Livereview: Masterplan - Circle II Circle - Rob Rock - Pure Inc.
5. April 2005   Z7
By Rockslave
Noch bevor die Blütenpracht des Frühlings die Landschaft in wundersame Farben taucht, war bereits ein hochkarätiges Metal-Package zu Gast in Pratteln. Nicht weniger als vier Bands standen auf der Menü-Liste. Das macht zum einen Spass, bringt aber mit sich, dass die ersten Support-Bands in der Regel nicht mehr als dreissig Minuten Spielzeit bekommen. Dafür kann man sich, wenn der Headliner (wie heute Abend) hochkarätig ist, vor bedeutend mehr Fans als sonst spielen und so neue Fans für sich gewinnen. Das war sicher auch im Sinne der Schweizer Hopefuls Pure Inc. (letzten Herbst zusammen mit MSG auf Tour), die inzwischen einen sehr guten Ruf als töfte Heavy Rock Band geniessen. Mit Rob Rock und Zak Stevens waren überdies zwei amerikanische Sänger-Grössen mit dabei, die jedem Metaller ein Begriff sein dürften. Masterplan schliesslich haben schon nach nur zwei offiziellen Alben Kultstatus erlangt und überzeugen trotzdem übermächtigen und stimmgewaltigen Jorn Lande als geschlossenes Kollektiv. Somit konnten sich die etwa 800 - 900 Besucher auf eine geile Rock- und Metal-Party freuen.

Pure Inc.
Diese Band ist das beste Beispiel dafür, was herauskommt, wenn man Talent und Durchhaltewillen mit dem nötigen Glück vereint. In den früheren Tagen noch unter dem Banner Pure Yeast unterwegs, geht es mit der Basler Band seit der Veröffentlichung ihres superben, gleichnamigen Erstlings von letztem Jahr stetig aufwärts. Wer sie jemals auf einer Bühne hat spielen sehen, kommt immer zum gleichen Schluss: Die Jungs sind eine Live-Band, wie sie im Lehrbuch steht. Das zeigte auch der Opener, mit dem Pure Inc. den Hebel von der ersten Sekunde an voll umlegten und ihren fetten Rock-Sound des Debüt-Albums wuchtig in die Halle schmetterten. Sänger Gianni Pontillo war sehr gut bei Stimme und liess wohlige Erinnerungen an (längst) verblichene Blütezeiten von Gotthard's Steve Lee aufkommen. Crazy Gitarrero Sandro Pellegrini bangte von Beginn weg in seiner unnachahmlichen Art und Weise und war binnen Minuten klitschnass. Die Rhythmus-Abteilung mit Andi Gentner (b) und Dave Preissel (d) besorgte den Rest der geilen Sound-Wand, die den zu Beginn eher passiven Metal-Heads entgegen wehte. Im Verlauf der natürlich viel zu kurzen halben Stunde tauten diese aber zunehmend auf und spendeten der ersten Band des Abends einen schon ordentlich lauten Applaus. Bleibt schwer zu hoffen, dass Pure Inc. ihren eingeschlagenen Weg weiter verfolgen und eines Tages an gleicher Stelle als Headliner dann aber die ganze Halle zum Kochen bringen werden! Für einen speziellen Farbtupfer war allerdings Bassist Genti besorgt, der mit geschwellter Brust die positive Antwort seines Heiratsantrages an seine Freundin mit dem lautstarken Publikum teilte.

Rob Rock
Obwohl nicht mehr der Jüngste, gibt es nicht viele Jungspunde am Front-Mikro, die dem Ami das Wasser reichen können. Seine Karriere reicht weit bis in die 80er zurück und war in erster Linie von Gitarrist Chris Impellitteri geprägt, mit dessen Band zusammen er nicht weniger als acht Alben eingesungen hat. Neben dem legendären "M.A.R.S. Project Driver" (MacAlpine, Aldridge, Rock, Sarzo) tauchen Namen auch wie Roy Z. und Rudi Axel Pell auf. Nach "Rage of creation", dem Solo-Debüt von 2000 folgte im Jahr darauf die Mitarbeit bei Tobi Sammet's "Avantasia- Scheibe" und die Veredelung der genialen Warrior-Scheibe "Code of life", ehe 2003 mit "Eyes of eternity" das zweite Solo-Werk das Licht der Welt erblickt. Die Gitarrenspuren wurden dabei wieder einmal von Producer-As Roy Z. (nach "Driver" von 1990) eingespielt. Der aktuelle Stil ist melodischer Ami-Metal, der aber stets mit ordentlich Schmackes versehen ist und teilweise progressive Züge aufweist. Die neu zusammengestellte Tour-Band zockte ihre halbe Stunde äussert professionell runter und man hätte dem guten Mann noch viel länger zuhören mögen. Die Reaktionen des Publikums steigerten sich merklich und somit der Abend richtig lanciert.

