Livereview: Godiva - Dark Sign
21. Januar 2004, Endstation Club, Winterthur
By D.J. Roxx
An diesem Samstag Abend war in Winterthur im Endstation-Club wieder einmal ein Metal-Konzert angesagt. Man konnte gespannt sein, was sich die Basler Power-Metaller Godiva diesmal wieder einfallen lassen, um das Publikum zu schocken oder zu erfreuen. Mit einem starken Debüt-Album im Gepäck und einigem Pech mit ihrem letzten Booker, waren Godiva sicher richtig scharf darauf, live wieder mal voll ab zu rocken. Das letzte Konzert ist ja auch schon eine Weile her. Als Support wurden die aus der Gegend um Bern stammenden Dark Sign angekündigt. Man durfte also sehr neugierig sein, was einen nun erwarten wird. Zuerst gab es jedoch eine angenehme Überraschung, aber eins nach dem andern...

Mein frühzeitiges Erscheinen hatte zur Folge, dass ich genau beim Soundcheck von Godiva reingeplatzt war. Da kamen auch schon Sini und Tenz, die zwei Inhaber vom Endstation-Club und begrüssten mich herzlich. Ich wurde gleich mal mit einer Flasche Bier bestückt und danach in den Backstage-Bereich geführt. Dieser kann sich wirklich sehen lassen. Ein Ort, wo sich jede Band wohlfühlen kann. Sogar eine Sony-Playstation hatte es da. Diese wurde dann auch relativ lange vom Godiva-Drummer Peter Gander und dem Bandmischer in Beschlag genommen. Das Zusammensein mit den Jungs von Godiva war wieder einmal mehr eine Konversation auf höchstem Niveau. Schwerpunktthema waren Frösche aus Südamerika. Wenn man diese spezielle Art dieser Tiere ableckt, dann soll das High machen. Kurz darauf liess ich es mir nicht nehmen, auch dem Soundcheck von Dark Sign beizuwohnen. Ich wollte ja wissen, was mich da erwartet. Um 21 Uhr war dann Türöffnung und über 150 Fans strömten in das Szene-Lokal hinein.

Dann hiess es Showtime und die Jungs und das Mädel von Dark Sign bestiegen die Bühne. Dieser circa fünfzig-minütige Auftritt geriet zu einem musikalischen Erlebnis der Extraklasse. Im Mittelpunkt stand Sänger Roman Frei. Mit seiner kraftvollen und sehr ausdruckvollen Stimme ist er für die Schweizer Szene eine echte Neuentdeckung. Auch die Ansagen zwischen den Songs, die mit viel Witz vorgetragen wurden und die gesamte Präsenz überhaupt, wirkten sehr professionell. Musikalisch lässt sich das Ganze eher schwer einordnen, da man viel Abwechslung geboten bekam. Von Doublebass Drum lastigen Parts, zum Teil thrashigem Riffing und progressiven Elementen, bis hin zu ruhigen Passagen, welche immer wieder von der Dame an den Tasten optimal getragen wurden, gab es musikalisch von allem etwas. Die Gitarristen Urs Friedli und Thom Müller konnten sich derweil mit abwechselnden Soli gekonnt in Szene setzen.. In Sachen Live-Acting, auf das ich grossen Wert lege, gab es zwar nicht all zu viel, aber das war in diesem Fall auch gar nicht nötig. Die musikalische Leistung überzeugte mehr als genug. So durften, ja mussten Dark Sign noch eine Zugabe spielen und wurden unter grossem Applaus verabschiedet.

Nach der Umbaupause und geilstem Metal-Sound vom D.J., enterten Godiva die nicht sehr viel Platz bietende Bühne. Während ein inferales Intro ab Dose lief, konnten die anwesenden Fans auf der Grossleinwand, oberhalb der Bühne, ein paar Bilder der Bandmembers und das Bandlogo von Godiva anschauen. Dabei kam schon fast etwas Grossarena-Atmosphäre auf. Losgerockt wurde mit "Razorback romantic" und danach "Let the tank roll". Es ist wirklich erstaunlich, wie sich Godiva inzwischen entwickelt haben. Wie ein starker Panzer, bereit, alles ihm im Weg Stehende ohne Gnade nieder zu walzen. Die Basler sind ja auch bekannt dafür, immer wieder etwas für's Auge zu bieten. So wurde während "Cold blood" ein grosser Kelch nach vorne gebracht, der mit künstlichem Blut gefüllt war. Sänger Anthony de Angelis liess es sich darauf nicht nehmen, dieses in seinen Mund und auf einen Fan, der zuvorderst stand, zu leeren. Mit "One shot" folgte ein weiterer Mitsing-Kracher vom Debüt-Album. Nach dem Drum-Solo von Peter Gander, der heute Abend sehr gut in Form war, spielten Godiva mit "Heavy Metal thunder" meinen Favorite-Song. Hier zeigte De Angelis, wie gut er die höheren Gesangslagen beherrscht. Obwohl es auf der Bühne nicht all zu viel Platz hatte, versuchte die Band, optisch das Bestmögliche heraus zu holen. Natürlich stand der Sänger im Mittelpunkt des Geschehens, doch auch Bassist Mitch Koontz peitschte die tobende Menge immer wieder an. Mit seiner Präsenz wirkte der Berner Dicksaiten-Zupfer sehr überzeugend. Nachdem sämtliche Songs vom Debüt-Album durchgespielt waren, blieb schon fast nichts mehr anderes übrig, als sich an ein paar Cover-Songs zu versuchen. Runtergezockt wurden: "Electric eye" von Judas Priest, "We rock" von Dio und "Running in the dust" von Primal Fear. Als die anwesenden Fans immer noch nicht genug hatten, sorgten Godiva zum Schluss für eine Einlage der besonderen Art. Emilia, die ewige Begleiterin der Band, wurde auf die Bühne geholt. Dabei handelte es sich um eine lebensgrosse Stoffpuppe, gekleidet in Reizwäsche. Während "Let me entertain you" von Robbie Williams in einer metallischen Version gespielt wurde, musste die "arme" Emilia Einiges an Prügel einstecken, Beschimpfungen kassieren und andere nicht ganz jugendfreie Aktivitäten über sich ergehen lassen. Den Fans gefiel es, tobten lautstark darob und alle waren sich einig, dass es so eine Show schon lange nicht mehr zu sehen und hören gab.

Set-Liste: "Intro", "Razorblade romantic", "Let the tanks roll", "Where angels die", "Cold blood", "One shot", "Sinner", "Drum-Solo", "Heavy Metal thunder", "Bullshit lover", "Riding through the time", "Nightmare", "Electric eye", "We rock", "Running in the dust", "Let me entertain you".