Livereview: Heaven Shall Burn - August Burns Red - Whitechapel - In Hearts Wake

28. März 2018, Zürich – Volkshaus
By Natalia N.

Am 28. März traten Heaven Shall Burn, die Metalcore Anführer der alten Welt, im Rahmen der "The Final March Tour" im Zürcher Volkshaus auf. Die verdienten Veteranen aus Deutschland vereinten bei dieser Tour ein mächtiges Support-Team. Zusammen mit dem Headliner standen an diesem Abend noch In Hearts Wake - eine originelle junge australische Metalcore-Band, Whitechapel - Amerikaner, die heutzutage den extremsten Trend in der Musik, den Death Core vertreten und auch die extrem progressiven und melodischen August Burns Red mit auf der Bühne.

In Hearts Wake

Der Abend begann mit dem Auftritt von In Hearts Wake um 19:30 Uhr. Ich freute mich sehr darüber, dass diese Band das Schweizer Publikum so schnell und offensichtlich aufwärmen konnte. Man bekam schon nach zehn Minuten das Gefühl, dass das Konzert bereits länger andauerte. Meiner Meinung nach schufen die Jungen eine neue Art der Kommunikation mit dem Publikum und der Interaktion mit den Fans bei ihrem Konzert. Unmittelbar nach den Fotos, weil die Fotografen zuvor die Kommunikation mit dem Publikum beeinträchtigt hätten, wurde ein Schlauchboot gebracht und anschliessend ins Publikum gesetzt. Nachdem Jake Taylor, Mainman und Growl-Sänger der Band, sich vergewisserte, dass das Boot sicher auf Händen getragen wird, kletterte er oben drauf und liess sich über den Köpfen der Fans weit nach hinten in den Saal befördern. Dabei performte der glücklich scheinende Sänger weiter und warf gleichzeitig Bälle in die Meute hinaus. Ausserdem hielt er eine Fahne in seinen Händen und schwenkte diese so fest er „dort oben“ konnte. Bezüglich der Musik kann ich sagen, dass die Band einen sehr guten Eindruck auf mich machte. Der Bassist und gleichzeitig zweiter Sänger der Band zeigte die Stärke seines reinen Gesanges in vollem Umfang. Es ist erstaunlich, wie lebendig seine Stimme klang! Normalerweise hat die erste Anheizer-Band etwas Schwierigkeiten mit dem Sound, aber dieses Mal habe ich keine Beschwerden vorzubringen. Der Mix war von Anfang an gut. Die Jungen spielten ihre halbe Stunde mit vollem Einsatz durch und verliessen die Bühne um 20:00 Uhr.

Whitechapel
Während der Umbau-Pause, die gleich anschliessend begann, erklang plötzlich leichte Popmusik, die in den späten 80er-Jahren sehr populär war, wie zum Beispiel Rick Astley mit «Together Forever». Es dauerte zehn Minuten und die Musik hörte nicht auf, auch nachdem es klar wurde, dass Whitechapel bald auf der Bühne erscheinen werden. Erst als die Riff-Wand über die Köpfe der Zuhörer hinweg fegte, wurde klar, dass die Band vorhatte, den Eindruck ihres extremen Klanges noch zu verstärken, und deshalb wählten sie seichte Popmusik als Intro aus. Und klappte, da so ein kontrastierender Effekt immer funktioniert! Phil Bozeman, der Frontmann der Band, ist für seinen extremen Gesang berühmt. In der Tat konnten alle, die zum Konzert kamen, sehen und hören, dass Phil grossartige gutturale Vocals drauf hat. Auf dem letzten Album überraschte er die Fans der Band jedoch und sang bei einigen Tracks mit cleanem Gesang. Heute Abend beschloss Phil offensichtlich, diese nicht vorzutragen, um höchstwahrscheinlich extrem zu bleiben. Dafür zettelte einen Circle-Pit an. Abgesehen davon, dass der Auftritt ein wenig länger als eine halbe Stunde dauerte, legten Whitechapel nach dem fünften Song eine kurze Pause ein, so dass die Zuhörer die Gelegenheit erhielten, wieder etwas Kraft vor dem Höhepunkt zu gewinnen. Um 20:50 Uhr war es dann aber auch schon wieder alles vorbei.