Set-Liste: "Rock the earth", "In the night", "Judgement day", "Slayer of souls", "Streets of madness", "I'm a warrior".

Circle II Circle
Auf diesen Auftritt war ich gespannt, denn die vergangenen Konzerte zum Debüt-Album "Watching in silence" waren nicht immer das Gelbe vom Ei. Zu verkrampft wurde das ansich gute Songmaterial performed. Man schaffte es nicht, die Arrangements der Studio-Scheibe auf die Bühne zu bringen und die Sava-Schmankerl waren ein schwacher Trost. Trotzdem verbreitete das heutige Wiedersehen mit dem charismatischen, ehemaligen Savatage Front-Gaul nichts als Freude im Herzen eines jeden Metallers. Zak schien, mit komplett neuer Mannschaft im Rücken, ebenso gut drauf zu sein und lieferte einen furiosen Gig ab. Angetrieben durch seine exzellenten Mitstreiter (allen voran die beiden Gitarristen Andrew Lee und Evan Christopher) wirkte der Auftritt in jeder Hinsicht kompakter und souverän zugleich. Die Songs stammten natürlich aus den beiden bisherigen Alben (Das neue Werk "The middle of nowhere" wurde gerade erst Ende März veröffentlicht) und daneben glänzten diesmal die beiden Sava- Klassiker "Taunted cobras" und "Edge of thorns". Manch einer erinnerte sich in diesem Moment daran, welch geile Shows Savatage in den vergangenen Jahren im Z7 vom Leder zogen. Die neuen Songs mögen vielleicht etwas sperriger und härter sein, aber das Resultat als Ganzes so wie eben gesehen da steht, wird das Interesse an Zak und seiner Band erhalten bleiben.

Set-Liste: "Open season", "Out of reach", "Holding on", "Follow me", "All that remains", "Taunting cobras", "The middle of nowhere", "Cynical ride", "Edge of thorns".

Masterplan
Es gab in den 80ern mal eine deutsche Heavy Metal Band, die Geschichte schrieb, mir aber (ausser mit den beiden "Keeper"-Alben) bis heute weitesgehend verschlossen blieb: Helloween! Dass sich Jahre später daraus, das heisst aus den Resten (nach dem Abgang von Kai Hansen) eine neue Metal Soupergroup bilden würde, war nicht vorauszusehen. Roland Grapow (g) und Uli Kusch (d) konnten mit Sänger Jorn Lande (u. a. Ex-Ark) einen begnadeten Nordländer mit ins Boot ziehen. Zusammen mit Bassist Jan S. Eckert (Ex-Iron Savior) und Keyboarder Axel Mackenrott zimmerten man dann 2003 mit dem selbst betitelten Debüt eines der besten Metal-Alben der letzten Jahre ein. Wer nun dachte, dass man solch ein Schwindel erregendes Niveau nicht mehr toppen kann, wurde beim neusten Genie-Streich "Aeronautics" eines Besseren belehrt! Die Intensität der Songs hat gar noch zugenommen und sorgt für kollektive Begeisterung. Das wusste auch das anwesende Publikum zu würdigen, das voll mitging. Die Frontreihe mit Grapow (links), Lande (in der Mitte) und Eckert (rechts) hatte das Geschehen zu jeder Zeit im Griff. Mit einer fast spielerischen Sicherheit wurde jedem Song rechtrecht Leben eingehaucht. Das Zusammenspiel der ganzen Band war nahezu perfekt. Während sich andere Bands noch optischer Showelemente bedienen, reichte bei Masterplan einfach opulentes Licht und Trockeneis. Mehr war da praktisch (bis auf den "Fischgräten-Bass" von Jan) nicht, aber das brauchte es auch kaum, da die Band die Bühne, ja die ganze Halle, mit ihrer Musik gänzlich ausfüllte. Nach etwas mehr als einer Stunde gingen Masterplan das erste Mal von der Bühne, kamen dann aber nochmals für eine gute halbe Stunde zurück und verabschiedeten sich am Schluss vor einer begeisterten Kulisse. Dieses Konzert stellte ein klares Highlight der bisherigen Konzert-Saison dar!

Set-Liste: "Crimson rider", "Crystal night", "Wounds", "Kind hearted light", "I'm not afraid", "When love comes close", "Heroes", "Enlighten me", "Bleeding eyes", "Love is a rock", "Solo Roland Grapow", "Soulburn", "Spirit never die", "Back for my life", "Crawling from hell".