Livereview: Kvelertak - Truckfighters - El Doom & The Born Electric

19. März 2013 Zürich – Komplex 457
By Natalia N.
Mit ihrem 2010 herausgegebenen, gleichnamigen Debütalbum, bewiesen die Jungs aus der norwegischen Band Kvelertak, dass Rock‘n’Roll nicht nur schmissig sondern auch ziemlich modern klingen kann. Den rapiden Karrieresprung haben Musiker echt verdient. Natürlich versuchten auch andere norwegische Gruppen, düstere Melodien des Black Metal Genres mit schmissigen Rhythmen zu verschmelzen. Der beste Mix gelang jedoch Kvelertak. Man muss gleich darauf hinweisen, dass sich die Gruppe mit dem Erreichten nicht zufrieden gab: Im zweiten Album mischte sie bereits Black‘n’Roll noch mit D-beat Punk, Classic Rock, und Hardcore. Ich wollte ausgerechnet dieses Konzert besuchen, weil es von Anfang an klar war, dass man neue und alte Werke zum Hören bekommen würde. Ich wollte die Wirkung der neuen Lieder an der eigenen Haut zu spüren bekommen. Werden sie mein Herz höher schlagen lassen? Das war mir schon klar, aber ich konnte es trotzdem kaum erwarten… Aber man darf Vorgruppen keinesfalls ausser Acht lassen, denn Kvelertak hatte sehr gute Bands um sich. Den ganzen Abend genossen die Zuhörer das Schaffen von solch interessanten Bands wie den Progressive-Rockern El doom & The Born Electric aus Norwegen und dem hochtalentierten Desert-Rock-Trio Truckfighters aus Schweden.

Das Konzert begann ungewöhnlich früh. Um 19:45 erschien die erste Gruppe auf der Bühne. In der Tat fand ich es sehr praktisch, dass das Konzert so früh anfing und dafür nicht so spät - gegen 23 Uhr - zu Ende ging. Es fand am Dienstag statt und am nächsten Morgen sollten Viele zur Arbeit gehen. Dank dem früheren Ende hatten die Zuschauer die Chance am nächsten Morgen ausgeschlafen zu erwachen. Ich bedanke mich bei den Veranstaltern für so einen gut aufgebauten Plan.

El Doom & The Born Electric
Trotz dem frühen Auftauchen auf der Bühne, gelang es der Band gleich die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Obwohl die von El Doom & The Born Electric gespielte Musik unter den Metal und Rock Fans als "Nicht Jedermanns Sache" bezeichnet wird, entstand im Raum doch eine sehr warme und freundliche Atmosphäre. 2012 gab die Band ihr Debütalbum heraus, mit Musik die vom Schwierigkeitsgrad her mit dem Schaffen von King Crimson zu vergleichen ist. Trotzdem gelang es einigen Zuhörern zu solchen schwierigen Rhythmen zu tanzen. Man soll drauf hinweisen, dass die Musiker keine Anfänger in der Szene waren. Die Mitglieder stammen aus Bands wie Thulsa Doom, The Cumshots und Andressen. Die Gruppe zeigte eine tolle Show! Das war hauptsächlich der Verdienst des Frontmannes Ole Petter, der sich als Alleskönner erwies. Er hatte nicht nur gesungen, sondern auch Gitarre in verschiedenen kniffligen Posen und Orgel gespielt. In der Mitte des Auftrittes tauschte er das Mikrofon durch einen Lautsprecher und zitierte Worte aus Songtexten, indem er seine Stimme verzerrte. Zum Schluss konnte man noch seine Trommelschlegel-auf-Trinkflasche-Perkussion geniessen. Ausserdem möchte ich hinzufügen, dass Ole ein schickes sandfarbiges Lederjackett und einen Cowboy-Hut anhatte, was dem Auftritt den richtigen Pfiff gab. Ole unterhielt sich ziemlich lange mit den Zuschauern und das tat er auch gern. Er machte Witze, obwohl manche Witze allzu familiär und ungeniert waren. Andere Musiker blieben auch nicht im Schatten und verwunderten die Zuschauer mehrmals. Einer der Gitarristen erwies sich als guter Keyboard-Kenner im Bereich der elektronischen 70er-Jahre-Spezialeffeke. Es ist auch bemerkenswert, dass der Gitarrist von „Kvelertak“ unter den Zuschauern war. Er unterstützte engagiert seine Landsleute und sang sogar einen Teil des Refrains, nachdem der Vokalist ihm das Mikrofon in den Zuschauerraum zugeworfen hastte. Nun war klar, dass alle, sowohl Zuschauer als auch die Musiker, zufrieden waren. Vor dem letzen Lied fragte Ole aus Witz: „Wollt ihr mehr?“ und er hörte die allgemeine Zuneigung. „Dann sollt ihr etwas von unserem Merch kaufen“, lachte der Frontmann-Optimist zu guter Letzt. Was mich angeht, folgte ich seinem Rat.

