Livereview: Gonoreas - Tanelorn - Aka Profound
4. Oktober 2003, Salzhaus Brugg AG
By Maiya R.

Mit keinerlei Erwartungen machte ich mich an jenem Samstag auf den Weg ins schöne Brugg, wo Gonoreas ihre Plattentaufe feiern würden. Ausgestattet mit einer Fotokamera betrat ich kurz nach 20 Uhr das Salzhaus, wo noch nicht überwältigend viele Leute sich vor der Bar drängten. Doch nach und nach durfte man freudig feststellen, dass immer mehr Fans den Weg nach Brugg gefunden hatten.

Als erste legten Aka Profound live los. Ich muss schon sagen, dass ich von dieser mir bis anhin unbekannten Band sehr beeindruckt war. Besonders die Bühnenklamotten der fünf Männer fand ich bemerkenswert. Sänger Giusi trug einen langen Rock! Das wäre an sich nichts besonderes, wenn dieser Rock nicht vorne aufgeschlitzt gewesen wäre, denn dank dieser Öffnung blitzten bei manchen Bewegungen extrem glänzende Lackhosen darunter hervor, was natürlich sehr raffiniert aussah. Wo ich grad dabei bin Komplimente zu verteilen: auch das Stageacting des italienischen Sängers war überdurchschnittlich gut. Er legte sich so richtig ins Zeug und führte regelrechte Balztänze mit dem Mikrofonständer auf. Auch von seinem Hüftschwung lohnt sich zu berichten, denn da könnte selbst der Hüftschwingkönig Axl Rose noch etwas lernen. Profound machen Metal vom Feinsten, das habe ich schnell erkannt. Besonders der Song „Tragedy“ hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Profond bestehen aus talentierten Musikern, jeder ein Künstler auf seinem Gebiet. Sie können auf einen energischen und guten Drummer blicken und einen Keyboarder, der durch oftmaliges Lächeln auffiel. Schlussendlich wurde noch ein neuer Song vorgestellt, der mit wunderbaren Keyboard-Klängen beginnt, jedoch sofort schneller wird und zu einem gut rübergebrachten Geflüster des Sängers führte, welcher besonders hier beim letzten Song seine Haarpracht gut ins Stageacting einbrachte. Mir gefielen Profound so gut, dass ich mir nach dem Konzert gleich zwei CDs von ihnen kaufte. Ich bin gespannt, ob man noch mehr von ihnen hören wird und wie weit sie es schaffen.

Nach kurzer Pause ging es weiter mit Tanelorn unplugged. Darauf war ich sehr gespannt, denn ich sah die Band vor ein paar Jahren schon einmal live. Ich stellte es mir äusserst schwierig vor, die Musik unplugged zu spielen. Tanelorn standen zu zweit auf der Bühne, ausgestattet mit Keyboard, akustischer Gitarre und natürlich einem Mikro. Sänger Titus stellte sich und seinen Bandkollegen Marco als Simon and Garfunkel vor, was jedoch beim Publikum nur mässiges Gelächter hervorrief. Das mag daran liegen, dass es sich hierbei um ein recht junges Publikum handelte, welches Simon and Garfunkel wahrscheinlich nicht kannte. Nun ging es endlich los mit der Musik! Der erste Song war eine Ballade, welche mit Gesang und Gitarre zum Besten gebracht wurde. Zum Schluss sangen Titus und Marco einen Teil zusammen. Hierbei muss ich bemerken, dass die beiden Stimmen hervorragend miteinander harmonierten. Unterstrichen wurde der Auftritt durch eine dezente und passende Lichtshow. Sehr interessant war das Medley, welches Tanelorn spielten um dem Publikum ihre Musik vorzustellen. Ich muss schon sagen, Sänger Titus hat sich stimmlich gewaltig verbessert! Er war die ganze Zeit über so konzentriert, dass ich mir seine Nervenstränge symbolisch als Drahtseile vorstellte, die aber sicher nicht platzen würden. Die beiden nahmen ihre Sache verdammt ernst, das merkte man. Einen kleinen Zwischenfall gab es, als Titus bei einer kurzen Erfrischung Orangensaft ins Auge kriegte, aber er meisterte die Situation mit gutem Humor. Dear Titus and Marco, das habt Ihr wirklich sehr gut gemacht! Ich hab selten solche Gänsehaut gehabt wie während der Gesangssolos von Titus. Euer Auftritt war grandios, und ich freue mich schon auf den nächsten, vielleicht ja auch wieder unplugged, denn dies war hoffentlich nicht das letzte Mal!

Nun kam es zum eigentlichen Anlass des Abends: der Auftritt von Gonoreas, die mit Fans und Freunden ihre neue CD feiern wollten. Auch sie waren mir bisher nicht bekannt, also verfolgte ich den Gig neugierig mit. Bei Gonoreas fällt besonders der Sänger auf, der mit Glatze und rauer Stimme Vollgas gibt. Er verstand es ausgezeichnet, sein Publikum zu begeistern und zu unterhalten. Doch auch Gitarrist Damir fiel mir auf, denn was er mit seinem Instrument anstellte war saubere Arbeit. Exzellente Riffs, musikalisch absolut lupenrein. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sich Damir’s Bruder plötzlich vor das Publikum stellte um die Leute durch laute Zurufe und Klatschen zum Mitmachen zu animieren. Erfreut stellte ich fest, dass die zweite Gitarre von einer blonden Lady bedient wurde, die ihre Haare gekonnt zur Musik mitschüttelte. Da soll mal einer sagen, dass Frauen nur Bassgitarre spielen können! Wieder mal untergräbt eine Frau dieses Klischee, aber das stand wohl auch schon bei Lita Ford und The Great Kat fest. (Na, erinnert dich noch jemand an die Dame?) Gonoreas spielten alte und neue Songs, beides kam beim Publikum sehr gut an. Es wurde sogar ein Song dargeboten der so neu ist, dass man dafür noch nicht mal einen Namen gefunden hat. Vorerst wird er nur als „neuer Song“ gehandelt. Wie gesagt, an diesem Abend sah ich Gonoreas zum ersten Mal live. Aber es gefiel mir so gut, dass ich gerne bei einem anderen Auftritt wieder mal reinschaue. Gonoreas versprühen auf der Bühne sehr viel Power und Elan. Sie haben sich extrem Mühe gegeben, das merkte man. Dafür verdienen sie grosse Anerkennung, das muss hier mal gesagt werden. Sogar die Kosten für die Produktion wurden –wenn auch nur flüsternd- verraten, aber das soll hier unerwähnt bleiben. Mir persönlich gefiel der gitarrenlastige Metal sehr gut. Besonders bei den Coversongs merkte man, was für ein Potenzial in den Musikern steckt. „Holy Diver“ wurde beinahe Eins zu Eins widergegeben. Auch „Kings of Metal“ kam dem Original sehr nahe. Ich bin überzeugt, dass Gonoreas zu grösseren Taten fähig sind. Doch gerade in der Schweiz ist das nicht so einfach. Deshalb bleibt mir nur eines übrig: ihnen viel Glück zu wünschen, und dass sie weiterhin mit so viel Einsatz ihrer Sache treu bleiben. Auf ein nächstes Mal! Es war eine gelungene Party zum CD-Release. Cheers!