichte und auf der Bühne ein guter Anheizer, dem aber der Headliner-Schuh (noch) zu gross ist.

Freedom Call
So waren es dann Chris Bay (Gesang, Gitarre), Lars Rettkowitz (Gitarre), Ilker Ersin (Bass) und Rami Ali (Schlagzeug), welche den Abend retteten. Das war nicht anders zu erwarten, aber die Art und Weise, wie die Deutschen dies taten, war verdammt eindrücklich. Auch wenn die Fans immer wieder «Herzilein» forderten (FC coverten diesen Track von den Wildecker Herzbuben und die spielten dafür «Warriors» von Freedom Call nach), blieb dies ein Wunsch. Dafür sorgte die Truppe von Beginn weg mit «Tears Of Babylon» für eine unglaubliche Stimmung. Wo andere Truppen sich von Song zu Song steigern, liessen Freedom Call gleich von Beginn einen Kracher vom Stapel, der die Stimmung in die Höhe katapultieren liess. Die Fans sangen sofort mit, skandiertenlaute «Freedom Call»-Chöre, auf dass sie heiss auf das Quartett waren und liessen sich durch Chris' Ansagen die Lachtränen in die Augen treiben. "Ihr seid ja geil! Wir konnten es gar nicht abwarten, wieder ins Z7 zu kommen. Are you ready for a happy Metal party?" Und wie die grosse Schar ready war. Mit Liedern wie «Union Of The Strong» und der Bandhymne «Freedom Call» trieben sich Band und Fans gegenseitig in die Höhe und der Wettkampf, wer nun die Chöre lauter singen kann, nahm ein sehr lautes Ausmass an. "Alter Schwede, ihr macht uns fertig! Wir haben ein sensationelles, neues Album veröffentlicht! Selbstlob macht am meisten Spass", grinste Mister Bay ins Mikrofon und pries die neuste Scheibe «Master Of Light» an. Aus dieser Scheibe spielte der Vierer gleich fünf Nummern und zeigte ein gutes Gespür für eine clever ausgewählte Setliste, die auch mit vielen Hits der Vergangenheit versetzt wurde.

"Die Schotten saufen so viele harte Sachen, da müssen wir uns keine Gedanken um unser Bier machen. Der war lustig, oder?" Lieber Chris, du bist immer lustig, und wenn du die Show zu einer Metal-Messe umwandelst, eine kleine Predigt über den reinen und sauberen Metal abhältst und dabei mit Wacken-Aufenthalt ohne Gummistiefel drohst, dann hast du auf der ganzen Linie gewonnen (Einleitung zu «Metal Is For Everyone»). Dies mit einem päpstlichen Hut, bei dem Chris mit einem breiten Grinsen meinte: "Ich habe Nähzeug im Tourbus. Ich weiss, ich bin eine Pussy, aber bis jetzt konnte ich das Kreuz auf meinen Hut noch nicht drehen". Die Jungs wollen nur eines. Spass auf der Bühne haben und die Leute auf eine Fahrt mit Spass, Spannung und geilen Songs mitnehmen. Dass die Herren alles andere als schlechte Musiker sind, bewies auch die "spanische Einleitung" auf der Akustikgitarre zum Titeltrack des neusten Studiowerkes. "Das ist eine kleine Demonstration, dass wir auf der Bühne noch live spielen, was heute nicht mehr so üblich ist!"

«Mr. Evil» präsentierte die Band mit einem der grössten Hits der Jungs, der es in den letzten Jahren leider nicht immer in die Setliste schaffte. Wer diesen Song aber schon mal gehört hat, weiss, wie packend diese Nummer ist. Die Band spielte sich in einen wahren Rausch und die Fans gingen steil! "Ihr seid so geil drauf, wie macht ihr das? Könnt' ihr das mal den anderen Städten zeigen?", lobte der Shouter die Fans, die wirklich alles andere als leise waren und bestätigten, dass auch ein schweizerisches Publikum aus sich heraus gehen kann. "Wir kommen immer wieder gerne ins Z7, da gibt es so leckeres, dunkles Mineralwasser", lobte Chris den Inhalt seines Bechers. «Wir gingen direkt von der Tour ins Studio, ungeduscht und stinkend, das riecht ihr sogar an der CD», leitete Mister Bay in «High Up» über, nachdem Freedom Call mit «A Perfect Day» den Lärmpegel im Z7 nochmals in die Höhe schraubten. Über die Einleitung zu «Metal Is For Everyone», die angesprochene Metal-Messe und die Huldigung an Lemmy den ersten, schrieb ich schon. Mit diesem Song beendeten die Jungs den offiziellen Set. Hervor zu heben ist die Leistung von Rami, der wie ein wilder auf sein Arbeitsinstrument eindrosch und dabei immer wieder die Sticks in seinen Fingern kreisen liess. Ilker poste und erinnerte mit seinen langen schwarzen Haaren an einen jungen Joey DeMaio, einfach mit dem Unterschied, dass Mister Ersin um einiges sympathischer als der Ami ist. Lars solierte wie poste, und über Chris habe ich schon einiges geschrieben. Die Truppe ist in dieser Besetzung durch nichts aufzuhalten. Freedom Call siegten auf der ganzen Linie und hatten Spass, Spass, Spass und nochmals Spass.

"Wir spielen jetzt etwas Romantisches, etwas fürs Herzilein» kündete Chris «The Circle Of Life» an, um dann vor «Power & Glory» mit folgenden Worten zu brillieren: "Okay ihr Schlawiner, wir haben euch eine Metal-Party versprochen, und was wir versprechen, das halten wir auch!" Die Rufe nach den unterschiedlichsten Liedern, insbesondere «Herzilein», verstummten nicht, was Chris dazu veranlasste mit einem breiten Grinsen zu sagen: "Wir sind hier nicht beim Wunschkonzert!". Die letzten Akkorde und der Schluss von «Warriors» liess die Halle vor Freude aufheulen, was aber Chris zu wenig laut war. "Das war schon träge! Passt euch was nicht? Seid ihr schlecht drauf? Dann müsst ihr dies nicht an uns auslassen. Wir spielen jetzt nochmals den Schluss von «Warriors», und dann erwarten wir nochmals einen grossen Jubel". Und was die Truppe erwartete, das erfüllten die Anwesenden auch! Zu «Land Of Light» hüpfte das Z7 kollektiv mit und verabschiedete eine Truppe, die nach dem Gig noch unzählige Autogramme gab und für Fotos posierte, sehr fannah.

Freedom Call machten aus diesem Abend eine Göttervorstellung, von der man noch seinen Enkeln erzählen wird. Von Beginn weg stand das Z7 im Freedom Call-Feuer. Band und Fans schaukelten sich von Lied zu Lied in die Höhe und liessen sich am Schluss gegenseitig feiern. Dass der Abspann per Laptop sich dann nicht mehr ausschalten liess und die Jungs sich vor Lachen kaum mehr einkriegten, zeigte nochmals, wie bodenständig und ehrlich die Musiker sind. Bitte mehr davon! Am besten am 22. Juli 2017 in Hägendorf!

Setliste: «Intro» - «Tears Of Babylon» - «United Alliance» - «Kings Rise And Fall» - «Union Of The Strong» - «Freedom Call» - «Hammer Of The Gods» - «Masters Of Light» - «Carry On» - «Mr. Evil» - «A Perfect Day» - «High Up» - «Metal Is For Everyone» - «The Circle Of Life» - «Power & Glory» -- «Warriors» - «Land Of Light».