Livereview: High On Fire - Tyrannosaurus Globi - Ølten

27. Juni 2015, Gaswerk - Winterthur
By Natalia N.
Die amerikanische Band High On Fire aus Oakland veröffentlichte in diesem Jahr ihr neues Album: Seit dem 16. Juni ist es offiziell für alle erhältlich, und die Fans aus der Schweiz hatten noch mehr Glück - schon am 18. Juni gaben High On Fire ihr erstes Konzert nach dem Release von „Luminiferous“ in Bern, und das zweite Konzert am 27. Juni im Gaswerk in Winterthur. Die Band High On Fire wurde schon längst zum Kult unter den Liebhabern des Stoner Metal-Genres. Und sie haben es eigentlich verdient: Den Musikern gelingt es, ziemlich schnelles Material zu spielen, das ganz gut mit schweren Doom Metal-Klängen zusammenpasst. Als Vorgruppen wurden zwei Schweizer Bands angekündigt: Die Post/Hardcore-Band Tyrannosaurus Globi und Ølten, die instrumentalen Post/Sludge spielen.

Schon drinnen im Club stellte sich heraus, dass der Gast High On Fire als erste Band auftrat und danach nur die einheimische Gruppen - Tyrannosaurus Globi und Ølten. Die Stars traten ohne Aufwärmen auf! Nebenbei gesagt sollte man das Publikum nicht aufwärmen, denn die meisten nahmen Plätze vor der Bühne ein und unterstützten die Band vom ersten Song an heftig.

High On Fire
Der Gitarrist und Sänger Matt Pike, der Drummer Des Kensel und der Bassist Jeff Matz kamen um 20:45 Uhr auf die Bühne und begannen gleich mit der neuen Komposition „The Black Plot“. Das Drumset stand sehr nah dem Bühnenrand, und alle drei reihten sich vor dem Zuschauerraum aneinander. Am besten hörte man die Drum-Parts. Die Gitarren- und Bassgitarreneinstellungen spielten auch eine grosse Rolle. Dafür war aber die Stimme von Matt während den ersten paar Liedern kaum zu hören. Mag auch sein, dass Matt keine Zeit hatte sich einzusingen und sang deswegen die erste halbe Stunde beinahe flüsternd; oder es lag an den Einstellungen. Nur zum Schluss des Auftrittes, also nach der Pause, konnte man den Sänger schon besser hören. Davor blieb mir nur, seine Fähigkeiten des Gitarrenspiels zu bewundern. Matt entlockte mehrmals interessante Geräuscheffekte mit der Hilfe seiner weissen Gibson Les Paul Supreme-Gitarre, doch die Arbeit des Drummers Des Kensel - einer der Bandgründer - gefiel mir am meisten. Mit der Hilfe seiner Doublebass gelang es Des, heftigste Blastbeats in den Zuschauerraum zu ballern, ohne dabei eintönig zu wirken. Ein weiteres Lob verdiente der Bassist Jeff Matz, der die Vokalparts von Matt unterstützte, indem er ihn am Mikro verstärkte. Dieser Begleitgesang machte den Klang harmonischer. A propos, wie ich schon mitteilte, sang sich Matt quasi im zweiten Teil des Auftrittes ein. Es passierte circa nach einer Stunde. Die Gitarren blieben still und Matt bedankte sich bei den Fans und machte alle aufmerksam darauf, dass im Merchandise-Shop exklusive Souvenirs zu kaufen gab, zum Beispiel Poster im Gebrauchsgrafikstil, inkl. Autogrammen der Bandmitglieder.

Der zweite Teil begann mit einem Trommel-Intro - es war ein Phonogramm. Die rhythmische Zeichnung wurde nach ein paar Minuten mit echten Trommeln von Des nachgeholt, und die ganze Halle schüttelte sich vor verdoppeltem Trommelklang. Ergänzend ist zu sagen, dass viele Leute die Musik von High On Fire mit dem Schaffen von Motörhead vergleichen. Nicht von ungefähr hatten viele Fans T-Shirts mit dem Logo von Lemmy & Co. an. Natürlich ist es für jeden nachvollziehbar, dass die Stimme von Matt der von Lemmy gleicht, und sogar äusserlich ähnelt der Gitarrist dem aktuell angeschlagenen Urgestein der Rockmusik. Aber es ist noch nicht klar, ob diese Ähnlichkeit hilft oder gar hinderlich ist. Aber man merkte, dass die Musiker mit der Reaktion des Publikums zufrieden waren. Sie verabschieden sich von den Zuschauern circa um 21:50 Uhr und verliessen die Bühne zu heftigem Beifall!

Setliste: «Black Plot» - «Rumors Of War» - «Carcosa» - «Cometh Down Hessian» - «Madness Of An Architect» - «The Dark Side Of The Compass» - «10'000 Years» - «Slave The Hive» - «Fertile Green» - «Snakes For The Divine».


Tyrannosaurus Globi
Die Bühne wurde ziemlich schnell nach dem Auftritt des Headliners umgebaut. Der Auftritt von Tyrannosaurus Globi begann nach einer 40-minütigen Pause. Das Drumset stand auf dem üblichen Platz an der Front der Bühne. Wahrscheinlich war es ziemlich schwer für die Musiker, die Bühne nach der berühmten Band zu betreten, aber ihr Auftritt war nun doch lebhaft und einprägsam, obwohl es deutlich weniger Zuschauer wurden. Aber die Gebliebenen glichen es durch eine herzliche Anteilnahme aus. Die Gruppe enttäuschte die echten Fans des Gitarrenspiels nicht: Zwei Gitarristen und ein Bassist zeigten ihr hohes Niveau und hielten die Zuhörer die ganze Zeit in Atem. Nicht ohne Interesse stellte ich dann fest, wie gross der Unterschied zwischen dem Old School-Klang von High On Fire und dem modernen Sound von Tyrannosaurus Globi ist. Sogar Jeff Matz kam kurz heraus und liess es sich nicht nehmen, die Musik dieser Band mit dem echt schweizerischen Titel anzuhören. Der Auftritt dauerte etwa eine halbe Stunde, und die Band verliess die Bühne unter dem Jubel der Zuhörer.

Ølten
Die letzte Band kam etwa um 23:15 Uhr auf die Bühne. Es waren Ølten, Experimentatoren aus Delémont. Sie spielen Instrumentalmusik und bezeichnen ihre Richtung als Rock/Porn/Sludge. Für ihre Chose fuhren sie allerdings einen viel zu lauten Sound auf, der in der Halle gleich von Anfang an erschallte. Ohne Zweifel erzeugen sie aber interessantes und sehr progressives Material. Ausserdem konnten die Zuschauer den Einfluss der ethnischen Motive spüren: Ølten sind offensichtlich von Afrika begeistert. Ich glaube, dass die Zuhörer am Schluss ebenso zufrieden wie die Musiker waren. Das Gaswerk in Winterthur besitzt eine gute Akustik und eine angenehme Innenraumausstattung. Es freut mich, dass es so eine Band in der Schweiz gibt, deren Klang mit den Koryphäen des Genres - The Ocean oder Baroness - zu vergleichen ist.