Livereview: Gorgoroth - Noctem - Cavus
24. November 2010, Bulle (FR) - Ebullition
By André G.
Die Geschichte von Gorgoroth ist voller Knastaufenthalte, Skandale, Gerichtsverhandlungen und sonstigen Querelen. Eine der dienstältesten, norwegischen Schwarzmetall-Kapellen stand seit ihrer Gründung im Jahre 1992 immer wieder in den Schlagzeilen. Sei es in der Frühphase der Combo, bei der gewisse Mitglieder ihren Glauben an den Gehörnten zur Schau stellten, indem sie Kirchen in Flammen aufgehen liessen. Oder in den letzten Jahren, weil es zum Streit zwischen dem Gründungsmitglied Infernus und Gaahl, der sich seit 1997 für den Gesang verantwortlich zeigte, kam. Die Beiden beschäftigten die Gerichte, weil jeder den Namen Gorgoroth für sich beanspruchte. Gaahl ging sogar auf Europa-Tour unter dem Banner Gorgoroth, aber die Gerichte sprachen Infernus die Namensrechte zu, und somit musste Gaahl sich nach einem neuen Namen umschauen.

Jetzt sind Gorgoroth in der Aufstellung mit Infernus, Pest, Tormentor, Boddel (Frank Watkins von Obituary) und Tomas Asklund (Ex-Dissection) auf Musikspielreise zum neuen Opus, welches auf den Namen „Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt“ hört. Für ihren einzigen Halt in der Eidgenossenschaft haben sie sich den beschaulichen Westschweizer Ort Bulle auserkoren. Pünktlich fanden wir uns dann vor Ort ein. Aber was sehen wir da vor dem Ebullition? Roadies und Bandmitglieder räumen Material aus einem Anhänger in die Halle. Als wir rein wollen, heisst es, sie hätten Verspätung und wir könnten noch nicht rein. Also auf in die Kneipe neben an und bei einem Bierchen warten. Nach einer Stunde sind wir dann mal nachschauen gegangen, wie es weitergeht. Da war ein Zettel an der Tür, dass aufgrund einer Reifen-Panne der Beginn von 20 Uhr auf 21.30 Uhr verschoben wird. Na gut, sei es so, aber an der Kasse die nächste Hiobsbotschaft: Das Fotografieren ist unter Androhung des Zerstörens der Kamera strikte untersagt! Toll, eine Band wie Gorgoroth, die auch von den Bildern, die sie live erzeugen, lebt, darf man nicht fotografieren? Das kann’s ja nicht sein!

Nachdem ich mit der zuständigen Person im Ebullition Kontakt aufgenommen hatte, bekam ich eine Audienz bei Gorgoroth höchstpersönlich, um mein Anliegen betreffend dem Fotografieren anzubringen. Aber auch sie konnten mir keine Bewilligung erteilen, warum auch immer (und das, obwohl sie Headliner waren), und haben mich an den Tourmanager verwiesen. Der war aber nicht auffindbar, und da gab ich es schweren Herzens auf, eine Fotografier-Bewilligung zu bekommen.

Noctem
Als erste Band waren die spanischen Jungs an der Reihe. Mit viel Nebel und düsterem Licht stiegen sie auf die Bretter, allesamt verkleidet und geschminkt. Der Drummer trug einen Hannibal Lecter-Maulkorb, und der Mann hinter dem Mikro war in einen Kapuzenumhang gehüllt. Die Jungs legten mit einem brutalen Donnerschlag los. Der Sound war richtig fett und derb, sie prügelten sich durch ihr 40 minütiges Set, als gäbe es kein Morgen mehr. Leider waren die Reaktionen der Zuschauer im gut halb gefüllten Ebullition ziemlich verhalten. Woran es lag, kann man schwerlichst sagen, der Death/Black Metal der Spanier konnte es jedenfalls nicht sein, der war einfach nur brutal, hart und überzeugend, mal rasend schnell, dann wieder schleppend-groovend, konnte die Mucke voll überzeugen. Das Stage Acting war gering, aber es war auch nicht mehr möglich ausser munteres Propeller-Banging, da der Platz in der Location doch sehr beschränkt ist. Gegen Ende des Auftritts griff der Sänger auf den Boden und hob etwas auf, in das er kräftig biss und ein Stück davon in die Zuschauer spuckte. Zum Schluss trank respektive leerte er noch einen Becher mit Kunstblut über sich.

Cavus
Der zweite Anheizerposten war den Finnen von Cavus zugedacht worden. Sie zockten vor dem Noctem-Banner, sie selbst hatten wohl keins dabei. Auch sie waren gut mit Corpse Paint, Leder und Nieten bestückt, als sie zu den choralen Klängen ihres Intros die Bühne bestiegen. Die Jungs reckten gleich die Pommesgabeln gegen Raumdecke, um die Fans zu begrüssen, welche es ihnen gleichtaten. Der Raum war nun besser gefüllt, und die finnischen Schwarzheimer setzten voll und ganz auf kühlen, bösen Klischee-Black Metal. Eisern und stoisch verharrten die Musiker auch meist auf Ihren Plätzen und prügelten Track um Track in die Gehörgänge. Vocalist „W“ konnte mit den Growls und Screams gut überzeugen, aber was das hohe Gekeife betrifft, das er zeitweilig anstimmte: Das klang gar nicht gut, war meist zu leise und wurde vom Rest der Musik übertönt. Der gesamte Sound wummerte oftmals ziemlich breiig, und auch der Mann hinter den Drums war zwar rasend schnell, aber mit beschränkter Wucht. Manchmal konnte er leider auch den Rhythmus nicht wirklich halten und hatte Aussetzer. Was den Auftritt insgesamt betrifft: Der war nicht schlecht, gerade der Nebel und das Licht und insbesondere der heftige Einsatz des Stroboskopes wirkten super. Aber auf der musikalischen Seite hatten Noctem aus Spanien klar die Nase vorne.

Gorgoroth - No pics, no report!