Truckfighters
Die nächste Band Truckfighters erwies sich als nicht weniger bewundernswert. 2011 drehte man sogar einen Film über diese Gruppe. Die Hauptidee dieses Filmes besteht darin, auf ironische Weise zu zeigen wie sich profane schwedische Partien auf der Bühne in „Fuzz Monsters“ verwandelt werden können. Und es ist wirklich so! Diese Jungs schockierten die Zuhörer mit ihren Gitarreneinstellungen und der frechen Haltung auf der Bühne, die alle möglichen Grenzen überschritt. Dies führte auch dazu, dass man die Hilfe der Security ein paar Mal gebrauchte. Es gelang Truckfighters das Unmögliche möglich zu machen. Stellt euch mal vor was hätte passieren können, wenn Lemmy Kilmister die Band Hawkwind nicht verlassen hätte und nun doch gut mit dem Leader Dave Broke ausgekommen wäre. Basslinien und Gitarrenpartien mit verzerrten Pendeleffekten hätten einander abgewechselt. Es gelang den Jungs perfekt! Die Musiker begannen ihren Auftritt mit Werken aus dem früheren Schaffen, das von der Energie der glühenden Wüste geprägt war. Man bekam auch 'Desert Cruiser' aus Debütalbum „Gravity X” zu Hören und in der Mitte des Auftritts spielte man ruhigeren Stoff, der vom Bassisten als «brand-new» bezeichnet wurde. Dies galt beispielsweise für den Song 'Traffic' vom letzen Album. Im Übrigen wurden vorwiegend alte Lieder gespielt und am Ende der Setliste wurden Hits wie das schmissige 'Garcarismo' und das psychedelische 'In Search of The' gespielt. Jeder Musiker von ihnen, der Bassspieler und Vokalist Ozo, der Gitarrenspieler Dango und der Trommler Poncho verdienten das höchste Lob, denn sie zeigten ihr Bestes Könnnen und verausgabten sich zweihundertprozentig! Am Ende des Auftritts warf Ozo seine Bassgitarre auf die oberen Trommeln. Der halbnackte Gitarrist Dango sprang mit seiner Gitarre von der Bühne herunter, drückte und umarmte seine Fans und ging zu dem Merchandise-Tisch. Vor Ort lud er alle ein, sich CDs zu kaufen. Alles sah aufrichtig und natürlich aus, deswegen nahmen viele seine Einladung an.

Kvelertak
Um Viertel vor Zehn erschienen die Musiker von Kvelertak auf der Bühne. Die Band hatte eine Setliste mit 14 Tracks vorbereitet. Man spielte die besten Lieder aus den beiden Alben. Es war klar, dass sich das neue Schaffen vom Alten des Debütalbums unterschied. Man muss zugeben, dass die Band ihrem spezifisch Norwegischen etwas nachgegeben hatte, das früher so intensiv eingearbeitet war. Das Neue Werke klingt zwar internationaler, dafür aber noch schmissiger als vorher! Während des Leides 'Braune Brenn' sahen alle aus, als ob sie verrückt geworden wären. Ausgerechnet nach diesem Lied gab es einen aktiven Moshpit und später auch Stagediving. Sänger Erleèd Hjelvik sprang von der Bühne, liess sich vom Publikum auffangen und surfte so auf der Menge. Einen so langen Aufenthalt des Sängers unter den Zuschauern fällt mir bei keiner anderen Gruppe ein. Die Fans brachten den Vokalisten, mit Hilfe der Security, behutsam auf die Bühne zurück. Der Spass endete als gut! Vom neuen Schaffen zeigte man noch Lieder wie 'Spring Frau Livet', 'Nekrokosmos', 'Månelys' und 'Kvelertak'. Man spielte natürlich auch manche frühere Hits wie 'Mjod' und 'Nekroskop', dank denen die Band bekannt geworden war. Besonders stark erfreute mich aber der schrille Abschluss mit Riffing zu AC/DC. Während dem ganzen Auftritt herrschte eine norwegische Atmosphäre. Die meisten Lieder wurden in Norwegisch und im Chor gesungen, was der Gruppe den Touch einer Volksmusikgruppe verlieh. Ein mächtiger Naturgeist war an diesem Abend in der Luft spürbar und passend dazu war im Hintergrund der Bühne ein Poster von einem Eulenkopf aufgehängt.

Set-list: «Spring Fra Livet», «Mjord», «Fossegrim», «Ulvetid», «Braune Brenn», «Nekrokosmos», «Sjohyenar», «Evig Vander», «Nekroskop», «Månelys», «Offermatt», «Blodtorst», «Kvelertak», «Underto».