Livereview: Krokus - Manfred Mann's Earth Band und andere...
05. August 2009, Zofingen - Heitere Platz (Magic Night)
By Rockslave
Vor ziemlich genau fast einem Jahr, nämlich dem 2. August 2008, fand die prestigeträchtige Reunion-Show im Berner Stade de Suisse statt. Im Vorfeld dieses Auftrittes des eigentlichen Ur-Lineups (plus Mark Kohler) unserer Platin-Rocker Krokus gab es viel zu reden. Fakt ist, dass eine ansich unter dem gleichen Banner, sprich Bandnamen gut laufende Combo dafür aufgelöst wurde. Das passte nicht allen Fans gleichermassen, aber die Begeisterung der 9'000 Fans von Bern hatte klar aufgezeigt, dass man immer noch an die alten Recken glaubt. Diese liessen sich zumindest für dieses eine und auch einzige Konzert im letzten Jahr nicht lumpen und drückten bekanntlich voll ab. Sowas wollte man nun in Zofingen anlässlich der «Magic Night» auf dem Heitere oben wiederholen. Das aktuell wiederum einzige Konzert profitierte von fantastischen, äusseren Bedingungen sowie einem sehr attraktiven Vorprogramm. Die ABBA-Clones Björn Again legten zunächst einen soliden Auftritt hin, ebenso die Routiniers um Mastermind Manfred Mann. Die Überraschung des Tages waren jedoch EAV, also die Erste Allgemeine Verunsicherung, die das Publikum nach kurzer Zeit ganz in ihren Bann ziehen konnten, bevor dann Krokus an der Reihe waren. Unsere Bericht-erstattung beinhaltet nebst dem Headliner lediglich den Auftritt von Manfred Mann's Earth Band, die kurz nach 19.30 Uhr noch bei vollem Tageslicht ran mussten.

Manfred Mann's Earth Band
Obwohl der einstige Ausnahme-Sänger Chris Thompson schon einige Jahre fehlt, kann sich die aktuelle Besetzung mit Noel McCalla (v), Mick Rogers (g), Steve Kinch (b) und Jimmy Copley (d) schon eine Weile halten. Letzterer kam als Ersatz für Geoff Dunn allerdings erst 2007 an Bord. Das letzte Studio-Album «2006» kam vor fünf Jahren heraus und trotzdem ist die Kult-Band immer noch fleissig auf Tour. Das nicht zuletzt, weil die Leute die guten, alten Hits immer wieder gerne hören. Obwohl der grosse Erfolg unter anderem auf Cover-Versionen wie Bob Dylan's «Mighty Quinn» oder «Father Of Day, Father Of Night» beruht, können auch eigene Songs im typischen MMEB-Sound vor allem Ende der 70er und in den 80ern grosse Erfolge verbuchen. Im Jahre 1986 vermochte die Band gar das Zürcher Hallenstadion zu füllen! Diese Zeiten sind jedoch längst vorbei, aber die Truppe um Mastermind Manfred Mann ist immer noch frisch und die Live-Aufritte eigentlich jedes Mal ein musikalischer Leckerbissen. Das war auch 2009 auf dem Heitere so, wo man ja bereits schon mal, nämlich 2005, zu Gast war. Noel McCalla (v) war glücklicherweise fit wie ein Turnschuh und liess diesmal nichts anbrennen. Da man als zweite Gruppe des Tages/Abends an der Reihe war, erklärt sich die etwas gar kurze Spielzeit von gerade mal etwa einer Stunde. Diese wurde jedoch optimal ausgenützt und mit neuerem wie altem Material bestückt. Bei den ersten drei Songs im Fotograben beschäftigt, bekam ich den Anfang nicht richtig mit, sprich das musste eher neueres Material gewesen sein. «Martha's Madmen» vom Kult-Album «Watch» (1978) leitete danach den Hit-Reigen ein, zu dem «Redemption Song», «Blinded By The Light» und das unverzichtbare «Davy's On The Road Again» dazu kamen. Mick Rogers spielte dabei nicht nur beeindruckende Guitar-Parts (zwischendurch auch akustisch), sondern hinterliess auch als Zweitsänger eine mehr als gute Figur. Der Chef durfte sich indes mit einem Solo in Szene setzen, ehe dann zum Schluss natürlich noch «Mighty Quinn» den berühmten Deckel auf's Fass setzte. Die Performance stimmte, der Sound war gut und das Publikum machte soweit auch ordentlich mit. In dieser Konstellation hätte ich natürlich gerne einen Headliner-Set gesehen, für den es noch massig bekannte Classics an Lager gehabt hätte. Wer also mal ein angesagtes Hallenkonzert (zum Beispiel im Z7 in Pratteln) angekündigt sieht, sollte nicht zögern und sich diese Rock-Ikone noch rein ziehen, solange es geht!

