Livereview: Minsk - A Storm Of Light - Zatokrev
06. November 2009, Ebullition, Bulle (FR)
By El Muerte
Minsk, A Storm Of Light, Zatokrev – Ein Line-Up, das in die Geschichte eingehen sollte. Wann und wo sonst, kriegt man im Zeitalter der mentalen Abstumpfung aufgrund medialem Inputüberschuss die Gelegenheit, einen derartigen Trip durch atmosphärische und intensive Musik zu machen, ohne gleich auf illegale Substanzen zurückgreifen zu müssen? Wie sich im Laufe des Abends herausstellen sollte, war das mächtige Line-Up dann auch gleich die Achillesferse des Events – Langsame und schwer atmende Musik funktioniert halt nur unter äussersten Bedinungen über mehrere Stunden konstant, gepaart mit der späten Türöffnug und den damit verbundenen späten Spielzeiten wurde hier ein Koloss aufgetürmt, der sich gegen sämtliche Vernunft aufbäumte…

Die Basler Zatokrev stiegen als erster Act des Abends deshalb um knapp 22h20 auf die Bretter. Ein Zeitpunkt, zu dem sie normalerweise wohl erst aus dem Verdauungsschläfchen erwachen – Tendieren sie doch dazu, verdientermassen auf Events die Rausschmeisser zu spielen. Deswegen stellt sich auch gleich die Frage, ob Zatokrev denn in einer solchen Position überhaupt funktionieren können – Die Antwort darauf blieb die als Trio aufmarschierte Formation schuldig: Zwar langten die Jungs gewohntermassen hin, als ob es keinen Morgen gäbe, aber der Funken wollte nicht komplett überspringen. Höhepunkte des abgekürzten Sets waren auch diesmal das zäh schleppende Ende von 'Starlight Leader', das gigantische 'Bury The Ashes' und das verstörende 'Zato Krev' mit seiner Feedback-Orgie, und dem wunderbar hinaufgewürgten A Capella-Teil. Vielleicht lag's am etwas zu klar geratenen Klang, oder dem fehlenden zweiten Saiten-Drescher, aber Zatokrev kamen mir auch schon intensiver rüber. Nichts desto trotz ein fetter Gig, der die Messlatte für den restlichen Abend ordentlich nach oben hob.

A Storm Of Light, das 'Soloprojekt' des Neurosis-Lichttüftlers und Red Sparowes-Gründers Josh Graham, steht seit Projektlancierung für fette Live-Shows mit Visueller Komponente, auch der Gig im Ebull sollte da keine Ausnahme machen: Die extra ausgefahrene Leinwand betrug gut um die 6 auf 5 Meter, was die folgenden Projektionen optimal ins Bild setzte. Die Interreaktion mit dem mittlerweile ordentlich aufmarschierten Publikum beschränke sich während des folgenden 60-Minütigen Gigs auf ein absolutes Minimum, aber mehr wäre auch gar nicht nötig gewesen – A Storm Of Light liessen die Musik und die Bilder für sich sprechen, und das genügte absolut: Headtrip galore! Die Band spielte Material ihrer beiden Scheiben 'And We Wept the Black Ocean Within' und 'Forgive Us Our Trespasses', wobei das neuere Material deutlich mehr an Intensität aufbauen konnte – Vor allem 'Tempest' sorgte für allgemeine Begeisterung. Die vier Musiker auf der Bühne agierten grösstenteils im Halbdunkel, doch das störte keine der involvierten Parteien: Während das Publikum andächtig lauschte/starrte/mitschwelgte, gaben sich die Musiker ihren Klangkonstrukten hin, was schliesslich wiederum auf's Publikum übergriff. Alles in allem klar der Höhepunkt des Abends, A Storm Of Light konnten sich über das letzte Jahr kontinuierlich steigern, und präsentieren aktuell die ultimative Reise in ihr ganz eigenes Universum - Unbedingt ankucken gehen!

Minsk hatten darauf kein leichtes Spiel, galt es doch nicht nur, das Niveau des bisherigen Abends zu halten, sondern auch, gegen die sich langsam anschleichende Müdigkeit des Publikums anzukämpfen – Dass das Quintett dabei eine chaotischere, aber nicht minder langsame Schiene fuhr, machte die Ausgangslage auch nicht einfacher. Die Band setzte ob all der Downtempo-Huldigung auf einen guten Schuss 70er-Jahre Mucke, das Tribal-orientierte Drumming und die Synthies stellten dabei die Brücke zu Psychedelic und Prog-Rock der ausgefalleren Sorte dar. Das grundlegendste Problem war aber das kontinuierlich auf- und absteigend pulsierende, aber nie ausbrechende Element ihrer Musik – Das Publikum machte zwar den grossen Teil ihres Trips wohlwollend mit, aber irgendwo gegen Ende des Sets köchelten die Reaktionen auf einem absoluten Minimum. Zu schwierig erschien der Einstieg in die noch eine Runde weiter abgefahrenen Klangwelten von Minsk, zu stark fortgeschritten der Abend. Zudem verzichtete die Band gänzlich auf Visuals, was zwar nicht grundsätzlich problematisch ist, dem Zuschauer aber klar einen weiteren Knackpunkt auf den Weg knallte - Eine Situation, deren sich nicht gerade wenige Besucher mit geschlossenen Augen stellten. Theoretisch hätte die Musik so funktionieren können, praktisch war aber dafür einfach keine Energie mehr vorhanden… Toller Gig, aber nicht unter den besten Umständen.