Livereview: J.B.O. - Atze Bauer
6. Februar 2005, Zürich-Airport, Alpenrock House
By Kissi
Kissi, erzähl uns eine Geschichte!! "Also gut! Geht und holt Eure Rock-Biographien." Nein! - Eine richtige Geschichte, als du noch auf Konzerte gingst! "Also, es war ein eisiger Sonntag im Februar, überhaupt war es in diesem Winter immer und überall klirrend kalt. An diesem Abend lud eine vierköpfige Knalltruppe aus dem schönen Deutschland zur ultimativen Metal Blöedsinn Party ein." Kissi, wer waren denn diese Knallköpfe? "Wer sie waren? Es waren die Verteidiger des Blöedsinns!!!!!!" (J.B.O.)

Doch alles der Reihe nach. Wie es halt so Sitte ist, reisen auch J.B.O. nicht alleine durch die Gegend, sondern mit einem äusserst spassigen Gesellen: Atze Bauer, dem Liederchaoten. Man stelle sich dabei einen älteren Herr mit schütterem, aber sehr eindrucksvollem Haar vor, der mit einer verzerrten Akustik-Gitarre und einem Abspielgerät von Sony bewaffnet, auf der Bühne herumkasperlt. Das eben genannte Abspielgerät soll dann auch während dem knapp 45-minütigen Set auch zum Running Gag werden, wird es doch immer wieder als Band vorgestellt. Nach anfänglicher Skepsis liessen sich die natürlich auf J.B.O. wartenden Fans auf das ulkige Treiben des Lieder-Chaoten ein, der mit Spontaneität und Situationskomik zu unterhalten wusste. Das Kernstück seiner Performance stellte "Marmor, Stein und Eisen bricht" dar, das mit unzähligen Melodien unterlegt wurde ("Paranoid" & "Sweet home Alabama" seien hier als Beispiele aufgezählt). Am Ende konnte Atze Bauer sogar auf drei Fans vor der Bühne hinabschauen.

Kurz nach 21.00 Uhr war es dann so weit: Ein bärtiger Mann humpelt auf die Bühne und beginnt eine Geschichte zu erzählen: Die Verteidiger des Blöedsinns sind zurück!! Sogleich recken sich dutzende Hände in die Höhe (das Alpenrock hat sich innert Sekunden gefüllt) um ihre Helden zu feiern. Weiter geht's mit "United States of Blöedsinn", dem Titeltrack des neusten Studio-Streiches, danach kommt mit "Wir ham 'ne Party" eine weitere Nummer der "Meister der Musik"-Ära zum Zuge. Nach dem "Enter sandman" Verschnitt "Schlaf Kindchen Schlaf", empört sich dann Vito, dass hier niemand einschlafe, es sei doch ein verdammtesHANNES Schlaflied. Mit "La Le Lu", das in einem Medley aus allen je von der Band verbratenen Schlager-Songs mündet, starten sie den zweiten Versuch. Doch der Meute ist nicht im Geringsten nach Schlaf zu Mute. Die nächste Nummer, ein echter Oldie der Band, "Vito ist im Playgirl drin", veranlasst den Roadie, der hauptsächlich dazu da ist, die Musik des Quartetts visuell zu unterstützen, ein übergrosses Nacktfoto des Gitarristen/Sängers in die Höhe zu strecken. Nach einem obligatorischen "Danke Zürich!" ("Bitte Vito!") erklärt Hannes (auch Gitarre/Gesang), dass sie nicht vor hätten, weniger als zwei Stunden zu spielen, wobei man manchmal das Gefühl bekommt, dass etwa die Hälfte der Show aus sinnlosen Dialogen der beiden Sänger besteht. Nach fünf Minuten Geschwafel und mehrmaligem Beginn dröhnt "Der Hoffnarr" aus den Boxen, bevor die Fans dann einen ganz speziellen Leckerbissen serviert bekommen, mit noch besserer Ansage: "Eben hat das Internet-Magazin VITOMETAL FACTORY mit uns ein Interview gemacht, www.metalfactory.ch, worin wir gefragt wurden, warum wir immer weniger Covers spielen"? Da man live so ziemlich alles spielen kann was man will, präsentierten J.B.O. uns ein nicht genehmigtes Cover, "Danke Gott", das berühmte Kirchenlied, natürlich mit etwas anderem Text. Überhaupt war nun die Stunde der Covers gekommen, folgten doch "Roots bloody roots", natürlich mit Vito in seiner Parade-Rolle als Pavarotti und eine weitere Überraschung, "Autostrada di diavolo", sprich "Highway to hell", wieder mit dem dicken Opern-Sänger. Nach der aktuellen Single "Gänseblümchen" und dem ersten eigenen englischen Song "Kickers of ass", auch von "United States of Blöedsinn", erreichte uns der Tiefpunkt des Abends, abgesehen vom Zahlen an der Kasse beim Verlassen: Das überlange Drum- und später auch Bass-Solo. "Voll im Arsch", die erste von Bassist Ralph Bach gesungene Nummer, steigerte die Stimmung dann wieder, wobei erst beim "Glaubensbekenntnis" (Vito in rosa-farbener Mönchskluft, flankiert von zwei Messdienern mit Weihrauch), wieder volles Party-Level erreicht wurde. "Bolle" tat dieser Atmosphäre natürlich nicht im Geringsten einen Abbruch. "Lärm", "Ein guter Tag zum Sterben" (diesmal in einer Akustik-Version) und "J.B.O. wird niemals sterben" endet das reguläre Set nach gut zwei Stunden.

Nach wenigen Sekunden stürmen die schwarz-rosa Recken dann erwartungsgemäss erneut die Bühne, um mit dem Doppelschlag "Gimme Dope Joanna" (inkl.Reggae-Kiffbruder) und der absoluten Party-Hymne "Ein Fest" nachzulegen und sich darauf zum Zweiten aus dem Staub zu machen. Wieder erklingen laute "J.B.O."-Rufe und Vito lässt sich als Erster dazu hinreissen, auf die Bretter (die die Welt bedeuten) zurückzukehren. Allmählich tauchen dann auch die anderen "Rosa Armee Fraktion" Mitglieder auf, um mit "Arschloch und Spass dabei" sowie der Band-Nummer "J.B.O." das gemütliche Alpenrock ein letztes Mal für diesen Abend zum Kochen zu bringen. Insgesamt 2,5 Stunden Blöedsinns-Party par exellence, so lautet das knappe Fazit, das wohl von so ziemlich allen Besuchern an diesem Abend gezogen wurde. So freut sich wohl jeder auf den nächsten Besuch der Verteidiger des wahren Blöedsinns, oder um es in J.B.O.'s Worten auszudrücken: "J.B.O. wird niemals sterben, wäre das nicht brillant, werden Welten (insbesondere die Schweiz) rosa färben, in Ewigkeit, Halleluja!"