August Burns Red
Der Auftritt der Amerikaner aus Lancaster begann mit einem atmosphärischen Intro um neun Uhr. August Burns Red sorgen immer, unabhängig von der Spieldauer, für positive Vibes. Jedes Mitglied der Band besitzt seine eigene Persönlichkeit, die sich bei den Konzerten anschaulich manifestiert. Jake, der Sänger der Band, tanzte viel, wie immer, schwang das Mikrofon mit dem Kabel und rief, damit die Zuhörer sich seinem feurigen Tanz anschlossen. Er und Bassist Dustin performten zudem als würdiges Vocal-Duo. Der grossartige Gitarrist JB, in Pantoffeln spielend (!), verzauberte mit der unverändert grünen Gitarre alle mit seiner virtuosen Technik. Der Hauptkomponist der Band, Schlagzeuger Matt, erhob sich, wenn es möglich war, von seinem Sitz und applaudierte mit den Stöcken. Die Band konzentrierte sich auf das neue Material aus den vergangenen zwei Alben (das letzte davon war "Phantom Anthem" und wurde im vergangenen Jahr veröffentlicht). Es wurden fast keine besonders bekannten Songs gespielt. So konnte man sich daran erfreuen, dass die Band nicht auf der Stelle tritt und bei den Konzerten neues Material spielt. Dabei wurden nicht wirklich viele Songs gespielt, aber wegen dessen Länge dauerte der Auftritt dennoch gute 50 Minuten. August Burns Red verliessen die Bühne unter laustarkem Applaus und versprachen, wieder zurück zu kehren.

Heaven Shall Burn
Um etwa 22:10 Uhr war die Bühne bereit für den Auftritt des Headliners Heaven Shall Burn. Das Niveau der technischen Ausrüstung für die Speerspitze der deutschen schweren Szene überraschte. Grossartige Beleuchtung, toller Sound, Spezialeffekte und die Musiker so zu sehen - das alles waren Anzeichen des hohen Niveaus. Erstaunlich, dass die künstlichen Rauchschwaden schnell verflogen und nicht störten, Fotos zu machen. Marcus, der Sänger der Band, eroberte in seinem roten Hemd sofort die Aufmerksamkeit des Publikums. Nachdem die ersten zwei Songs gespielt worden waren, wandte er sich mit Worten der Dankbarkeit an die Zuhörer aus Zürich für ihre wie immer starke Unterstützung. Das Publikum wurde aber auch vom Gitarristen Alexander Dietz angesprochen, der sich auf der Bühne fast wie ein zweiter Frontmann aufführte. Dieser extrem energetische Mann mit seinem ziemlich starken reinen Gesang schmückt die Band ohne Zweifel. Meiner Meinung nach strebte die Musik der Band vor kurzem nach industrieller Monotonie, und ausserdem besitzt sie einen ordentlichen Anteil an ernstem philosophischem Tiefgang. Genau deswegen wird der zweite pro forma Anführer Alexander benötigt, um die Spannung, die der Rest der Bandmembers auf der Bühne erzeugt, abzubauen. Bleibt nachzutragen, dass diese Tour das letzte Album der Amis, das 2016 veröffentlicht wurde, unterstützte. Der Auftritt begann mit «Downshifter», dem erfolgreichsten Song aus diesem Album. Die Show wurde etwas auseinander gerissen, weil die Pausen zwischen den Songs wegen den ausufernden Reden des Frontmanns recht lang waren. Als echter Fan konnte man sich allerdings darüber freuen, dass Heaven Shall Burn als deren Idole es ermöglichten, so reichlich mit ihnen zu kommunizieren. Wir warten gespannt auf neue Auftritte!