Krokus
Rund 7'000 Fans waren auf dem Zofinger Hausberg "Heitere" zur «Magic Night» anwesend und wurden Zeuge des einzigen Auftrittes von Krokus in der alten Formation, also mit Storace, von Arb, von Rohr, Steady und Kohler. Die Erwartungen waren auch heuer entsprechend gross, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass der "magische Moment" in diesem Zusammenhang vor einem Jahr in Bern statt fand. Nichtsdestotrotz legte das Schweizer Rock Ur-Gestein nach der etwas schrägen Speech eines ehema-ligen Fanclub-Leiters und einer Fanfare mit «Long Stick Goes Boom» fulminant los. Die Bühne war zwar nicht ganz so gross wie die im Stade de Suisse, aber ebenso mit massig Lights bestückt. «Rock City» bestätigte dann meinen Eindruck, dass die Band zu Beginn mindestens gefühlsmässig etwas auf der Bremse stand. Mag sein, dass die etwas geringere Lautstärke diesen subjektiven Eindruck auslöste. Marc Storace war sonst gut bei Stimme und das Publikum erfreute sich am Gezeigten, machte sogleich mit und demonstrierte kollektive Mitsing-Qualitäten. Mit Ausnahme von, sprich dem nicht gespielten «Down The Drain», war die Setliste praktisch identisch zu der von letztem Jahr. Richtig warm wurde meine Wenigkeit jedoch erst bei «Fire» und «Heatstrokes». Hierzu gibt es abermals die von mir schon mehrfach angesprochene Kritik an Chef-Klampfer Fernando von Arb, warum er den geilen Links-Rechts-Links Part bei der Bridge stets oder immer noch nur alleine spielt. Klar steuert Mark Kohler mit seinen Rhythmus-Riffs das unerlässliche Grundgerüst des Bühnen-Sounds bei. Er wird aber so, da sonst kaum mit einer Solo-Einlage wenigstens kurzzeitig im Vordergrund stehend, eigentlich zum Statisten degradiert. Das sah vorher bei Dominique Favez und Mandy Meyer anders aus. Weniger toll fand ich den zu pappig klingenden Snare-Sound von Freddy's Drum. Derweil umschiffte Schlitzohr Marc hohe Gesangslinien von früher mit clever tiefer gesungenen Passagen, man wird halt nicht jünger. Positiv empfand ich die Kommunikation zu den Fans in Schweizerdeutsch, denn das war (in der Schweiz notabene!) nicht immer so! Auf der anderen Seite fand ich es schade, dass die Setliste zum Beispiel keinen einzigen Song vom bärenstarken Album «To Rock Or Not To Be» (1995) enthielt, ganz zu schweigen davon, was man sonst noch hätte spielen können. Mit der Dauer des Konzertes kamen Krokus auf jeden Fall immer besser in den Set rein und das merkte man gegen Schluss vor allem bei «Easy Rocker», wo Freddy und Chris wiederum das Drum-Solo zusammen zockten. Als erste Zugabe kam das Auftragswerk «Live For The Action», das mir einfach einen zu cheesy Refrain besitzt und die Bike Rocker-Hymne Nr. 1 «Born To Be Wild» passt erstens nur bedingt zu Krokus und zweitens wird/wurde damit ein eigener Song wie zum Beispiel «Headhunter» unterschlagen. Unter dem Strich war es jedoch ein überzeugender Auftritt von rund 95 Minuten unter total wolkenfreiem Himmel sowie angenehm sommerlichen Temperaturen und wer weiss schon, wie lange man dieses Lineup auch weiterhin gemeinsam auf einer Bühne sehen kann. Das neue Studio-Album soll dem Vernehmen nach irgendwann im nächsten Jahr erscheinen und spätestens dann wird sich zeigen, wieviel Saft noch in den Gliedern des Altherren-Clubs vorhanden ist.

Setlist: «Intro (Fanfare)» - «Long Stick Goes Boom» - «Rock City» - «Winning Man» - «Hellraiser» - «American Woman» - «Tokyo Nights» - «Fire» - «Screaming In The Night» - «Rock'n'Roll Tonight» - «Heatstrokes» - «Easy Rocker (incl. Drum Solo)» -- «Live For The Action» - «Bedside Radio» --- «Born To be Wild».